DBS Aktie – Platzhirsch aus Singapur profitiert von China-Unsicherheit

7. Oktober 2022

DBS Aktie

Singapur steigt aufgrund der Verunsicherung über die Rechtssicherheit Hongkongs zum führenden Finanzplatz in Asien auf. Das ist gut für das Wachstum im Stadtstaat, was wiederum auch der führenden Bank dort zugutekommt. Der aktuelle Investment Case der DBS Aktie.

DBS profitiert von Unsicherheiten in China

Laut dem Global Financial Center Index gelang es Singapur, an Hongkong knapp auf den dritten Platz vorbeizuziehen und zum wichtigsten Finanzzentrum in Asien aufzusteigen.

Das hat mehrere Gründe. Zum einen ist Singapur mit seinem kalkulierbaren Regulierungsumfeld eines der konkurrenzfähigsten Länder der Welt. Im Ranking der IMD konnte sich Singapur 2022 um zwei Plätze auf die dritte Position verbessern.

Singapur profitiert außerdem aktuell in doppelter Weise von den regulatorischen Unsicherheiten und strikter Covid Politik in China und Hongkong. Zum einen wandern Finanzunternehmen von Hongkong nach Singapur ab. Zum anderen sehen wir aber auch eine Diversifizierung und Verlagerung von Fertigungsstellen aus China nach Südostasien. Singapur dient dabei für multinationale Unternehmen als Tor zur ASEAN Region.

Die DBS Zahlen

DBS, mit 60 Prozent der Einlagen und einer Marktdurchdringung von 90 Prozent der Bevölkerung in Singapur das führende Finanzinstitut, dürfte davon profitieren. Wir haben digital führenden Legacy Bank erstmals Anfang 2019 in unserem Blog vorgestellt.

Die durchschnittlichen Wachstumsraten der DBS waren allerdings in den letzten Jahren deutlich zurückgekommen. Seit 2018 wuchs der Umsatz um gerade einmal rund 3 Prozent pro Jahr auf 14,6 Milliarden Singapur-Dollar (SGD) im Jahr 2021. Schuld am lethargischen Wachstum waren das niedrige Zinsniveau und die damit im letzten Kalenderjahr einhergehende schmale Zinsmarge von knapp unter 1,5 Prozent. Das Zinseinkommen war im letzten Jahr mit 8,4 Milliarden SGD gegenüber 2018 trotz einem geringen NPL Ratio von 1,2 Prozent sogar rückläufig. Das Wachstum der letzten Jahre kam daher lediglich aus dem Eigenhandel (2,2 Milliarden SGD in 2021) und höheren Gebühren (4,1 Milliarden SGD).

Rückenwind gab die erfolgreiche Umsetzung der digitalen Strategie, was sich bei den Kosten bemerkbar machte. Der Gewinn konnte im gleichen Zeitraum immerhin um rund 10 Prozent per annum auf zuletzt 6,8 Milliarden SGD gesteigert werden.

Im zweiten Quartal 2022 beschleunigte sich dann das Umsatzwachstum dank einer um 12 Basispunkte auf 1,58 Prozent angestiegenen Nettozinsmarge (NIM) auf 6,2 Prozent. Das wird jetzt angesichts weiter steigender Zinsen in der zweiten Jahreshälfte so weitergehen. Das Kreditvolumen ist angesichts des moderaten Loan/Deposit Ratio ist mit 80 Prozent ausbaufähig.

Für das dritte Quartal werden von den drei für den Bloomberg Konsensus beitragenden Analysten 10 Prozent und für das Schlussquartal 40 Prozent YoY Umsatzwachstum erwartet, insgesamt ergibt das 9 Prozent für das gesamte Jahr 2022. Im folgenden Jahr sollten wir eine weitere Beschleunigung beim Wachstum sehen. Laut Bloomberg Konsensus werden 2023 sogar 16 Prozent Wachstum erwartet.

Das wirkt sich positiv auf die Margen aus. Bis zum Jahresende soll das Cost-Income Ratio auf unter 40 Prozent fallen – ein sehr guter Wert.

Auf der Produktseite gibt es ebenfalls Neues zu berichten. Rund 100.000 vermögende Privatkunden mit mindestens 250.000 € Anlagekapital werden mit Hilfe der DBS Banking App über die neu gegründete DBS Digital Exchange (DDEx) künftig auch Kryptowährungen handeln können. Der breiten Masse enthalten die Regulatoren dieses Privileg bisher vor, obwohl der Stadtstaat im Fintech Bereich eine Führungsrolle beanspruchen will.

DBS gibt sich mit dem Fokus auf den heimischen Markt nicht zufrieden. Die Bank expandierte nach Hongkong und Taiwan. Im Januar dieses Jahres kaufte DBS das Privatkundengeschäft der Citigroup in Taiwan.

Kommen wir zu den möglichen Unwägbarkeiten. Zu den Risiken gehören rund 2 Milliarden US Dollar Kreditvolumen an chinesische Projektentwickler. Bisher gibt es keine nennenswerten Kreditausfälle, die schwierige Situation in der chinesischen Immobilienbranche könnte sich aber noch verschärfen. Auch im Heimatmarkt agiert man bereits konservativer bei der Kreditvergabe, obwohl die NPLs bei Baukrediten bei gerade einmal 0,5 Prozent liegen. 

DBS zahlt quartalsweise Dividende aus. Diese betrug in den letzten drei Quartalen 0,36 SGD pro Aktie, was einer annualisierten Dividendenrendite von 4,3 Prozent entspricht.

DBS Aktie Bewertung

Bei der Bewertung liegt DBS mit einem P/E von knapp 10 im Mittelfeld. Das stabile regulatorische und politische Umfeld rechtfertigt meiner Meinung nach allerdings einen Aufschlag gegenüber der globalen Peer Group. Das Efficiency Ratio von 45,5 Prozent ist für eine Legacy Bank sehr gut, wenngleich nicht mit den 26,7 Prozent des vorrangig digitalen Geschäftsmodells von Kaspi vergleichbar. Der Return on Equity mit 12,2 bzw. Return on Tangible Equity (RoTE) mit 13,1 Prozent sind ebenfalls sehr gut. Die Risk Weighted Asset Density der Bank, eine Maßzahl für das Risiko in der Bilanz, liegt mit 42 Prozent im grünen Bereich. Die Kernkapitalquote (Tier 1 Capital Ratio) ist mit 15 Prozent ebenfalls sehr solide.

DBS Aktie Peer Group Bewertungsvergleich

Mit dem Aufstieg von Singapur auf Kosten von Hongkong und der Dynamik bei der Zinsmarge bekommt der Umsatz der Legacy Bank jetzt einen doppelten Turbo. Damit bleibt die DBS Aktie ein Kerninvestment im Portfolio des EM Digital Leaders.

Abonniere hier unseren kostenfreien Newsletter

Disclaimer

EM Digital Leaders und/oder der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von DBS. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

Autor

  • Steffen Gruschka

    Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

Picture of Steffen Gruschka

Steffen Gruschka

Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

Aktuelle Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Neueste Beiträge

Tags

Neuste Kommentare

Twitter

Instagram