Wir setzen unsere China EV-Serie mit der BYD Aktie fort. Tesla gilt unter den Elektroauto-Herstellern als das Maß aller Dinge. Der chinesische Marktführer zeigt, dass Anleger im Westen umdenken und dem Beispiel Warren Buffetts folgen sollten.
Große Automarke mit drei Buchstaben? Nein, nicht BMW. Sondern BYD. Aus China.
BYD steht für “Build Your Dreams”. Im Chinesischen werden die drei Schriftzeichen – 比亚迪 – Bi Ya Di ausgesprochen.
2008 gab es die erste wirkliche Gelegenheit, sich mit dieser Marke vertraut zu machen, als Warren Buffetts Berkshire Hathaway sich an dem aufstrebenden Unternehmen beteiligte. Dann wurde es wieder still, weil sich alles um und über BYD hauptsächlich am chinesischen Markt abspielte. Anfang Juli 2022 passierte das Unerwartete: Nach drei Jahren als weltweit beliebtester Hersteller von batteriebetriebenen Autos wurde Tesla gezwungen, diese Krone an Chinas BYD abzugeben. Die am 5. Juli veröffentlichten Absatzzahlen für das erste Halbjahr zeigten, dass BYD in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 641.000 Autos ausgeliefert hatte, Tesla hingegen nur 564.000.
Tesla zu überholen war das ausgemachte Ziel von Volkswagen, Ford und General Motors. Dass sie hierbei nun von der auf internationalen Märkten unbekannten Marke aus Shenzhen quasi aus dem Nichts überholt wurden, sagt einiges über den chinesischen Elektroautomarkt aus. Glück hat aber auch eine Rolle gespielt: Shanghai, der Standort von Teslas größter Fabrik in China, wurde im Rahmen der COVID-Zero Politik der Zentralregierung für zwei Monate abgeriegelt. Der Datenanbieter EV-Volumes schätzte das durch den Lockdown verhinderte Produktionsvolumen bei Tesla auf zwischen 80.000 bis 100.000 Fahrzeuge.
BYD hatte im Süden Chinas währenddessen freie Bahn: die Produktion lief ungehindert weiter. Fairerweise muss man auch hinzufügen, dass etwa die Hälfte der derzeit von BYD verkauften Autos Plug-in-Hybride sind, die in China neben rein batteriebetriebenen Modellen als „Fahrzeuge mit neuer Energie“ (NEV) gelten. Diese Einschränkungen sollen den Erfolg des Unternehmens nicht schmälern. Schauen wir uns doch einmal auf einer Zeitachse genauer an, wie BYD dorthin gelangt ist, wo es heute steht.
BYD Unternehmensvorstellung – Zeitachse
BYD wurde 1995 von Wang Chuanfu 王传福, einem ehemaligen Universitätsprofessor, als Hersteller von Batterien für Mobiltelefone gegründet und wurde Hauslieferant für Elektronikmarken wie Nokia und Motorola. Bereits sieben Jahre später folgte der Börsengang in Hongkong, wo das Unternehmen unter dem Ticker “1211” gelistet wurde.
Ein Jahr später begann offiziell der Eintritt in die Autoindustrie durch die Akquisition eines kleinen Autoherstellers – Xi’an Qinchuan Auto (秦川汽车) – der umgehend in BYD Auto (比亚迪汽车) umbenannt wurde. In 2005 brachte BYD mit dem beliebten Kompaktwagen BYD F3 sein erstes Automodell auf den Markt. Im Jahr 2008 kommt das weltweit erste in Serie produzierte Plug-in-Hybridauto, der BYD F3DM auf den chinesischen Markt.
