X gegen Threads gegen Bluesky – und was ist mit True Social? Der Wettbewerb der Social-Media-Plattformen ist Teil des Kulturkampfs in den USA geworden. Wir zeigen in fünf Grafiken, dass die Bromance Musk-Trump der Plattform X nicht unbedingt zum Aufschwung verholfen hat.
Im Juli 2023 brachte Mark Zuckerberg seinen neuen Kurznachrichtendienst Threads an den Start und griff damit direkt den Branchenprimus Elons Musks X (ehemals Twitter) an. Damals wagten wir uns mit der – zugegeben – etwas dramatischen Headline „Threads tötet Twitter“ aus der Deckung, um die beiden Plattformen anhand von Smartphone-Nutzerdaten zu vergleichen. Doch wie sieht die Lage heute aus? In fünf Grafiken analysieren wir, ob X wirklich Kunden verliert, ob Threads inzwischen ein ernstzunehmender Herausforderer ist oder ob am Ende vielleicht sogar ein Dritter – Bluesky – das große Rennen macht, wie es kürzlich die Financial Times und The Verge vermuteten. Und wir werfen einen Seitenblick auf Donald Trumps Netzwerk True Social.
Threads zwergt X bei den Downloads
Unsere erste Grafik zeigt die weltweiten Downloads von Threads und X seit dem 1. August 2023 – genau einen Monat nach dem Start von Threads. Und das Ergebnis ist, nun ja, sagen wir: kein Grund zur Freude für Elon Musk. Seit seiner Einführung konnte Threads jeden Tag mehr Downloads verzeichnen als X, und der Abstand ist gewaltig – derzeit mehr als 1 Million Downloads pro Tag.
Der Massenexodus ist real
Doch Downloads allein sagen wenig aus. Unsere Daten offenbaren, dass von den Instagram-Nutzern, die Threads herunterladen, nur ein Viertel die App nach einer Woche weiterhin nutzen. Dennoch zeigen die Zahlen der täglich aktiven Nutzer ein verheerendes Bild: X hat seit August 2023 dramatisch an Boden verloren.
Unsere Grafik illustriert, wie die Zahl der aktiven Nutzer bei X eingebrochen ist – weltweit verlor X in den letzten 15 Monaten mehr als 40 Millionen tägliche Nutzer (Daily Active User, DAU) und knapp 70 Millionen monatliche Nutzer (Monthly Active User,MAU). Und Threads? Holt auf, mit Tempo.
Nach den US-Wahlen: Ist Bluesky das neue gelobte Land?
Donald Trumps überraschend klarer Wahlsieg wurde noch nicht vollständig analysiert. Aber eines ist klar: Elon Musk spielte eine Schlüsselrolle, und sein Medium, X, wurde in den Monaten vor der Wahl zur wichtigsten Propagandamaschine der MAGA-Bewegung. Kein Wunder also, dass sich die Empörung stapelt.
„X is a toxic media platform and… its owner, Elon Musk, has been able to use
its influence to shape political discourse,”
schrieb The Guardian und verkündete, nichts mehr auf X zu posten. Intellektuelle, Politiker, Künstler wenden sich in Scharen von der Plattform ab. Die Download- und Nutzerzahlen bestätigen diesen Trend. Unsere dritte Grafik zeigt, dass viele der Abwanderer bei Jack Dorseys Bluesky eine neue Heimat gefunden haben. Doch während Bluesky in den USA und UK kurzzeitig bei den Downloads die Nase vorn hatte, liegt Threads global weiterhin deutlich vorn.
Bei den Nutzerzahlen hinkt Bluesky jedoch hinterher, wie unsere vierte Grafik zeigt. Die Plattform mag aktuell einen Hype erleben, aber ein ernstzunehmender Konkurrent ist sie noch lange nicht. Sowohl X als auch Threads sind in Sachen aktive Nutzer meilenweit voraus.
Doch wie heißt es so schön? In der Wüste braucht es nur einen Tropfen Wasser, und schon pilgern alle dorthin. Ob Jack Dorsey sich zum neuen Moses aufschwingt, bleibt abzuwarten – aber wenn Bärte zählen, ist er schon jetzt ein würdiger Kandidat.
Und was ist mit Trumps Truth Social?
Im Jahr 2022 lancierte Donald Trump seine eigene Plattform: Truth Social. Elon Musk kommentierte damals süffisant:
„Truth Social (terrible name) exists because Twitter censored free speech.”
Er hatte auch gleich einen besseren Namen parat: „Trumpet“. Doch trotz Trumps unermüdlichem „Trompeten“ blieb der Erfolg überschaubar. Selbst nach seinem Wahlsieg sind die Nutzerzahlen nicht merklich gestiegen.
Ich selbst habe mich bei Truth Social angemeldet. Nein, nicht weil ich glaube, dass jeder ein Recht auf „eigene Fakten“ hat. Sondern weil seit dem 5. November Trumps Kommentare wieder börsenrelevant geworden sind. Und wer will sich schon legendäre Tweets entgehen lassen wie:
"The Coca-Cola company is not happy with me—that's okay, I'll still keep drinking that garbage".
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