Amazon Quartalszahlen – die Schwachen werden die Stärksten sein

10. Februar 2023

Amazon Aktie Quartalszahlen

Wenn AWS schwächelt, reagieren Anleger alarmiert. Hellhörig macht auch, dass die steigenden Umsätze im Weihnachtsquartal vor allem mit Rabattschlachten erkämpft wurden. Warum die Quartalszahlen von Amazon alles andere als dramatisch sind.

Amazon Aktie: Quartalszahlen

Der Amazon Umsatz- und Gewinntreiber der vergangenen Jahre schwächelt. Im vierten Quartal musste das Cloud-Segment AWS einen Dämpfer hinnehmen. Gegenüber dem Vorjahresniveau halbierte sich das Umsatzwachstum auf 20 Prozent (21,4 Milliarden Dollar). Der operative Gewinn bei AWS trat mit einem Plus von 5,2 Milliarden gegenüber Vorjahresniveau auf der Stelle. Und kurzfristig dürfte es nicht besser werden. „Jeder versucht, seine Budgets zu kürzen“, beklagte Amazon-CFO Brian Olsavsky die Investitionszurückhaltung bei AWS-Kunden; er rechnet für die kommenden Quartale langsamere Wachstumsraten. Im Januar sei das Wachstum nur “mid-teens %” gewesen.

Diese Prognose stieß Anlegern übel auf. Hatten Tech-Aktien noch bis Donnerstag vergangener Woche von der aufkeimenden Hoffnung auf eine Verlangsamung des Zins-Tempos der Fed stark zugelegt, so dämpften die Kommentare von Amazon die Anlegerstimmung. Die Amazon Aktie ist seit mehreren Jahren eher ein underperformer. Das sollte sich kurzfristig nicht ändern.

Und wenn die Wachstumslokomotive Schwäche zeigt – dann hilft auch ein starkes Umsatzwachstum auf Konzernebene nicht weiter. Das war mit einem Plus von neun Prozent gegenüber dem Vorjahr sehr respektabel und reflektiert das solide Weihnachtsgeschäft. Der operative Gewinn ging YoY im vierten Quartal von 3,5 Milliarden auf 2,7 Milliarden Dollar zurück. Ohne AWS wäre er tiefrot gewesen.

Die Q4-Zahlen waren in vielerlei Hinsicht dazu angetan, Anlegern die Laune zu verderben. Allerdings sollte man es auch nicht übertreiben. Dass der Nettogewinn in Q4 auf unter 300 Millionen Dollar (Vj: 14,3 Milliarden) einbrach, lag an etlichen Faktoren, vor allem an der hohen Abschreibung auf die Rivian-Beteiligung und hohen Abfindungskosten. Insgesamt wurden die Gewinne in Q4 mit einer Sonderbelastung in Höhe von 2,7 Mrd. Dollar gedrückt. Ohne diese “restructuring charges” wäre also ein solider Gewinn erwirtschaftet worden. Aber die Kostenersparnisse zeigen, dass sich Amazon auf magere Zeiten einstellt. Bereits frühzeitig – im November 2022 – hatte Amazon 10.000 Entlassungen angekündigt. Das entspricht zwar nur drei Prozent der Belegschaft, aber im Januar kündigte Amazon eine weitere Entlassungsrunde an, die die Zahl der gestrichenen Stellen auf 18.000 bringt.

Langfristig sind die Aussichten aber alles andere als schlecht: AWS mag kurzfristig schwächeln, aber angesichts seiner Größe ist das Wachstum nach wie vor beachtlich. Unternehmen mögen sich kurzfristig angesichts der konjunkturellen Unsicherheit mit Investitionen zurückhalten, langfristig ist die Verlagerung von Geschäftsprozessen in die Cloud ein säkularer Trend – und viele werden nicht am Cloud-Marktführer vorbeikommen. Was auch optimistisch stimmen sollte: Das noch relativ junge Anzeigengeschäft entwickelt sich mit Wachstumsraten von 19 Prozent gut und hat noch deutlich mehr Potenzial. Angesichts der dominanten Stellung als führende E-Commerce Plattform, auch für Third-Party Seller, dürfte das Amazon-Anzeigengeschäft Alphabet und Meta sukzessive Marktanteile abjagen. Im Unterschied zu den anderen großen Digitalunternehmen kauft Amazon derzeit keine eigenen Aktien zurück.

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Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

Autor

  • Ali Masarwah

    Ali Masarwah ist Gesellschafter-Geschäftsführer der Fondsplattform envestor.de und schreibt auch Kolumnen über Investmentthemen für The Digital Leaders Fund. Anleger-orientiertes Research ist seit über 20 Jahren Alis Ding. Vor seiner Zeit bei envestor.de war er zehn Jahre lang bei Morningstar, wo er für die Personal Finance Websites des Analysehauses in Deutschland verantwortlich war. Als Experte für Anlagethemen ist er ein gefragter Ansprechpartner für Finanzmedien im deutschsprachigen Raum.

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Ali Masarwah

Ali Masarwah ist Gesellschafter-Geschäftsführer der Fondsplattform envestor.de und schreibt auch Kolumnen über Investmentthemen für The Digital Leaders Fund. Anleger-orientiertes Research ist seit über 20 Jahren Alis Ding. Vor seiner Zeit bei envestor.de war er zehn Jahre lang bei Morningstar, wo er für die Personal Finance Websites des Analysehauses in Deutschland verantwortlich war. Als Experte für Anlagethemen ist er ein gefragter Ansprechpartner für Finanzmedien im deutschsprachigen Raum.

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