Alibaba überrascht mit besseren Zahlen als erwartet – und die Börse feiert. Die Alibaba-Aktie legt zweistellig zu, getrieben von starkem Wachstum in E-Commerce und Cloud Computing. Doch ist die Euphorie gerechtfertigt? Wir analysieren die Zahlen.
Alibaba-Aktie Performance seit 21.2.2024 in Euro
Alibaba-Aktie: Gute Zahlen zum vierten Quartal 2024
Gerade letzte Woche haben wir darüber geschrieben, wie DeepSeek die Alibaba-Aktie aus dem Dornröschenschlaf geweckt hat. Jetzt legt Alibaba mit Zahlen nach – und überzeugt. Alibaba konnte im vierten Quartal 2024 einen Umsatz von 280,15 Milliarden RMB (38,38 Milliarden USD) verbuchen, was einem Plus von 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Besonders stark entwickelten sich zwei E-Commerce und das Cloud-Geschäft.
Taobao und Tmall Group, das Herzstück von Alibabas E-Commerce-Geschäft, steigerten ihre Umsätze um 9 Prozent auf 100,79 Milliarden RMB (13,81 Milliarden USD). Diese Entwicklung wurde durch eine stärkere Monetarisierung und eine höhere Take-Rate begünstigt.
Das Cloud-Geschäft legte um 13 Prozent auf 31,74 Milliarden RMB (4,35 Milliarden USD) zu, mit einer anhaltenden dreistelligen Wachstumsrate bei KI-gestützten Cloud-Produkten. Entscheidend ist dabei vor allem Inference (Nutzung bestehender LLM Modelle), Chips sind aktuell kein Problem.
Beim operativen Gewinn meldete Alibaba mit 41,21 Milliarden RMB (5,65 Milliarden USD) einen optisch beeindruckenden Anstieg von 83 Prozent. Der starke Sprung ist aber vor allem darauf zurückzuführen, dass Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte gesenkt wurden.
Noch beeindruckender fiel der Netto-Gewinnsprung um 333 Prozent auf 46,43 Milliarden RMB (6,36 Milliarden USD) aus. Diese Entwicklung wurde durch positive Marktbewertungen von Beteiligungen und eine Verbesserung der operativen Effizienz begünstigt.
Das bereinigte EBITDA, das die Effekte von Abschreibungen und anderen Einmaleffekten herausrechnet, stieg dagegen nur um 4 Prozent auf 62,05 Milliarden RMB (8,50 Milliarden USD). Das zeigt: Der eigentliche operative Fortschritt ist vorhanden, aber nicht ganz so spektakulär, wie es der operative Gewinn vermuten lässt.
Alibaba verfügt außerdem über eine sehr solide Liquiditätsposition: Zum 31. Dezember 2024 belief sich der Bestand an Cash, kurzfristigen Investments und anderen liquiden Mitteln auf 610 Milliarden RMB (83,6 Milliarden USD). Trotz hoher Investitionen in Cloud-Infrastruktur und KI bleibt Alibaba finanziell gut aufgestellt.
Beim Aktienrückkaufprogramm für die Alibaba-Aktie hätte der Konzern letztes Jahr beherzter zugreifen können. Im letzten Quartal kaufte Alibaba Aktien für insgesamt 1,3 Milliarden USD zurück. Dadurch reduziert sich die ausstehende Aktienanzahl um 0,6 Prozent. Insgesamt stehen Alibaba bis März 2027 noch 20,7 Milliarden USD für weitere Rückkäufe zur Verfügung.
Ausblick: Wachstum durch KI und strategische Partnerschaften
Alibaba setzt verstärkt auf Künstliche Intelligenz und Cloud Computing als Wachstumstreiber für die kommenden Jahre. CEO Eddie Wu kündigte an, dass Alibaba in den nächsten drei Jahren massiv in KI-gestützte Cloud-Lösungen investieren werde.
