AMD-Aktie: Anleger wollen mehr, mehr, mehr

10. Mai 2024

AMD-Aktie Quartalsupdate Mai 2024

AMD hat solide Quartalszahlen hingelegt. Die AMD-Aktie ging prompt auf Talfahrt. Hindsight-Propheten haben Schwachstellen identifiziert, und auch die Ungewissheit über die Konkurrenzfähigkeit der MI300-Plattform mit Nvidias Top-Beschleunigern wird geltend gemacht.

AMD-Aktie: Zahlen zum ersten Quartal

“AMD hat solide Zahlen berichtet … am ersten Handelstag danach fiel die Aktie zunächst um über 6 Prozent“. So lautete unser Update nach Bekanntgabe der AMD-Zahlen zum vierten Quartal 2023. Und nach genau demselben Playbook lief es auch nach Veröffentlichung der Zahlen zum ersten Quartal ab. Nachbörslich sackte der Kurs der AMD-Aktie um rund sieben Prozent ab, obwohl CEO Lisa Su gute Zahlen vorgelegt und, ähnlich wie vor drei Monaten, erneut einen Umsatzsprung von KI-Beschleuniger MI300 angekündigt hatte. „MI300 demand continues to strengthen. And based on our expanding customer engagements, we netback data center GPU revenue to exceed $4 billion in 2024, up from the $3.5 billion we guided in January.“, so CEO Su. Wie die untere Grafik zeigt, hat die Euphorie um das exponentiell wachsende GPU-Geschäft in diesem Jahr nachgelassen.

AMD-Aktie Kursverlauf-2

Kursverlauf der AMD-Aktie in Dollar 10.5.2023 – 9.5.2024 

Ausblick

AMD erwartet im laufenden Quartal einen Umsatz von etwa 5,7 Milliarden US-Dollar (+/- 300 Millionen US-Dollar). Weiter zweistellig wachsen soll der Umsatz bei Data Center, dank MI300. Der Umsatz im Client-Segment werde ebenfalls steigen. Der Umsatz im Embedded-Segment soll aktuell noch unverändert bleiben, und Games werde „aufgrund der aktuellen Nachfragesignale um einen signifikanten zweistelligen Prozentsatz“ zurückgehen.

Darüber hinaus erwartet AMD für das zweite Quartal eine Non-GAAP-Bruttomarge von etwa 53 Prozent. Non-GAAP-Betriebsausgaben werden auf etwa 1,8 Milliarden US-Dollar gesehen. Man sei angesichts der Investitionen dabei, sich „sehr gut“ zu positionieren, um die großen KI-Chancen zu nutzen.

Positiv

Der Umsatz im ersten Quartal stieg um zwei Prozent und lag mit 5,47 Milliarden Dollar knapp über den Erwartungen. Der Bruttogewinn legte um sieben Prozent auf 2,86 Milliarden Dollar zu, die Bruttomarge stieg um Prozentpunkte auf 52 Prozent. Der bereinigte Gewinn pro Aktie stieg um drei Prozent auf 0,62 Dollar (alle Zahlen non-GAAP und, soweit nicht anders angegeben, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum).

Bei den Segmenten überraschte Data Center dank Epyc-CPUs und Instinct-GPUs mit einem Umsatzplus von 80 Prozent auf 2,34 Milliarden Dollar positiv. Dies entspricht inzwischen 40 Prozent des Gesamtumsatzes. Angesichts der üblichen saisonalen Schwäche im ersten Quartal ist das sequentielle Wachstum von zwei Prozent gegenüber dem vierten Quartal beachtlich. Das operative Ergebnis von Data Center schoss um 266 Prozent auf 541 Millionen Dollar in die Höhe. Die Nachfrage der Cloud-Anbieter und Enterprise-Kunden sei besonders stark, so CFO Jean Hu. Laut CEO Su hätten etliche LLM-Betreiber die Überlegenheit von MI300x gegenüber Nvidias H100 bemerkt. Der Bereich Client (Ryzen-8000-APUs) legte sogar um 85 Prozent auf 1,37 Milliarden Dollar zu, bei einem operativen Ergebnis von 86 Millionen Dollar (minus 172 Millionen Dollar).

