Disney Aktie – The Endgame

17. Mai 2019

Disney Aktie – The Endgame - Schriftzug Endgame

Bei Disney haben sich die Ereignisse in den letzten Wochen überschlagen. Seit dem Investoren-Tag sind viele Geheimnisse um Disney+ gelüftet worden. Dazu gibt es nun auch Klarheit bei Hulu. Das wichtigste zur Disney Aktie aus Investoren-Sicht haben wir für Euch kurz zusammengefasst.

Fangen wir aber zunächst mit den unspektakulären Dingen an, den Q2-Zahlen, die sich bei Disney auf die ersten drei Monate im Kalenderjahr beziehen.

In den Zahlen enthalten sind zum ersten mal anteilig (11 Tage) die Zahlen von 21st Century Fox.

Fox ist seit dem 20. März nun auch bilanziell Teil der Disney-Welt.


Disney Aktie – Die Zahlen zum Q2 2019

Disney ist gut ins Jahr gestartet:

  • Gewinn pro Aktie: $1,61 vs. 1,58 erwartet
  • Umsätze: $14,92 Milliarden vs. $14,36 Milliarden erwartet

Gegenüber Q2 2018 ist der Umsatz um 3 Prozent gestiegen, der Gewinn allerdings um 13 Prozent zurückgegangen, wobei aufgrund der Streamingoffensive sich Vergleiche zu Vorjahren relativieren. Zumindest bei Gewinmargen und Cash-Flows.

Zahlen für ESPN+, Hulu und künftig auch Disney+ werden in dem neuen Segment Direct to Consumer (DTC) and International zusammengefasst.

Das ist sinnvoll. Wir können nun von Quartal zu Quartal messen, wie erfolgreich sich das DTC-Geschäft entwickeln wird.

Im Q2 sind hier USD 955 Millionen Umsätze erzielt worden, 15 Prozent mehr als im letzten Jahr.

Aufgrund zunehmender Kosten für ESPN+, Hulu und den ersten Anlaufkosten für Disney+ werden die Verluste in diesem Segment zunächst sukzessive steigen.

Bei den anderen Segmenten gab es ein Umsatzplus von 5 Prozent bei Freizeitparks, nahezu unveränderte Zahlen bei Medien und einen Rückgang um 15 Prozent bei Filmstudios, wobei dieses Segment traditionell zyklischer ist.

Den Erfolg von „Black Panther“ und „The Last Jedi“ aus dem Vorjahresquartal hat man in Q2 zwar nicht wiederholen können, doch mit „Avengers:Endgame“ wird man in Q3 wahrscheinlich alle Rekorde brechen.

Disney Investorday 2019 – Großes Kino

Am 11. April hat das Disney Management mit einem filmreifen Auftritt die Details zum Streaming-Service Disney+ präsentiert.

Wir hatten über die Pläne bereits in unserem letzten Artikel zu Walt Disney berichtet.

Es war ein Lehrbeispiel einer professionellen Produkteinführung, eine Demonstration der Macht im Mediengeschäft und eine Kampfansage an das lineare Fernsehen aber auch an Netflix &. Co.

Disney will mit gleich mit vier weitgehend unabhängigen Angeboten den DTC-Markt erobern: Disney+, ESPN+, Hulu, Hotstar.

ESPN+ legt Blitzstart hin

ESPN selbst erreicht in den USA 200 Millionen Konsumenten.

Es ist die stärkste Marke für Sport in den USA und vielleicht auch weltweit.

Die App wird von über 20 Millionen Nutzern in den USA genutzt.

Aus dieser Stärker heraus hat ESPN die Streamingvariante ESPN+ letztes Jahr gelauncht mit Fokus auf Live-Sport-Events.

Kosten: 4,99 Dollar im Monat beziehungsweise 49,99 Dollar im Jahr.

In den ersten 5 Monaten hat das Unternehmen 1 Millionen zahlende Abonnenten gewonnen.

10 Monate später sind es schon 2 Millionen Subscriber.

Alleine die Senderechte an UFC, dem Mixed-Martial-Arts-Wettbewerb, hätten ESPN+ 600.000 Subscriber in 48 Stunden im Januar beschert.

ESPN+ wird aber nicht nur auf Subscription setzen, daneben will man bei großen Events mit Pay-Per-Viev (PPV) und auch zusätzlicher Werbung die Erträge steigern.

Bis zum Jahr 2024 will man mit etwa 8-12 Millionen Abonnenten profitabel werden.

Hotstar zwergt Amazon und Netflix in Indien

Mit der Übernahme von Fox ist Disney nun auch der stolze Besitzer des indischen Medienunternehmens Star, das neben dutzenden Sport- und Unterhaltungskanälen auch den mit großem Abstand führende DTC-Anbieter für Unterhaltung in Indien besitzt: Hotstar.

Mit 300 Millionen Menschen hat Hotstar jetzt schon mehr aktive monatliche Nutzer als die Bevölkerung der USA.

Der Erwerb der Rechte für die Indian Premier League (IPL) für Cricket in 2017 für rund USD 2,8 Milliarden für fünf Jahre haben offensichtlich die Nutzerzahlen hoch katapultiert.

