Arista Networks ist seit dem Start von The Digital Leaders Fund im März 2018 ein fester Bestandteil unseres Portfolios. Bisher ist die Aktie ein Underperformer. In unserem letzten Update zu Arista Networks hatten wir vor circa 6 Monaten beschrieben, wie sich Arista für die neue Welt des software-definierten Networkings positioniert.
Die Arista Networks Aktie ist auch seit diesem Beitrag kaum gestiegen und ist ein Titel für Investoren mit langem Atem.
Doch im Unternehmen hat sich im letzten halben Jahr einiges getan:
Schon seit jeher war die benutzerfreundliche Netzwerkmanagement-Software von Arista ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal gegenüber dem scheinbar übermächtigen Platzhirsch Cisco. Mittlerweile wird immer deutlicher, dass Software sogar die alles entscheidende Rolle spielen wird für die Zukunft der Netzwerkindustrie insgesamt und insbesondere für Arista Networks.
Zu diesem Thema gibt es mit dem vorliegenden Beitrag ein weiteres Update – doch zunächst ein Blick auf die aktuell wenig erfreulichen Geschäftszahlen.
Inhaltsverzeichnis
Geschäftszahlen zum 1. Halbjahr 2020
Das Zahlenwerk zum 1. Halbjahr 2020 war nicht unbedingt dazu geeignet, die Arista Aktie aus ihrem Dornröschenschlaf zu reissen:
- Der Umsatz war in den ersten 6 Monaten des Jahres um 12 Prozent rückläufig gegenüber dem Vorjahreszeitraum und betrug „nur” $1,06 Milliarden.
- Der operative Gewinn (GAAP) ging überproportional um 21 Prozent auf $317 Millionen zurück. Das entspricht aber immer noch einer sehr guten operativen Marge von knapp 30 Prozent.
- Auch der Nettogewinn sank um 27 Prozent auf $283 Millionen, was einem Gewinn pro Aktie für das 1. Halbjahr von $3,56 gegenüber $4,80 im Vorjahreszeitraum entspricht.
Arista hat also nach vielen Jahren teils explosiven Wachstums – nicht nur bedingt durch die Corona-Pandemie – erstmals mit rückläufigen Umsätzen und Erträgen zu kämpfen.
Arista Networks Aktie – Guidance
Die aktuelle Guidance des Managements sieht für das Q3 2020 einen Umsatz von circa $580 Millionen vor. Auch das wären nochmals 12 Prozent weniger als im Vorjahr. Wir als Investoren müssen also davon ausgehen, dass auch für das Gesamtjahr 2020 sowohl Umsatz als auch Gewinn erstmals in der Unternehmensgeschichte zurückgehen werden.
Ist das nun eine Wachstumspause oder das Ende der großartigen Wachstumsstory eines Unternehmens, das seit dem IPO 2014 bis 2019 seinen Umsatz mehr als vervierfachen und den Gewinn gleichzeitig um Faktor 6 steigern konnte?
Wer sich die Aussagen des Arista-Managements aus dem letzten Analystencall genau anschaut und mit früheren sehr vorsichtigen Äußerungen vergleicht, der kann zwischen den Zeilen einen recht optimistischen Ausblick herauslesen.
Arista wird zum SaaS Provider
Vor wenigen Wochen hat Arista die Verfügbarkeit seiner Netzwerkmanagement-Software CloudVision als SaaS-Produkt angekündigt. Der Netzwerkbetrieb soll damit automatisiert und für den Kunden drastisch vereinfacht werden.
Bisher war CloudVision ein traditionelles on-premises Softwareprodukt, das im Rechenzentrum des Kunden installiert und von dessen Experten betrieben wurde. Zukünftig soll die CloudVision-Lösung auch als vollständig von Arista betriebene Cloud-Plattform verfügbar sein.
Du siehst Arista immer noch „nur“ als einen Hardware-Hersteller von Highspeed Netzwerk-Infrastruktur? Dann empfehle ich Dir für einen guten Überblick über die CloudVision-Software-Plattform dieses White Paper zur Lektüre.
Die Akquisition von Awake Security
Lange Jahre lang ist Arista ausschließlich organisch gewachsen. Seit 2018 änderte sich die Wachstumsstrategie. Durch die Übernahmen von Metamako und Mojo Networks vor circa 2 Jahren ist Arista in den WLAN Markt für Campus Networks eingestiegen. Mit der Übernahme von Big Switch Networks hat man das Portfolio 2020 im Netzwerk-Monitoring und -Management verstärkt. Nun folgte in der vergangenen Woche mit der geplanten Übernahme von Awake Security eine weitere Software-Akquisition.
Who the f… is Awake?
Es handelt sich bei Awake Security um ein weiteres Silicon Valley Unternehmen aus der unmittelbaren Nachbarschaft von Arista. Das erst im Juli 2017 nach einer 2-jährigen, geheimen Entwicklungsphase („Stealth Mode“) an die Öffentlichkeit gegangene Start-Up war vor einigen Monaten in der letzten Finanzierungsrunde zu $185 Millionen bewertet worden.
