Die Goldman Sachs Bank hat vor genau einem Jahr zum ersten Investor Day der Firmengeschichte eingeladen. Nach dem Einstieg unseres Fonds in die Aktie im Sommer 2020 haben wir die Goldman Sachs Bank vorgestellt. Die Zahlen zum vierten Quartal 2020 und zum Gesamtjahr bieten eine gute Gelegenheit, ein Zwischenfazit zu ziehen.
Vom Verlierer bis zum Favorit
Noch im Sommer 2020 gehörte die Aktie von Goldman Sachs in Sympathie mit den meisten Banktiteln zu den großen Verlierern des Jahres. Die Underperformance zum S&P 500 lag sogar bei ca. 30 Prozent. Selbst Investmentlegende Warren Buffett hatte das Vertrauen in Goldman Sachs verloren und die Aktie nahezu komplett aus seinem Portfolio geräumt. Rückblickend war es ein Fehler. Seit Anfang 2020 hat die GS-Aktie andere Bankaktien und auch den S&P 500 hinter sich gelassen. Seit unserem Einstieg im April 2020 hat der Anteilsschein sogar über 70 Prozent zulegen können.
Goldman Sachs hat also nicht nur wie viele Banken von der Aussicht auf eine konjunkturelle Erholung profitiert. Ein Blick auf die Ergebnisse zeigt, dass die Bank im Krisenjahr offensichtlich einiges richtig gemacht hat.
Rekordergebnisse im vierten Quartal
Im vierten Quartal 2020 hat Goldman Sachs 4,5 Milliarden Dollar Nettogewinn erwirtschaftet, das sind 135 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Umsätze im Q4 stiegen um 18 Prozent auf 11,7 Milliarden Dollar, ein Rekordwert für das vierte Quartal. Im Gesamtjahr 2020 stieg der Umsatz 22 Prozent auf 44,5 Milliarden Dollar, das ist der höchste Wert seit 10 Jahren.
Der Gewinn pro Aktie stieg im Q4 158 Prozent auf 12,08 Dollar. Investoren hatten im Schnitt mit 7,36 Dollar gerechnet. Damit hat Goldman Sachs die Investoren noch positiver überrascht als JPMorgan Chase, Citi und sogar Morgan Stanley.
Die Eigenkapitalrendite (ROE) für das Gesamtjahr liegt mit 11,1 Prozent deutlich unter dem mittelfristigen Zielwert von 13 Prozent. Doch ohne die Rechtskosten (hier vor allem im Zusammenhang mit dem Korruptionsskandal in Malaysia 1MDB) läge man hier mit etwa 15 Prozent komfortabel über der Zielmarke.
Umsatzwachstum im Investmentbanking und in Global Markets
Das Umsatzwachstum um 27 Prozent im Investmentbanking und um 23 Prozent in Global Markets zeigt, wie stark die Goldman Sachs Bank von der IPO- und M&A-Welle sowie den hohen Handelsvolumina und der hohen Volatilität an den Märkten profitiert hat. Offensichtlich ist es Goldman Sachs sogar gelungen, den Konkurrenten Marktanteile abzutrotzen. Goldman Sachs CEO David Solomon: „All of our competitors have showed up in spades and yet we have (made) very, very significant share gains.”
Im Geschäft mit M&As hat das Unternehmen nach eigenen Angaben global die Führungsposition gehalten und belegt damit in den letzten 20 Jahren 19-mal den Spitzenplatz. Auch die Kundenbasis scheint deutlich zu wachsen. Seit 2017 hat Goldman Sachs 2700 Kunden dazugewonnen.
Auf dem Investor Day hatte die Goldman Sachs Bank auch den Einstieg ins Transaction Banking angekündigt und im Sommer offiziell die Geschäftseinheit ins Leben gerufen. In den nächsten fünf Jahren wollte man hier 50 Milliarden Dollar Einlagen von Firmenkunden sammeln und einen Umsatz von 1 Milliarde Dollar erwirtschaften. Seither hat Goldman Sachs bereits 30 Mrd. Einlagen akquirieren können von ca. 225 Kunden. Das ist bemerkenswert.
