Anleger verbinden mit Panik nichts Gutes. Anlegerfehler resultieren aus Affekten wie Gier, Angst und Panik. Aber Panik kann auch die Voraussetzung sein für Veränderungen. Lange wurde das deutsche Erfolgsmodell beschrieben mit “Fortschritt durch Panik”. Das muss viele Jahre her sein, denn heute ist der erste Reflex nicht Angriff, sondern Regulierung. Womit wir bei der AI-Revolution wären. Der Investor und ehemalige Google-CEO Eric Schmidt hat klare Worte in einem Bloomberg-Interview gefunden. Die USA hätten einen großen Vorsprung von drei Jahren vor China, Europa sei dagegen hoffnungslos abgehängt. Er investiere allenfalls in französische Start-ups, da er nur in Frankreich einen Hauch des „Silicon Valley“-Geistes verspüre. Er habe in den vergangenen zehn Jahren vergeblich versucht, die europäische Politik zu überzeugen, Innovationen zu fördern, statt sie durch Regulierung zu ersticken.
Ich war in dieser Woche als Sprecher auf der OMR-Konferenz in Hamburg eingeladen. Vor Ort habe ich mir die Keynote-Rede von Wirtschaftsminister Robert Habeck angehört. Es war eine gute und kämpferische Rede. Er hat vor den internen und externen Bedrohungen gewarnt und trotz aller Unkenrufe die Fortschritte auf dem Weg zur Klimaneutralität betont. Der Einbau von Solarenergie boomt, die Genehmigungszeiten für den Bau von Windkraftanlagen hätten sich verkürzt, und es zeichne sich ab, dass die Installation von Wärmepumpen mit der Erholung der Bauwirtschaft anziehe. Was mir weniger gefallen hat, war, worüber er nicht gesprochen hat. Der Wirtschaftsminister ging mit keinem Wort auf AI ein. Augenscheinlich, weil das Thema keine Priorität hat. Es gibt in der Politik kein Bewusstsein dafür, wie verheerend es wäre, in der Adaption und Entwicklung von AI weiter zurückzufallen.
Ich vermisse die angemessene Panik. Die Bundesregierung müsste auf die AI-Herausforderung genauso beherzt und mit tiefen Taschen reagieren, wie sie es bei der Bekämpfung von Corona tat und des Klimawandels tut. Panik schieben wir aber nur, wenn es um die Verbreitung düsterer Szenarien geht, die an Weltuntergangsstimmung a la Terminator oder Blade Runner erinnern. Die Realität: Alleine 4 Firmen, Meta, Alphabet, Amazon und Microsoft, investieren dieses Jahr über 200 Milliarden Dollar in Technologie, ein Großteil in AI-Infrastruktur. Und auch der Staat USA macht es uns vor. In dieser Woche hat die Semiconductor Industry Association berechnet, dass die Subventionen von 39 Milliarden Dollar aus dem Chips Act privatwirtschaftliche Investitionen von 447 Milliarden Dollar nach sich gezogen haben. Was für ein Turbo-Multiplier! Dagegen beliefen sich die privaten und öffentlichen Investitionen für Forschung und Entwicklung in Deutschland 2022 gerade einmal auf 121 Milliarden Euro. Panik? Fehlanzeige.
Disclaimer
Die vorstehenden Darstellungen der Pyfore Capital GmbH stellen rechtlich eine Werbemitteilung dar und dienen ausschließlich Informationszwecken. Sie stellen insbesondere weder ein Angebot oder eine Aufforderung zur Abgabe eines Angebotes noch einen Rat oder eine persönliche Empfehlung bezüglich des Haltens, des Erwerbs oder der Veräußerung eines Finanzinstruments dar. Die Pyfore Capital GmbH empfiehlt, sich vor Abschluss eines Geschäftes kunden- und produktgerecht und unter Berücksichtigung Ihrer persönlichen Vermögens- und Anlagesituation beraten zu lassen und Ihre Anlageentscheidung nicht allein auf diese Veröffentlichung zu stützen. Es wird empfohlen, sich von Angehörigen der steuerberatenden Berufe über die individuellen steuerlichen Folgen des Erwerbs, des Haltens oder der Veräußerung des in dieser Unterlage beschriebenen Finanzinstrumentes beraten zu lassen.
Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.
Links zu Texten, die von einem Dritten erstellt wurden, dienen lediglich unverbindlichen Informationszwecken.
Autor
-
Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.
View all posts