Disney+ mit 10 Millionen Anmeldungen in den ersten 24 Stunden!

15. November 2019

Disney Plus - Disney+ auf Handy umgeben von Popcorn

Disney hat in der vergangenen Woche solide Zahlen veröffentlicht. Doch das alles dominierende Thema im anschließenden Analystencall und in den Wochen zuvor und den Tagen danach war der offizielle Start des Streaming-Dienstes Disney+ am 12. November mit dem Disney im direkten Wettbewerb gegen den Branchenführer Netflix antritt. Das ist auch der Schwerpunkt unseres Updates heute.

Q4-Zahlen – Disney Studios mit Rekordergebnis

Das Unternehmen hat die Umsätze im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2019, das bei Disney traditionell bis September geht, auf 19,1 Milliarden Dollar gesteigert und die Erwartungen etwas verfehlt. Beim Gewinn pro Aktie konnte man mit 1,07 Dollar die Erwartungen deutlich übertreffen. Analysten gingen im Schnitt von 95 Cents aus.

Disney Studios konnten mit einem Umsatzwachstum von 52 Prozent und einem Gewinnwachstum von 79 Prozent glänzen. Bereits bis zum dritten Quartal hatte Disney über 8 Milliarden Dollar an den Kinokassen eingespielt, ein Jahresrekord.

Die Blockbuster „The Lion King“ und „Toy Story 4“ füllten auch im abgelaufenen vierten Quartal die Kinos und die Kassen bei Disney. Mit „Frozen 2“ und „Star Wars: The Rise of Skywalker“ startet Disney mit zwei Hit-Aspiranten das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres.

Wir hatten in unserem Update zum dritten Quartal auf die schlechte Performance der Filme von 21st Century Fox hingewiesen, die mittlerweile zum Disney Imperium gehören. Die trüben zwar weiterhin die Performance, die Belastung scheint allerdings jetzt insgesamt geringer auszufallen.

Frozen 2 Bild mit Bergen und Kutsche
Disneys Frozen 2, der nächste Blockbuster?

Die Gewinne im Segment Media Networks, die aktuell 50 Prozent der Gesamtgewinne ausmachen, fielen 3 Prozent geringer aus, jedoch besser als erwartet. In den USA verlieren die Satellitendienste und Kabel-TV-Anbieter massiv Bezahlkunden (cord-cutting).

Auch im abgelaufenen Quartal haben nach LRG-Daten über 1,7 Millionen Menschen diesen Diensten den Rücken gekehrt. Disney ist bisher weniger betroffen, das liegt vor allem an den einzigartigen Filminhalten. Doch auch Disney kann sich gegen den Trend nicht wehren. Der Trade-off zwischen Kabelfernseh-Geschäft und Streamingdiensten ist schon lange kein Argument mehr gegen einen eigenen Streamingdienst. Noch hält sich der Verfall der Einnahmen aus dem traditionellen Geschäft in Grenzen, doch die Kundenabwanderung ist nur eine Frage der Zeit.

Auch die Probleme im Freizeitpark-Geschäft, die wir im letzten Artikel skizziert hatten, sind offensichtlich behoben worden. Die Gewinne in diesem wichtigen Segment konnte Disney im Q4 17 Prozent steigern. Im Ausland konnten Umsätze in den Parks in Paris und Shanghai deutlich zulegen. Das reichte aber gerade aus, um die Ausfälle in Hongkong zu kompensieren. Dort ist seit Ausbruch der Ausschreitungen der Tourismus eingebrochen.

Im neuen Segment Direct-to-Consumer (DTC) lagen die Umsätze in Q4 bei 3,75 Milliarden und die Verluste bei 740 Millionen Dollar. Bei ESPN+ hat man mittlerweile 3,4 Millionen und bei dem nun vollkonsolidierten Streamingdienst Hulu 28,5 Millionen zahlende Abonnenten. Während ESPN+ ordentlich gewachsen ist, scheint bei Hulu ähnlich wie bei Netflix (in den USA) eine Sättigung erreicht worden zu sein. Auch für das laufende Q1 geht Disney von einem Verlust von circa 800 Millionen Dollar im DTC-Business aus. Mit dem Launch des Streaming-Dienstes wird dieses Segment nach Disneys derzeitigen Plänen bis zum Jahr 2023 Verluste einfahren.

12. November – Der Tag der Wahrheit

Vor über zwei Jahren erklärte Disney mit der Übernahme von BAMtech den Einstieg in das Streaming-Geschäft. Während Streaming-Dienste für Amazon und Apple nur eine weitere Einnahmequelle mehr darstellen, geht es bei Disney um alles. Squeezed zwischen Cord-cutting und damit dem schleichenden Tod des Kabelfernsehens und dem Einstieg von Internetgiganten in die Filmproduktion steht nicht weniger als  Disneys Zukunft auf dem Spiel. Seither hat das Unternehmen mit großen Investitionen und Ambitionen den Start ihres Kronjuwels Disney+ vorbereitet.

Bob Iger im Analystencall: „We’re supporting the launch of Disney+ with an unprecedented marketing campaign drawing on every existing connection. The Walt Disney Company has with consumers. It’s an historic effort to raise awareness and drive demand, one that reflects our all-in commitment to the strategic initiatives and our determination to launch big and scale fast.“ 

The Mandalorian Star Wars Serie - Soldat und Raumschiff
The Mandalorian, die erste live-action Star-Wars-Serie.