Der von Arista nun gezahlte Kaufpreis ist nicht bekannt, dürfte sich aber etwas oberhalb dieser Summe bewegen. Der Awake Umsatz lag wohl bisher bei circa $10 Millionen und ist für das Arista Zahlenwerk zu vernachlässigen. Es handelt sich hier um eine reinrassige Technologie-Akquisition zu einem durchaus strategischen Preis.
Awake bietet eine Network Detection and Response (NDR)-Software, die künstliche Intelligenz mit menschlichem Fachwissen kombiniert, um autonom auf interne und externe Bedrohungen zu reagieren. Die Awake Plattform zur Analyse des Netzwerkverkehrs analysiert jedes Datenpaket im Netzwerk, um automatisch Profile von Geräten, Benutzern, Anwendungen und deren Interaktion zu erkennen, zu verfolgen und zu erstellen. Verdächtige Aktivitäten werden automatisch markiert, eingestuft und menschlichen Experten zur weiteren Analyse übergeben.
Die Liste der Technologie-Partner von Awake ist beeindruckend und liest sich wie das “Who is Who” der Security- und Cloud-Provider. Auch die mittlerweile ebenfalls von Arista übernommene Big Switch Networks gehörte zu den strategischen Partnern. Die Akquisition von Awake sehe ich als sinnvolle Ergänzung der Big-Switch-Übernahme.
Für mich zeigen diese Technologie-Übernahmen, dass das Arista Managements gewillt ist, gerade in der aktuellen Schwächephase kräftig zu investieren, um eine führende Rolle im Software-Defined Networking zu übernehmen. Ziel ist es, sich möglichst schnell aus der zu großen Abhängigkeit vom Infrastrukturgeschäft mit den Cloud-Titanen zu befreien.
Wichtig dabei: Aus dem in 2020 schwächelnden aber nach wie vor hochprofitablen Kerngeschäft heraus generiert Arista ausreichend Cashflow, um ohne nennenswerte Verwässerung der Aktionäre in neue Geschäftsfelder wie Campus WLAN und das Netzwerk-Monitoring zu expandieren.
Die Bewertung der Arista Networks Aktie
Der Aufbau des Enterprise Software-Geschäftes kostet Zeit und verlangt viel Geduld von den verwöhnten Arista Investoren. Die schwache Kursentwicklung der Arista Networks Aktie im letzten Jahr zeigt, dass viele Investoren diese Geduld verloren haben. Momentum-getriebene Spekulanten haben sich von der Arista-Aktie ohnehin längst verabschiedet. Wer jedoch diese Geduld mitbringt, der könnte in den kommenden Jahren reich belohnt werden.
Im Gegensatz zu den reinrassigen SaaS-Aktien, die in 2020 immer neue Rekordkurse erreichten, notiert die Arista Aktie mehr als 35 Prozent unter ihrem Höchststand aus 2019. Das Unternehmen wird bei einem Enterprise Value von circa $12,5 Milliarden zum 14-fachen des in den letzten 12 Monaten erzielten Free Cashflows gehandelt. Das EV/Sales-Verhältnis beträgt weniger als 6.
Wir gehen davon aus, dass Arista in den kommenden Jahren wieder auf seinen Wachstumskurs zurückfinden wird. Die Bewertung der Arista Aktie empfinden wir als attraktiv, wir haben die Gewichtung im Portfolio von The Digital Leaders Fund in den vergangenen Monaten erhöht. Die Arista Networks Aktie gehört aktuell zu unseren Top10-gewichteten Aktien wie Du dem Factsheet von The Digital Leaders Fund entnehmen kannst.
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Disclaimer
The Digital Leaders Fund und/oder der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Arista. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.
Autor
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Stefan war in seinem gesamten Berufsleben in der High-Tech-Industrie tätig. Er hat sein eigenes Software-Unternehmen gegründet, internationalisiert und vor einigen Jahren ins Silicon Valley verkauft. Der Wirtschaftsmathematiker investiert seit über 30 Jahren in Aktien. Er verwaltet eines der erfolgreichsten investierbaren Musterportfolios auf der wikifolio Plattform.
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2 Responses
Hallo Stefan,
bin sehr gespannt, wie es bei Arista weitergeht. Die Aquisition, über die du geschrieben hast, klingt auf jeden Fall sehr interessant. Sie sind immer noch mehr oder weniger schuldenfrei und der angenommene Kaufpreis scheint mir – gemessen am Potential – annehmbar. Die Steuerlast (gemessen am Vorsteuerergebnis) scheint sich nun auch normalen Werten anzugleichen.
Hab jetzt übrigens auch mal nen Sparplan auf den DLF gemacht (bei Flatex – parallel zu MSCI World + EM) 🙂
Gruß
Markus
Wir sind selbst gespannt, ob es Arista gelingt, auf den Wachtstumspfad zurückzukehren und gleichzeitig die Abhängigkeit von den Cloud-Titanen zu verringern. Das wird kein Selbstläufer, aber ich bleibe optimistisch.
Vielen Dank für Dein Vertrauen! Unser ausdrückliches und oberstes Ziel ist ja, dass Du langfristig mit einem Sparplan auf den DLF mehr Spaß hast als mit Deinem Sparplan auf den MSCI World. Daran werden wir uns gerne messen lassen!
VG Stefan