Die BYD-Aktie startet gerade durch. Aus gutem Grund: Tesla stand bisher für die Vision des autonomen Fahrens. Doch BYD kommt mit einem Game Changer: Der chinesische Konzern will autonomes Fahren serienmäßig und kostenlos in alle seine Modelle integrieren. Wir beleuchten, warum diese Ankündigung für BYD und Tesla richtungsweisend sein dürfte.
BYD-Aktie Chart seit Februar 2024; EUR
Chinas EV-Riese BYD greift an – Tesla unter Druck
Ungeachtet dem Hype um Tesla könnte die BYD-Aktie in den nächsten Jahren zum Gewinner werden. Wir haben bereits 2023 darüber berichtet, wie BYD den vermeintlichen EV-Marktführer Tesla bei den globalen Verkaufszahlen überrundet. Bisher umfassten diese auch Hybridfahrzeuge. 2024 hat BYD zum ersten Mal auch mehr reine Elektrofahrzeuge produziert als Tesla.
Auch in Europa fährt BYD mit Rückenwind, daran haben auch die EU-Stafzöllchen nichts geändert. Diese haben hauptsächlich die Zulassungszahlen bei MG (SAIC Gruppe, mehrheitlich im chinesischen Staatsbesitz) unter Druck gebracht. BYD ist dagegen auch hierzulande bei den chinesischen Produzenten auf die erste Stelle aufgerückt.
Im Januar ist BYD sogar in Großbritannien an Tesla vorbeigezogen; ein bemerkenswerter Erfolg für die Chinesen.
Jetzt sorgt BYD erneut für Furore: Der chinesische Elektroauto-Gigant hat am 6. Februar eine Revolution für autonomes Fahren angekündigt. Streng genommen handelt es sich um eine Einladung, die weltweit Analysten in Aufruhr versetzt. Am 10. Februar soll im Hauptquartier in Shenzhen die neue Strategie für intelligentes Fahren vorgestellt werden.
Die Einladung zu dem Event deutet auf eine bedeutende Innovation im Bereich autonomes Fahren hin und trägt den leicht größenwahnsinnigen Titel “God’s Eye”, was auf eine umfassende und leistungsfähige Smart-Driving-Technologie hindeutet. Analysten und Investoren spekulieren, dass BYD mit dieser Ankündigung seine Position im Bereich autonomer Fahrzeuge weiter stärken und einen direkten Angriff auf Teslas Fahrassistenzsysteme starten könnte.
Der Clou: Die selbst entwickelte intelligente Fahrtechnologie soll flächendeckend in allen Modellen eingeführt werden – und das kostenlos. Das Unternehmen lässt verlauten, die neue Technologie sollte für alle Menschen zugänglich sein. Anleger zeigen sich begeistert: Allein in den vergangenen Tagen hat die BYD-Aktie um knapp 20 Prozent zugelegt.
Laut der heutigen Ankündigung plant BYD, das selbst entwickelte Navigate-on-Autopilot-System (NOA) bereits 2025 in sämtlichen Fahrzeugmodellen zu integrieren. Vom günstigen BYD Seagull bis hin zum Luxus-SUV Yangwang U8 – alle Modelle sollen standardmäßig mit fortschrittlicher Fahrassistenz ausgestattet werden.
Das ist ein radikaler Unterschied zu Tesla: Während das US-Unternehmen sein “Full Self-Driving” (FSD) für rund 8.000 Dollar (oder 99 Dollar pro Monat verkauft, will BYD diese Technologie kostenlos in seine Autos integrieren. Damit könnte das chinesische Unternehmen einen gewaltigen Wettbewerbsvorteil erzielen – insbesondere in preissensiblen Märkten wie China oder Europa. Das dürfte außerdem auch die Tesla-Finanzen unter Druck bringen: die Preise für die Fahrunterstützung sind ja schon einmal halbiert worden, es würde uns nicht wundern, wenn Tesla hier noch einmal dem Rotstift ansetzen muss.
Die BYD-Strategie ist auch im Gesamtzusammenhang kohärent. Chinas Elektrofahrzeuge sind preislich jetzt schon unschlagbar. Die verbesserte Ausstattung würde die Entscheidung für potentielle Käufer noch einmal deutlich einfacher machen und könnte die Tesla Verkaufszahlen – die Gesellschaft hat ja im letzten Jahr erstmals sinkende Verkaufszahlen gemeldet – noch weiter unter Druck setzen.
Diese Neuigkeit hat die BYD-Aktie in Hongkong um 12 Prozent nach oben katapultiert:
Tesla-Aktie: Bröckelt die epische Überbewertung?
Während BYD mit seiner innovativen Strategie für Begeisterung sorgt, steht Tesla unter Druck. Die Aktie verlor am Tag der BYD-Veröffentlichung zwar nur rund 1 Prozent, setzte dabei allerdings ihren Abwärtstrend fort.
Allzu überraschend ist dieser Rückgang nicht – die Kursanstiege von Tesla in der letzten Zeit standen auf tönernen Füßen. Gepimpt wurde der Kurs auch vom politischen Aufstieg Elon Musks, der sich frühzeitig für die Wiederwahl Donald Trumps stark gemacht hatte und über 200 Millionen Dollar über ein PAC in Trumps Wahlkampf gepumpt hatte. Jetzt steht Musk der Nicht-Behörden-Behörde DOGE vor, die das Ziel hat, den US-Staat massiv zurückzuschneiden. Interessenkonflikte sind dabei vorprogrammiert. Jetzt wird an den Börsen aus dieser Story Luft abgelassen.
