Kasikornbank Aktie – Thailands profitable und digitale Bank

11. Februar 2022

Kasikorn Thai Bank Aktie

Die Kasikornbank (KBank) wurde im Sommer 1945 gegründet und ist seit 1976 an der thailändischen Börse (SET) notiert. Die Bank ist nach Bilanzsumme mit rund 20 Prozent Marktanteil und nach Marktkapitalisierung mit rund 344 Milliarden Baht (10,9 Milliarden US-Dollar) die zweitgrößte Bank und größte Privatbank im Land. Das Finanzinstitut beschäftigt 19.153 Mitarbeiter, betreibt 839 Filialen und hat 10.911 Bankautomaten. Es gibt interessanterweise keinen strategischen Aktionär, 64 Prozent der Aktien werden von thailändischen und 36 Prozent von ausländischen Portfolio-Investoren gehalten. Wie bei viele Bankaktien konnte sich auch der Kurs der Kasikornbank Aktie der Zinsdürre in den letzten Jahren nicht entziehen, profitiert aber jetzt vom Paradigmenwechsel am Zinsmarkt. Außerdem hat die Bank das Geschäftsmodell an die Bedürfnisse der Kunden im digitalen Zeitalter angepasst. Das ist beachtlich: Dinos sind bekanntermaßen nicht immer adaptionsfähige Wesen. Grund genug, uns die KBank Aktie genauer anzuschauen.

Kasikornbank Aktie Kurs Chart
Quelle: Bloomberg, Pyfore Capital

Das Geschäftsmodell der Kasikornbank

Der Markt

Thailand ist flächenmäßig um rund 50 Prozent größer als Deutschland und hat 70 Millionen Einwohner. Mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von rund 500 Milliarden US Dollar liegt das Land weltweit an sechsundzwanzigster Stelle ungefähr auf Augenhöhe mit Belgien oder Polen. Die Zahl der Smartphone User wird aktuell auf 56 Millionen geschätzt. Das um die Kaufkraft adjustierte BIP pro Kopf liegt bei rund 18.000 Dollar im Jahr und damit leicht über dem Chinas. Für dieses Jahr wird ein relativ mageres Wachstum von nur 2.8 Prozent bei gerade einmal vier Millionen Touristen erwartet. Mit vormals 40 Millionen Besuchern pro Jahr und einem Tourismusanteil von zwölf Prozent an der Wirtschaftsleistung ist Thailand ein recovery play zum anstehenden Ende der Pandemie. Die Staatsverschuldung von rund 40 Prozent des BIP ist im Emerging Markets Vergleich moderat. Wir sind für Thailand daher makroökonomisch verhalten optimistisch. Der Bankensektor ist durch fünf ähnlich große Wettbewerber gekennzeichnet, die 80 Prozent des Marktes ausmachen. Der Kreditmarkt ist mit 90 Prozent des BIP gut entwickelt, in den USA sind das 60, in Südkorea 98 und Malaysia 129 Prozent.

Die Gesellschaft

Kasikorn hatte Ende letzten Jahres 19,5 Millionen Kunden, zehn Prozent mehr als im Jahr zuvor. 17,1 Millionen davon nutzten die App K PLUS zumindest einmal im Monat und führten dabei über 20 Milliarden Transaktionen durch, ein Plus von 42 Prozent. Über das Mobile Banking werden 86 Prozent aller Transaktionen durchgeführt (weitere 13 Prozent über die E-Maschine, ein Selbstbedienungs-Terminal inklusive der Möglichkeit der Authentifizierung) und nur 1 Prozent in der Filiale. Diese Zahl lag 2016 noch bei 30 Prozent und 2019 vor Ausbruch der Pandemie bei 68 Prozent. Das heißt aber dennoch nicht, dass die Zahl der Filialen reduziert wird, vielmehr werden sie an die veränderten Bedürfnisse adaptiert. Dabei spielen auch die niedrigen Personalkosten in Thailand eine Rolle. Im folgenden Schaubild sieht man drei Varianten.

KBank unterschiedliche Branchenformate
Unterschiedliche Branchenformate, Quelle: KBank

Spezielle Bankdienstleistungen können außerdem bei mehreren Handelsunternehmen mit großer Filialdichte abgewickelt werden, auch Authentifizierungen und Bargeld-Operationen.

Der Net Promoter Score lag dabei laut einer Studie von Nielsen Company zwischen August und November 2021 bei 63. Damit stand die KBank in Thailand an erster Stelle und deutlich über dem Vorjahreswert von 35.

Die Strategie

KBank zielt darauf ab, durch eine Kombination von Technologie und Talent das innovativste Finanzinstitut zu sein und den Kunden nachhaltige Finanzdienstleistungen auf Weltniveau zu bieten. 

