Mit Alphabet hat nun ein weiterer Internet-Riese aus unserem Portfolio seine Zahlen für 2018 vorgelegt.
Über die Rekordzahlen und die Instagram-Euphorie von Facebook hatten wir ja in der vergangenen Woche bereits ausführlich berichtet.
Nicht ganz so spektakulär, aber für mich persönlich nicht weniger beeindruckend hat die Google Mutter Alphabet das Jahr 2018 abgeschlossen.
Einige Anleger waren offenbar dennoch enttäuscht von dem Zahlenwerk.
Alphabet Aktie – Die nackten Zahlen
Der Umsatz konnte in 2018 um 23 Prozent auf knapp $137 Milliarden gesteigert werden.
Der operative Gewinn betrug $26,3 Milliarden. Das entspricht einer operativen Marge von gut 19 Prozent.
Der von Sondereinflüssen verzerrte Nettogewinn stieg sogar um 143 Prozent auf $30,7 Milliarden an.
Der operative Cashflow betrug in 2018 fast $48 Milliarden und wurde um über 29 Prozent gegenüber Vorjahr gesteigert.
Obwohl Alphabet in 2018 über $9 Milliarden für Rückkäufe der Alphabet Aktie ausgegeben hat, sind die Cashreserven um mehr als $7 Milliarden auf $110 Milliarden gestiegen.
Zum Jahresende wurde ein neuer Rekordumsatz von über $39 Milliarden in nur einem einzigen Quartal erzielt!
Das waren 23 Prozent mehr als im Vorjahr. Trotz anhaltend hoher Investitionen in die Zukunft ist der operative Gewinn ähnlich stark um 21 Prozent auf $8,2 Milliarden im Schlussquartal gestiegen.
Alphabet bleibt abhängig von Google-Werbung
Die Werbeeinnahmen machen noch immer 83 Prozent des Google-Umsatzes aus, nach 84 Prozent im Vorjahr.
Das Unternehmen kommt also nur langsam voran bei seinem Versuch, sich breiter aufzustellen.
Allerdings hat Google mit YouTube einen Service etabliert, der heute schon nach Mobile Ads den größten Beitrag bei den Werbeeinnahmen liefert.
Langfristig soll YouTube auch relevante Umsätze aus Film und Musik-Streaming erwirtschaften.
Es ist schon beeindruckend, dass trotz aller Diskussionen um die “Datenkrake” und dem anhaltenden Trend fallender Werbepreise pro Klick (-29 Prozent gegenüber Vorjahr im Q4) die Werbeumsätze weiter deutlich zweistellig wachsen.
Denn Google konnte diese Trends durch 66 Prozent mehr verkaufter Anzeigen-Klicks mehr als wettmachen.
Der wirtschaftliche Erfolg von Alphabet ist nach wie vor zu nahezu 100 Prozent vom Google-Erfolg abhängig.
Auch wenn sich die Umsätze der anderen Konzernunternehmen (“Other Bets”) in 2018 mit knapp $600 Millionen fast vervierfachten, so machen diese doch nur weniger als ein halbes Prozent am Gesamtumsatz von Alphabet aus und sind auf dem Papier nicht mehr als ein Rundungsfehler.
Das “Big Picture”
Zur Erinnerung: Vor mittlerweile 5 Jahren wurde der Google-Konzern neu strukturiert.
An der Börse gehandelt werden seitdem Aktien der Google-Muttergesellschaft Alphabet.
Google ist bekanntlich die grösste Werbeplattform der Welt und die unglaublichen Umsätze und Cashflows aus diesem Suchmaschinen-Geschäft haben Alphabet zu einem der wertvollsten Konzerne der Welt gemacht.
Neben dem Suchmaschinengeschäft gehören auch weiterhin die Internettechnologien wie YouTube, die Cloud-Aktivitäten, das Android Ökosystem, die Smart-Home Aktivitäten und diverse Hardware-Produkte wie zum Beispiel die AI-gesteuerten Pixel-Kopfhörer zu Google.
Die Nicht-Werbeumsätze aus diesen Bereichen trugen zuletzt 17 Prozent zum Google-Umsatz bei und wachsen mit circa 30 Prozent p.a.
Zum Alphabet-Konzern gehören neben Google aber auch noch etliche andere Unternehmen wie Waymo (Autonome Fahrzeuge), Verily (Healthcare) und DeepMind (Künstliche Intelligenz).
Diese “Other Bets” (wie sie offiziell von Alphabet genannt werden) investieren aktuell grosse Summen in eine ganze Reihe von Zukunftstechnologien, tragen aber derzeit noch relativ wenig zum Umsatz bei.