Dies ist auch das Jahr, in dem Berkshire Hathaway 225 Millionen BYD-Aktien erwarb, 7,74 Prozent des Gesamtkapitals. Sie kosteten Warren Buffett damals 230 Millionen Dollar. Mitte Juli kamen Gerüchte auf, dass Buffett dieses Aktienpaket nun verkauft hat. Die BYD-Aktie brach um fast 20 Prozent ein und hat sich bisher auch in der Zwischenzeit noch nicht merklich erholt. Am Dienstag wurde nun bekannt, dass Berkshire Hathaway am 24. August 1,33 Millionen BYD-Aktien, also gerade einmal 5 Prozent ihres Aktienpakets, zu einem Durchschnittspreis von 277 HKD pro Aktie verkauft hat.
Im Jahr 2009 begann BYD im Rahmen eines von der Zentralregierung initiierten Pilotprojekts mit der Produktion von Elektro-Bussen. Drei Jahre später brachte BYD das erste Auto seiner Dynastie-Serie (王朝系列) auf den Markt, den BYD Qin. Die Dynastie-Serie ist eine Reihe von Fahrzeugmodellen, die nach verschiedenen chinesischen Dynastien benannt sind und auf die wir weiter unten bei der Modellpalette noch näher eingehen werden. 2015 folgte eine Partnerschaft mit dem größten britischen Bushersteller Alexander Dennis, um Elektrobusse für den britischen Markt zu produzieren. Bis heute hat BYD mehr als 75.000 Elektrobusse in 300 Städte in 52 verschiedenen Ländern geliefert. Die erste Fabrik für BYD-Busse wurde 2017 in Ungarn errichtet. In Shenzhen, dem Sitz des Unternehmens, stammen im Übrigen alle Busse und Taxis aus dem Hause BYD. So sieht Lokalprotektionismus in China aus!
Laut Bernstein Research verfügt BYD heutzutage über etwa 10 Prozent der weltweiten Kapazität für die Produktion von EV-Batterien. Die derzeitige jährliche Batteriekapazität von 80 Gigawattstunden ist doppelt so hoch wie 2019 und soll bis 2025 185 Gigawattstunden erreichen. Der lokale Rivale CATL und BYD gehören heute zu den wettbewerbsfähigsten Batterieherstellern der Welt.
Vor zwei Jahren stellte BYD seine Blade Battery -Technologie (刀片电池) vor. Dabei handelt es sich um eine LFP-Batterie (Lithium-Eisenphosphat) für Elektrofahrzeuge, die viel sicherer ist und eine vor allem wesentlich kleinere Brandgefahr darstellt als andere Arten von EV-Batterien. Angeblich ist die Blade-Batterie die einzige Batterie, die den strengen Nagelpenetrations-Test bestehen kann. Wer sich das mal anschauen möchte, findet das Youtube-Video hier. Selbst Tesla hat vor kurzem bestätigt, dass sie diese neuen Batterien von BYD beziehen wird. Auch der in China hergestellte Ford Mustang Mach-E verwendet BYD Batterien.
2020 kam der BYD Han auf den Markt, eine mittelgroße Limousine. Es ist auch das erste Elektrofahrzeug des Unternehmens, das mit der neuen Blade-Batterie ausgestattet ist. Der BYD Han ist derzeit eines der meistverkauften Autos von BYD und in China ein echter Challenger für den Tesla 3 und den Xpeng P7.
Ebenfalls im Jahr 2020 begann BYD mit der Produktion von iPods und iPads für Apple. Diese Sparte, BYD Electronics, ist schon lange als OEM-Hersteller für die großen Mobiltelefonmarken wie Huawei, OPPO, Vivo und Xiaomi tätig. Seit 2008 ist es als eigenständige Einheit in Hongkong unter dem Ticker [0285] gelistet. Wie agil BYD im Thema Produktion und Montage unterwegs ist, hat das Unternehmen mit Beginn der Corona Krise bewiesen, als es Anfang 2020 innerhalb von wenigen Monaten mit einem Produktionsvolumen von 5 Millionen Corona Masken zu einem der weltgrössten Hersteller in diesem Segment heranwuchs.
