Facebook – Bald mehr Umsatz pro Kunde als Netflix

31. Juli 2019

Facebook – Bald mehr Umsatz pro Kunde als Netflix

Die Facebook-Aktie hat dieses Jahr bereits 50 Prozent zulegen können, damit hat sich die Aktie doppelt so gut entwickelt als der Nasdaq-100-Index.

Facebook Umsatz - Verlauf Aktienkurs Facebook Aktie 2019

Wir hatten die Gründe für die Rallye in unserem Artikel zu den Q1-Zahlen von Facebook dargestellt. Facebook schafft es immer mehr Werbekunden für neue Werbeformate wie Stories zu gewinnen und gerade in den etablierten Märkten wie Nordamerika und Europa deutlich höhere Umsätze pro Kunde (ARPU) zu erwirtschaften. Die Q2-Zahlen unterstreichen diese Entwicklung.

Hier zunächst die aggregierten Zahlen auf einen Blick:

  • Gewinn pro Aktie : operativ $1,99 vs. 1,88 erwartet (Refinitv)
  • Umsätze: $16,9 Milliarden vs. $16,5 Milliarden erwartet
  • DAU (Daily Active Users): 1,59 Milliarden (wie erwartet)
  • MAU (Monthly Active Users): 2,41 Milliarden (wie erwartet) 
  • ARPU (Average Revenue Per User): $7,05 vs. $6,87 erwartet

Facebook Q2 2019 – 180 Millionen neue Kunden

Das Unternehmen hat den Umsatz im zweiten Quartal gegenüber Vorjahresquartal um 28 Prozent auf 16,9 Milliarden Dollar steigern können. Währungsbereinigt ist der Umsatz sogar 32 Prozent gestiegen. Der Gewinn pro Aktie fiel 48 Prozent auf 0,91 Dollar, darin sind jedoch 2 Milliarden Dollar Zahlungen an die FTC enthalten. Facebook hat sich wie erwartet mit der FTC auf eine Zahlung von insgesamt 5 Milliarden Dollar geeinigt und die Ermittlungen rund um den Datenskandal beendet. 3 Milliarden Dollar hatte das Unternehmen bereits im ersten Quartal zurückgelegt.

Gegenüber Vorjahr ist die Zahl der monatlich aktiven Kunden (MAU) um 180 Millionen auf nun 2,41 Milliarden gewachsen.

Facebook Q2 Zahlen MAU Entwicklung

Wie auch in den Vorquartalen ist die Nutzerzahl in den USA und in Europa stabil, während Facebook in den anderen Regionen weiter neue Kunden gewinnen kann. Bemerkenswert allerdings ist, wie gut es Facebook gelingt, diese Kundenbasis für Werbekunden immer attraktiver zu machen. Facebook hat im zweiten Quartal für jede Anzeige im Schnitt 4 Prozent weniger eingenommen, doch die Werbeaufrufe (ad impressions) haben 33 Prozent zulegen können. Wachstumstreiber waren wieder Instagram Stories, Instagram Feeds und Facebook News Feeds. So ist es Facebook gelungen, den ARPU auch im zweiten Quartal deutlich zu steigern.

Facebook Q2 Zahlen ARPU Entwicklung

Facebook verdient bald mehr als Netflix pro Kunde

In den USA machte Facebook nun 33,27 Dollar Umsatz mit jedem der 244 Millionen Kunden im 2. Quartal, nach 25,91 Dollar ein Jahr zuvor. Zum Vergleich: Netflix hat in den USA mit den 60 Millionen Kunden jeweils 33 Dollar eingenommen. Nach einer Preiserhöhung auf 36 Dollar hat das Unternehmen 130.000 Kunden verloren. Welches Unternehmen hat das robustere Geschäftsmodell?

Eine ähnliche Entwicklung, wenn auch auf deutlich niedrigerem Niveau, ist in Europa zu sehen, wo der Umsatz pro Kunde nun bei 10,70 Dollar liegt. In Asien-Pazifik, wo 41 Prozent der Kunden herkommen und 66 Prozent des Wachstums bei den monatlich aktiven Kunden, erreicht Facebook bemerkenswerte 3,04 Dollar Umsatz pro Kunde. Das ist mehr als Pinterest in den USA pro Kunde macht, nämlich 2,20 Dollar in Q1. Die kontinuierliche Steigerung des ARPU bei Facebook wird m.E. nicht ausreichend anerkannt bei Investoren. Viele lassen sich irritieren von den stagnierenden Kundenzahlen in den reifen Märkten. Anbei eine nicht ganz aktuelle Grafik, die das Ausmaß dieser exponentiellen Entwicklung zeigt.

