Europas Banken – Kampf gegen Windmühlen

8. August 2019

Europas Banken – Kampf gegen die Windmühlen

Nach dem Crash europäischer Bankaktien um 31 Prozent 2018 hatte es dieses Jahr zunächst gut ausgesehen für die Finanzinstitute im Euroraum. Der iShares EURO STOXX Banks 30-15 ETF, der in 26 große Banktitel im Euroraum investiert, hatte bis Mai über 20 Prozent zulegen können, damit sogar mehr als ein Index aus den 24 großen Retailbanken in den USA (KBX Bank Index). Mit dem Handelskrieg kamen dann Rezessionsängste auf und Rufe nach mehr Zinssenkungen. Seither haben die europäischen Banken alle Gewinne wieder abgegeben, während die amerikanische Konkurrenz sich unbeeindruckt zeigt von fallenden Zinsen.

BBVA - Jahressicht iShares Euro Stoxx Banks
Jahressicht des iShares EURO STOXX Banks 30-15 ETF.

BBVA - 5 Jahres Sicht iShares Euro Stoxx Banks
5-Jahressicht des iShares EURO STOXX Banks 30-15 ETF.

Auch dieses Jahr haben die amerikanischen Banken ihre europäische Konkurrenz um 20 Prozent outperformt. Seit 2016 haben Anleger in US-Banken sich über 40 Prozent Rendite freuen können. 40 Prozent Kurseinbruch dagegen bei Investoren in Euro-Banken. Gründe dafür gibt es genug: Europäische Banken sind chronisch unprofitabel. Nach dem jüngsten Bericht der European Banking Authority (EBA) liegt die Eigenkapitalrendite (RoE) von 190 EU-Banken im Schnitt bei gerade mal 6,8 Prozent. Dagegen werden die Eigenkapitalkosten bei europäischen Banken mit 9-11 Prozent geschätzt. Das ist die Mindestrendite, die Investoren wollen.

Grafik RoE von EU Banken bei 6,8 Prozent im Schnitt
Die Eigenkapitalrendite (RoE) von 190 EU-Banken liegt im Schnitt bei gerade mal 6,8 Prozent. (Quelle: Economist)

Der RoE für alle US-Banken lag in Q1 2019 bei 11,85 Prozent. Das sind keine Zahlen, die eine Rezession andeuten.

BBVA - Grafik RoE von US Banken im Überblick

Angst vor fallenden Zinsen? Nicht Amerikas Banken

Die Niedrigzinsen haben auch Spuren in der Profitabilität der US-Banken gezeigt. Die durchschnittliche Zinsmarge bei US-Banken ist nicht auf dem Niveau der 90er Jahre. Allerdings lag Sie im Q1 2019 bei 3,36 Prozent. Davon können europäische Banken nur träumen. Bei Kreditkarten sind die Zinsen in den USA so hoch wie seit 25 Jahren nicht mehr, nämlich bei über 17 Prozent. Siehe hierzu auch unseren Beitrag zu Goldman Sachs.

BBVA - Grafik zeigt Entwicklung verschiedener Banken im Überblick

Nach EBA-Daten liegt die Zinsmarge bei den Euro-Banken bei gerade mal 1,42 Prozent, so niedrig wie zuletzt 2014. Das Verhältnis von Aufwand und Ertrag hat sich weiter verschlechtert. Die Cost-Income-Ratio (CIR) liegt bei über 66 Prozent. Allerdings nimmt der Anteil fauler Kredite (NPL) weiter ab und liegt nun bei 3,1 Prozent, nach 3,8 Prozent in Q1 2018. Aber auch hier sind die amerikanischen Banken klar im Vorteil. Die NPL liegen in den USA bei gerade mal 1,3 Prozent.

BBVA – Keine Europäische Bank

An dieser Stelle mag mancher Leser sich fragen, warum wir uns bei The Digital Leaders Fund für eine asiatische Bank, nämlich DBS, und zwei europäische Banken entschieden haben und nicht für US-Banken.

BBVA - Grafik NPL Werte

Zum einen, weil wir regional mehr diversifizieren wollten. Gerade bei den Plattformunternehmen und den Digital Enablern haben wir eine sehr hohe US-Gewichtung. Auf die DBS Holding aus Singapur wollen wir in diesem Artikel nicht weiter eingehen, die haben sich aber auch besser entwickelt als die amerikanischen Banken. Der wichtigere Grund ist jedoch, dass die digitale Performance der BBVA ausgezeichnet ist und die fundamentale Entwicklung sich weiterhin sehen lassen kann.

