Apple Aktie: Wie Apple die Digitalökonomie dominiert

3. Februar 2022

Wenn Apple Zahlen präsentiert, dann ist das auch eine Statusmeldung zur Verfassung der Digitalökonomie. An der Schnittstelle zwischen Hardware, Software und Services ist kein Unternehmen bedeutender. Das konnten Anleger letzte Woche anschaulich beobachten. Mit bärenstarken Quartalszahlen hat die Apple Aktie am Donnerstag nach Börsenschluss im Alleingang die Korrektur der Techaktien unterbrochen. 

Wir sind seit Oktober 2021 in Apple investiert. Die Gründe hatte ich in dem Beitrag, „Drei Gründe, warum der The Digital Leaders Fund in Apple investiert“, dargelegt. Wir nehmen die Zahlen aus dem ersten Quartal (bei Apple ist das erste Quartal das letzte Quartal des Kalenders im Vorjahr) zum Anlass, um abzuklopfen, wie intakt unsere Investmentthesen noch sind.

Apple Aktie vs. Nasdaq 100

Rekorde in nahezu allen Segmenten und Regionen

Apple hat in Q1 die Umsätze um 11 Prozent auf 123,9 Milliarden Dollar gesteigert. Der höchste Umsatz pro Quartal in der Firmengeschichte. Auf Produkte entfielen 104 Milliarden Dollar, das ist ein Plus von neun Prozent.  Auf Services entfielen 19,5 Milliarden Dollar, das ist sogar eine Steigerung von 24 Prozent. Da die Servicemargen viel höher sind, ist das eine sehr gute Entwicklung aus Sicht der Investoren. Mit Produkten erzielte Apple im vierten Quartal eine Bruttomarge von 38,4, mit Services 72,4 Prozent. 

Wir hatten in unserem letzten Artikel bereits dargestellt, dass Apple keine Details zur Zusammensetzung der Zahlen des Service-Bereichs nennt (im Zuge der Epic Klage gab es aber sehr interessante, forensische Einsichten zu Apples traumhaften Margen). Apples 10-Q Form zählt aber die drei wichtigsten Treiber für das Servicegeschäft auf, nämlich Werbung (Googles TAC + App Store Search), App Store und Cloud Services. Bemerkenswert fand ich die Aussagen von Tim Cook zu Apple Pay: „And the growth of Apple Pay has just been stunning. It’s been absolutely stunning.“ Das passt auch gut zur enttäuschenden Guidance von Paypal. Mit Corona-Lockerung wird das Bezahlen am Point of Sale wieder relevanter und da übertrumpft Apple Pay alle anderen Anbieter. 

Apple hat nun 1,8 Milliarden aktive Endgeräte weltweit in Betrieb. Das sind 200 Millionen mehr als zuletzt bekannt gegeben. Die Zahl der Abonnenten (eigene und Fremdprodukte im Store) ist 2021 um 165 Millionen auf nun 785 Millionen angestiegen. Damit baut Apple die Stellung als weltweit wertvollste Technologieplattform weiter aus und schafft die Grundlage für noch höhere Serviceeinnahmen. Die Innovation kommt bei Apple nicht von ungefähr. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung können seit 2010 mit der Entwicklung des Börsenwertes mithalten.

Apple Aktie

Durch das starke Wachstum bei Services entwickelt sich der Gewinn bei Apple besser als die Umsätze. Der Nettogewinn im vierten Quartal stieg um 20 Prozent auf 34,6 Milliarden. Für etwas Kontext: Ein Quartalsgewinn bei Apple würde ausreichen,  um die Deutsche Bank zum aktuellen Wert zu übernehmen. Der operative Cashflow lag sogar bei 47 Milliarden Dollar.

Apple trotzt den Lieferengpässen

Im Dezember letzten Jahres kamen Gerüchte auf, dass Apple aufgrund von Komponentenmangel die Produktion kürzen und Mitarbeiter nach Hause schicken müsse. Die renommierte Tageszeitung Nikkei (zum gleichnamigen Verlag gehört auch die Financial Times) titelte: „Apple’s nightmare before Christmas: Supply chain crisis delays gift deliveries“. In den Folgetagen verlor die Apple Aktie über fünf Prozent.