Ende 2017 hatte Hotstar noch 150 Millionen Nutzer.

Das zeigt wie abhängig das Geschäft von einzelnen Senderechten ist.

Zudem hat Hotstar ein Freemium-Modell, die meisten der Kunden dürften kaum etwas zahlen, und selbst die Bezahlvariante kostet rund 2,50 Euro gegenüber 6,50 Euro bei Netflix in Indien.

Werbeeinnahmen sind daher eine wichtige Ertragsquelle.

Aber selbst auf dem hohen Niveau wächst die Nutzerzahl.

Schließlich hat Indien 500 Millionen Internetnutzer, etwa 600 Millionen Menschen sind unter 25 Jahren, in keinem Land gibt eine größere junge Bevölkerungsgruppe.

Das Unternehmen macht derzeit noch Verluste. Die Umsätze sind letztes Jahr jedoch um 50 Prozent gestiegen.

Disney Aktie – Direct to Consumer (DTC) Markt in Indien
Disney Aktie: Der DTC-Markt in Indien.

Mit einem Marktanteil von über 30 Prozent hofft Hotstar auf entsprechende Umsätze in dem DTC-Markt, den man bis 2023 bei USD 26 Milliarden sieht.

Zudem will Hotstar sehr zügig die Bollywood-Gemeinde im Ausland und die Exil-Inder adressieren.

Wer könnte das besser als der führende Anbieter Indiens.

Hulu – Bald auch in Europa?

Das Streaming-Portal Hulu ist seit Jahren hinter Netflix die zweite Kraft im US-amerikanischen DTC-Markt.

Es ist das führende Portal für US-Fernsehserien und erfreut sich seit Jahren einer zunehmenden Beliebtheit mit zuletzt 28 Millionen Abonnenten.

Hulu war einst ein Joint Venture zwischen mehreren Medienmenschen: Disney, 21st Century Fox, Comcast’s NBCUniversal und Time Warner (jetzt WarnerMedia).

Keines dieser Unternehmen hatte eine Mehrheitsbeteiligung.

Disney wurde mit der Übernahme von Fox zum Mehrheitsaktionär des Streaming-Video-Dienstes.

Im vergangenen Monat stimmte WarnerMedia zu, seinen 9,5%igen Anteil an Hulu zurückzuverkaufen.

Letzte Woche sind sich Disney und Comcast über die verbleibenden Anteile von Hulu einig geworden.

Disney wird bis 2024 die 33 Prozent Anteile von Comcast an dem Streamingdienst übernehmen und somit Hulu 100 Prozent besitzen.

Die operative Führung und alle Stimmrechte übernimmt Disney sofort.

Disney garantiert dabei eine Gesamtbewertung von Hulu von mindestens 27,5 Milliarden Dollar.

Das führende Portal für US-Fernsehserien erfreut sich seit Jahren einer zunehmenden Beliebtheit.

Zuletzt wurden 28 Millionen Abonnenten gemeldet.

Disney Aktie – App Downloads in Q4 2018 - Hulu mit 4 Millionen Downloads
Disney Aktie: Hulu gewinnt in Q4 2018 so viele App-Downloads wie nie zuvor.

Die Zahlen von SensorTower für Q4 2018 zeigen, dass mit 4 Millionen App-Downloads (+45 Prozent gegenüber Vorjahr) Hulu so viele Neukunden gewinnen konnte wie nie zuvor.

Die Zahlen von MobileAction für April 2019 machen klar, wie stark Hulu gegenüber Netflix aufholt.

App Downloads April 2019 - Hulu holt gegen Netflix auf
App Downloads April 2019: Hulu holt gegenüber Netflix stark auf.

Diese Zahlen bestätigen die Behauptung des Managements, dass Hulu derzeit das stärkste Wachstum unter allen Streamingdiensten in den USA aufweist.

Bis zum Jahr 2024 will Hulu 40-60 Millionen Abonnenten erreichen.

Da Disney nun volle Kontrolle über das Unternehmen hat, wird die Expansion außerhalb den USA auch für Hulu zügiger stattfinden, so dass ich diese Zahl für sehr konservativ ansehe.

Hulu gibt es für 5,99 Dollar im Monat mit Werbung, für 11,99 Dollar ohne Werbung und für 44,99 Dollar im Monat inklusive Kabelfernsehen.

Hier zeigt sich der Disneykonzern viel flexibler bei der Preisgestaltung als Netflix.

Auch Netflix wird wahrscheinlich zumindest in Niedriglohn-Ländern eine werbefinanzierte Variante einführen.

Einer der großen Gewinner dieser Entwicklung wird unser Portfoliowert The Trade Desk werden.

Vernetztes Fernsehen ist viel attraktiver für Werbekunden als lineares Fernsehen, da es viel gezieltere Werbung erlaubt.

Hulu hat nach eigenen Angaben die Werbeerlöse 2018 um 45 Prozent gegenüber Vorjahr steigern können.

Die Anzahl der Werbekunden ist 2018 sogar um 50 Prozent auf 2.500 angestiegen.

