The Walt Disney Company hat Zahlen zum dritten Quartal vorgelegt, die Investoren und auch uns negativ überrascht haben. Der Gewinn je Aktie von 1,35 Dollar lag deutlich unter den erwarteten 1,75 Dollar (Refinitiv). Der Umsatz stieg um ein Drittel auf 20,2 Milliarden Dollar. Hier hatten die Analysten jedoch 21,5 Milliarden erwartet. Die Aktie gab darauf hin 5 Prozent ab. Damit hat sich die Aktie zwar immer noch 10 Prozent besser entwickelt als der Dow-Jones-Index. Doch die entscheidende Frage lautet: Ist die Story zur Disney Aktie, die wir vor einigen Monaten skizziert haben, noch intakt? Unsere Antwort ist ein klares Ja.
21st Century Fox enttäuscht
Disney hat im März die Übernahme der Unterhaltungssparte von Fox für 71,3 Milliarden Dollar abgeschlossen. Im für Disney 3. Quartal wurden die Assets zum ersten Mal voll konsolidiert. Gleich am Anfang des Analystencalls stellte Disney-CEO Robert Iger fest:
“I’ve been doing earnings calls for a long time, and this is one of our more complicated ones.”
Mit der Übernahme gehört nun auch das Filmstudio 21st Century Fox zum Disney-Reich. 21CF hat im abgelaufenen Quartal mit “X-Men: Dark Phoenix” einen großen Flop hingelegt. Das operative Ergebnis für 21CF in Q3 fiel mit -170 Millionen Dollar recht mau aus. Im Vorjahresquartal hatte das Filmstudio noch 180 Millionen Dollar operativen Gewinn eingefahren. Entsprechend falsch lag man bei Disney hier bei den Annahmen noch im letzten Quartal.
Die Übernahme hatte auch einen negativen Effekt auf das neue Segment „Direct to Consumer“ (DTC). Bei Fox’ Star India war Disney offensichtlich zu optimistisch. Neue Übertragungsrechte für die Cricket World Cup und die Premier League in Indien haben deutlich mehr gekostet als erwartet. Zudem sind manche Spiele ausgefallen und somit auch die Werbeeinnahmen. Stars Beitrag in Q3 war negativ mit -60 Millionen Dollar operative Kosten statt +150 Millionen Dollar, die Disney für das Vorjahresquartal schätzt.
Auch die volle Kontrolle über Hulu hat das Ergebnis stärker belastet. Hulu ist zwar außerordentlich erfolgreich mit 28 Millionen Abonnenten, aber das Geschäft ist immer noch defizitär. Nach der Übernahme der restlichen Anteile von NBCU im Mai, teil man sich die Verluste nicht mehr.
Nun kann man dem Management zugutehalten, dass sie die Performance der Fox-Assets nicht voll zu verantworten hat und hier vielleicht etwas zu optimistisch geplant hatte. Robert Iger stellte in dem Call auch fest, dass die Übernahme von Ankündigung bis zum Vollzug zu lange gedauert hat und viele Entscheidungen bei Fox in dieser Übergangsphase nicht optimal gelaufen sind. Kino- und Fernsehproduktion brauchen einen langen Vorlauf. Daher wird es ein paar Quartale dauern, bis Disney hier ähnlich wie bei Lucasfilm und Marvel Studios den kommerziellen Erfolg einfährt. Auch für das vierte Quartal geht Disney von einer Belastung durch Fox von 0,45 Dollar je Aktie aus. Das betrifft vor allem die Segmente Media Networks und Studio Entertainment.
Galaxy’s Edge führt zu Chaos im Park-Vertrieb
Schwerwiegender ist allerdings der Rückgang der Besucher bei den Disney-Parks in den USA. Mit viel Tamtam hatte Disney bereits 2015 die Erweiterung der Disney-Resorts in Orlando und Anaheim um ein weiteres Spektakel präsentiert. Mit Galaxy’s Edge sollte ein weiterer Themenbereich basierend auf Star Wars neue Besuchermengen mobilisieren. Die Eröffnung in Anaheim war am 31 Mai. Der Medienhype war so groß, dass Disney aus Angst vor zu großem Besucherstrom in den ersten Wochen Reservierung eingeführt hat, Kunden mit Dauerkarten nur an bestimmten Tagen rein ließ und die Preise deutlich anhob. Das machten in Anaheim auch die anliegenden Hotels. Am Ende hatte das die Besucher abgeschreckt, so dass Disney nun in den normalen Betrieb übergegangen ist. Für Orlando steht die Eröffnung Ende August an. Hier haben nach Angaben von Disney viele Kunden ihre Besuche auf die Zeit danach verschoben.
