Die vielen Wege zu Infrastruktur-Investments

26. September 2024

Es gibt verschiedene Möglichkeiten für Anleger, sich an der Asset-Klasse Infrastruktur zu beteiligen. Neben Aktien und Anleihen gibt es weitere Zugänge, die sich in Bezug auf Risiko, Liquidität und Anlagecharakteristika unterscheiden. Eine Top-down-Übersicht. 

Im ersten Teil unserer Serie zu Infrastruktur-Investments haben wir die verschiedenen Kategorien von Infrastruktur-Investments erläutert. Heute gehen wir auf die verschiedenen Rechtsformen bzw. Vehikel ein, über die Anleger in Infrastruktur investieren können. Unter den beiden Oberkategorien Fremd- und Eigenkapital tummeln sich weitere Anlageformen, die wir heute in gebotener Kürze vorstellen wollen. In den nächsten Blog-Beiträgen gehen wir dann auf die Eigenschaften von Infrastruktur-Investments ein, skizzieren die Eigenschaften von Infrastruktur-Investments durch das Prisma der verschiedenen Investmentfaktoren. Über allem schwebt natürlich die Frage, wie die Digitalisierung die Branche bzw. die Eigenschaften von Infrastruktur-Investments verändert.

1. Infrastrukturfonds für öffentliche Märkte

Hier handelt es sich um geschlossene oder offene Investmentfonds, die in börsennotierte Infrastrukturunternehmen investieren. Während Closed-end-Funds in den angelsächsischen Ländern häufig anzutreffen sind, dominieren in Deutschland offene Fonds, seien es Indexfonds oder aktiv verwaltete Fonds. Diese Produkte ermöglichen ein diversifiziertes Engagement in Infrastruktur-Investments. Sie bieten den Vorteil eines professionellen Managements und einer breiten Streuung, was sie für Privatanleger zu einer erschwinglichen Möglichkeit macht, in Infrastruktur zu investieren, ohne dass ein großer Kapitaleinsatz erforderlich ist.

Laut dem Datenanbieter Morningstar gibt es in Europa 113 Aktienfonds im Sektor Infrastruktur. Die Fonds bringen ein verwaltetes Vermögen von 25,7 Milliarden Euro auf die Waage, was sie zu einem Nischen-Investment macht (Stand: 20.9.2024). Offene Indexfonds und ETFs kommen auf ein Vermögen von unter fünf Milliarden Euro. Das entspricht einem Marktanteil von unter 20 Prozent. Infrastruktur-Aktienfonds sind also die Domäne aktiver Fondsmanager. Übrigens ist der Kostenunterschied zwischen aktiv verwalteten Fonds und Indexfonds groß, aber nicht so immens wie in anderen Fondskategorien. Indexfonds kommen auf ungewichtete Kosten von 0,45 Prozent p.a., während aktiv verwaltete Fonds jährliche Kosten von durchschnittlich 1,12 Prozent auf die Waage bringen. Publikumsfonds haben gegenüber vielen anderen Infrastruktur-Investments den Vorteil, dass sie Anlegern in der Regel eine tägliche Liquidität ermöglichen – Fondsmanager kaufen und verkaufen die Fonds-Holdings an der Börse. 

Die untere Tabelle zeigt eine Auswahl aus der Gruppe der 113 Infrastruktur-Aktienfonds, die in Europa aufgelegt wurden. Sie umfasst die 15 Fonds mit der höchsten Sharpe Ratio in den vergangenen fünf Jahren. Es handelt sich um eine heterogene Gruppe – der kleinste der Fonds kommt gerade einmal auf ein Vermögen von drei Millionen Euro, der größte Fonds, der DWS Invest Global Infrastructure, ist über 2,3 Milliarden Euro schwer. Auch die Performance-Dispersion ist erheblich: Die niedrigste Rendite in den vergangenen fünf Jahren erzielte der DWS-Fonds mit annualisiert 5,32 Prozent. Die höchste Rendite konnte der KBI Global Sustainable Infrastructure erzielen. Dies reflektiert die unterschiedlichen Sektoren, die Infrastrukturfonds anstreben.