Die Koproduktion Empower your belief mit der berühmten Girlband Blackpink (31 Millionen views) soll  die K-Strategie untermauern: Kunden ein besseres Leben und Geschäft zu ermöglichen (Original english: to empower every customer’s life and business). Dazu wurde mit Partnern ein Ökosystem geschaffen aber dazu gleich mehr.

Kosikornbank Aktie Ökosystem
Quelle: Kbank

Die Wachstumsstrategie fußt demnach auf vier Pfeilern: Digital Payments im Land dominieren, Kreditprozesse neu aufsetzen, Investment und Versicherung demokratisieren und regionale Märkte erobern.

Das Ökosystem

Digital Payments sollen überall und jederzeit kosteneffizient möglich sein. Unternehmenskunden  soll die Annahme eines breiten Spektrums von nationalen und internationalen Zahlungswegen ermöglicht werden.

Wie bei anderen führenden Digitalbanken wird bei der Kreditvergabe an Konsumenten und Firmenkunden der gesamte Prozess vom Onboarding bis zur Kreditentscheidung digitalisiert und somit kosteneffizienter gestaltet. Unter Einbeziehung von personenbezogenen transaktionalen Daten und industriespezifischen Informationen soll eine risikobasierte und individualisierte und Preisgestaltung gewährleistet werden. Ziel ist es, langfristig die Kreditqualität zu steigern und die Kosten zu reduzieren. 

KBank will digitale Kanäle nutzen, um kosteneffiziente und trotzdem maßgeschneiderte Produkte  der breiten Bevölkerung anzubieten. Insbesondere Kunden, die bisher im Investment- und Versicherungsbereich unterversorgt waren, sollen angesprochen werden. Wie bei Plattformmodellen typisch, sollen Kunden im Ökosystem der Bank mit zahlreichen Business- und Lifestyleaktivitäten sowie diversen Partnern gematcht  werden.

Besonders erfolgreiche ist das Joint Venture KLine mit der zur japanischen Softbank Gruppe gehörenden Line. Das Whatsapp Äquivalent mit 50 Millionen Usern liefert Daten über den User, die z.B. bei der Kreditentscheidung hilfreich sind. Seit dem Launch im Oktober 2020 hat man nur über diese Partnerschaft knapp vier Millionen Kunden gewonnen und 2,1 Millionen Debit Cards herausgegeben. Es wurden fünf Millionen Sparkonten und 500.000 Girokonten mit kleinen Überziehungskrediten eingerichtet. Die ausstehenden Kredite summieren sich auf 15,3 Milliarden Baht (470 Millionen Dollar).

KBank möchte auch außerhalb Thailands regional wachsen, vor allem bei digitalen Krediten und als BaaS Platform. Banking as a Service beschreibt die Bereitstellung von Bankprodukten und -dienstleistungen durch Nicht-Banken, dies funktioniert in Zusammenarbeit mit einer lizenzierten Bank. Ein Beispiel hierfür wäre hierzulande die Zusammenarbeit von Lufthansa und Barclays mit der Miles & More Mastercard. Physisch ist man in sieben Ländern vertreten, darunter Japan und China. Die digitale Plattform fokussiert auf den regionalen Zahlungsverkehr, man möchte zur internationalen Settlement und Factoring Bank werden.

Im Großkundengeschäft (Kunden mit einem Jahresumsatz größer als 12 Millionen US Dollar) ist die Bank Marktführer, bei 39 Prozent dieser Kunden  ist man die Hauptbank. Bei Corporate Bonds hat man einen Marktanteil von 19 Prozent. Bei Klein- und Mittelstandsunternehmen liegt der Marktanteil bei 31 Prozent, wobei man bei 35 Prozent die Hausbank ist. Im Private Banking liegt der Marktanteil mit 13 Tausend Kunden und 788 Milliarden AuM bei 36 Prozent. Mit einem Marktanteil von 22  Prozent ist Kasikorn aber Marktführer im Asset Management. Bei Baukrediten liegt man mit 10 Prozent an dritter Stelle.

KBank hält außerdem 38 Prozent an der Muan Thai Life Insurance (MTL), der Nummer zwei bei Bankversicherungen und Nummer vier bei Lebensversicherungen. Die Bank wird auf Basis eines im letzten Jahr abgeschlossenen Abkommens die Produkte von MTL 10 Jahre lang exklusiv vermarkten und bekommt dafür besonders günstige Konditionen.

Maßgeblich für die Technologieführerschaft ist die 1642 Mann starke Kasikorn Business Technology Group (KBTG). Zu den zahlreichen Innovationen außerhalb des traditionellen Geschäftes gehören die erste ICO Lizenz und die Gründung des ersten NFT Marktplatz. Bis 2024 soll die Mannschaft verdoppelt werden und KBTG zu einem führenden Technologieunternehmen in Südostasien ausgebaut werden.

