Ehang-Aktie: Lilium am Boden, Ehang im Aufwind

22. November 2024

Ehang-Aktie

Der chinesische Passagier-Drohnenhersteller Ehang hat für das dritte Quartal gute Produktions- und Finanzzahlen vorgelegt. Wir analysieren die Zahlen und berichten über weitere interessante Neuigkeiten. Warum die Ehang-Aktie jetzt besonders spannend ist.

Ehang-Aktie: Kurschart seit 22. November 2023; USD

Ehang-Aktie: Die Quartalszahlen

Am 28. Oktober hat Lilium nach monatelangen Ringen um weiteres Kapital offiziell Insolvenz angemeldet. Damit ist der Traum von deutschen Passagier-Drohnen zunächst geplatzt. Dass diese aber keine Zukunftsfantasie mehr sind, beweist Ehang. Der chinesische Passagier-Drohnenhersteller hat im dritten Quartal 63 Senkrechtstarter ausgeliefert, im zweiten Quartal waren es noch 49, im Vorjahr gerade einmal 13. Das brachte im dritten Quartal einen Rekordumsatz von 18,3 Millionen Dollar ein, das ist fast viermal so viel wie im dritten Quartal des letzten Jahres, 26 Prozent mehr als im 2. Quartal 2024 und 12 Prozent mehr als die Analysten gemäß Bloomberg erwartet haben. Die Bruttomarge lag mit 61 Prozent leicht unter dem Niveau der beiden Vorquartale. Das liegt an den vertraglich fixierten Preisen: Die Bruttomarge soll sich zukünftig auf diesem Niveau stabilisieren. 

Der adjustierte Reingewinn lag bei 2,2 Millionen Dollar und damit deutlich über den Erwartungen von minus 3,5 Millionen Dollar. Im zweiten Quartal wurde noch ein Verlust von 1,2 Millionen Dollar gebucht.

Finanzspritze stärkt die Cash-Position

Das Liquiditätspolster wurde mit einem Pipe Investment (private Investment in Public Entity), also einer außerbörslichen Platzierung bei einzelnen Investoren) von 22 Millionen Dollar gestärkt. Damit hat das Unternehmen dieses Jahr insgesamt knapp 100 Millionen Dollar von Investoren eingesammelt. Zum Ende des dritten Quartals 2024 verfügte Ehang über liquide Mittel in Höhe von 136 Millionen USD.

Bittere Realität für die inzwischen insolvente Lilium: Der chinesische Hersteller hat im letzten Jahr sowohl von staatlicher als auch von privater Seite Geld eingesammelt. Das mag vor allem auch daran gelegen haben, dass das Produkt die Marktreife schon erreicht hat. Es dürfte aber auch eine wichtige Rolle gespielt haben, dass die regulatorische Grundlage in China und in Emerging Markets deutlich konstruktiver ist, aber dazu gleich noch mehr.

Solid-State-Batterien als der Game Changer

Sehr gute Nachrichten gibt es von der Batterietechnik. Bei einem Testflug mithilfe von in Partnerschaft mit Inx Energy entwickelten Feststoffbatterien auf Lithium-Basis konnte eine Rekord-Flugzeit auf 48 Minuten erhöht werden. Vor diesem Test lag die maximale Flugzeit der Ehang-Drohnen mit herkömmlichen Lithium-Ionen-Batterien bei etwa 21 Minuten. Durch den Einsatz von Festkörperbatterien konnte die Flugzeit somit verdoppelt werden.

Diese neue Batteriegeneration hat eine Energiedichte von 480 Wh/Kilogramm. Dank des Einsatzes von Keramik funktionieren diese Batterien in einem weit höheren Temperaturspektrum, sind weniger brennbar und können daher auch deutlich höher erhitzt werden als aktuelle Modelle.

Exkurs: Bei aktuell verbauten Batterien in Elektrofahrzeugen wie Tesla liegt die Energiedichte aktuell bei rund 260 Wattstunden pro Kilogramm Gewicht, beim Bosch Power Tube 750, der aktuell bei Elektrofahrrädern verbaut wird, liegt dieser Wert bei 170. 