Übersicht über die besten Infrastruktur-Fonds

Infrastruktur-Investments-Top-15
Vermögen in Mio. Euro, Performance in Prozent, ab 3 Jahre, annualisiert, Daten per 24.9.2024, Quelle: Morningstar

2. Direktinvestitionen in Infrastrukturprojekte

Bei Direktinvestitionen in private Infrastrukturanlagen, wie z. B. gebührenpflichtige Straßen, Flughäfen, Energieanlagen oder Telekommunikationsnetze, geht es darum, das Eigentum selbst in die Hand zu nehmen. Diese Methode bietet den Vorteil, dass der Anleger die volle Kontrolle über den Vermögenswert hat und von stabilen Cashflows, Inflationsschutz und langfristigem Wertzuwachs profitieren kann. Direktinvestitionen erfordern jedoch einen erheblichen Kapitaleinsatz und ein hohes Maß an Fachwissen. Diese Anlagen sind häufig illiquide, und die Anleger müssen verschiedene Risiken bewältigen, darunter die Vermögensverwaltung, die Einhaltung von Vorschriften und die laufende Instandhaltung.

Dieser Ansatz eignet sich in der Regel nur für große institutionelle Anleger, die über die Ressourcen und Fachkompetenz bei der Analyse verfügen, um direkt in solche Infrastrukturanlagen zu investieren oder sie zu erwerben. Kleinere Institutionen müssen den Umweg über Consultants bzw. Dachfonds gehen, was zu hohen Kostenbelastungen führen kann.

3. Börsennotierte Infrastruktur-Aktien

Anleger haben die Möglichkeit, Aktien von börsennotierten Unternehmen zu erwerben, die Infrastrukturanlagen besitzen oder betreiben, darunter Versorger, Energieunternehmen und Transportunternehmen. Dieser Ansatz ermöglicht ein Engagement im Infrastruktursektor und bietet gleichzeitig den zusätzlichen Vorteil der Liquidität, da diese Aktien leicht an der Börse gekauft und verkauft werden können. Außerdem bieten börsennotierte Infrastrukturunternehmen Transparenz und eine regelmäßige Finanzberichterstattung. Wer eine breite Marktabdeckung anstrebt, findet in den großen Indizes recht große Universen. Der FTSE Global Core Infrastructure kommt auf über 250 Aktien aus den Industrieländern, der MSCI World Core Infrastructure Index kommt auf ein Universum von knapp 100 Aktien. Rar gesät sind Infrastrukturunternehmen aus den Emerging Markets. Der S&P Emerging Markets Infrastructure besteht beispielsweise aus nur 30 Werten.

Investitionen in diese Aktien sind jedoch mit Herausforderungen verbunden. Ihre Kurse können volatiler sein und werden im Vergleich zu privaten Infrastrukturanlagen häufig von breiteren Marktschwankungen beeinflusst. Die Volatilität an den öffentlichen Märkten ist aufgrund von kurzfristigem Handelsverhalten, spekulativen Aktivitäten, der Stimmung der Anleger und Reaktionen auf externe Faktoren oft höher, als es die zugrunde liegenden Fundamentaldaten rechtfertigen. Während der fundamentale Wert eines Vermögenswerts einen langfristigen Anker darstellt, können die Preise aufgrund dieser Faktoren kurzfristig erheblich abweichen. Diese Methode eignet sich am besten für Privatanleger und institutionelle Investoren, die ein liquides, risikoärmeres Engagement in Infrastrukturen suchen.

