Der chinesische Elektroautobauer BYD liefert erneut beeindruckende Zahlen. Verkaufsrekorde, milliardenschwere Investitionen in Forschung und Entwicklung und ein ambitionierter Technologiekurs: Der Tesla-Konkurrent formuliert immer aggressiver seinen globalen Führungsanspruch. Ist die BYD-Aktie nach dem starken Anstieg noch attraktiv?
BYD-Aktie: Quartalszahlen im Detail
BYD verkaufte im vierten Quartal 1.524.270 Fahrzeuge. Das entspricht einem Anstieg von 38,4 Prozent gegenüber dem vierten Quartal 2023 – ein neuer Rekord für BYD (alle Zahlen im Vorjahresvergleich). Es entfielen 595.413 Einheiten auf reine Elektroautos (BEVs), ein Plus von 13 Prozent. Das stärkste Wachstum zeigte sich im Segment der Plug-in-Hybride, deren Absatz auf über 928.000 Einheiten anstieg. Für das Gesamtjahr 2024 beläuft sich der Fahrzeugabsatz auf 4,27 Millionen, ein Plus von 61,9 Prozent.
Im vierten Quartal 2024 erzielte BYD einen Umsatz von 274,9 Milliarden CNY (ca. 38,6 Milliarden USD) – ein Zuwachs von 52,7. Die Analysten hatten laut Bloomberg-Konsens nur 259 Milliarden CNY erwartet.
Das EBITDA belief sich auf 36 Milliarden CNY (ca. 5,1 Milliarden USD). Das entspricht einer operativen Marge von 13,1 Prozent. Der Reingewinn stieg auf 15,05 Milliarden CNY (ca. 2,1 Milliarden USD) – ein Anstieg von 73,1 Prozent – eine positive Überraschung. Aufgrund der Umklassifizierung von 12 Milliarden RMB an „Garantieaufwendungen“ von den Vertriebs- und Marketingkosten in die Herstellungskosten (COGS) fiel die ausgewiesene Bruttomarge niedriger aus und lag bei 17,0 Prozent (Konsens 20,8 Prozent). Ohne diese Umklassifizierung hätte die Bruttomarge im Jahres- und Quartalsvergleich stabil bei 21,5 Prozent gelegen. Sonstige Erträge – hauptsächlich staatliche Subventionen – stiegen um 105 Prozent im Jahres- bzw. um 18 Prozent im Quartalsvergleich und machten 33 Prozent des Nettogewinns im vierten Quartal aus und werden ein wesentlicher Faktor für zukünftige Gewinne sein. Die BYD-Aktie reagierte dennoch mit Abschlägen. Was das für die Attraktivität der Aktie bedeutet, werden wir weiter unten beleuchten.
Zurück zu den Zahlen: Mit diesen Ergebnissen übertraf BYD klar die Erwartungen der Analysten. Besonders die starke operative Rentabilität und das starke Wachstum im Heimatmarkt trugen maßgeblich zum Gewinnsprung bei: 71,5 Prozent des Umsatzes wurde in China (inkl. Hongkong, Macau, Taiwan) erzielt, 28,5 Prozent im Ausland. Besonders dynamisch entwickelten sich die Märkte in Thailand, Mexiko, Brasilien, Indonesien, Ungarn und Polen. In Europa stieg die Markenbekanntheit deutlich, unter anderem durch die Einführung neuer Modelle. In Südamerika und Südostasien wurden neue Produktionswerke eröffnet und eigene Vertriebskanäle ausgebaut.
Ausblick
2025 geht BYD in die strategische Offensive: Der Konzern will seine globale Expansion massiv vorantreiben, mit Fokus auf Lokalisierung, Skaleneffekte und technologische Differenzierung. In Ungarn, Thailand und Usbekistan entstehen neue Werke, weitere Fertigungsstandorte sind in Planung. Auf technologischer Ebene steht die Einführung der „Super e-Plattform“ im Mittelpunkt – eine Systemarchitektur, die ultraschnelles Laden mit bis zu 1.000 kW ermöglichen soll. Ergänzt wird sie durch die Strategie „Integrated Vehicle Intelligence“, die fortschrittliche Fahrerassistenzsysteme serienübergreifend verfügbar machen soll. Unter dem Leitspruch „Intelligent Driving for All“ will BYD intelligente Mobilität massentauglich machen. Das Modellportfolio wird konsequent segmentiert: Während BYD selbst den Massenmarkt bedient, adressieren Denza und Yangwang das Premium- und Luxussegment. Einen konkreten finanziellen Ausblick auf Umsatz oder Gewinn hat das Management für 2025 bislang nicht veröffentlicht.
