Elastic erobert den Security-Markt

3. Juli 2019

Elastic erobert den Security-Markt - Laptop mit Schlüssel digital

Eines der dynamischsten Unternehmen in unserem Portfolio ist Elastic.

Ich hatte vor 3 Monaten erstmals über den Investment Case rund um die Elastic Aktie berichtet.

Elastic bezeichnet sich selbst als „Search-Company“ und bietet Lösungen an, um relevante Informationen in Echtzeit auch aus riesigen Datenmengen herauszufiltern.

Das ist eine Fähigkeit, die im Zeitalter der Digitalisierung von verschiedenen Applikationen und für viele unterschiedliche Einsatzzwecke benötigt wird.

In der relativ kurzen Zeit seit meinem oben genannten Beitrag ist viel passiert.

Daher möchte ich schon heute ein Update zu Elastic geben.

Die aktuellen Geschäftszahlen

Das Geschäftsjahr FY19 von Elastic endete bereits am 30. April.

  • Der Umsatz stieg im FY19 um 70 Prozent auf $272 Millionen. Im 4. Quartal betrug das Wachstum 63 Prozent (währungsbereinigt sogar 68 Prozent) gegenüber dem Vorjahr.
  • Die operative Marge im FY19 betrug -21 Prozent (non-GAAP).
  • Der Free Cashflow im FY19 war mit -$27 Millionen nochmals deutlich negativ bei einer -10 Prozent Free-Cashflow-Marge. Im Vorjahr hatte diese noch -15 Prozent betragen.
  • Der Cashbestand betrug Ende April $298 Millionen.

Diese Zahlen entsprachen im Wesentlichen den Erwartungen.

Das rasante Wachstum kostet viel Geld und das Management nimmt einen negativen Cashflow in Kauf, um ungebremst in den Aufbau der Vertriebsorganisation und in die Weiterentwicklung des Produktportfolios zu investieren.

So wurden alleine 31 Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung investiert.

Das ist ein im Branchenvergleich sehr hoher Wert und bedeutete fast eine Verdopplung der Entwicklungsausgaben gegenüber dem Vorjahr.

Der Ausblick auf das FY20

Die aktuelle Guidance des Managements sieht für das laufende Geschäftsjahr ein Umsatzwachstum von 47 Prozent auf $400 Millionen vor.

In der noch kurzen Historie als börsennotiertes Unternehmen hat Elastic seine eigenen Ziele stets übererfüllt, und ich bin sehr optimistisch, dass auch in FY20 nochmals mehr als 50 Prozent Wachstum erreicht werden.

Die Remaining Performance Obligations betrugen zuletzt $352 Millionen und sind damit im FY19 um 66 Prozent gewachsen.

88 Prozent von diesem Auftragsbestand werden in FY20/FY21 als Umsatz realisiert.

Elastic ist ein Unternehmen im Land-Grab-Modus.

Das spiegelt sich auch in den Kundenzahlen wieder.

Zum Ende des FY19 zählte man 8.100 Subskriptionskunden gegenüber 5.000 im Vorjahr.

Alleine im letzten Quartal sind 900 Neukunden hinzugekommen.

Mindestens genauso wichtig wie die Zahl der Neukunden ist die Net Expansion Rate, die seit 10 Quartalen stabil über 130 Prozent liegt.

Das heißt Elastic verfügt über ein gut funktionierendes Land+Expand-Geschäftsmodell.

Die bestehenden Kunden weiten ihre Nutzung der Elastic-Services stetig aus und sichern ein schnelles Wachstum der Umsätze auch aus der Bestandskundenbasis heraus.

Elastic will den Security-Markt erobern

Zeitgleich mit Vorlage der Geschäftszahlen für das FY19 hat Elastic die Akquisition von Endgame bekanntgegeben.

Das ist ein Unternehmen aus dem Bereich der “Endpoint Security”.

Dabei geht um die Sicherheit aller Endgeräte, die ein Netzwerk nutzen, das heißt PCs, Smartphones, Tablets, Drucker, etc.

Der Kaufpreis wurde mit $234 Millionen angegeben.

Das ist ein stolzer Preis für ein Unternehmen, das in 2018 circa $22 Millionen Umsatz erzielte.