In Global Markets sticht im Q4 besonders das Ergebnis des Aktienhandels heraus, der traditionell bei Goldman schwächer ist als der Bondhandel. Gegenüber Vorjahr hat Goldman den Umsatz hier um 40 Prozent steigern können. Das ist knapp weniger als bei der hier führenden Citigroup. In so einem herausragenden Jahr konnte Goldman Sachs den ROE in diesem kaptialintensiven Geschäft auf über 14 Prozent steigern (ohne Rechtsstreitigkeiten sogar 18 Prozent), das ist deutlich höher als das mittelfristige Ziel von 10 Prozent. Allerdings war 2020 hinsichtlich Volatilität und Handelsaktivitäten vermutlich ein Ausnahmejahr. Diese Ergebnisse sollte die Goldman Sachs Bank in den Folgejahren kaum toppen können.
Umsatzwachstum auch im Asset- und Wealth Management
Der Umsatz im Asset Management ist im Q4 7 Prozent gewachsen. Das ist in Relation zu den anderen Geschäftseinheiten schwächer. Bei allem Willen von Goldman Sachs, die stabilen Geschäftseinheiten deutlich zu stärken, bleibt man im Kern eine Investmentbank. Vor allem bei illiquiden Assetklassen möchte Goldman in den nächsten 5 Jahren 150 Milliarden Dollar einsammeln. Bisher hätte man feste Zusagen von Kunden in Höhe von 40 Milliarden Dollar erhalten. Zudem hat das Unternehmen das Investment für das eigene Buch um weitere 4 Milliarden reduziert und damit weiter Kapital freigesetzt. Das Unternehmen gab sich für das Asset Management insgesamt auffällig schmallippig.
Die Umsätze im Segment Consumer and Wealth Management sind im Q4 um 17 Prozent gestiegen. Das von Salomon als „Kronjuwel“ bezeichnete Wealth Management konnte den Umsatz im Gesamtjahr 10 Prozent auf 4,8 Mrd. Dollar steigern.
Der Umsatz im Retailbanking über die Plattform Marcus ist 2020 um 30 Prozent gewachsen auf 1,2 Mrd. Dollar. Die Einlagen liegen hier bereits bei 97 Milliarden Dollar, das sind 60 Milliarden mehr als zu Beginn des Jahres. Allerdings ist das Einlagengeschäft deutlich weniger profitabel gewesen als von Goldman Sachs erwartet, nachdem die Notenbank die Zinsen insgesamt um 150 Basispunkte im Jahr 2020 gesenkt hat. Daher sollte das Retailbanking nun erst 2022 statt dieses Jahr die Gewinnschwelle erreichen. Nach Konto und Karte will Goldman Sachs nun auch Investments in eigene Anlageprodukte über die Marcus-Plattform ausrollen. Zudem wird man nach Partnerschaften mit Apple, Walmart, Amazon, JetBlue und AARP nun Kreditkarten zusammen mit General Motors herausgeben.
Fazit
Goldman Sachs verdient weiterhin dort prächtig Geld, wofür die Bank bekannt ist, nämlich im Investmentbanking und Handel. Die stabilen Geschäftsfelder wie Asset und Wealth Management baut die Bank weiter aus, wächst im neuen Retailbanking solide und startet gut ins Transaction Banking.
Die Abhängigkeit vom volatilen aber hochprofitablen Kerngeschäft ist somit im Jahr 2020 noch größer geworden. Darauf schauen Investoren weiterhin kritisch und bewerten Goldman mit einem deutlichen Abschlag gegenüber JPMorgan Chase und Morgan Stanley (KBV 1,6 vs. 1,1).
Allerdings muss man Goldman zugute halten, dass sie weiter an der Kostendisziplin festhalten. Obwohl die Umsätze im Jahr 2020 um 22 Prozent gestiegen sind, hat man die Gehälter nur um 8 Prozent erhöht. Das mittelfristige Ziel, die Cost-Income-Ratio auf 60 Prozent zu reduzieren, hat man bereits im Jahr 2020, nach Abzug der Rechtskosten, erreicht.
Die Pipeline im Investmentbanking ist nach Unternehmensangaben auf Rekordniveau. Die Goldman Sachs Bank hat 120 IPOs im Jahr 2020 begleitet. Im Q1 2021 sollte das so weitergehen. Bei SPACs (Special Purpose Akquisition Companies) führt man allerdings die Leadtables nicht an und zeigt sich kritischer als die Konkurrenz. Auch das ist für uns eher ein positives Signal an die Investoren.
Wir halten an unserem Investment in Goldman Sachs weiterhin fest und setzen darauf, dass die Bank im Jahr 2021 weiter Risikokapital abbaut und noch ambitionierter die stabilen Geschäftsfelder stärkt.
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Disclaimer
The Digital Leaders Fund und/oder der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Goldman Sachs. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweis.
Autor
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Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.
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