„Intelligent Driving for All“
Positiv
BYD fährt der Konkurrenz davon. Mit über 4,2 Millionen verkauften Fahrzeugen im Jahr 2024 und einem Marktanteil von 33,2 Prozent bei Elektro- und Hybridfahrzeugen bleibt BYD unangefochten an der Spitze. Vor allem bei Plug-in-Hybriden ist das Unternehmen klarer Marktführer, und die verkaufen sich wie geschnitten Brot.
Auch bei der Technologie droht BYD der Konkurrenz jetzt komplett wegzufahren. Die fünfte Generation des DM-Hybridantriebs erreicht eine thermische Effizienz von 46,06 Prozent – ein Weltrekord. Zudem ermöglichen die neuen Plattformen Reichweiten von über 2.100 Kilometern bei gleichzeitig niedrigem Verbrauch.
Die globale Expansion geht voran. BYD ist heute in über 100 Ländern aktiv. Die Eröffnung eigener Werke, Logistik-Flotten (z. B. RoRo-Schiffe) und strategische Partnerschaften – unter anderem mit Uber, Shell, Raízen Power und Arval BNP Paribas belegen den Internationalisierungskurs.
Negativ
Ein zentrales Risiko bleibt die zunehmende politische Unsicherheit im Auslandsgeschäft. In Europa drohen weitere Strafzölle im Rahmen von Anti-Subventionsverfahren. In den USA ist BYD de facto ausgeschlossen – sowohl aus politischen als auch aus regulatorischen Gründen. Zweitens steht der chinesische Heimatmarkt unter massivem Preisdruck: Wettbewerber wie Nio, Geely und Huawei treiben aggressive Rabattaktionen voran. Drittens belastet die hohe Investitionsdynamik die kurzfristige Profitabilität. Mit 54,2 Milliarden CNY (ca. 7,6 Milliarden USD) lag der F&E-Aufwand im Jahr 2024 rund 36 Prozent über Vorjahr – ein Zeichen technologischer Stärke, aber auch wachsender Kapitalintensität.
Fazit und Bewertung der BYD-Aktie
BYD verkörpert das strategische Momentum der chinesischen Automobilindustrie wie kein anderes Unternehmen. Mit 4,27 Millionen verkauften Fahrzeugen, soliden Margen und einem klaren Fokus auf Technologie, vertikale Integration und Internationalisierung ist BYD global die neue Nummer 1. Und was ist mit der BYD-Aktie? Der kurzfristige Kursrückgang von über 6 Prozent nach Bekanntgabe der Zahlen dürfte weniger fundamental bedingt sein, sondern vielmehr auf Gewinnmitnahmen zurückgehen. In den vergangenen 12 Monaten hat der Kurs der BYD-Aktie um 96 Prozent zugelegt, seit Jahresbeginn beträgt das Plus rund 50 Prozent. Zum Vergleich: Die Tesla-Aktie hat im ersten Quartal 2025 bisher einen Verlust von etwa 28 Prozent hinnehmen müssen.
BYD-Aktie Kursverlauf seit dem 25. März 2024; in Euro
An den Zahlen gibt es nichts zu meckern. Die BYD-Aktie bleibt moderat bewertet: Das 2025 EV/Sales-Multiple liegt bei ca. 1,15, das EV/EBITDA bei rund 8,5. Im Vergleich zu westlichen OEMs wie Stellantis (EV/EBITDA < 4) und Volkswagen (EV/EBITDA < 6) ist das zwar höher– doch BYD agiert auch mit deutlich höheren Wachstumsraten, Technologieanteil und vertikaler Wertschöpfung. Im Vergleich zu Tesla ist die Bewertung ein Schnäppchen: Trotz vergleichbarem Umsatz und Gewinn liegt der Abschlag beim Unternehmenswert bei immer noch 90 Prozent.
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Autor
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Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.
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