Canaan hat durchwachsene Zahlen für das dritte Quartal geliefert. Wir schauen uns an, wie sich Canaan operativ geschlagen hat und gehen insbesondere auf die Frage ein, wann sich der steigende Bitcoin-Preis auf die Canaan-Aktie auswirken wird.
Rekapitulation des Investment Case
Canaan ist ein chinesischer Hersteller von Hardware für das Mining von Bitcoin. Die Hardware von Canaan galt aber lange wegen schlechterer Energieeffizienz als zweite Wahl. Canaan musste daher zu niedrigen Preisen an Kleinkunden verkaufen. Im Krypto-Boom 2021 konnte Branchenführer Bitmain dann aber nicht genug produzieren, um die Nachfrage zu bedienen. Der große Gewinner war Canaan.
Satte 773 Millionen Umsatz und 356 Millionen Gewinn konnte Canaan allein im Geschäftsjahr 2021 verbuchen. Die Canaan-Aktie stieg innerhalb von wenigen Monaten von unter 2 auf 34 Dollar an. Dann aber kam der Bitcoin Absturz auf unter 20.000 Dollar. 2023 setzte das Unternehmen gerade einmal 211 Millionen Dollar um und verbuchte einen Verlust von 280 Millionen Dollar.
Wir hatten im Juni 2023 nach einem Absturz der Aktie unter zwei Dollar bereits gefragt, ob der Tiefpunkt erreicht war. Tatsächlich dauerte der Krypto-Winter allerdings länger als erwartet und der neu entwickelte A13 Miner wurde zum Ladenhüter; die Gesellschaft hatte keine andere Wahl, als selbst in das Mining Geschäft einzusteigen.
Die Canaan-Aktie fiel zwischenzeitlich auf unter einen Dollar. Kein Wunder: Ohne eine Finanzspritze von insgesamt 125 Millionen Dollar wäre das Unternehmen wohl pleite gegangen. Spätestens nach den Wahlen in den USA ist aber wieder Kaiserwetter am Krypto-Himmel. Canaan ist, wie wir gleich sehen werden, nunmehr ausgezeichnet positioniert, um davon zu profitieren.
Canaan-Aktie: Die Zahlen zum dritten Quartal
Die Rahmenbedingungen waren im dritten Quartal, über das Canaan jetzt berichtet hat, noch durchwachsen. Der Bitcoin Preis fiel zwischen Juni und September um 7 Prozent. Gleichzeitig war die operative Hashrate um 10 Prozent höher: Eine höhere Konkurrenz ist schlecht für die Profitabilität der Miner. Trotz diesem eher mäßigen Umfeld hat sich Canaan ordentlich geschlagen: Der Umsatz von 73,6 Millionen Dollar übertraf sowohl das Vorquartal (71,9 Millionen Dollar), die Guidance von 73 Millionen Dollar und die Analystenschätzungen von 72,8 Millionen laut Bloomberg. Da es sich um kein saisonales Geschäft handelt, vergleichen wir aufgrund der höheren Relevanz mit dem vorangegangenen Quartal bzw. da wo opportun, mit mehreren Quartalen.
Canaan verkaufte Equipment für das Bitcoin-Mining im Wert von 64,6 Millionen Dollar (nach 61,8 Millionen Dollar in Q2). Es wurden 7,3 Millionen Terra Hash pro Sekunde Rechenleistung verkauft, deutlich mehr als in den letzten Quartalen. (Siehe Grafik).
Der Preis lag mit neun Dollar pro Terra Hash zwar knapp unter dem Vorquartal (9,1 Dollar), aber deutlich über den Quartalswerten des letzten Jahres. Dies liegt an der Einführung der neuen Produktgeneration des Avalon Miners A14 (Im Frühjahr 2014) und A15 (im letzten Quartal). Die neuen Mining-Geräte sind deutlich energieeffizienter und können mit den Produkten des Platzhirsches Bitmain durchaus mithalten. Die Effizienz ist zwar nach wie vor 10 Prozent niedriger, allerdings liegt der Preis im Verhältnis zur Rechenleistung um ein Viertel niedriger.
Mit dem Avalon Nano drei hat Canaan außerdem ein Gerät für den Privathaushalt entwickelt. Ab 99 Dollar (mit Adapter: 129 Dollar) gibt es einen 725 g leichten Mini-Miner, der mit einer dürftigen Energieeffizienz von 29 J rund gerade einmal 4 Terra Hash Rechenleistung liefert, dafür aber gleichzeitig als Heizgerät fungiert. Vor allem in kälteren Ländern soll das Gerät Computernutzern die Hände warm halten. Das scheint zu funktionieren: Canaan hat dieses Jahr immerhin 17.000 Stück verkauft.
Der Umsatz im Bitcoin-Mining, aktuell noch hauptsächlich in Äthiopien, lag im Rahmen der Bitcoin Preisfluktuation relativ stabil bei 9 Millionen Dollar; im Vorquartal waren es 9,3 Millionen.