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Internationalisierung: Alibaba stärkt seine Präsenz in Europa und der Golfregion und kündigte eine neue Partnerschaft mit Apple an. Im Rahmen dieser Kooperation sollen KI-Technologien von Alibaba in iPhones für den chinesischen Markt integriert werden. Dies könnte dem Unternehmen helfen, sich gegenüber der Konkurrenz weiter zu differenzieren.
Positive Aspekte
E-Commerce-Wachstum: Taobao und Tmall steigern nicht nur den Umsatz, sondern verbessern auch die Monetarisierung durch neue Service-Gebühren.
Cloud-Sparte mit starkem Wachstum: KI-Produkte treiben den Umsatz an, Alibaba bleibt führender Cloud-Anbieter in China.
Die guten Zahlen treffen auf ein dickes Cash-Polster. Damit ist Alibaba bestens aufgestellt. Wenn die lockere Geldpolitik in China wirtschaftlich greift, dürfte es im E-Commerce einen deutlichen Schub geben.
Negative Aspekte
Regulatorische Unsicherheiten: Der chinesische Staat bleibt ein unberechenbarer Faktor für Alibaba. Gründer Jack Ma durfte (oder musste?) zwar zu Hofstaatstag in Peking anreisen, bei dem Präsident Xi durch Versammlung des Who’s who der chinesischen Technologiewerte das Vertrauen in die Privatwirtschaft zu stärken suchte, stand dort aber etwas im Hintergrund.
Internationales Geschäft ist defizitär: Das internationale Geschäft von Alibaba wuchs um 32 Prozent auf 37,76 Milliarden RMB (5,17 Milliarden USD), vor allem dank starker Nachfrage bei AliExpress und Trendyol. Es handelt sich aber nicht um profitables Wachstum. Die operativen Verluste stiegen auf 4,95 Milliarden RMB (678 Millionen USD), da Alibaba viel in Kundenakquise und Marketing investierte, um die Expansion voranzutreiben. Der Lichtblick: Die Profitabilität von Trendyol in der Türkei verbessert sich, und Lazada konnte seine Verluste reduzieren, was mittelfristig positiv sein könnte.
Alibaba-Aktie: Fazit
Alibaba schlägt mit seinen Quartalszahlen die Analystenerwartungen und überzeugt den Markt – und das spiegelt sich in einer starken Kursreaktion wider. Die Alibaba-Aktie legte in New York um 8 Prozent auf 135,97 USD zu, nachdem sie zwischendurch fast 145 Dollar erreichte.
Besonders das Wachstum im Cloud-Bereich und die Technologieführerschaft im KI. sorgen für Optimismus. Allerdings bleibt das internationale Geschäft ein zweischneidiges Schwert: Während der Umsatz rasant wächst, steigen die Verluste weiter an. Die Börsianer werden beobachten, ob Alibaba diesen positiven Trend in den kommenden Quartalen fortsetzen kann – und ob es gelingt, die internationalen Geschäfte profitabler zu machen.
Wir haben die Alibaba-Aktie nach weitestgehender Abstinenz im Januar gerade noch rechtzeitig vor dem jüngsten Kursanstieg zu einer der größten Positionen im EM Digital Leaders ausgebaut, auch aufgrund der niedrigen Bewertung. Nach dem Anstieg ist die Aktie mit einem EV/Umsatz 2025 von 2 und einem EV/EBITDA von 9,9 bewertet, das KGV liegt bei 16. Das einfache Geld ist bei Alibaba jetzt verdient, dennoch kann die Aktie noch weiter laufen, wenn mehr gute Neuigkeiten kommen.
Interessant in diesem Kontext: Ausländische Fondsmanager haben ihre Liebe zu China wiedergefunden, 4 Prozent sind jetzt wieder übergewichtet. Im Vergleich zu 56 Prozent für die Magnificent 7 sind wir damit noch im moderaten Bereich.
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Autor
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Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.
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