Den massiven Kursanstieg der Tesla-Aktie veranlasste die Analysten bei J.P. Morgan zu regelrecht humoristischen Einlagen:
Obwohl Tesla gerade erst einen Gewinneinbruch von 38 Prozent gemeldet habe, könne es daran liegen, dass das Management nach eigenen Aussagen einen “realistischen” Pfad gefunden habe, den Wert von Apple, Microsoft, NVIDIA, Amazon und Alphabet – also mehr als 14,8 Billionen Dollar zu übertreffen. Oder werde ein einziges Tesla-Produkt mehr als 10 Billionen Dollar an Umsatz generieren, was die aktuelle Bewertung der Aktie reflektiere? Es könne aber auch an der Prognose liegen, wonach 2026 “epic” und 2027/2028 “ridiculously good” werden solle, ätzte J.P. Morgan in einer Analyse zur Tesla-Aktie.
Wir können auch nur staunen. Sieht so der effiziente Aktienmarkt aus? Ist das Kursmanipulation? Hier wird nämlich auch ein bestimmtes Phänomen unserer Zeit bespielt: Es gibt immer noch ein bestimmtes Klientel: selbsternannte Idioten („Retards“) in der Reddit Gruppe Wall Street (offiziell knapp 18 Millionen in der Selbstbeschreibung “degenerierte Mitglieder („Degenerates”), die mit ihrem vermeintlichen Mut prahlen (YOLO, you only live once, man lebt nur einmal) ihre Ersparnisse mit einer finanziell halsbrecherischen Wette auf Tesla Kaufoptionen zu riskieren. Ein Teil der Börsenwelt lebt offenbar im La La Land. Wir wissen alle, wie das irgendwann enden wird.
In der Realität dürften neben der Ankündigung eines günstigeren Modells vor allem auch Musks Äußerungen zu einem Durchbruch beim autonomen fahren, die aktuell mit einem KGV von 170, einem EV/Umsatz von 11 und einem EV/EBITDA von 63 auf “Mondniveau” bewerteten Aktie beflügelt haben. Dabei scheinen sich die Börsianer nicht daran zu stören, dass Tesla in den letzten Jahren immer wieder vieles vollmundig versprochen, aber nicht wirklich geliefert hat.
Fortschritte bei BYD könnten am Bewertungs-Kartenhaus rütteln, wann es zusammenfällt, kann niemand sagen. Musk ist mit Sicherheit der beste Sales-Mann unserer Ära, die Gesetze der Schwerkraft werden ihn dennoch überdauern. Und es könnte bös kommen: Dieses Jahr sollen laut Musk 2,1 bis 2,3 Millionen Tesla verkauft werden, die Analysten sind tatsächlich bereit 2,07 Millionen Stück zu Papier zu bringen.
Doch auch das erscheint uns viel zu optimistisch, in einigen EU Ländern sind die Tesla Absatzzahlen heuer im Januar um die Hälfte eingebrochen, so in Deutschland um rund 60 Prozent. Jetzt ist Europa ein relativ kleiner Markt für Tesla (14 Prozent der verkauften Fahrzeuge), aber China (38 Prozent) hat pünktlich zum Redaktionsschluss ebenfalls geliefert: in China brechen die Tesla Verkaufszahlen um 11,5 Prozent ein. Nur die USA könnten es aktuell reißen, allerdings deuten die Zahlen nicht wirklich darauf hin: Gerade in den letzten Monaten hatten sich auch in den USA die Verkäufe noch einmal abgeschwächt.
Wir wagen es kaum, die logische Schlussfolgerung auszusprechen: Wäre es gar möglich, dass Tesla 2025 noch weniger Fahrzeuge verkauft als letztes Jahr? Schwächelt Musks Konzern weiter, wäre das gut für die BYD-Aktie. Für die USA gibt’s ja nur offizielle Quartalszahlen, erst im April werden wir einen klaren Trend sehen.
Fazit: BYD-Aktie bleibt Favorit, Tesla unter Zugzwang
Mit der heutigen Ankündigung hat BYD die Spannung enorm erhöht. Während Tesla-Fans bereits von Billionen Dollar schweren Game-Changern träumen, will BYD autonomes Fahren für die Massen vorstellen und kurzfristig umsetzen. Wir sind sehr gespannt.
Die positive Reaktion der Börse zeigt, dass Anleger die Zeichen der Zeit erkannt haben. Falls BYD am 10. Februar tatsächlich eine ausgereifte und praxistaugliche Technologie präsentiert, könnte das den Markt für autonomes Fahren fundamental verändern – und Tesla technologisch und finanziell endgültig in die Defensive drängen.
Im Gegensatz zu Tesla ist die BYD-Aktie auch demokratisch bewertet. Das Verhältnis des Unternehmenswert zum Umsatz liegt bei gerade einmal 0,8 und EV/EBITDA liegt bei frugalen 6,5.
Für Investoren bedeutet das: Die BYD-Aktie bleibt einer der spannendsten Titel im EV-Sektor und damit auch mit einer aktuellen Gewichtung von über 5 Prozent der größte chinesische Wert im EMDL-Portfolio.
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Autor
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Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.
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