In den nächsten Jahren möchte man mindestens 10.000 Werbekunden gewinnen.

Daher will Hulu auch bereits im Jahr 2023 profitabel werden.

Disney Plus+ startet 2019 mit Kampfpreisen

Neben diesen bereits existierenden und erfolgreichen Streamingdiensten will Disney nun mit aller Distributionsmacht und den Filmschätzen der Studios Disney, Marvel, Pixar, Star Wars und National Geographics das Herzstück seiner DTC-Offensive launchen, Disney+.

Neben den schier endlosen Blockbustern, mit denen Disney jedes Jahr Massen weltweit begeistert und die nach Durchlauf bewährter Verwertungsketten künftig auf Disney+ zu sehen sein werden, statt zum Beispiel auf Netflix, wird Disney mit viele exklusive Inhalten Disney+ aufrüsten.

Welche Inhalte das sind und wie die App aussieht, kann man in dem Investoren-Day-Video sich ansehen.

Mit der firmeneigenen Techunternehmen Bamtech, dass nun Disney Streaming Services heißt, sind die technischen Voraussetzungen geschaffen, den Dienst auf allen relevanten Devices und Plattformen zu nutzen.

In den USA startet Disney+ am 12. November 2019 rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft zum Kampfpreis von 6,99 Dollar im Monat beziehungsweise 69,99 Dollar im Jahr.

Das vergleichbare Angebot von Netflix kostet in den USA 16 Dollar im Monat.

In Q1 2020 soll der internationale Rollout starten, parallel in Nordamerika, Europa und in Asien Pazifik.

Disney Aktie – Disney+ Verteilung globale Roadmap Nordamerika Europa Asien Südamerika
Disney+ : Globaler Rollout für Q1 2010 geplant.

Bis 2021 will man auch in Südamerika den Dienst ausgerollt haben.

Disney Aktie – Wann wird Disney+ profitabel?

Bis zum Jahr 2024 will man für Disney+ 60-90 Millionen Abonnenten weltweit gewinnen.

Ein Drittel aus den USA, zwei Drittel international.

Das passt in etwa zu den Zahlen von Netflix.

Von den derzeit 150 Millionen Abonnenten kommen dort circa 60 Millionen aus den USA.

Für exklusive Disney+ Inhalte werden im Jahr 2020 Kosten von bis zu 1 Milliarden Dollar entstehen, im Jahr 2024 werden es eher 2 Milliarden sein.

Dazu kommen die Lizenzzahlungen an Disney Studios von 1,5 Milliarden Dollar in 2020 und etwa 2,5 Milliarden Dollar in 2024.

Das macht zusammen mittelfristig 4,5 Milliarden Dollar Kosten pro Jahr für Filminhalte.

Verglichen mit den Produktions- und Lizenzkosten von Netflix, die für dieses Jahr mit circa 15 Milliarden Dollar geschätzt werden, wirkt diese Zahl extrem niedrig.

Disney spielt hier seine jahrzehntelange Erfahrung und die endlos große Filmbibliothek voll aus.

Ab dem Jahr 2024 will man mit Disney+ profitabel werden.

Uns erscheint dieser Plan sehr realistisch.

Disney Aktie – Fazit

Seit etwa 5 Jahren schwankte der Aktienkurs von Disney zwischen 90 und 120 Dollar.

Nach dem überzeugenden Investorday hat die Disney Aktie einen deutlichen Satz auf in der Spitze 140 Dollar gemacht.

Entwicklung Kurs der Disney Aktie an der New York Stock Exchange NYSE
Entwicklung der Disney Aktie nach dem Investorday.

Den Investoren war Disney auch ohne eine Antwort auf das Thema Vernetztes Fernsehen über 200 Milliarden Dollar wert, da das Unternehmen bei stabilen Umsätzen von circa 55 Milliarden Dollar und einer Bruttomarge von circa 45 Prozent ihre operative Marge in den letzten fünf Jahren stets steigern konnte auf etwa 25 Prozent.

Disney setzt darauf, dass es mit dem DTC-Geschäft deutlich mehr Wert schaffen wird, als es parallel im noch margenstarken Kabelfernsehen mit ESPN, Disney Channels und ABC eventuell Umsätze verliert.

Im optimistischen Fall will man ein DTC-Geschäft in der Größenordnung von Netflix innerhalb von 5 Jahren aufbauen.

Das halten wir für machbar.

Das Unternehmen hat den Investoren eine sehr klare und unseres Erachtens konservative Guidance hinsichtlich Abonnentenzahlen, Ausgaben und Profitabilität gegeben, so dass sie ihre Erwartungen realistisch setzen können, denn die Übergangsjahre zum DTC-Anbieter werden kostspielig.

Wir sind aber mehr denn je davon überzeugt, dass Disney zu einem der führenden Anbieter in diesem Markt wird und haben das Unternehmen nicht zuletzt aufgrund des guten Risiko-Ertrags-Profils derzeit am höchsten gewichtet im Portfolio von The Digital Leaders Fund.


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Autor

  • Baki Irmak

    Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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Baki Irmak

Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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