Singapur ist ein Stadtstaat der Superlative. Singapur gehört nach BSP pro Kopf zu den reichsten Städten der Welt, ist am dichtesten besiedelt und dabei mit über 300 Parks die grünste Stadt Asiens und die sauberste der Welt.
Die PISA-Studie führt Singapur unangefochten an, nirgendwo kann man einfacher Unternehmen gründen und Geschäfte machen (Quelle Weltbank), keine Stadt ist digitaler (WEF).
Den Sprung von der Dritten in die Erste Welt, zu einem der führenden Handels- und Finanzzentren, hat der Inselstaat in atemberaubendem Tempo vollzogen.
Erst 1965 hat sich Singapur von Malaysia losgesagt. Seit dieser Zeit wird das Land von einer Partei regiert.
Wer sich dafür interessiert, wie sich wirtschaftlicher Aufschwung und Autoritarismus über eine so lange Zeit vertragen können, dem empfehle ich folgenden Artikel.
Kein Wunder also, dass die Zahl der Superreichen hier höher ist als in den meisten Städten der Welt; aktuell sehr amüsant zu bewundern in dem neuen Kinohit „Crazy Rich Asians.”
DBS Aktie – Bank der Smart-Nation
Digitalisierung, Finanzzentrum, Superreiche. Beste Voraussetzungen also für die lokalen Banken. Allen voran für die dominierende Bank, die DBS Group Holding, die schon seit dem Start zum Portfolio unseres Fonds gehört.
Die DBS Bank wurde 1968, also kurz nach der Unabhängigkeit von der Regierung gegründet.
Über den Staatsfonds Temasek ist das Land mit 29 Prozent immer noch der größte Gesellschafter der Bank, die vornehmlich grundsolides Privat- und Firmenkundengeschäft und ein zunehmend lukratives Wealth-Management betreibt.
Investmentbanking und Handel spielen bei der DBS Group eher eine untergeordnete Rolle.
Die Bank ist in 18 Märkten in der Region tätig und hat mehr als 9 Millionen Kunden.
Etwa die Hälfte der Kunden kommen aus Singapur. Die anderen aus „Greater China“ (China, Hongkong, Taiwan), und South Asia (im wesentlichen Indien) + South East Asia (im wesentlichen Indonesien).
In Singapur hat die DBS Bank bei Hypothekenkrediten einen Marktanteil von über 30 Prozent, bei Einlagen von über 50 Prozent.
In den ersten neuen Monaten 2018 hat das Unternehmen knapp 10 Milliarden SGD erwirtschaftet (1 SGD = 0,74 USD). Das sind 12 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2017.
Der Gewinn stieg sogar um 36 Prozent auf die Rekordsumme 4,31 Milliarden SGD.
Zwei Drittel machen dabei die Zinseinnahmen aus, ein Drittel entfällt auf Provisionseinnahmen.
Wie stabil die Bank in den letzten Jahren gewachsen ist, zeigt der folgende Chart:
DBS Aktie – Risiken und Chancen
Die Regierung in Singapur hat Maßnahmen ergriffen, den heiß gelaufenen Immobilienmarkt abzukühlen, was bei der DBS Bank zu einem dramatischen Rückgang bei Hypothekenkrediten geführt hat.
Zudem sind die Kredite in Renminbi und Honkong Dollar in den ersten 9 Monaten deutlich rückläufig gewesen.
Doch mit steigenden Zinsen in Singapur und Hongkong konnte das mehr als ausgeglichen werden.
Ob das in Q4 gelungen ist, kann bezweifelt werden. China könnte hier kurzfristig belasten.
Das Kreditbuch der DBS Bank ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Der Anteil „fauler Kredite“ (NPL) ist aber auf dem Niveau der US-Banken bei 1,6 Prozent (Europa im Schnitt über 3 Prozent).
Ohne die jüngsten Korrekturen für das Geschäft mit Öl & Gas läge dieser Wert sogar unter 1.
Mit einer Cost-Income-Ratio von 43 Prozent gehört die DBS zu den effizientesten Banken der Welt. Die Bank muss also nur 43 Cent aufwenden (für Personal, Sachaufwand, Abschreibungen), um einen Euro Ertrag zu erzielen.
Das hat auch mit der Digitalisierung zu tun, doch dazu unten mehr.
Wie stark die DBS von der Vermögensbildung in der Region profitiert, zeigt die nächste Grafik.
In den letzten vier Jahren hat die Bank das verwaltete Vermögen von reichen Kunden nahezu verdoppelt.
Mittlerweile machen die Einnahmen hier 7 Prozent der Gesamteinnahmen aus.
Tendenz steigend, weil das Reichtum in der Region zunimmt. Aber auch weil vermögende Asiaten europäischen Banken zugunsten der DBS Bank den Rücken kehren.
Das alles ist solide, rechtfertigt aber nicht, warum die DBS Bank in den Digital Leaders Fund gehört.
Der Grund ist natürlich, dass wir DBS für einen Digital Transformation Leader halten.
Als wir bei der Deutschen Asset & Wealth Management über Sinn und Nutzen von IBM Watson sinniert haben, sprach ich damals mit dem CDO von DBS.
Die hatten die KI-Plattform seit einem Jahr installiert, trainiert und erste brauchbare Ergebnisse erzielt.