Die operativen Kosten lagen bei 35,3 Millionen Dollar. Das ist zwar etwas mehr als im Vorquartal (27,5 Millionen Dollar), aber eine deutliche Reduktion gegenüber den Vorjahren: Im letzten Quartal 2022 waren es noch 60 Millionen. 2023 waren es im Durchschnitt noch deutlich über 40 Millionen Dollar. Canaan ist also deutlich schlanker geworden.
Adjusted Ebitda lag mit 34 Millionen leicht über dem Vorquartal. Der Nettoverlust lag belastet durch einen rein buchhalterischen Verlust bei der Ausgabe von Aktien bei 75,6 Millionen Dollar.
Die Quartalszahlen zeigen nur eine leichte Belebung des Marktes, aber weil sie nur den Stand per Ende September referenzieren, ist das Krypto-Schnee von gestern. Der regelrecht explodierte Bitcoin-Preis nach dem Wahlsieg Donald Trumps in den USA wird zu besseren Zahlen im vierten Quartal führen.
Ausblick
Die Bäume werden im vierten Quartal aber nicht in den Himmel wachsen: Canaan erwartet einen Umsatz von 80 Millionen Dollar. Zwischen Oktober und Dezember werden hauptsächlich noch zuvor bestellte A14 Modelle ausgeliefert, bei denen der Preis auf der Website in den letzten Tagen zwischen 1.248 und 1.652 Dollar schwankt. Allerdings ist das Modell aktuell ausverkauft, man kann sich über neue Bestände für den Augenblick nur benachrichtigen lassen. Den A15 XP-206T kann man aktuell für 3.193 Dollar mit voraussichtlicher Lieferung im Januar bestellen.
Der Platzhirsch Bitmain scheint aktuell überhaupt nicht liefern zu können. Der Antminer S21+ (216T) für 4644 Dollar wird im Onlineshop für das gesamte erste Halbjahr als ausverkauft angezeigt.Damit werden Erinnerungen an 2021 wach: Der dominante Player im Markt kann die Nachfrage nicht befriedigen: Der Markt für Hardware läuft heiß und die Preise steigen. Gleichzeitig hat Canaan bei der Energieeffizienz der Avalon Minder aufgeholt und liegt im direkten Vergleich mit den deutlich teureren Bitmain Antminern fast gleichauf.
Diese Analyse wird jetzt von zwei größeren Orders börsengelisteter Miner bestätigt: CleanSpark (Mit einer 3,6 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung durchaus ein bekannter Name in der Branche) hat am 1. November 3.800 Miner bestellt, Hive (ebenfalls an der Nasdaq gelistet) am 11. November gleich 11.500 Stück. Es dürften mehr folgen.
Canaan-Aktie: das Beste kommt noch
Die Quartalszahlen zeigen bereits eine deutliche Verbesserung gegenüber den Vorquartalen. Canaan ist dank reduzierter Kosten und neuer Produkte gut für den jetzt anstehenden Boom gerüstet. Das vierte Quartal wird noch einmal deutlich besser ausfallen, richtig lukrativ wird aber das erste Quartal 2025 werden: Canaan könnte Anfang 2025 sogar einen unerwarteten Gewinn ausweisen.
Die Canaan-Aktie führt an der Börse aktuell ein Mauerblümchen-Dasein, nur wenige institutionelle Investoren verfolgen das Wertpapier, und es gibt nur wenig, zum Teil veraltetes Research. Die Canaan-Aktie hat sich zwar gegenüber den Tiefständen bereits verdoppelt, liegt damit aber immer noch um rund 95 Prozent unter den Höchstständen. Die Preiserhöhung beim Bitcoin hat die Aktie somit längst nicht nachvollzogen.
Dabei ist nicht nur die reine Preisentwicklung beim Bitcoin relevant für Canaan, weil sie die Profitabilität der Miner erhöht und zum Kauf zusätzlicher Hardware stimuliert. Auch die im April erfolgte Halbierung der Mining-Rewards spielt Canaan in die Karten. Es kann jetzt nur noch halb so viel Bitcoin wie vorher geschürft werden. Das zwingt die Miner „alte”, also nicht mehr effiziente Hardware zu ersetzen.
Die Bitcoin Bewegung hat in Kombination mit der Halbierung den Hardwaremarkt scheinbar bereits aus dem Gleichgewicht gebracht. Selbst ohne weitere Kursgewinne beim Bitcoin sollte Canaan im nächsten Jahr profitabel sein. Wenn der Bitcoin-Preis weiter steigen sollte, wird die Nachfrage nach den Canaan-Produkten weiter zunehmen und die Profitabilität des Unternehmens regelrecht explodieren. Die Kursentwicklung der Canaan-Aktie im Jahr 2021 zeigt, was veränderte Rahmenbedingungen auf der Upside bewirken können.
Die Canaan-Aktie wird aus dem Winterschlaf aufwachen, wenn der Markt auf die anstehende Profitabilität aufmerksam wird. Der Konsens der Analysten sieht aktuell noch einen Verlust für 2025. Das dürfte sich bald ändern. Wir haben unsere Position im EM Digital Leaders deutlich erhöht und freuen uns auf das baldige Kursfeuerwerk der Canaan-Aktie.
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Autor
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Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.
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