Die BBVA hat im zweiten Quartal knapp 1,3 Milliarden Euro Gewinn erwirtschaftet. Gegenüber Vorjahresquartal ist das ein Wachstum von 5,7 Prozent (bereinigt um das veräußerte Geschäft in Chile). Die Gesamteinnahmen stiegen 4 Prozent. Knapp 80 Prozent davon machen bei BBVA die Zinsüberschüsse aus. Die Nettozinseinnahmen sind um 8,7 Prozent gestiegen (währungsbereinigt sogar um 10,4 Prozent). Alles bessere Zahlen als von Analysten erwartet. Die stabileren Einnahmen aus Provisionen stiegen um 2,5 Prozent. Nur die Handelserträge fielen um 56 Prozent. Allerdings machen diese gerade mal 2 Prozent der Einnahmen aus. Die Eigenkapitalrendite liegt nun bei 10,2 Prozent, deutlich höher also als die 6,8 Prozent im europäischen Durchschnitt (bei ING liegt dieser Wert übrigens bei 10,8 Prozent), aber noch entfernt von den Zahlen starker US-Banken.

Wie kann es sein, dass die Spanier die Erträge steigern, während die europäische Konkurrenz leidet? Nur 25 Prozent der Gewinne fallen im Euroraum an. 55 Prozent der Gewinne in Q2 kamen aus Mexiko und Südamerika, 11 Prozent aus USA und ca. 9 Prozent aus der Türkei. Klingt nicht unbedingt beruhigend, werden jetzt vielleicht manche denken, doch auch die Risikokennzahlen verbessern sich. Die Bank kommt mit der Abschreibung der faulen Kredite sehr guten voran. Der NPLs sind im zweiten Quartal weiter gefallen.

BBVA - Hohe Qualität des Kapitals

Die harte Kernkapitalquote stieg im Juni auf 11,59 Prozent, damit hat man die selbstgesteckten Ziele für Basel III erreicht. Der Verschuldungsgrad (Leverage Ratio) liegt nach eigenen Angaben deutlich vor der europäischen Peer-Group.

Das CIR bei BBVA liegt nun bei 49 Prozent. Damit haben die Spanier eine der kosteneffizientesten Banken Europas. Das liegt auch an den Digitalisierungserfolgen. Die Anzahl digital aktiver Kunden ist in Q2 17 Prozent gestiegen, die Anzahl Kunden über mobile Kanäle um 25 Prozent. Über 58 Prozent der Transaktionen passieren bei BBVA über digitale Kanäle. Die Anzahl digital akquirierter Kunden hat in Spanien 33 Prozent zugelegt. So langsam kommen auch die ersten Open-Banking-Produkte auf den Markt. In Mexiko hat BBVA zusammen mit Uber Debitkarten für die 500.000 Uber-Fahrer ausgegeben.

Fazit zu BBVA

Das Unternehmen hatte bereits eine konservative Guidance für das Gesamtjahr ausgegeben. Die Gesamteinnahmen sollten geringfügig fallen, auch durch die jüngsten Zinsentscheidungen in den USA und Europa. Die Abkühlung der Wirtschaft in Mexiko wird sich in den Zinsüberschüssen bemerkbar machen, die Zinsmarge sollte nach eigenen Angaben aber immer noch über 3 Prozent liegen.

Die meisten Analysten bleiben vorsichtig. Daher ist die BBVA nur mit dem 7fachen des Gewinns 2019 bewertet. Wir halten weiterhin an unserem Investment fest. Das Unternehmen hat bisher jedes Quartal eine bessere digitale Performance geliefert. Das zeigt sich allerdings noch nicht voll in den Ertragszahlen. Aufgrund der schwierigen Regionen in denen die Bank operiert und aufgrund der Fehler in der Vergangenheit in Spanien kommt das Unternehmen nur langsam aus dem Krisenmodus raus. Die Risiken in der Türkei, Mexiko und Argentinien sollte man auch nicht unterschätzen. Dennoch senkt das Unternehmen jedes Quartal den Anteil fauler Kredite und hält die Zinsmarge stabil. Die Erträge entwickeln sich besser als die Kosten, die Effizienz steigt und die Bewertung wird zunehmend attraktiver.


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Autor

  • Baki Irmak

    Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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Baki Irmak

Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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