Absturz des Hindu-Predigers schafft Kaufgelegenheiten in Indien

7. Juni 2024

Die EZB hat gestern die Zinsen um 25 Basispunkte gesenkt. Zum ersten Mal hat die europäische Notenbank der Fed nicht den Vortritt gelassen. Überrascht hat das aber keinen, da der Trippelschritt lange im Voraus signalisiert worden war. Auch wenn die Notenbanken betonen, “datengetrieben” zu handeln, war die Zinssenkung für die EZB ein Gebot der Konsistenz, manche würden sagen: der Verlässlichkeit. Ein Gegenpol zu Verlässlichkeit sind die Ereignisse in den Schwellenländern. In Indien haben die Wähler Strongman Narendra Modi abgestraft. Wider Erwarten hat er die absolute Mehrheit im Parlament weit verfehlt und ist nun auf eine Koalition angewiesen. Das kommt einem politischen Erdbeben gleich. Entsprechend zeigten sich die Marktteilnehmer geschockt: Der Sensex-Index brach nach Bekanntgabe der Zahlen zunächst um sechs Prozent ein, die Rupiah schwächelte. Anleger mögen Klarheit, und die Wahlergebnisse in Indien versprechen politische Turbulenzen. Investoren können aber auch anders: In Mexiko hat die linksgerichtete Partei nicht nur die Präsidentschaftswahl haushoch gewonnen, sondern verfügt jetzt auch im Parlament über eine so große Mehrheit, dass sie Verfassungsänderungen durchsetzen kann. Nach dem Sieg der Physikerin, Klimaaktivistin und Feministin Claudia Sheinbaum sind sowohl der Peso als auch der Aktienmarkt eingebrochen. Anleger mögen zwar Klarheit, bevorzugen aber Checks and Balances – zumindest, wenn die Wahlsieger linksgerichtete Kandidaten sind. 

Sowohl Indien als auch Mexiko haben in den vergangenen Jahren tolle Investment-Stories geliefert: Beide gelten als Profiteure der Verbannung chinesischer Aktien aus Emerging-Markets-Portfolios. Beide Märkte haben mit erheblichen Prämien gehandelt. Tagesverluste von sechs Prozent und mehr zeigen die Kehrseite dieser Konsens-Wette. Ein Konsens herrscht bei den meisten Investoren auch gegenüber chinesischen Aktien. Das Urteil lautet: “uninvestierbar”. Entsprechend ist der Bewertungs-Abschlag Chinas gegenüber Indien auf einem Rekordniveau. Ich finde die Wahlergebnisse auch in anderer Hinsicht lehrreich: Nach dem ersten Schock sind die Märkte Indiens und Mexikos zurückgekommen. Anleger vertrauen offenbar auf die Stabilität der Institutionen und der demokratischen Traditionen, die für verlässliche Rahmenbedingungen sorgen. Es gibt langfristig eine Demokratie- bzw. Rule of Law-Prämie an den Börsen. Sie ist ein handfester Standortvorteil und rechtfertigt höhere Bewertungen. Wir haben die Rückschläge genutzt und die Gewichtungen in Indien und Mexiko im Emerging Markets Digital Leaders erhöht.

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Autor

  • Baki Irmak

    Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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Baki Irmak

Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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