Ich war schon damals beeindruckt, nicht von Watson, sondern wie weit die DBS Bank auf ihrer Digitalisierungsreise schon war.
Unter den großen Banken galten BBVA, ING, CITI und die DBS als besonders fortschrittlich in Sachen Digitalisierung. Die DBS sahen jedoch alle als den Primus inter Pares.
Und das hat einen Grund.
Digital to the core statt digital lipstick
Nahezu jede Legacy-Organisation stellt bei der digitalen Transformation fest, dass die Spaghetti-IT-Architektur „broken“ ist und massive Investitionen bedarf, bevor die Digitalisierung beginnen kann.
Die DBS hat diese Phase bereits 2014 nahezu abgeschlossen.
Seither hat der CEO Piyush Gupta, der sich selbst beim Thema Digitalisierung als paranoid bezeichnet, die großen Digitalunternehmen in allem skrupellos kopiert, was Erfolg verspricht, allen voran Google, Amazon, Netflix, Apple, Linkedin und Facebook.
Ganz bescheiden hat er die DBS in der Mitte eingereiht und damit auch gleich ein marketingtaugliches Akronym geschaffen, womit er seine Digitalisierung intern und extern vermarktet:
GANDALF
5 Jahre später kann man festhalten, dass die DBS Bank ihre magischen Ziele für 2018 nahezu erreicht hat:
Heute sind 75 Prozent der internen Server bei DBS abgeschaltet, über 80 Prozent aller Applikationen liegen in der Cloud.
Nach eigenen Angaben hat das Haus mit über 150 veröffentlichten Schnittstellen die größte API-Plattform für Entwickler unter den Banken.
“The 22.000 people Start-up”
15.000 der 22.000 Mitarbeiter haben seit 2009 Schulung im Kontext Digitalisierung erhalten.
Kein Wunder also, dass sich die DBS Bank gerne als „the 22.000 people start-up“ bezeichnet.
Während 2009 noch 85 Prozent der IT-Mitarbeiter von extern kamen, sind heute 85 Prozent intern.
Das Unternehmen hat sich nicht in die Abhängigkeit von Consultants begeben und schafft selbst geistiges Eigentum (IP).
Dabei ist die Bank nicht nur deutlich schneller geworden, sondern auch effizienter und sicherer.
Auch sonst kann sich der kommerzielle Erfolg der Digitalisierungsoffensive sehen lassen: Über ein Drittel der vermögenden Privatkunden und über 80 Prozent der KMU (kleine und mittlere Unternehmen) werden über digitale Kanäle akquiriert, über 50 Prozent der Retailprodukte digital verkauft.
In Indien und Indonesien hat DBS vor zwei Jahren mit „digibank“ eine komplett digitale, weitgehend über Sprachsteuerung bedienbare Bank eingeführt und 2,6 Millionen Kunden gewonnen.
Nach eigenen Angaben macht die DBS Bank mit den digital akquirierten Kunden im Schnitt 1300 SGD Ertrag pro Kunde. Das ist etwa doppelt so viel als bei „analogen“ Kunden.
Kundenakquise kostet demgegenüber digital 478 SGD und analog 306 SGD.
Daher ist es nur eine Frage der Zeit, bis DBS „digibank“ noch in weiteren Ländern Asiens ausrollt.
Es gibt eine Reihe von Innovationen und attraktiven Applikationen bei der DBS wie zum Beispiel die erfolgreichen Payment und Sparapps PayLah und SmartBuddy, auf die man hier näher eingehen könnte.
Aber auch so wird hoffentlich klar, wie hoch der digitale Reifegrad bei der DBS Bank ist.
Mich freut es auch zu sehen, dass einem Legacy-Unternehmen Digitalisierung gelingen kann, wenn es beherzt und vielleicht auch ein wenig „paranoid“ das Thema angeht.
Fazit zur DBS Aktie
Mit Banktiteln konnte man letztes Jahr kein Geld verdienen.
Die Aktie der DBS Bank hat mit -20 Prozent noch ganz passabel abgeschnitten im Branchenvergleich global.
Auch wenn China kurzfristig das Kreditbuch belasten mag, sind wir davon überzeugt, dass DBS mehr als 13 Prozent Eigenkapitalrendite erzielen wird.
Mit einer Marktkapitalisierung von derzeit 45 Milliarden USD und einem KGV von 10,5 auf Basis der Gewinnschätzung Q4 2018 ist das Unternehmen wie eine grundsolide Bank bewertet.
Die Dividendenrendite der DBS Aktie liegt nun über 5 Prozent.
Allerdings glauben wir, dass die DBS Group ihr Unternehmen, das Geschäftsmodell und ihre Kultur deutlich besser angepasst hat an das digitale Zeitalter.
Die Kundenzahl wächst stetig, und mit jedem digital akquirierten Kunden verdient das Haus deutlich mehr.
Der DBS Bank gelingt es auch, vermögende Privatkunden digital zu akquirieren.
Das ist global eher eine Seltenheit und belegt, dass Kunden an die Bank glauben und nicht nur an den jeweiligen Berater.
Die Geschwindigkeit des digitalen Wandels können die meisten traditionellen Organisationen nicht mitgehen. Geschwindigkeit ist aber etwas, was Singapur und seine Unternehmen besonders auszeichnet.
Die DBS Aktie verdient daher einen Bewertungsaufschlag.
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Autor
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Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.
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