Konkret hat Alphabet alleine im Q4 mehr als $1,3 Milliarden Verlust erzielt in den neuen Geschäftsbereichen, die in diesem Zeitraum gerade mal $154 Millionen Umsatz erzielt haben.
Einige Investoren kritisieren, dass Google seit vielen Jahren Milliardensummen in neue Technologien steckt, der Cashflow aber zum allergrößten Teil immer noch am “alten” Anzeigengeschäft mit der Suchmaschine hängt.
Die zahlreichen Alphabet-Tochterunternehmen und Beteiligungen forschen mit großem Aufwand auf zahlreichen Gebieten, die die Welt entscheidend verändern könnten.
Allerdings ist in zahlreichen Bereichen erst langfristig mit umsatzrelevanten Erfolgen zu rechnen, das heißt der Wert solcher Forschungsbemühungen ist für einen Aktionär heute nur schwer abschätzbar.
Die Geduld der Alphabet-Aktionäre bezüglich anderer relevanter Umsatzquellen wird auf eine lange Probe gestellt.
Jetzt aber ist zumindest in meinen Augen abzusehen, dass für die mittelfristige Zukunft von Alphabet/Google gerade diese neuen Technologien zu wichtigen Umsatzträgern heranwachsen.
Am konkretesten ist dieses Zukunftspotential bei Waymo abzusehen.
Waymo – Technologieführer beim autonomen Fahren
Google/Alphabet investiert bereits seit 2009 in die Entwicklung autonomer Fahrzeuge. Hier die Timeline.
Und seit 10 Jahren meint man es es unverändert sehr ernst mit den selbstfahrenden Autos.
Auch wenn der Finanzmarkt zunächst mal enttäuscht war, als nach dem anfänglichen Hype um das Google-Auto in 2014 langsam klar wurde, dass man bei Google wohl doch nicht anstrebt, die autonomen Fahrzeuge komplett selbst zu fertigen.
Mittlerweile wird jedoch zunehmend offensichtlich, was die Strategie von Waymo sein wird, das in 2017 von Google als selbständiges Unternehmen abgespalten wurde.
Um sich möglichst schnell ein großes Stück vom Zukunftsmarkt für autonome Fahrzeuge zu sichern, setzt Waymo auf Partnerschaften mit etablierten KFZ-Herstellern.
Waymo könnte sich zum wichtigsten Automobilzulieferer der nächsten Jahrzehnte entwickeln.
Wobei der Begriff Zulieferer wohl dann nicht mehr passt, denn die Wertschöpfungsketten werden im Mobilitätsmarkt der Zukunft wohl völlig neu definiert werden.
Es sind die verschiedensten Geschäftsmodelle zur Monetarisierung von Waymo denkbar:
- Verkauf der Technologie an KFZ-Hersteller (ähnlich eines Zulieferers)
- Robo-Taxi-Services
- Robo-Kurierdienste
- Selbstfahrende LKW
- Werbung/Unterhaltungsdienste für die Insassen
Waymo bleibt bei all diesen Modellen im Wesentlichen ein gut skalierbares Softwareunternehmen und muss selbst nicht all das Know-How für die KFZ-Massenproduktion aufbauen.
Da hat man vielleicht auch von den Problemen bei Tesla (Mehr in unserem Beitrag zur Tesla Aktie) etwas gelernt.
Dennoch wird man anders als klassische Zulieferer in erster Linie wohl eigene Mobilitätsprodukte anbieten.
Den Startschuss macht aktuell ein Robo-Taxi-Service in Phoenix Arizona.
Seit 2017 sind dort in einer Testphase komplett selbstfahrende Fahrzeuge unterwegs (allerdings mit einem Back-Up-Fahrer, der in Notfällen eingreifen kann).
Kürzlich hat Waymo auch in Kalifornien die Betriebserlaubnis zum Test komplett autonom fahrender Vehikel erhalten.
Vorausgegangen waren mehr als 10 Millionen Meilen an Testfahrten.
Damit hat man weit mehr Erfahrung und Daten als jeder andere Hersteller autonomer Fahrzeuge gesammelt.
Insgesamt hat Waymo bisher 5 oder 6 verschiedene KFZ unterschiedlicher Hersteller mit seiner Technologie ausgerüstet und getestet.
Besonders spannend erscheint mir die Partnerschaft mit Jaguar. Bei der wird zum ersten Mal ein komplett elektrisch angetriebenes Serienfahrzeug (Jaguar iPace) zum Selbstfahrer umgerüstet. Dieses soll dann als Premium-Robo-Taxi zum Einsatz kommen.