Wir haben Infrastrukturaktien aus unserem Universum herausgefiltert, und zwar auf der Grundlage von Faktoren, die eine positive Vorhersagbarkeit für diesen Sektor gezeigt haben. Um die Hebelwirkung zu begrenzen, haben wir nur Aktien mit einem Verschuldungsgrad von unter 150 Prozent aufgenommen. Wir bevorzugten Aktien mit jüngsten positiven Gewinnrevisionen, bei denen die Analysten mehr Hochstufungen als Herabstufungen vorgenommen haben. Darüber hinaus haben wir Aktien mit positivem Gewinnwachstum, angemessenen Bewertungen und solider Gewinnqualität bevorzugt, indem wir Titel mit einem gesunden operativen Cashflow im Verhältnis zu den ausgewiesenen Gewinnen ausgewählt haben.

Infrastruktur-Investment-Tabelle
Quelle: Factset

4. Private Infrastrukturfonds

Private Equity- oder Debt-Fonds, die sich auf Infrastrukturinvestitionen spezialisiert haben, bündeln Kapital von mehreren Investoren, um in Infrastrukturprojekte zu investieren. Diese Fonds bieten Zugang zu privaten Märkten und konzentrieren sich auf Direktinvestitionen in große, kapitalintensive Projekte, die für einzelne Investoren oft nur schwer zugänglich sind.

Diese Fonds bieten zwar die Möglichkeit, in umfangreiche Infrastrukturanlagen zu investieren, sind aber auch mit gewissen Herausforderungen verbunden. Sie haben oft hohe Mindestanlagebeträge, lange Bindungsfristen und eine begrenzte Liquidität. Außerdem können die Verwaltungs- und Leistungsgebühren die Gesamtrendite beeinträchtigen

Diese Art der Anlage eignet sich am besten für vermögende Privatpersonen und institutionelle Anleger, die in der Lage sind, langfristige, illiquide Anlagen zu tätigen.

5. Infrastruktur-Real-Estate-Investment-Trusts (REITs)

Infrastruktur-Real-Estate-Investment-Trusts (REITs) besitzen und betreiben ertragsbringende Infrastrukturanlagen wie Kommunikationstürme, Rechenzentren und Pipelines. Sie bieten Anlegern die Möglichkeit, sich an Infrastrukturen zu beteiligen und gleichzeitig die Vorteile der Liquidität zu nutzen, da REIT-Aktien an Börsen gehandelt werden. Außerdem bieten sie Erträge durch regelmäßige Dividendenzahlungen.

Ähnlich wie börsennotierte Aktien unterliegen jedoch auch Infrastruktur-REITs der Marktvolatilität, und ihre Wertentwicklung kann durch Zinsänderungen beeinflusst werden. Diese Anlagen eignen sich am besten für diejenigen, die nach einkommensschaffenden, liquiden Möglichkeiten im Infrastruktursektor suchen.

Der gesamte REIT-Markt in den Vereinigten Staaten hatte laut Statista im Jahr 2023 eine Marktkapitalisierung von fast 1,4 Billionen US-Dollar. Obwohl Infrastruktur-REITs nur einen Teil dieser Summe ausmachen, stellen sie ein bedeutendes und wachsendes Segment dar. Nach Angaben der National Association of Real Estate Investment Trusts (NAREIT) gibt es sechs börsennotierte Infrastruktur-REITs. 

Die vier größten Infrastruktur-REITs sind:

Der Markt für Infrastruktur-REITs ist auf Wachstum eingestellt und wird von mehreren Faktoren angetrieben. Ein wichtiger Treiber ist die steigende Nachfrage nach digitaler Infrastruktur, da die expandierende digitale Wirtschaft fortschrittlichere Netzwerke wie 5G erfordert. Darüber hinaus wird der steigende Energiebedarf wahrscheinlich die Nachfrage nach Energieinfrastruktur ankurbeln. Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Ausbau von Rechenzentren, der durch Durchbrüche in der künstlichen Intelligenz und dem wachsenden Bedarf an Rechenleistung angeheizt wird. Im Februar 2024 waren Rechenzentrums-REITs das einzige Segment auf dem US-Markt, das mit einem Aufschlag auf den Nettoinventarwert (NAV) gehandelt wurde.