Der hohe Preis relativiert sich allerdings, da zum Großteil die Elastic-Aktie als Akquisitionswährung eingesetzt wird.

Elastic und Endgame Übernahme
Elastic akquiriert das „Endpoint Security“-Unternehmen Endgame.

Der Abschluss der Endgame-Übernahme ist im Herbst 2019 zu erwarten.

Aber schon heute bietet Elastic eine neue Lösung für Security Information and Event Management (SIEM) an.

Ein SIEM-System hilft dabei, ungewöhnlichen Datenverkehr und damit potenzielle Sicherheitsvorfälle aufzudecken.

Es analysiert alle Datenströme im Netzwerk und triggert einen Alarm, wenn Anomalien auftreten.

Schon bisher hatten etliche Kunden die Elastic Produkte dazu eingesetzt, um Cyber-Angriffe zu entdecken und zu analysieren.

Jetzt macht Elastic ein Produktangebot aus diesem Anwendungsfall und wird dadurch vom Komponentenlieferant zum SIEM-Lösungsanbieter.

Damit wird man zum direkten Wettbewerber des Marktführers Splunk.

Mit der Übernahme von Endgame expandiert Elastic in Kürze weiter in den Security-Markt hinein.

Die Akquisition der Endgame-Plattform wird die bisher angebotene Analyse des Datenverkehrs erweitern um die EndPoint-Security.

Das Ziel ist es, ein ganzheitliches Security-Produkt aus einer Hand anzubieten.

Schon bisher nutzte die Endgame Lösung im Kern die Elastic Suchtechnologie.

Es dürfte also relativ einfach sein, die beiden Produkte miteinander zu integrieren.

Ich bin oftmals sehr skeptisch was Akquisitionen angeht.

Aber für mich hört sich das nach einer sehr sinnvollen und klugen strategischen Übernahme zu einem noch einigermaßen vernünftigen Preis an.

Mehr Details dazu finden sich hier.

Bewertung der Elastic Aktie

Die Aktien von Elastic haben seit ihrem Ende Februar erreichten Höchststand circa 25 Prozent abgegeben.

Damit haben sie wesentlich schlechter abgeschnitten als einige andere ähnlich schnell wachsenden Software-Unternehmen, die in den vergangenen Monaten immer neue Höhen erklommen haben.

Elastic Aktienkurs seit IPO
Elastic Aktie: Seit ihrem Ende Februar erreichten Höchststand gibt die Aktie circa 25 Prozent ab. (Chart: Finanztreff)

Für die relative Schwäche der Elastic-Aktie gibt es einige Gründe:

  • Das Ende der Lockup-Period hat dazu geführt, dass Mitarbeiter und Altaktionäre erstmals Aktien verkaufen konnten. Es ist völlig normal, dass dadurch circa 6 Monate nach dem IPO ein gewisser Verkaufsdruck aufkommt.
  • Auch der Firmengründer und CEO Shay Banon hat im Juni 200.000 Aktien für circa $16 Millionen verkauft. Das ist für mich ebenso kein ungewöhnlicher Vorgang. Denn es ist verständlich, dass er sein Vermögen zumindest etwas diversifizieren möchte. Zumal er damit gerade mal 2,5 Prozent seines Aktienpaketes verkauft hat.
  • Die Bruttomarge ist im FY zurückgegangen auf 71 Prozent (von 74 Prozent im Vorjahr).

Dennoch ist die Elastic-Aktie auch nach der Konsolidierung alles andere als günstig.

Nach dem Abschluss der Endgame-Akquisition und der damit einhergehenden Verwässerung dürfte der Enterprise Value auf Basis eines Kurses von 75$ circa $5,8 Milliarden betragen.

Das entspricht einem EV/Sales-Verhältnis von circa 14-15 auf Basis der Zahlen für das laufende FY20.

Das ist natürlich nichts für Value-Investoren, zumal auch im laufenden Geschäftsjahr nochmals ein negativer Cashflow erwartet wird.

Warum haben wir uns dennoch dafür entschieden, unsere  Elastic-Position behutsam auszubauen?

Wir glauben, dass die Größe des adressierbaren Marktes (TAM = Total Adressable Market) für Elastic derzeit unterschätzt wird.

