Liebe Leser und Investoren,
welchen Wert haben Wirtschaftsprognosen in der Post-Covid-Zeit? Gleicht man den Konsens der Volkswirte mit der Richtung ab, die die Märkte einschlagen, dann ergibt sich ein erratisches Bild. Die für die USA erwartete Rezession wird immer mehr nach hinten geschoben. Gerade hat der S&P 500 wieder Bullenmarkt-Terrain erreicht. Die Rohstoffmärkte, insbesondere die Energiepreise, signalisieren weiterhin eine Rezession, so auch frühzyklische Branchen wie Chemie. Nach den korrigierten Zahlen von Eurostat ist die Wirtschaft in Deutschland und im Euroraum zwei Quartale hintereinander geschrumpft, somit sind wir inmitten einer Rezession. Glaubt man der Richtung des Einkaufsmanagerindexes für die Industrie, dann geht es für die Eurozone weiter bergab – wohingegen der Index für Services nach oben zeigt. Hinzu kommen widersprüchliche Signale von der Inflationsfront und dem Arbeitsmarkt, die zur ständigen Anpassung von Szenarien führen.
Derweil haben Anleger ihr Urteil gefällt. Die Märkte haben sich von ihren Herbst-Lows gelöst, manche mehr, manche weniger. Für aktive Manager sind die Märkte schwer zu lesen. Was also tun? Mr. Market folgen? Ich halte es für gefährlich, gierig zu werden und sich vom Fomo-Fieber anstecken zu lassen. Viele Anleger lassen Goldilocks wieder hochleben, aber es ist unwahrscheinlich, dass wir die Beste-aller-Welten Konstellation mit niedrigen Zinsen, ordentlichem Wachstum und steigenden Gewinnen wiedersehen werden. Was also tun in einem Markt, der Merkmale eines Überschwangs aufweist, der aber nicht gänzlich irrational ist? Wir sind im TheDLF voll investiert, haben uns aber gegen einen abrupten Stimmungswandel an den Märkten abgesichert. Um den auszulösen, braucht es keinen halben Weltuntergang. Triviale Ereignisse können mitunter heftige Drawdowns auslösen, und vor denen wollen wir unsere Investoren schützen. Die Turbo-long-Wetten überlassen wir gerne den Cowboys und Momentum-ETFs. Zum Schluss noch ein Hinweis in eigener Sache: Wir starten heute einen Deep-Dive in die Welt der Halbleiter, die im Zuge des AI-Hypes nun viel Aufmerksamkeit genießen. Im ersten Teil zerlegt unser Data-Scientist, Stefan Hartmann, die Wertschöpfungskette analytisch in ihre verschiedenen Bestandteile. Nächste Woche geht es dann weiter mit einer Analyse der Investment-relevanten KPIs.
Disclaimer
Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.
Autor
-
Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.
Alle Beiträge ansehen