Auch international weitet BYD seine Aktivitäten aus. Ende letzten Jahres wurde das Modell Tang EV erfolgreich nach Norwegen geliefert. Im Februar dieses Jahres wurde das Modell ATTO 3 (in China ist das der Yuan) in Australien zum Vorverkauf eingeführt. Darüber hinaus wurde das Han EV -Modell nach dem Markteintritt in Kolumbien, Uruguay, den Bahamas, der Dominikanischen Republik und Costa Rica jetzt auch offiziell in Brasilien vorgestellt. Im Juli unterzeichnete BYD einen Vertrag mit dem niederländischen Autohaus Louwman für die Markteinführung in Benelux. Auch in Südostasien, insbesondere in Thailand, sind bereits Distributionspartner unter Vertrag. Im Oktober wird BYD zum ersten Mal auf der Paris Motor Show seine neuesten Modelle vorstellen und den Launch in Schweden und Deutschland bekannt geben. Zu diesem Zweck hat BYD eine Partnerschaft mit der europäischen Händlergruppe Hedin Mobility geschlossen. Hedin Mobility wird Showrooms in mehreren schwedischen Städten eröffnen. In Deutschland wird BYD mit Hedin Mobility zusammenarbeiten, um das lokale Händlernetz aufzubauen. Die ersten BYD-Fahrzeuge sollen im vierten Quartal dieses Jahres an Kunden in Europa ausgeliefert werden.
Zu guter Letzt soll hier auch noch BYDs Engagement im Bereich der Halbleiterchips erwähnt werden. Dieses Segment bearbeitet das Unternehmen seit 20 Jahren, ist aber natürlich in den letzten Jahren strategisch immer wichtiger geworden. Die Halbleiter, genauer gesagt die IGBT (Isolated Gate Bipolar Transistors) sind bei einem Elektroauto nach der Batterie die teuerste Baukomponente und machen zwischen 7-10 Prozent der Gesamtkosten aus. Aber nicht nur die Kostenkontrolle spielt eine Rolle, sondern die dramatischen Lieferengpässe weltweit sind in den Mittelpunkt der strategischen Ausrichtung der EV-Produzenten gerückt. Auch deswegen hat BYD seine Chip-Sparte 2020 in ein unabhängiges Unternehmen ausgegliedert. Nach mehreren Finanzierungsrunden unter Teilnahme namhafter VCs und strategischer Investoren (Sequoia, CICC, Xiaomi, Lenovo und SMIC) bereitet sich BYD Semiconductors auf einen IPO an der Nasdaq-ähnlichen ChiNext Börse in Shenzhen vor. Der Markt für IGBTs ist stark umkämpft. Laut einem Bericht von CITIC Securities hält Infineon in China einen Marktanteil von 58 Prozent, BYD ist die Nummer 2 mit 18 Prozent.
BYD Modellpalette
BYD vertreibt seine PKWs unter zwei verschiedenen Seriennamen: die eine ist die bereits erwähnte Dynastie-Serie. Die andere wurde Ozean-Serie getauft. Alle Modelle (SUVs und Limousinen) in der Dynastie-Serie wurden nach alten chinesischen Dynastien benannt. Bisher vergeben sind: Han, Tang, Yuan, Song und Qin. Alle Modelle sind sowohl als Plug-in-Hybrid als auch vollelektrische Variante im Handel erhältlich.
Die BYD Ozean-Serie 海洋系列 besteht derzeit aus drei Autos, die von verschiedenen Wassertieren bzw. Schiffen inspiriert und nach ihnen benannt sind: Das Dolphin Modell ist ein vollelektrischer Kleinwagen mit Schrägheck und wurde im August 2021 im Markt eingeführt. Der Seal, ebenfalls nur als Elektroauto erhältlich, ist eine kompakte Limousine und erst seit Mai 2022 vorbestellbar. Komplettiert wird die Serie durch den Destroyer 05, der sowohl als Plug-in-Hybrid als auch Elektroauto angeboten wird. Beim Dolphin Modell war übrigens zum ersten Mal von Beginn an auch der neue deutsche Star Designer im Hause BYD, Wolfgang Eggers, mit von der Partie.
