Schon seit dem Start von The Digital Leaders Fund in 2018 ist die Aktie von Arista Networks ein Ankerinvestment im Portfolio. Die Investment Story ist hier im Blog dokumentiert. Die Aktionäre brauchten in den vergangenen Jahren mit der Arista Aktie viel Geduld. Der Kurs war 2019-2020 rückläufig, da das Wachstum in 2019 stockte. 2020 wurde – auch pandemiebedingt – sogar ein Umsatzrückgang um 4 Prozent ausgewiesen.
2021 dann das fulminante Comeback: Wie im letzten Arista Update vor 9 Monaten orakelt, konnte Arista das Geschäftsjahr 2021 mit einem Wachstum von über 27 Prozent abschließen. Die meisten Analysten lagen hier wieder einmal kräftig daneben, noch im Mai hatte man Arista im Schnitt nur 15 Prozent Wachstum zugetraut.
Die Arista Aktie gehörte in den vergangenen 12 Monaten mit einem Kursplus von über 60 Prozent zu den besten Aktien im DLF-Portfolio. Zu berücksichtigen ist dabei der am 19.11.2021 vollzogene 4:1 Aktiensplit, d.h. Arista Aktionäre bekamen für jede Aktie 3 Gratisaktien ins Depot gebucht. Der Kurs hat sich daraufhin rein rechnerisch geviertelt.
Wie geht es nun weiter? Ist Arista damit auf einen nachhaltigen Wachstumskurs zurückgekehrt, oder war diese tolle Entwicklung 2021 nur ein Einmaleffekt? Hier eine aktuelle Einschätzung:
Die Arista Zahlen zum vierten Quartal 2021
Arista erzielte im vierten Quartal 2021 einen Umsatz von 825 Millionen Dollar, das entspricht wie auch im Gesamtjahr einem Wachstum von gut 27 Prozent. Damit hat sich das Wachstum nach der Delle in 2019/2020 wieder beschleunigt.
Die Margen sind wie von Arista gewohnt erstklassig und belegen, dass das Unternehmen längst kein normaler Hardwarehersteller mehr ist. Fast 65 Prozent Bruttomarge und der neue Rekordwert von 38,7 Prozent bei der operativen Marge sind Profitabilitäts-Werte, die viele Softwareunternehmen gerne hätten.
Wie effizient Arista wächst, lässt sich am Rule-of-40 Score von 59 Prozent ablesen, der sich aus dem 27 Prozent Umsatzzuwachs und einer 32 Prozent Free Cashflow-Marge aufsummiert.
Arista hat 2021 erstmals einen Cashflow von mehr als 1 Milliarden Dollar erzielt. Problemlos kann das Unternehmen aus dem starken Cashflow heraus immer wieder kleinere aber strategisch wertvolle Akquisitionen finanzieren. Seit 2018 wurden die zugekauften Technologien von Metamako, Mojo Networks, Big Switch Networks und Awake Security integriert.
Dennoch macht der Goodwill in der Bilanz nur 3 Prozent der Vermögensgegenstände aus. Arista verfügt trotz der Akquisitionen nach wie vor über eine blitzsaubere Bilanz mit einer Eigenkapitalquote von ca. 70 Prozent.
Der hohe Cashflow ermöglichte es Arista, 2021 für über 400 Millionen Dollar eigene Aktien zurückzukaufen. Die Anzahl ausgegebener Aktien hat sich durch die stetigen Aktienrückkäufe in den letzten Jahren trotz umfangreicher Aktienoptionsprogramme nicht mehr nennenswert erhöht.
Ausblick auf die Zukunft
Für 2022 wird vom Arista Management eine nochmalige Wachstumsbeschleunigung gegenüber 2021 erwartet. Der Umsatz soll insgesamt um 30 Prozent auf 3,85 Milliarden Dollar zulegen. Im Q1 will man ca. 850 Millionen Dollar umsetzen, das wären 27 Prozent mehr gegenüber dem Vorjahresquartal.
Das noch junge Campus Segment für große WLANs soll sich 2022 nochmals auf einen Umsatz von dann 400 Millionen Dollar verdoppeln. Damit würde der Umsatzanteil bereits mehr als 10 Prozent betragen. Diese Entwicklung geht wohl zu einem guten Teil zu Lasten des direkten Wettbewerbers Cisco, der damit Marktanteile auch in diesem Segment gegen Arista verliert.
Bis 2025 will Arista einen Umsatz von mehr als 5 Milliarden Dollar erzielen. Offiziell ist – gewohnt konservativ – von einer mittelfristigen Wachstumsrate von ca. 15 Prozent die Rede. Ich gehe nach den optimistischen Aussagen im jüngsten Analystencall davon aus, dass Arista auch in den kommenden Jahren im Schnitt eher mit 20 Prozent p.a. sehr profitabel weiter wachsen wird.