Solid State Batterien werden in den nächsten Jahren die Reichweite aller Verkehrsmitteln deutlich erhöhen, aber nirgendwo sind Reichweite und Zuverlässigkeit wichtiger als in der Luft.

Ausblick: Positives regulatorisches Umfeld

Die Nachfrage ist stärker als von der Gesellschaft erwartet, und das Orderbuch ist mit über 1.000 bestellten Einheiten prall gefüllt. Im vierten Quartal sollen Optimierungsmaßnahmen die Kapazität der Fabrik erhöhen, allerdings wachsen die Bäume nicht sofort in den Himmel. Für das nächste Quartal erwartet das Unternehmen einen nur leicht höheren Umsatz von rund 18,6 Millionen Dollar (und für das Gesamtjahr damit 59 Millionen Dollar). Im nächsten Jahr soll die Produktionskapazität dann noch einmal um bis zu 1.000 Drohnen jährlich erhöht werden.

Der nächste Meilenstein ist die Erteilung von Fluglizenzen für die kommerziellen Betreiber der Taxi-Drohnen in China. Die ersten werden bis Jahresende erwartet, wir sind gespannt.

Der chinesische Staat agiert proaktiv: Chinas Nationale Entwicklungs- und Reformkommission plant die Einrichtung eines eigenen Büros, das die Ressourcen verschiedener Behörden im Sinne der Förderung der Branchenentwicklung besser koordinieren soll.

Im November berief das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie (MIIT) eine weitere Plenarsitzung der staatlichen Führungsgruppe für die Entwicklung der Industrie für niedrige Flughöhen ein. MIIT versprach, die Entwicklung der Infrastruktur, der politischen Rahmenbedingungen und der finanziellen Unterstützung für die “Low-Altitude”-Wirtschaft zu verbessern. Führende Unternehmen und Produkte der Branche sollen vorrangig gefördert werden.

Aber auch außerhalb von China geht es jetzt für Ehang voran. In Thailand sollen bereits nächstes Jahr die ersten Ehang-Drohnen kommerziell fliegen. In Japan und Brasilien werden Testflüge durchgeführt.

Es sieht also so aus, als ob wir auch bei der Technologie hierzulande nur Zuschauer bleiben. Das ist schade. Mit der Ehang-Aktie kann man sich Flugaxis aber zumindest ins Finanzportfolio holen.

Fazit: Vieles passt – wann bewegt sich die Ehang-Aktie?

Bei Ehang passt jetzt alles. Die Zahlen waren gut. Das Unternehmen hat jetzt genug Cash, um die Produktion weiter auszubauen. Der Regulator agiert konstruktiv. Gleichzeitig wird Ehang jetzt profitabel, obwohl die Skalierung erst am Anfang steht.

Der Unternehmenswert von Ehang liegt aktuell bei 968 Millionen Dollar. Das Unternehmen wird mit achtmal Umsatz für das nächste Jahr bewertet. 2026 liegt der Indikator nur noch bei fünf mal. Für das langfristige Wachstum gilt jetzt wohl nur noch „the sky is the limit“.

Allerdings hat sich die Ehang-Aktie von den Zahlen weitgehend unbeeindruckt gezeigt. Nach einem kurzen Kurssprung am Tag der Veröffentlichung drehte sie deutlich ins Minus. Wir können diese Schwäche nicht nachvollziehen und haben die Gelegenheit genutzt, um unsere Position noch einmal zu erhöhen.

2025 werden Ehang Taxi-Drohnen im regulären Flugmodus am Himmel auftauchen. Dann dürfte auch die Ehang-Aktie abheben.

 

P.S. Kurz nach Redaktionsschluss kündigte Ehang an, Aktien im Wert von bis zu 30 Millionen Dollar in der nächsten zwölf Monaten zurück zu kaufen. Das wären bei aktuellen Kursen immerhin 4 % der ausstehenden Aktien.

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Autor

  • Steffen Gruschka

    Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

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Steffen Gruschka

Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

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