Negativ

Zwei der vier Geschäftssegmente, Gaming und Embedded, schwächeln weiter. Der Gaming-Umsatz lag mit 922 Millionen Dollar 48 Prozent unter Vorjahresniveau, der operative Gewinn stürzte um 52 Prozent ab. Embedded-Umsatz sackte um 46 Prozent und das operative Ergebnis um 57 Prozent ab. Das wird sich in der nächsten Zeit nicht ändern. Bei Gaming ist sogar ein weiterer deutlicher Rückgang wegen der Schwäche bei Semi-Custom-Chips (System-on-a-Chip-Lösungen für Playstations und Xboxes) zu erwarten. Frühestens mit der Einführung neuer Spielkonsolen von Sony und Microsoft ist hier Besserung in Sicht, also ab 2026. Beim hochmargigen Embedded-Geschäft von AMD (ehemals Xilinx) sollte der Turnaround im zweiten Halbjahr gelingen. Auch Intel zeigt sich für das FPGA-Geschäft positiv. Die Umsätze der Tochter Altera sollen bereits am Jahresende 30 Prozent wachsen. 

Die Betriebsausgaben stiegen im ersten Quartal um zehn Prozent an – die Folge „aggressiver Investitionen“ für R&D und Marketing, um die „signifikanten AI-Wachstumschancen“ (Jean Hu) wahrzunehmen. Allerdings besteht Unklarheit darüber, wie signifikant diese sein werden – auch wenn MI300 Vorteile gegenüber Nvidias H100 hat, wird Nvidia mit seiner Blackwell-Plattform in diesem Jahr deutlich mehr PS auf die Straße bringen. In Anbetracht der massiven Capex-Erhöhung der Hyperscaler hatte der Markt eine deutliche höhere Guidance für den GPU-Umsatz erwartet.

My Take zur AMD-Aktie

Schweinezyklus kontra säkulares AI-Wachstum: Angesichts des bisher zyklischen Geschäftsmodells ist das Ergebnis des traditionell schwächeren ersten Quartals solide. Zudem scheint AMD das Rennen gegen Intel bei Server-CPUs zu gewinnen. Aktuell liegt der Anteil von AMD laut Goldman Sachs bei rund 30 Prozent, der in den nächsten zwei Jahren auf 45 Prozent steigen könnte. 

Entscheidender für den Kurs der AMD-Aktie sind die Entwicklungen im FPGA- und GPU-Geschäft, also Embedded und Data Center. Für den Rebound im FPGA-Markt ist AMD bestens positioniert. Hier bleiben wir sehr optimistisch. Etwas enttäuscht sind wir allerdings von der Guidance für die KI-Beschleuniger. Wir haben in den letzten zwei Wochen von Rekord-Capex-Ausgaben der Hyperscaler erfahren. Meta wird dieses Jahr ca. 40 Milliarden, Google und Microsoft ca. 50 Milliarden und Amazon über 70 Milliarden Dollar ausgeben; deutlich mehr als noch vor einem Jahr. Ein Großteil wird in die AI-Infrastruktur und in die Hardware fließen. 

Wer ist der große Profiteur? AMD hat die Guidance für das GPU-Business um nur 500 Millionen Dollar erhöht. Das ist sehr bescheiden. Im letzten und laufenden Quartal hat AMD offensichtlich nicht die ausreichende Fertigungskapazität, um die Nachfrage vollständig zu decken. Aber Fakt ist auch, dass man bisher zwei der Hyperscaler, nämlich Google und Amazon, nicht für MI300 gewinnen konnte. Der größte Profiteur der Capex-Expansion wird mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder Nvidia sein – und ganz sicher Taiwan Semiconductor. 

Wir halten AMD weiterhin für einen Gewinner der AI-Ära. Die AMD-Aktie war aber bei Kursen von über 200 zwischenzeitlich der Realität enteilt. Wir haben die hohen Kurse genutzt und unsere Gewichtung in AMD in etwa halbiert. Bei den aktuellen Kursen um 150 Dollar ist die AMD-Aktie mit einem KGV (Fwd) von 60 und EV/Sales von 9,4 immer noch kein Schnäppchen. Angesichts des anstehenden Wachstums und der Margenexpansion kann man aber die Bewertung nachvollziehen. Für die Fortsetzung der Rally braucht der Markt aber mehr Visibilität darüber, wie AMD gegen Nvidias nächste KI-Beschleuniger-Generation konkurrieren will.

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Autor

  • Baki Irmak

    Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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Baki Irmak

Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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