Zwei Jahre wurden nun exklusive Inhalte für den Streaming-Dienst produziert, Inhalte aus dem Filmarchiv wie zum Beispiel Iron Man auf Dolby HDR-Formate upgedated. Es wurde sichergestellt, dass der Streaming-Service zum Starttermin auf allen relevanten Plattformen wie Apple, Google, Microsoft, Sony, Roku, Amazon Fire, Samsung and LG angeboten wird, was besonders bei Amazon fast zu scheitern drohte.

Mit Partnerschaften wie mit Verizon, die etwa 20 Millionen Kunden den Streaming-Service von Disney für drei Jahre kostenlos anbieten, wollte man mit andere Distributionskanäle den Erfolg nicht dem Zufall überlassen. Zudem wurde zwei Monate lang vor dem Start eine limitierte Version des Dienstes in den Niederlanden live nach allen Unwägbarkeiten getestet.

Am 12. Dezember war es dann so weit. In den USA, in Canada und in den Niederlanden konnten Disney-Fans den Streaming-Dienst herunterladen. Schon in den ersten Morgenstunden in den USA meldeten viele Kunden in den Sozialen Medien Probleme beim Download-Versuch.

Disneys Stellungnahme folgte prompt: “The consumer demand for Disney+ has exceeded our high expectations.” Der Aktienkurs konnte daraufhin verhalten steigen. Am nächsten Tag zeigten App-Daten-Plattformen wie SensorTower, dass der Streaming-Dienst die Hitliste der Downloads anführte, nicht nur in der Kategorie Unterhaltung, sondern über alle Kategorien hinweg. Dennoch eröffnete die Disney-Aktie zunächst mit Kursverlusten.

Beliebteste Apps Disney plus auf Platz 1
Der Streaming-Dienst von Disney auf der Hitliste der App-Downloads (Quelle: SensorTower).

Am späten Nachmittag meldet Apptopia, dass der Streaming-Dienst in den ersten 24 Stunden bereits 3,2 Millionen mal heruntergeladen worden sei.

Disney+ Downloads am ersten Tag nach Land - USA, Niederlande, Kanada

Nun muss man solche Zahlen immer mit Vorsicht genießen. Google und Apple veröffentlichen das Ranking, aber nicht die genau Zahl der Downloads. Anbieter wie App Annie, die mit den meisten Publishern zusammenarbeiten, kennen von diesen Kunden die exakten Daten und können daher die Daten anderer Anbieter anhand des Rankings schätzen. Der Streaming-Dienst hat allerdings sich gleich an die Spitze gesetzt. Man wusste also, dass Tattoo Tycoon als zweitplatzierter auf Apple-Geräten knapp 1 Million mal heruntergeladen worden war am 12. November, aber wie weit der neue Streaming-Service davon enteilt war, konnte man nur schätzen. App Annie hat bis heute noch keine Nutzer-Zahlen zu Disney veröffentlicht. Dennoch drehte die Disney-Aktie daraufhin ins Plus.

Kurze Zeit später gab es dann eine offizielle Zahl von Disney: „Disney+ has already reached a major milestone, achieving a remarkable 10 million sign-ups since launching.” 

10 Millionen Anmeldungen in den ersten 24 Stunden! Das hatte es vorher noch nie für einen Streaming-Dienst gegeben. Disney selbst hatte bis Ende des Jahres mit 10 Millionen Abonnenten gerechnet. Nun sind Anmeldungen keine Abonnenten, da viele den Dienst auch kostenlos eine Woche testen können.

Aber es ist jetzt schon klar, dass Disney mit seinem Streaming-Dienst einen fulminanten Start hingelegt hat und die Zahlen deutlich nach oben korrigieren wird. Entsprechend stieg die Aktie über 7 Prozent zu einem neuen All-Time-High.

Mit diesem Rückenwind wird das Unternehmen wahrscheinlich auch einen starken Launch in anderen Ländern hinlegen. Am 19. November steht der Markteintritt in Australien und Neuseeland an. In Deutschland und in vielen anderen europäischen Ländern ist es am 31. März 2020 soweit.

Disney Plus – Fazit

Disney ist ein Paradebeispiel einer erfolgreichen digitalen Transformation. Im Nachhinein wird man sich bei Netflix bedanken müssen, den Weg zu einem DTC-Business so anschaulich aufgezeigt zu haben.

Wir hatten schon in unserer Disney Investment Story vom April 2018 große Zuversicht geäußert, dass Disney sein Geschäftsmodell in die digitale Zeit überführen kann und hatten daraufhin das Unternehmen in unserem Fonds übergewichtet.

Die erste Resonanz auf den Streaming-Service übertrifft auch unsere Erwartungen.

Verlauf der Disney Aktie
Reaktion der Disney Aktie nach der Resonanz auf den neuen Streaming-Dienst.

Die Aktie steht nun vor einer Neubewertung. Mit einem KGV von 21 ist die Aktie nun nicht mehr günstig. In den nächsten ein zwei Jahren wird der Gewinn pro Aktie aufgrund der massiven Investitionen nicht viel höher ausfallen.

Aber Disney ist gerade dabei zu demonstrieren, dass es sich zu einem Unternehmen wandelt, das von den säkularen Trends profitieren wird, statt unterzugehen in der neuen digitalen Welt.

Daher sollte man sich auch in Zukunft auf höhere Bewertungsmultiplikatoren bei Disney einstellen.

Das Unternehmen bleibt bis auf weiteres ein hoch gewichteter Titel im Portfolio von The Digital Leaders Fund.

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Autor

  • Baki Irmak

    Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

Baki Irmak

Baki Irmak

Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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