BYD-Aktie: Warum die EU-Strafzöllchen die Aktie beflügeln

14. Juni 2024

Nach monatelangen Spekulationen verhängt die EU jetzt Strafzölle gegen chinesische EV-Bauer, und was macht die BYD-Aktie? Sie reagiert mit einem satten Kursanstieg. Chinesische Elektrofahrzeuge konnten in den letzten Jahren ihren Marktanteil massiv ausweiten. Wir beleuchten, weshalb die BYD-Aktie jetzt noch attraktiver ist.

Kopie von BYD Aktie Kursverlauf
Kopie von BYD Aktie Kursverlauf

Wasch mich, aber mach mich nicht nass

In unserem letzten Update zur BYD-Aktie „der Krieg um den EV-Markt hat begonnen“ im September letzten Jahres haben wir auf die prekäre Situation Europas hingewiesen. Auf der einen Seite setzt sich insbesondere Frankreich aus Angst vor Konkurrenz für die heimische Automobilindustrie für Strafzölle ein, auf der anderen Seite steht Deutschland. Insbesondere der ehemalige Exportweltmeister wäre für einen eskalierenden Handelskrieg aufgrund der Interessen deutscher Produzenten in China schlecht gerüstet. Neben Deutschland unterstützen auch Schweden und Ungarn die Strafzölle offiziell nicht. Berlin soll Druck auf die zur Wiederwahl anstehende Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ausgeübt haben, die Ermittlungen einzustellen.

Das Ergebnis wurde diese Woche bekannt gegeben. Die Zölle auf BYD-Autos sind bescheiden: Je nachdem, wie kooperativ sich die Hersteller bei den Ermittlungen gezeigt haben, liegen die Zölle zwischen 17,4 Prozent (BYD) und 38,1 Prozent für den staatlichen Hersteller SA IC, der unter dem alten britischen Markennamen MG operiert. 

Geht es jetzt ans Eingemachte? Im Jahre 2023 haben chinesische Hersteller mit 100.000 verkauften Fahrzeugen zum ersten Mal nennenswerte Marktanteile erreicht. Er liegt aktuell bei acht Prozent. Bis nächstes Jahr soll sich der Marktanteil noch einmal verdoppeln. Doch nun kam der EU-Beschluss zur Verhängung der Zölle. Wie wirksam werden sie sein?

Sie werden zwar zusätzlich zu den bisherigen zehn Prozent erhoben, bleiben aber dennoch vergleichsweise mickrig; die USA haben die Zölle auf China-EV vor kurzem von 25 auf 100 Prozent erhöht. Die Zölle sollen am 4. Juli in Kraft treten, sofern bis dahin keine Einigung mit den chinesischen Behörden erzielt wird. Außerdem sind sie vorläufig, eine finale Regelung soll innerhalb von vier Monaten in Kraft treten. 

Ein Sprecher des chinesischen Handelsministeriums zeigte sich „tief besorgt und sehr unzufrieden“. Aber diese Reaktion wirkt aufgesetzt. Dazu passt auch, dass Gegenmaßnahmen Chinas bisher hauptsächlich auf Cognac begrenzt sind.

Auch die Stellungnahmen der europäischen Hersteller wirken etwas theatralisch: Man bekenne sich ausdrücklich zum Freihandel, so BMW-CEO Oliver Zipse. Volkswagen befürchtet “eine Schwächung der Nachfrage nach Elektrofahrzeugen”.

Freie Fahrt für die BYD-Aktie

Insgesamt handelt es sich um Strafzöllchen. Sie sind zu klein, um nennenswerte Auswirkungen zu haben, dabei haben es uns die Amerikaner vorgemacht, wie es gehen könnte. Einen Handelskrieg mit China können wir uns in Europa aber nicht leisten.

BYD hat die Entwicklung antizipiert und passt sich mit einer Strategie der Produktionsverlagerung in die EU strategisch geschickt an: Im Dezember 2023 wurde der Bau einer Fabrik in Szeged (Ungarn) angekündigt. Seit 2017 baut BYD in Ungarn bereits Busse

Die Maßnahmen der Europäischen Kommission sind nicht nur zahnlos, die Katze ist jetzt aus dem Sack. Das erklärt den Kurssprung der BYD-Aktie von acht Prozent am Tag nach der Veröffentlichung der EU-Zölle. Eingepreist sind die Befürchtungen einer Welt mit höheren Zöllen und Handelshürden ohnehin. Die Aktie bleibt mit 0,9-mal EV/Sales (2023) und einem EV/EBITDA von 7,8 (beide Zahlen gemäß Bloomberg Konsens)  attraktiv. Die Tesla-Aktie handelt demgegenüber bei 5,7-mal EV/Sales und einem EV/EBITDA von 35,2.

Ein wesentlicher Unsicherheitsfaktor ist jetzt weg, das sollte gut für die BYD-Aktie sein. Wir haben die Kursschwäche der letzten Monate dazu genutzt, die Position im EM Digital Leaders aufzustocken.

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Autor

  • Steffen Gruschka

    Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

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Steffen Gruschka

Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

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