Alphabet Aktie – Die Bewertung
Die Alphabet Aktie hat sich in den vergangenen 12 Monaten unterm Strich lediglich seitwärts entwickelt.
Nach einer Korrektur von mehr als 20 Prozent im 2. Halbjahr 2018 konnte die Aktie sich aber zuletzt wieder deutlich erholen.
Ein aktuelles KGV von 27 und auch das EV/Sales-Verhältnis von mehr als 5 deuten zunächst mal angesichts eines Wachstums von gut 20 Prozent p.a. nicht unbedingt auf eine Unterbewertung hin.
Allerdings muss man immer berücksichtigen, dass Alphabet bewusst viele Milliarden in “Other Bets” wie Waymo investiert. Und damit ist der Konzern bewusst nicht auf Gewinnmaximierung hin optimiert.
Die Analysten führender US-Investmentbanken haben den Wert von Waymo in 2018 zwischen $175 Milliarden (Morgan Stanley) und $250 Milliarden (Jefferies) taxiert.
Angesichts eines Enterprise Values von circa $700 Milliarden für Alphabet sind da also erhebliche stille Reserven vorhanden. Diese werden zum Beispiel im Falle eines Börsenganges von Waymo offenbar.
Alphabet Aktie – Fazit
Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung bei Alphabet.
Außerdem begrüßen wir im Gegensatz zu einigen anderen Marktteilnehmern die äußerst langfristige Denkweise des Managements – auch wenn das derzeit zu Lasten von Cashflow und Profiten geht.
Die Kursschwäche der Alphabet Aktie haben wir zuletzt zu einer Aufstockung unserer Position für das Portfolio des DLF genutzt.
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Autor
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Stefan war in seinem gesamten Berufsleben in der High-Tech-Industrie tätig. Er hat sein eigenes Software-Unternehmen gegründet, internationalisiert und vor einigen Jahren ins Silicon Valley verkauft. Der Wirtschaftsmathematiker investiert seit über 30 Jahren in Aktien. Er verwaltet eines der erfolgreichsten investierbaren Musterportfolios auf der wikifolio Plattform.
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3 Responses
Hallo Stefan,
in Deinem aktuellen Artikel über etwaige “Sorgenkinder” im Portfolio gehst Du auch auf Alphabet ein. In meinem Kopf kreist dabei immer wieder die gleiche Frage: Werden die Other Bets in Zukunft das nachlassende Umsatzwachstum mit dem Google-Werbegeschäft (über-)kompensieren können? Du scheinst da optimistisch, aber mir wird nicht so ganz klar, auf welcher Basis dieser Optimismus steht. Es ist schnell gesagt, dass Waymo 175-250 Mrd. $ wert sein könnte. Aber vielleicht ist Waymo auch viel weniger bis gar nichts wert, weil die sicher hohen Kosten die unsicheren Einnahmen noch lange übersteigen könnten? Wie fundiert sind solche Schätzungen? Siehe Uber und Lyft, wie Analysten den Wert solcher “Zukunftsmodelle” leicht überbewerten können. Ist das automatisierte Fahren wirklich so viel profitabler als ein schlecht verdienender Taxifahrer? Vielleicht, aber wieviel Marge bleibt dann bei Waymo hängen?
Grundsätzlich gefällt mir das Modell, dass ein sehr gut verdienender Konzern in neue Technologie investiert, so dass auch ein Scheitern einiger Other Bets den ganzen Konzern nicht so schnell in Schieflage bringen wird. Aber ich tue mich schwer damit, diese schon jetzt mit hohen Mrd-Beträgen zu bewerten.
Und nicht zuletzt: Wie verhalten sich (wahrscheinlich) nachlassendes Google-Wachstum und (hoffentlich) steigendes Other-Bets-Wachstum auf der Zeitachse? Die Google-Suche-Werbeeinnahmen sind m.E. schon kurzfristig durch Facebook, Amazon und Trade Desk bedroht, während die Other-Bets eher langfristig Gewinne beisteuern werden. Dazwischen sehe ich ein Loch, in das Alphabet mittelfrstig erstmal fallen wird, so dass das KGV von 27 wahrscheinlich nicht gerechtfertigt ist. Wie siehst Du diese Inkongruenz aus wahrscheinlich kurzfristig nachlassendem Gewinnwachstum und erst langfristig vielleicht eintretenden Gewinnen der Other Bets?
Vielen Dank, dass Du gleich mit einem ganzen Artikel geantwortet hast! 🙂
https://thedlf.de/google-cloud/
Sehr gerne, das war gutes Timing.
😉 Stefan