Die Elastic Suchtechnologie kann viele verschiedene Probleme lösen und wird dem Unternehmen noch auf Jahre hinaus die Möglichkeit bieten, in angrenzende Bereiche hinein zu expandieren.

Der Eintritt in den SIEM-Markt ist da nur ein erster Schritt.

Elastic hat unserer Meinung nach ein wesentlich größeres Wachstumspotential als die allermeisten anderen jungen Softwarefirmen – auch wenn wir das derzeit noch nicht wirklich quantifizieren können.

Wir sind uns bewusst, dass die Elastic Aktie sicherlich eines unserer spekulativsten Investments im Portfolio des DLF ist.

Das höhere Risiko haben wir durch eine angemessene Gewichtung berücksichtigt.


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Autor

  • Stefan Waldhauser

    Stefan war in seinem gesamten Berufsleben in der High-Tech-Industrie tätig. Er hat sein eigenes Software-Unternehmen gegründet, internationalisiert und vor einigen Jahren ins Silicon Valley verkauft. Der Wirtschaftsmathematiker investiert seit über 30 Jahren in Aktien. Er verwaltet eines der erfolgreichsten investierbaren Musterportfolios auf der wikifolio Plattform.

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Stefan Waldhauser

Stefan war in seinem gesamten Berufsleben in der High-Tech-Industrie tätig. Er hat sein eigenes Software-Unternehmen gegründet, internationalisiert und vor einigen Jahren ins Silicon Valley verkauft. Der Wirtschaftsmathematiker investiert seit über 30 Jahren in Aktien. Er verwaltet eines der erfolgreichsten investierbaren Musterportfolios auf der wikifolio Plattform.

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2 Antworten

  1. Naja ich stehe dem Ganzen eher skeptischer entgegen.

    Bin selber in einer großen Firma in der IT Security tätig und SIEM-Lösungen sind meiner Meinung nach nicht mehr zeitgemäß und haben vermutlich ihren Zenit überschritten. Netzwerkbasierte Echtzeitanalysetools auf Basis von AI und Machine Learning sind die Zukunft. Wer einmal die Vectra Cognito Plattform live gesehen hat weiß, dass Splunk hier meilenweit hintendran ist, auch wenn sich diese mit der ML Integration Mühe geben.

    Der zweite Punkt ist, dass Elasticsearch (zwar mit einen Einschränkungen) quasi kostenlos verfügbar ist. Natürlich wird in Unternehmen oft eine Wartung und Service abgeschlossen aber wir setzen Elasticsearch seit vielen Jahren beispielsweise kostenlos ein. Die zusätzlichen Features sind meiner Meinung nach nicht ausreichend bzw. das Preis-Leistungs-Verhätlnis stimmt hier nicht.

    1. Vielen Dank Simon für Deinen Kommentar. Ist immer wieder wichtig für uns, das Feedback von der Anwenderseite zu bekommen. Insbesondere der Hinweis auf Vectra ist spannend.

      Ich denke nicht, dass die Strategie von Elastic darauf abzielt, dem überfüllten Markt für SIEM-Tools einfach ein weiteres hinzuzufügen. Die dahinterstehende Vision ist m.E. viel größer, daher auch die beabsichtigte Übernahme von Endgame als Endpoint-Security-Plattform. Es wird noch einige Zeit dauern bis vollständig offenbar wird wohin die Reise geht. Die jetzt angekündigte SIEM-Lösung ist da nur ein erster Schritt.

      Der zweite Punkt von Dir wird wohl schon diskutiert, seit es das Open Source Geschäftsmodell gibt. Tatsächlich ist die kostenlose Community-Version bei Open Source-Firmen regelmäßig der schärfste Wettbewerber und der kommt damit aus dem eigenen Hause. 😉 Aber das ist bei MongoDB und anderen erfolgreichen Open Source Companies nicht anders und gehört zu diesem Business dazu. Ich denke es gibt inzwischen genügend Beispiele, dass ein solches Open-Core-Modell nachhaltig erfolgreich sein kann. Voraussetzung ist, dass die kostenpflichtigen AddOns richtig gewählt sind, so dass größere und damit interessante Kunden früher oder später auch zu zahlenden Kunden konvertieren. Bei Elastic deuten alle Zahlen aus der Kundenbasis auf ein sehr erfolgreiches Geschäftsmodell hin. Warten wir’s ab…

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