Die tatsächlichen Produktionszahlen sehen allerdings alles andere als nach Alptraum aus. Die Umsätze mit iPhones, allen voran mit den neuen iPhone 13 Smartphones, stiegen um neun Prozent auf einen Rekordwert von 71,6 Milliarden Dollar. Tim Cook ging im Earningscall auf die Lieferengpässe bei Halbleitern ein. So wie bei anderen Unternehmen auch, lagen die Engpässe bei Apple bei den niedrigpreisigen Legacy Chips und Komponenten. Daher hat Apple nach eigenen Aussagen, wie im Nikkei Artikel dargestellt, zugunsten von MAC und iPhones die Produktion von iPads gedrosselt. Der Umsatz lag hier bei 7,2 Milliarden Dollar, das ist ein Plus von 14 Prozent, wobei die Nachfrage deutlich höher gewesen sei. Für das September-Quartal hatte Cook die Umsatzausfälle noch mit sechs Milliarden Dollar beziffert. Im Dezember seien die Ausfälle noch etwas höher gewesen.

Erfolg mit Apple Silicon

Ein Highlight ist der Erfolg bei den neuen Mac-Rechnern. Apple hatte bereits vor zwei Jahren angekündigt, sich von Intel-Prozessoren zu verabschieden und sukzessive alle Rechner mit einem eigenen ARM-Chip zu bestücken. Seither sind diverse Macbooks mit den hochperformanten Apple-Silicon-Prozessoren M1-, M1-Pro- und M1-Max-Prozessoren ausgestattet. Im abgelaufenen Quartal hat Apple den Umsatz mit Mac-Rechnern um 25 Prozent auf 10,9 Milliraden Dollar gesteigert und damit die Erwartungen der Analysten übertroffen.

Tim Cook: “And as you point out, the last 6 quarters for the Mac have been the top 6 revenue quarters of all time…but also in markets like China, 6 out of 10 sales are people new to the Mac. And so it’s powered by both upgraders and switchers.” Apple liegt nach Angaben von IDC derzeit auf Platz vier im Markt für Notebooks, Desktops und Workstations. Die führenden Anbieter sind hier Lenovo, HP und Dell. In den 90er Jahren hatte Apple hier noch viel größere Marktanteile. Dann kam Windows 95. Ich bin gespannt, ob Apple nach über 25 Jahren seine Marktanteile wieder deutlich steigern wird. Vieles deutet darauf hin. Bis Ende 2022 will Appel den Übergang zu Apple Silicon abgeschlossen habe. Nach Angriff auf Facebook (Werbung), Intel (Prozessoren) und Paypal (Payment) könnte Apple sich auch zunehmend als Bedrohung für Microsoft entwickeln.

Starke Guidance für Q2

Entgegen den Markterwartungen hat Apple für das zweite Quartal ein Umsatzwachstum angekündigt. Zwar soll das Wachstum geringer als im erst Quartal (elf Prozent), ausfallen, doch Analysten hatten aufgrund des starken Vorjahresquartals im Schnitt mit stagnierenden Umsätzen gerechnet. Analysten passen gerade ihre Prognosen an und rechnen nun mit einem Wachstum zwischen vier und acht Prozent.

Fazit der Apple Aktie

Apple hat wieder beeindruckende Zahlen geliefert. Ohne die Lieferengpässe hätte das Unternehmen vermutlich circa zehn Milliarden mehr an Umsatz im abgelaufenen Quartal präsentiert. Auch so war das Umsatzwachstum mit 33 Prozent so hoch wie seit 2012 nicht mehr. Die Auftragsbücher und die Produktpipeline sind gefüllt. Die Mac-Rechner werden vermutlich vor Ende 2022 auf Apple Silicon umgestellt sein. Beeindruckend ist auch das Wachstum in China. Im abgelaufenen Quartal konnte Apple dort den Umsatz um 21 Prozent steigern. In Städten in China (urban China) dominiert Apple die Rangliste der absatzstärksten Smartphones: Die ersten vier Plätze nimmt Apple ein. 

Apple ist an der Börse heute schon mehr wert als alle börsengelisteten deutschen Unternehmen zusammen. Die Marke von drei Billionen Marktkapitalisierung wird das Unternehmen vermutlich bald nehmen. Mit einem KGV (FWD) von 28 und einer operativen Marge von 31 Prozent ist das Unternehmen dennoch nicht überzogen bewertet.

Disclaimer

The Digital Leaders Fund und/oder der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Apple. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

 

Autor

  • Baki Irmak

    Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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Baki Irmak

Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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