Neu hinzugekommen in diesem Jahr ist der Denza D9 MPV aus dem gleichnamigen Joint-Venture mit Mercedes-Benz, das einige Jahre einen Dornröschenschlaf gehalten hat. Ursprünglich hielten beide Parteien jeweils 50 Prozent an Denza, doch in der Zwischenzeit hat BYD seinen Anteil auf 90 Prozent ausgebaut. Im Mai wurde der Luxus Van mit einem Preis von ca. 330.000 – 460.000 Yuan (50.000 – 70.000 Dollar) vorgestellt, der wie bei den anderen Modellen aus der Dynastie Serie als Plug-in-Hybrid und E-Auto vertrieben werden soll. Bereits nach zwei Monaten liegen angeblich über 30.000 Vorbestellungen vor. Der offizielle Launch fand am 23. August statt und die ersten Lieferungen sollen schon im September erfolgen.
BYD Geschäftszahlen
Wie es sich für den gegenwärtigen Platzhirschen gehört, so hat er auch die entsprechenden Zahlen zum letzten Quartal vorgelegt. BYD meldete für die erste Jahreshälfte einen Nettogewinn von 3,6 Milliarden Yuan. Damit übertrifft BYD nach einem halben Jahr bereits das Gesamtergebnis von 2021 (3,04 Milliarden Yuan). Für Q2 betrug der Nettogewinn 2,8 Milliarden Yuan (+245 Prozent QoQ und +198 Prozent YoY). Das solide Gewinnwachstum wurde hauptsächlich durch Rekordumsätze und die Ausweitung der Bruttomarge im Fahrzeuggeschäft angetrieben.
Der Gesamtumsatz der ersten Jahreshälfte stieg um 66 Prozent im Jahresvergleich auf 151 Milliarden Yuan. Das Segment Automobile/Batterien legte um 130 Prozent zu, während das ohnehin margenschwache Segment Mobiltelefone/Montage schwächelte und um 5 Prozent nachgab. Mobiltelefone und Unterhaltungselektronik machen nur noch 27 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Vor einem Jahr war es fast noch die Hälfte des Umsatzes gewesen.
Im zweiten Quartal wurden 355.000 Autos ausgeliefert, darunter 180.000 vollelektrische Fahrzeuge und 173.000 Plug-in-Hybride. Dies bedeutet noch einmal eine Steigerung von 22 Prozent gegenüber dem bereits starken Vorquartal mit 291.000 Einheiten. BYD hat seinen Marktanteil bei NEVs in China weiter ausgebaut und lag im Juli bereits bei 32,7 Prozent. Sechs der Top 10 meistverkauften NEVs in China kommen aus dem Hause BYD. Das Unternehmen hat mit seiner Ankündigung im März, keine Autos mit Verbrennungsmotoren mehr herzustellen, alles auf eine Karte gesetzt. In China sind bereits 26 Prozent aller verkauften Autos NEVs.
Auch das zum Autosegment gehörende Geschäft mit Batterien entwickelt sich sehr gut. Laut SNE Research hat BYD im ersten Halbjahr 24 GWh Auto-Batterien produziert und verbaut. Dies impliziert einen Marktanteil von 24,6 Prozent für den einheimischen Markt und 11,8 Prozent auf dem globalen Markt. Vor einem Jahr betrug der Marktanteil erst 14,8 Prozent und 20,9 Prozent im Vorquartal. Bei den reinen Elektromodellen von BYD kommen pro Pkw jetzt im Durschnitt 59 kWh Batterien zum Einsatz. Bei den Plug-in-Modellen sind es 16 kWh Batterien.