Arista als Gewinner des Metaverse
Ich persönlich stehe dem aktuellen Metaverse Hype generell recht skeptisch gegenüber und würde nicht unbedingt in diese Idee investieren. Fakt ist jedoch, dass Cloud-Unternehmen wie Facebook (sorry: Meta Platforms) und Microsoft wie verrückt in den Ausbau ihrer Rechenzentren investieren, um diese fit für die zukünftigen Anforderungen der geplanten Metaverse Anwendungen zu machen. Glücklicherweise sind die High-End Netzwerk-Produkte von Arista wichtige Infrastrukturkomponenten für das Rückgrat dieser “Cloud-Titanen” (wie Arista seine größten Kunden respektvoll bezeichnet).
Der Großkunde Microsoft stand 2021 für ca. 15 Prozent des Arista Gesamtumsatzes, das sind weit über 400 Mio Dollar. In 2022 wird nach Aussage des Management wohl auch Meta Platforms mit über 10 Prozent zum Arista Gesamtumsatz beitragen. Das Geschäft mit diesen beiden Cloud-Titanen boomt, die Umsätze in diesem Segment die 2019/2020 der Grund für die Wachstumsdelle waren, sind jetzt auch ein wesentlicher Grund für die Wiederbeschleunigung des Wachstums.
Man kann diese Abhängigkeit von wenigen Großkunden durchaus kritisch sehen. Aber m.E. besteht diese Abhängigkeit durchaus beiderseitig. Den High-Performance Switch der Arista 7388 Serie hat man z.B. zusammen mit Meta Platforms im Rahmen einer langfristig angelegten Technologiepartnerschaft entwickelt.
Es deutet alles darauf hin, dass die Cloud-Titanen auch in zukünftigen Investitionszyklen gerne und umfassend auf die Komponenten des Technologieführers Arista zurückgreifen. Im Gegensatz zu früheren Jahren plant man nun seitens dieser Großkunden den Bedarf an Arista-Komponenten für 12 Monate im voraus. Das ermöglicht es einerseits Arista, die Lieferfähigkeit trotz gestörter Lieferketten sicherzustellen. Und es gibt dem Arista Management (und uns Investoren) eine bessere Visibilität des künftigen Geschäftes als in der Vergangenheit üblich.
AI als Wachstumstreiber
Ein weiterer Wachstumstreiber für Arista ist der Megatrend hin zur verstärkten Anwendung von Künstlicher Intelligenz bzw. Maschinellem Lernen (AI/ML). Immer größer werdende AI Systeme agieren in den Rechenzentren der Cloud-Companies mittlerweile wie eigene Netzwerke.
Der Arista Co-Founder und CTO Andy Bechtolsheim hat im vergangenen November in einem Vortrag vor Investoren darauf hingewiesen, dass Arista intensiv daran beteiligt ist, wenn es darum geht, die Vielzahl an Maschinen zu verbinden, auf denen die AI/ML-Algorithmen verarbeitet werden: “The AI network is almost a parallel network to the data center network”
Wer mehr zur Zukunft des “Data-Driven Networking” von Arista lernen möchte, dem seien die Highlights zum Arista Analystentag oder die gute Zusammenfassung in The Technology Letter vom hochgeschätzten Tiernan Ray empfohlen.
Bewertung der Arista Aktie
Nach Vorlage der Zahlen zum vierten Quartal 2021 verteuerte sich die Arista Aktie deutlich und notiert aktuell weniger als 10 Prozent unter ihrem Ende 2021 erreichten All-Time-High. Arista hat die scharfe Korrektur der Technologieaktien also bisher fast unbeschadet überstanden.
Bei einem Kurs von 130 Dollar errechnet sich ein Enterprise Value von ca. 36 Milliarden Dollar. Das bedeutet ein EV/Sales Verhältnis von gut 9 (forward). Das Verhältnis von EV zum Cashflow beträgt ca. 28. (forward).
Das ist sicherlich kein Schnäppchen, aber durchaus fair für einen hochprofitablen Technologieführer. Dennoch muss man konstatieren, dass sich die Arista Aktie in den vergangenen 12 Monaten im Gegensatz zu vielen anderen Technologieaktien (auch gemessen am EV/Sales Verhältnis) deutlich verteuert hat. Wir müssen damit rechnen, dass die Arista Aktie 2022 ihre Outperformance nicht unbedingt wiederholen kann.
Langfristig aber sollte das Unternehmen aufgrund seiner Technologieführerschaft in eine neue Größenordnung hineinwachsen und den Unternehmenswert weiter steigern können. Eine Übernahme durch Cisco oder einen anderen Player erscheint angesichts der Stärke von Arista immer unwahrscheinlicher. Arista hat das Zeug dazu, sich unabhängig zu einem der großen Infrastruktur-Player der nächsten Dekade zu entwickeln und die Arista Aktie ist daher weiterhin ein erstklassiges Langfristinvestment.
Disclaimer
The Digital Leaders Fund und/oder der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Arista. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.
Autor
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Stefan war in seinem gesamten Berufsleben in der High-Tech-Industrie tätig. Er hat sein eigenes Software-Unternehmen gegründet, internationalisiert und vor einigen Jahren ins Silicon Valley verkauft. Der Wirtschaftsmathematiker investiert seit über 30 Jahren in Aktien. Er verwaltet eines der erfolgreichsten investierbaren Musterportfolios auf der wikifolio Plattform.
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