6. Öffentlich-private Partnerschaften

Bei öffentlich-privaten Partnerschaften (ÖPP) arbeiten Regierungen und private Unternehmen zusammen, um Infrastrukturprojekte zu finanzieren, zu bauen und zu betreiben. Durch die Beteiligung an ÖPPs können Investoren Zugang zu großen Infrastrukturprojekten erhalten, die oft von der Regierung unterstützt werden und möglicherweise stabile Renditen bei einem geringeren Risikoprofil bieten.

Allerdings unterliegen ÖPPs in der Regel strengen Vorschriften und können komplexe vertragliche Vereinbarungen beinhalten. Sie können auch erhebliche Kapitalinvestitionen und eine langfristige Verpflichtung erfordern.

Dieser Investitionsansatz ist ideal für institutionelle Investoren und große Unternehmen, die über das Know-how und die Ressourcen verfügen, um langfristige Projekte in Partnerschaft mit dem öffentlichen Sektor zu verwalten.

7. Infrastruktur-Schulden

Investoren können Infrastrukturprojekte oder -unternehmen Kapital in Form von Anleihen oder Krediten zur Verfügung stellen und im Gegenzug Zinszahlungen leisten. Infrastrukturanleihen bieten einen stetigen Einkommensstrom und sind in der Regel weniger volatil als Aktienanlagen. Diese Schuldtitel können je nach dem gewünschten Risiko-Rendite-Profil als vorrangig oder nachrangig strukturiert sein.

Wie andere Schuldtitel können jedoch auch Infrastrukturanleihen oder -darlehen illiquide sein, und es besteht ein inhärentes Ausfallrisiko. 

Nach Angaben von Macquarie Asset Management hat der Markt für Infrastrukturanleihen in den letzten Jahren ein schnelles Wachstum erlebt. Er war das am schnellsten wachsende Segment innerhalb der Infrastrukturinvestitionen, wobei das verwaltete Vermögen (AUM) seit 2015 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 23,1 Prozent zunahm. Es wird erwartet, dass die gesamte Anlageklasse Infrastruktur bis 2028 ein AUM von 2,8 Billionen US-Dollar erreichen wird, gegenüber 2,1 Billionen US-Dollar im Jahr 2022.

Diese Anlageform ist ideal für diejenigen, die ein festverzinsliches Engagement in Infrastruktur mit einem geringeren Risikoprofil im Vergleich zu Aktienanlagen suchen.

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Autor

  • Stefan Hartmann

    Stefan schaut auf eine mehr als 20-jährige Erfahrung in den Bereichen Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, Derivate und Hedge Funds zurück. In seiner Tätigkeit als globaler Leiter des Quantitativen Research Teams bei ABN AMRO, hat er über 300 institutionelle Kunden in den USA, Europa und Asien zu allen Fragen des Investment Prozesses beraten. Zuvor war er 10 Jahre bei Salomon Smith Barney als Leiter des quantitativen Research Teams für Europa tätig, wo er Top Rankings in den großen Research Surveys erzielte. Stefan hat über 50 Research Veröffentlichungen zu allen Aspekten des Investment Prozesses in Aktien, festverzinsliche Wertpapiere und Währungen publiziert.

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Stefan Hartmann

Stefan schaut auf eine mehr als 20-jährige Erfahrung in den Bereichen Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, Derivate und Hedge Funds zurück. In seiner Tätigkeit als globaler Leiter des Quantitativen Research Teams bei ABN AMRO, hat er über 300 institutionelle Kunden in den USA, Europa und Asien zu allen Fragen des Investment Prozesses beraten. Zuvor war er 10 Jahre bei Salomon Smith Barney als Leiter des quantitativen Research Teams für Europa tätig, wo er Top Rankings in den großen Research Surveys erzielte. Stefan hat über 50 Research Veröffentlichungen zu allen Aspekten des Investment Prozesses in Aktien, festverzinsliche Wertpapiere und Währungen publiziert.

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