Facebook Q2 Zahlen ARPU Entwicklung über die vergangenen 9 Jahre

Wenig Neues zu Messaging-Apps und Libra

Zu den umfangreichen Baustellen wie gemeinsame Datengrundlage für alle Dienste, komplett neue Codierung und Verschlüsselung von Messenger, Neuerungen bei Marketplace, Shopping etc. gab es wenig Neues. Auch zu Libra hielt sich Facebook weitgehend bedeckt. Das ist auch gut so. Facebook hat mit der Ankündigung von Libra nicht nur einen Hype und Shitstorm in den sozialen Medien ausgelöst, sondern auch alle relevanten Zentralbanken der Welt dazu genötigt, sich ernsthaft mit dem Thema zu beschäftigen. Wir gehen davon aus, dass die erste große Welle des Widerstands etwas abebben wird und die „Libra Association“ schon bald konstruktivere Gespräche mit aufgeklärteren Regulatoren und Zentralbankern führen kann.

Wie der Ausgang auch immer seien mag, das Schicksal von Facebook ist nicht von Libra oder Calibra abhängig. Denn schon jetzt hat Facebook die Bezahlfunktion in WhatsApp in Indien nach eigenen Angaben sehr erfolgreich getestet. Wie schnell eine Adaption von Payment über ein Messaging-Dienst erfolgen kann, hat Tencent mit WeChat vorgemacht. In Indien wartet Facebook nur noch auf das grüne Licht des Regulators.

Oculus hinterlässt erste Duftmarke

Etwas untergegangen im Analystencall ist die erfreuliche Entwicklung im Markt für Virtual Reality (VR). Der Launch von gleich zwei neuen VR-Brillen, Oculus Rift S und Oculus Quest, ist bisher ein voller Erfolg. Der Umsatz im Segment „Payments & Other Fees“, in dem die VR-Umsätze enthalten sind, stieg auf 260 Millionen Dollar, das sind 36 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Das mag gegenüber den Werbeumsätzen niedrig erscheinen, doch hier entsteht gerade ein Markt, den man ernst nehmen sollte. Mit Oculus Quest bietet Facebook ein All-in-One-Gamingsystem für Virtual Reality für nur 400 Dollar an. Keine Kabel und kein teurer End-Gaming-PC mehr notwendig. Die Einführung erfolgte Mitten im zweiten Quartal. Die Nachfrage war offensichtlich so groß, dass Facebook mit der Produktion nicht nachkam und Kunden mehr als einen Monat auf ihre Brillen warten mussten. Mittlerweile ist die Produktion hochgefahren worden. Zuckerberg: „We’re selling them as fast as we can make them.“

Facebook baut gerade ein einzigartiges Ökosystem für VR auf. Neben der Hardware, also den VR-Brillen, wird mit permanent wachsender Anzahl relevanter Spiele wie Beat Saber und Superhot VR (Hinweise meiner Gamer-Freunde) der Oculus-Store immer lukrativer. Denn Facebook verdient an jedem Kauf so viel wie Apple an Verkäufen im App Store. Ich wage daher die Prognose, dass Facebook bereits im nächsten Jahr einen jährlichen Umsatz von über 1 Milliarde Dollar im VR-Markt erwirtschaften wird. Nicht zu unterschätzen ist Oculus for Business. Gerade hat Walmart bekannt gegeben, 17.000 Oculus-Go-Brillen für die Ausbildung der Mitarbeiter einzusetzen.

Facebook Q2 Zahlen Übersicht mit Facebook VR Spielen

Facebook Q2 2019 – Fazit

Facebook hat wieder sehr robuste Zahlen geliefert. Mittlerweile erwarten manche Analysten sogar einen Gewinn pro Aktie jenseits von 10 Dollar pro Aktie für 2020, so dass Facebook bei einem aktuellen Umsatzwachstum von über 27 Prozent, einer Gewinnmarge von knapp 40 Prozent und mit einem KGV von knapp über 20 weiterhin attraktiv erscheint. Das Verhältnis von Marktkapitalisierung zu Umsatz bei Facebook lag in den letzten fünf Jahren bei über 26. Aktuell liegt dieser Wert bei 9.

Das Damokles-Schwert einer stärkeren Regulierung schwebt zwar über dem Unternehmen, auch wird Sicherheit weiterhin Marge kosten, aber wir denken, dass Facebook sich allmählich aus dem Krisenmodus herausarbeitet.

Für uns bleibt Facebook unverändert ein Basisinvestment im Portfolio des DLF.


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Autor

  • Baki Irmak

    Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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Baki Irmak

Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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