Die Bank möchte bei Sustainability ein Vorreiter sein und hat sich bis 2030 beim Footprint zu Zero Emissionen verpflichtet.

Die Zahlen

73 Prozent des operativen Ertrages von 163 Milliarden Baht (5 Milliarden Dollar) im Jahre 2021 stammen aus Zinserträgen. Das 2,4 Billionen Baht (73 Milliarden Dollar) starke Lohnbuch, bestehend zu 37 Prozent aus Großunternehmen, 34 Prozent aus Klein- und Mittelstandsunternehmen und 29 Prozent Privatkundenkrediten, wuchs im Schatten der Pandemie im letzten Jahr mit 7,9 Prozent.

Am dynamischsten entwickelt sich das Privatkundengeschäft mit 11,5 Prozent Wachstum. Das Kreditvolumen mit kleinen und Mittelstandsunternehmen entwickelte sich mit 8,2 Prozent ebenfalls gut. Das Volumen mit Großkunden stieg dagegen nur um 0,3 Prozent. Eine ähnliche Dynamik wird auch für 2022 erwartet. Das Kreditvolumen soll um 6-8 Prozent wachsen, getrieben vor allem vom Privatkundengeschäft mit 9-11 Prozent Wachstum.

Das Verhältnis von Loans zu Deposits liegt mit 93 Prozent auf unspektakulärem Niveau. Die Nettozinsmarge fiel in den letzten Jahren geringfügig aber kontinuierlich und lag 2021 immer noch bei durchaus beachtlichen 3,21 Prozent. Die Durchschnittsverzinsung der Kredite lag bei 4,71 Prozent, die der Anlagen bei 3,64 Prozent. Dagegen wurden für Einlagen 0,54 Prozent und für die Refinanzierung im Interbankmarkt  0,58 Prozent bezahlt.

NPLs lagen 2021 bei 3,76 Prozent (Vorjahr 3,93 Prozent). Das ist eine Steigerung gegenüber der letzten Dekade mit Werten unter 3 Prozent ( dieser Anstieg ist aber kein Vergleich zur 1997 Krise in Asien, als der Anteil fauler Kredite  bis auf 42 Prozent stieg).. Allerdings liegt das auch daran, dass 13 Prozent aller Kredite im Covid Relief Programm sind (Ende 2020 waren das noch 19 Prozent). Daher erwartet die Bank einen Anstieg der NPLs auf 4-4,5 im aktuellen Jahr.

Gebühren machten im letzten Jahr mit 35 Milliarden Baht (rund 1 Milliarde US Dollar) 27 Prozent des Rohertrages aus, eine Steigerung von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Der Fokus auf Kostenmanagement und Produktivitätsverbesserungen zahlte sich aus. Das Cost- Income-Ratio verbesserte sich leicht auf 43,49. Der Reingewinn betrug im vergangenen Jahr 38 Milliarden Baht (1,2 Milliarden Dollar).

Bewertung und Fazit zur Kasikornbank Aktie

Die Kasikornbank Aktie ist nach den Kursrückgängen mit einem KGV von unter 9 attraktiv bewertet, nur den Portfoliowert Sberbank gibt es dank militärischem Zitterfaktor noch deutlich günstiger. Auch das Kurs-Buch-Verhältnis 0,7 Mal ist ein im Branchenvergleich attraktiver Wert für eine Bank, die eine Nettozinsmarge von 3,4 Prozent und eine operative Marge von knapp 30 Prozent und eine Nettomarge von 21,5 Prozent  erwirtschaftet. Das Verhältnis von Krediten zu Einlagen liegt mit 93 Prozent im Durchschnitt wie auch das Cost Income Ratio von 0,4.

Die Kasikorn im Banken-Bewertungsvergleich

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Quelle: Bloomberg, Pyfore Capital GmbH

Fazit

Zusammengefasst gibt es drei Gründe, warum die Kasikornbank Aktie aktuell zu den Top gewichteten Titeln im EM Digital Leaders zählt: Die aktuelle Zinsdynamik weltweit ist gut für Retailbanken. Die Leitzinsen in Thailand notieren auf einem Rekordtief. Noch sieht die Bank of Thailand keine Notwendigkeit für Zinserhöhungen, doch der Druck wird größer, falls die Inflation ein größeres Thema in Thailand werden sollte. Die KBank ist digital hervorragend aufgestellt und den lokalen Wettbewerbern deutlich voraus. Thailands Wirtschaft ist zudem per Definition ein Recovery Play. 2022 sollte Thailand daher eher positiv überraschen.

Disclaimer

EM Digital Leaders und/oder der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Kasikornbank. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

Autor

  • Steffen Gruschka

    Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

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Steffen Gruschka

Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

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