Die Bruttomarge stieg im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorquartal um satte zwei Prozentpunkte auf 14,4 Prozent. Für die erste Jahreshälfte liegt der Wert bei 13,5 Prozent. Das ist besser als Nio und Xpeng, liegt aber noch weit hinter Tesla mit mehr als 25 Prozent. Diese Steigerung bei BYD ist hauptsächlich den Skaleneffekten und einem besseren Produktmix mit höherpreisigen Modellen bei den NEV-Verkäufen geschuldet. Der durchschnittliche Verkaufspreis lag im 2. Quartal bei 188.000 Yuan pro Pkw (Q1: 176.000 Yuan und 2021: 157.000 Yuan). Diese Steigerung ist auf die vermehrten Auslieferungen der höherpreisigen Han und Tang Modelle zurückzuführen. Es ist davon auszugehen, dass sich dieser Trend noch weiter fortsetzt, sodass für die zweite Jahreshälfte ein Durchschnittspreis von 195.000 Yuan möglich erscheint. Wenn man einmal den durchschnittlichen Verkaufspreise von Nio (358.000 Yuan), Xpeng (201.000 Yuan) und Tesla (346.000 Yuan) heranzieht, kann man erkennen, dass BYD sich auf den unterpreisigen Massenmarkt fokussiert hat und erst jetzt mit neuen Modellen wie dem Denza 9 langsam in das höherpreisige Segment vorrückt.
Anders sieht es im Handygeschäft aus, das sich auf einem Allzeittief befindet. Der Finanzbericht von BYD zeigt, dass die Gross Marge in diesem Segment seit 2013 auf einen historischen Tiefststand von 6,1 Prozent gefallen ist. Die Probleme hängen natürlich eng mit den COVID-Zero bedingten Lieferketten- und Logistikbeschränkungen zusammen. Gleichzeitig schwächelt ebenfalls die Binnennachfrage und auch auf dem weltweiten Smartphone-Markt sieht es düster aus. Laut Daten des Forschungsunternehmens IDC gingen die globalen Handylieferungen in der ersten Hälfte des Jahres 2022 im Jahresvergleich um 8,8 Prozent auf 600 Millionen Einheiten zurück. Noch schwächer sieht es in China selbst aus, wo nach Statistiken der China Academy of Information and Communications Technology in der ersten Hälfte dieses Jahres insgesamt 136 Millionen Mobiltelefone ausgeliefert wurden, was einem Rückgang von 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.
In der ersten Jahreshälfte kamen ein Devisengewinn von 663 Millionen Yuan (verglichen mit einem Verlust von 184 Millionen Yuan in 1H21) sowie höhere Zinserträge von 844 Millionen Yuan (gegenüber 257 Millionen Yuan in 1H22) zustande, was der Gewinnsteigerung von BYD im 1H22 zusätzlichen Auftrieb verschaffte. Die oben genannten Posten trugen dazu bei, das glanzlose Geschäft mit Mobiltelefonen und Laptops auszugleichen.
Auch die Kosten hat BYD gut im Griff: die operativen Ausgaben liegen bei 9,2 Prozent vom Gesamtumsatz in der ersten Jahreshälfte. Im Vorjahr waren es 8,9 Prozent. Die leichte Steigerung ist auf eine Erhöhung der Ausgaben für Forschung und Entwicklung und erhöhte Marketingkosten bei der Einführung neuer Modelle zurückzuführen.
Im zweiten Quartal erwirtschaftete BYD einen operativen Cashflow von 31,3 Milliarden Yuan und einen freien Cashflow von 8,6 Milliarden Yuan. Damit hat BYD pro Auto einen freien Cashflow von 24.000 Yuan generiert. Bei einem durchschnittlichen Verkaufspreis von “nur” 188.000 Yuan ist das ein hervorragendes Ergebnis. Selbst Tesla kommt hier im zweiten Quartal auf lediglich 75.000 Yuan pro verkauftem Auto. Über Nio und Xpeng brauchen wir diesbezüglich mangels freiem Cash Flow gar nicht erst zu reden. BYD verfügt über 45 Milliarden Yuan liquide Mittel, ein leichter Rückgang im Vergleich zum Vorjahr, als es noch 50 Milliarden Yuan waren.