Statt deutlich mehr Besucher fiel am Ende die Besucherzahl um 3 Prozent. Das hatte zur Folge, dass trotz höherer Ausgaben pro Person, die Gewinne in diesem Segment im dritten Quartal zurückgingen. Für die weiteren Erweiterungen der Themenparks im Dezember in Orlando und Januar in Anaheim sieht sich das Unternehmen nun besser gewappnet und gibt sich hier weiterhin sehr zuversichtlich.
Ein Jahr der Rekorde für Disney Studios
Mit Avengers: Endgame hat Disney bisher 2,8 Milliarden Dollar an den Kinos erlöst und damit Avatar als erfolgreichsten Film der Geschichte vom Thron gestoßen. Das könnte bis 2021 währen, dann kommt Avatar 2 in die Kinos, nun als Teil des Disney-Imperiums. 2019 hat Disney Studios bereits 8 Milliarden an den Kinokassen eingespielt. Das ist Industrierekord. Und das Jahr hat noch einiges an Kinohits zu bieten wie zum Beispiel: König der Löwen, Maleficent: Mistress of Evil, Frozen 2 und Star Wars: The Rise of Skywalker.
Es ist schon erstaunlich, dass ein solches Rekordjahr von der schlechten Performance der Filme von 21CF getrübt werden konnte. Aber Disney zeigt auch auf, was es zu leisten vermag mit Filmbrands, die jetzt neu dazu kommen wie zum Beispiel: Avatar, Titanic, Planet der Affen, Ice Age. X-Men, Alien.
Disneys Streamingdienste im Paket
Das Schicksal der Disney-Aktie ist an den Erfolg im DTC-Markt geknüpft. Ende August rollt Disney über alle ihre Medienkanäle, Parks, Shops und Hotels die Marketingkampagne für Disney+ aus. Bob Iger: „It is going to be treated as the most important product that the company has launched in, I don’t know, certainly during my tenure in the job, which is quite a long time.”
In drei Monaten geht Disney+ an den Start. Zunächst wird der Service an die Mitglieder des Disney-Fanclubs D23 angeboten.
Alle neuen Kinofilme werden nach den gewöhnlichen Verwertungswegen dann exklusiv in Disney+ ausgestrahlt. Die drei Streamingdienste Disney+, ESPN+ und Hulu (mit Werbung) gibt es dann zu einem Preis für 12,99 Dollar. Das ist eine Kampfansage an Netflix, deren populärster Tarif in den USA auch so viel kostet, allerdings deutlich weniger bietet.
Disney Aktie Zahlen Q3 2019 – Fazit
Wir werden in den nächsten Quartalen zwei Walt Disneys sehen. Das alte Walt Disney aus den Segmenten Media Networks, Parks und Filmstudios und das neue Walt Disney, nämlich DTC. Dieses Walt Disney wird weiterhin Gewinne einfahren, allerdings ein zwei Quartale belastet durch die Integration von 21CF-Assets. Das alte Walt Disney rechtfertigt den aktuellen Preis der Disney-Aktie, mit vielleicht kleinen Abstrichen.
Das neue Walt Disney mit Disney+, Hulu, Espn+ und Star in Indien wird bis 2023 Verluste einfahren. Bis dahin werden alle auf die Anzahl der Abonnenten schauen. Disney plant 60-90 Millionen zahlende Abonnenten weltweit. Das ist sehr konservativ, wenn man bedenkt, dass Hulu und ESPN+ jetzt schon über 30 Millionen zahlende Kunden haben. Sicherlich wird man auch einige der 300 Millionen monatlich aktiven Kunden bei Star in Indien von einem Abonnement überzeugen können. Die erste Indikation für den Erfolg von Disney+ haben wir im nächsten Quartal, danach wird die Visibilität des Erfolgs mit jedem Quartal klarer. Disney bleibt weiterhin ein hoch gewichteter Titel im Portfolio von The Digital Leaders Fund.
Autor
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Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.
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