Kaspi hat erneut starke Zahlen vorgelegt. Das Top-Line-Wachstum ist in allen drei Sparten intakt, die Ertragslage ist vor allem im Marktplatz blendend, was auch die zunehmend bessere Diversifizierung reflektiert. Allerdings hat der Kurs der Kaspi-Aktie im April erfolgsverwöhnte Anleger enttäuscht. Unser Take zu den Gründen und den jüngsten Zahlen.
Das lang erwartete Nasdaq-Listing der Kaspi-Aktie (ADR) schien einen Durchbruch für den Kurs einzuleiten. Seit Mitte Februar legte die Aktie von 87 Dollar auf über 130 Dollar Anfang April zu. Lange Zeit galt – übrigens nicht nur bei Kaspi – die relativ geringe Liquidität am Finanzplatz London als Fußfessel, gerade für Wachstumsunternehmen. Immer mehr Firmen machen den Brexit Richtung US-Börsen. Doch es folgte eine kalte Dusche: Der Kurs der Kaspi-Aktie brach auf den Intraday-Tiefpunkt von 112 Dollar ein und pendelt aktuell bei rund 120 Dollar. An den vorgestern vorgelegten Zahlen kann das, wie wir gleich sehen werden, nicht gelegen haben.
Starke Zahlen im ersten Quartal
Wie wir es von Kaspi gewohnt sind, waren die Zahlen zum abgelaufenen Quartal blendend. Der konsolidierte Umsatz lag bei 1,2 Milliarden Dollar (553 Milliarden Tenge). Das entspricht einer Steigerung von 40 Prozent (alle Zahlen, sofern nicht anders erwähnt, im Vorjahresvergleich). Der Nettogewinn erhöhte sich um 28 Prozent auf 500 Millionen Dollar (223 Milliarden Tenge). Das sind starke Zahlen; dass das sequenzielle Wachstum niedriger ausfiel, ist – zumindest beim Marktplatz – saisonal bedingt. Traditionell ist das erste Quartal deutlich schwächer als das vierte. Blicken wir nun auf die Zahlen nach Sparten aufgeteilt.
Starke Performance im Marktplatz
Das Zugpferd ist und bleibt bei Kaspi der Marktplatz. Der Bereich besticht durch ein starkes Wachstum, Rekordwerte bei der Take-Rate, und das Angebot wird diversifizierter. Im Bereich Marktplatz legte Gross Merchandise Value (GMV) um 62 Prozent zu. Die Umsätze aus Delivery, Anzeigen und Dienstleistungen trugen 160 Basispunkte zur Take-Rate von 9,5 Prozent bei.
Besonders herausragend war das Wachstum im E-Commerce, wo GMV um 114 Prozent zulegte (Take-Rate plus 90 bps auf 11,1 Prozent).
Bei der Präsentation der Zahlen legte Kaspi einen starken Fokus auf den relativ neuen Bereich Automobile, der seit der Übernahme von Kolesa.kz besteht. Mit 1,9 Millionen Fahrzeugen sei der TAM beachtlich und das Geschäft bereits profitabel.
E-Grocery (GMV plus 125 Prozent) und Travel (GMV plus 44 Prozent) wachsen ebenfalls stark. Kaspi Tours, erst 2023 gestartet, trägt bereits 7 Prozent zum Travel-GMV bei.
Payment – Diskussion um stärkere Regulierung
Die Profitabilität von Payments steigt weiterhin stark. Kaspi hat mit seinem eigenen Payment Scheme einen starken Netzwerkeffekt geschaffen. Mehr angebundene Händler bringen immer mehr Kunden, und je effizienter die Abwicklung, desto mehr Kunden und Händler werden angedockt. Das Wachstum beim Total Payment Value (TPV) von 35 Prozent deutet die starke Stellung Kaspis im lokalen Markt an.
Doch diese Stärke könnte Risiken in sich bergen: In Kasachstan plant die Zentralbank laut einem Bloomberg-Bericht, der sich auf ein Interview mit Zentralbankchef Timur Suleimenov stützt, die Einführung eines offenen QR-Systems, um das Duopol von Kaspi und Halyk Bank (80 Prozent des kommerziellen Zahlungsvolumens) zu brechen. Da 70 Prozent des Payment-TPV aus dem Bereich Kaspi QR & Card Transactions stammt, lässt sich die Nervosität nachvollziehen. Doch bekanntlich wird nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird.
Die Zentralbank hat auf einer Pressekonferenz auf Nachfrage dementiert, dass sie die Macht einzelner Banken limitieren wolle. Man würde eng mit Kaspi zusammenarbeiten. Kaspi ist ein Aushängeschild für Kasachstan. Präsident Tokajew hat das Management nach dem erfolgreichen IPO in den USA persönlich empfangen. Das Land wirbt auch mit dem Erfolgsmodell Kaspi für mehr Investition in Kasachstan. Die Zentralbank wird Anfang 2025 einen neuen Vorstoß wagen, das National Payment Scheme erfolgreicher zu machen. Wir gehen allerdings nicht davon aus, dass es kurzfristig Wachstum und Profitabilität von Kaspi belasten wird.
Fintech: Schwaches Quartal, Ausblick positiv
Die Profitabilität von Fintech fällt deutlich ab. Hatte dieses Geschäftsfeld vor einem Jahr noch 40 Prozent des Nettogewinns erzielt, so waren es per Ende des ersten Quartals nur noch 32 Prozent. Hier macht sich die Zurückhaltung bei der Kreditvergabe bemerkbar. Die Einlagen waren sequentiell leicht rückgängig, während die Funding Kosten hochgehen. Zugleich war allerdings die Quote fauler Kredite (NPL) mit 5,3 Prozent (minus 0,2 Punkte) leicht rückläufig, was für die Kreditqualität spricht. Angesichts des Ausblicks auf sinkende Zinsen dürfte Kaspi in der Lage sein, in diesem Jahr die Kreditvergabe wieder hochzufahren, was die Profitabilität von Quartal zu Quartal steigern dürfte.
Ausblick
Nach den Worten von Gründer-CEO Mikheil Lomtadze hat Kaspi einen guten Start im zweiten Quartal hingelegt. “The consumer and merchant environment are healthy and we’re very much on track to deliver another year of strong top and bottom-line growth”, kommentierte Lomtadze die Quartalszahlen. Zugleich wurde die Quartalsdividende von 850 Tenge ebenso bestätigt wie die Jahresprognose (Grafik).
Mein Fazit zur Kaspi-Aktie
Kaspi hat wieder geliefert. Mit Ausnahme von Fintech können sich die Zahlen sehen lassen. Bei Fintech war das Unternehmen in den vergangenen Quartalen konservativ. Mit der guten Kreditqualität sollte das Kreditvolumen wieder steigen und damit auch das Wachstum und die Profitabilität. Die Integration von neuen Vertikalen in die Super-App gelingt Kaspi bemerkenswert gut. Das Unternehmen ist heute viel breiter aufgestellt. Marktplatz und Payment machen jetzt schon knapp 70 Prozent der Umsätze aus. Das KGV (FWD) ist trotz der beachtlichen Kursrally immer noch unter 10, die Dividendenrendite bei knapp 8 Prozent. Seit dem US-IPO ist die Kaspi-Aktie deutlich bekannter geworden und der Handel ist deutlich liquider. Wir gehen davon aus, dass in den nächsten Monaten noch mehr Analysten das Coverage aufnehmen werden und die Popularität der Kaspi-Aktie unter den Investoren weiter wächst.
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Autor
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Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.
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