BYD gab im zweiten Quartal 22,7 Milliarden Yuan für Investitionen aus. Batterie-Konkurrent CATL investierte im Vergleich 13,1 Milliarden Yuan aus. Der größte Teil der Ausgaben floss in den Ausbau der Herstellungskapazitäten für Batterien, weil BYD verstärkt den Verkauf von Batterien an andere EV-Hersteller vorantreiben will. Wie oben bereits erwähnt, soll nicht nur Tesla mit Blade Batterien versorgt werden. Auch Nio und Xiaomi haben Interesse angemeldet.
Bewertung der BYD Aktie
Das Unternehmen hat derzeit eine Marktkapitalisierung von knapp 90 Milliarden Dollar. Tesla ist fast zehnmal so viel wert. Der Kurs der BYD Aktie hat sich in den letzten zwei Jahren mehr als verdreifacht. Der Wert der Aktie ist seit den Gerüchten Mitte Juli um den Verkauf des Aktienpakets durch Berkshire Hathaway von seinem Höchststand – 333 HKD – am 28. Juni 2022 um 27 Prozent gefallen. Die BYD Aktie rutschte am Dienstag unter ihre 200-Tage-Linie und erreichte ein Dreimonatstief.
Aber einiges spricht dafür, dass dies lediglich eine sentiment-getriebene Pause ist. Es gibt genügend Gründe, optimistisch zu sein. BYDs hat gegenwärtig einen Auftragsbestand von über 700.000 Einheiten. Die Wartezeit für einige populäre Modelle beträgt bis zu 5 Monate. Die beständige Aufwertung der eigenen Modellpalette mit zunehmend höheren Verkaufspreisen ist vielversprechend für die Stärkung der Gross Marge. BYD wird sein Modellangebot weiter optimieren und nur Modelle mit monatlichen Verkäufen von mehr als 10.000 Einheiten im Programm behalten, um eine bessere Effizienz und Ressourcenoptimierung zu gewährleisten. Die Konkurrenz schielt neidisch auf die clever gespielte Kombination von Elektroautos und Plug-in-Hybriden in einem chinesischen Markt, in dem die Ladeinfrastruktur viele Kunden immer noch lieber zu einem Hybridmodell greifen lässt.
Darüber hinaus plant BYD, im kommenden Jahr eine Ultra-Luxus-Marke zu einem Preis von über 1 Million Yuan auf den Markt zu bringen. Bemerkenswert ist auch, dass BYD laut Aussagen des Managementteams im Earnings Call im nächsten Jahr die NVIDIA DRIVE Hyperion-Computerarchitektur für automatisiertes Fahren und Parken in seinen Modellen verwenden wird.
Generell spricht für BYD aus strategischer Sicht, dass sie durch die hauseigene Entwicklung und Produktion der Batterien und der Halbleiter sich von externen Lieferanten und den in letzter Zeit damit einhergehenden Lieferengpässen unabhängig gemacht haben. Wir sind weiterhin bullisch, was die BYD Aktie angeht und sehen die derzeitige Hängepartie des Wertes an der Börse als Kaufgelegenheit.
Disclaimer
China Digital Leaders und/oder der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von BYD. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.
Autor
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Mirko war 23 Jahre lang in China als Anwalt und Unternehmer tätig. Zuletzt war er Global Head of HR für das chinesische EV Startup BYTON in Nanjing. Davor lagen seine unternehmerischen Tätigkeiten im Bereich des chinesischen E-Commerce und Einzelhandels. Seit 2020 managt Mirko den auf die chinesische Digitalisierung spezialisierten “China Digital Leaders” Fonds.
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