Die Disney-Aktie ist auch langfristig eine einzige Enttäuschung. Doch seit Jahresstart haben Anleger wieder Hoffnung geschöpft. Die Aktie lag bis zur Bekanntgabe der Quartalszahlen 25 Prozent im Plus. Nach den Zahlen rutschte sie um 10 Prozent ab. Alles nur eine kurzlebige Zwischenrally?
Seit 2015 haben Anleger kein Geld mit der Disney-Aktie verdient. Die Rally nach der erfolgreichen Einführung von Disney+ ist schon lange verpufft. Doch dann begannen die Sparmaßnahmen unter dem alten, neuen CEO Bob Iger zu wirken, was Anleger in diesem Jahr honoriert haben. Die Quartalszahlen quittierten sie aber postwendend mit Verkäufen. Alles nur ein Strohfeuer? Wir gehen dieser Frage in diesem Artikel nach.
Kursverlauf der Disney-Aktie in Dollar, 10.5.2014 – 9.5.2024
Disney-Aktie: Zahlen zum zweiten Quartal
Disney hat Zahlen berichtet, die im Rahmen der Erwartungen ausgefallen sind. Der Umsatz ist im abgelaufenen Quartal um 1,2 Prozent auf 22,08 Milliarden gestiegen. Das profitable Segment Park & Experiences verzeichnete ein Umsatzwachstum von 10 Prozent, DTC-Umsatz stieg um 13 Prozent, während Linear Networks um 8 Prozent schrumpfte. Das Filmgeschäft (Content Licensing/Sales) fiel aufgrund fehlender Blockbuster um 40 Prozent. Wider Erwarten konnte Disney allerdings mit einer besseren Profitabilität aufwarten. Der bereinigte Gewinn pro Aktie lag bei 1,21 Dollar. Erwartet waren 1,12 Dollar. Das Streaming-Geschäft, DTC, hat überraschend erstmals einen Gewinn präsentiert. Die Abonnentenzahlen lagen leicht unter den Erwartungen, was aber ausschließlich an Hotstar lag. Disney+ (ohne Hotstar) konnte die Abonnentenzahlen um 6,3 Millionen auf 117,6 Millionen steigern.
Positiv
Mit 47 Millionen Dollar hat Disney den ersten Gewinn im Streaminggeschäft präsentiert. Das hat wesentlich zu den besseren Profitabilitätszahlen beigetragen. Auch für das Gesamtjahr hat Disney die Guidance fürs EPS hochgenommen. Das Wachstum für den bereinigten Gewinn pro Aktie soll nun bei 25 Prozent liegen. Die ARPU-Zahlen für alle Streamingdienste sind gestiegen. Bei Disney+ um 13 Prozent, bei Hulu um 1 Prozent, bei ESPN+ um 12 Prozent. Im dritten Quartal wird man im DTC-Business wieder Verluste schreiben, was im Wesentlichen an den Übertragungsrechten für ICC-Cricket liegen wird, aber im vierten Quartal soll wieder ein Gewinn erwirtschaftet werden. Ab September startet zudem das Verbot von „Password-Sharing“. Wenn Disney hier nur im Ansatz so erfolgreich sein wird wie Netflix, wird das der Disney-Aktie einen großen Boost geben.
Negativ
Offensichtlich hatten die Investoren mehr von Disney erwartet. Die Abonnentenzahlen waren zwar ordentlich, aber die Ankündigung fallender Abo-Zahlen im dritten Quartal haben die Anleger enttäuscht. Hier ist erst ab September Besserung in Sicht. Schlecht läuft auch das Contentgeschäft von Disney. Mit „Kingdom Of The Planet Of The Apes“ kommt nach aktuellen Zahlen nicht die große Wende. Die Hoffnungen im dritten Quartal liegen nun bei Deadpool 3 und Inside Out 2. Meine Kids freuen sich vor allem auf Moana 2 und Mufasa am Jahresende.
Die andere Enttäuschung betrifft das Parkgeschäft. Deren Profitabilität leidet stärker unter den hohen Gehältern als von Analysten erwartet
My Take zur Disney-Aktie
Disneys Problem ist nicht Wachstum, sondern Profitabilität. Das langsame Sterben des linearen Fernsehens, hohe Investitionen in Streaming, die Verwerfung in der Verwertungskette von Filmen, die Konkurrenz durch Amazon Prime und vor allem durch Netflix, haben in den letzten Jahren die Margen von Disney belastet. Der Chart unten veranschaulicht die ganze Misere bei Disney.
Disney-Aktie: Umsatz- vs. Margenentwicklung 1990-2024 pro Quartal, Quelle: Bloomberg, Pyfore Capital
“Magic Kingdom” war viele Jahre auch ein Margin King. Die operative Marge bis 2015 lag bei ca. 20 Prozent. Seither sind die Umsätze zwar weiter gestiegen, die Margen sind allerdings implodiert. Deswegen ist die Ankündigung einer dauerhaften Profitabilität im DTC-Geschäft von herausragender Bedeutung. Ab 2025 sollten zweistellige Margen im Streaminggeschäft erzielt werden. Ich bleibe dabei: Disney hat die letzten Quartale genutzt, ein schlankeres und profitableres Unternehmen zu werden, der Free Cashflow für das Jahr 2024 wird voraussichtlich bei 8 Milliarden Dollar liegen. Mit den prognostizierten Gewinnen für 2025 liegt das KGV mittlerweile unter 15.
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Autor
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Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.
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