Kaspi.kz Aktie – Das 15-Milliarden-Dollar-Fintech aus Kasachstan

9. April 2021

Kaspi.kz Aktie

Die Kaspi.kz Aktie – Ein erfolgreiches Fintech aus Kasachstan mit einer Milliardenbewertung? Das mag zunächst erstaunen. Angefangen hat alles mit einer außerordentlichen Begegnung. In den Neunziger Jahren hatte der kasachische Unternehmer Vyacheslav Kim im Alter von 23 Jahren eine Kette von Elektronikläden. Wie damals bei erfolgreichen Unternehmern in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion in Mode war, kaufte er im Jahre 2002 eine kürzlich privatisierte Bank.

Er wusste aber nicht wie man eine Bank führt und wandte sich daher 2005 an die Private Equity Boutique Baring Vostok. Dort arbeitete seit 2003 ein junger Georgier und Harvard-Absolvent namens Mikhail Lomtadze. Im Rahmen des 2006 erfolgten Private Equity Investments lernen sich die beiden dann besser kennen und schätzen. 2007 steigt Lomtadze als Gesellschafter und CEO bei Kaspi ein. Lomtadze und Kim halten jeweils rund 25 Prozent der Anteile.

Kaspi.kz Aktie CEO Mikhail Lomtadze und Chairman Vyacheslav Kim
Kaspi.kz CEO Mikhail Lomtadze und Chairman Vyacheslav Kim

Im folgenden Beitrag stellen wir das Unternehmen hinter der Kaspi.kz Aktie vor, die sich im Portfolio vom EM Digital Leaders befindet.

Das Kaspi Geschäftsmodell

Heute ist von der ursprünglichen Kaspi Bank nur wenig übriggeblieben. Das früher dominierende Geschäft mit Firmenkunden wurde komplett eingestellt, da Lomtadze hier keine Zukunft sah. Dagegen wurde das kleine Geschäft mit Privatkunden nahezu revolutioniert.

Kaspi ist heute das mit großem Abstand führende digitale Ecosystem für Privatkunden in Kasachstan. Über die Super-App von Kaspi können Kunden online einkaufen, ihre Einkäufe von Kaspi finanzieren lassen und das gesamte Payment von Kaspi abwickeln, vergleichbar etwa mit dem Ecosystem von Alibaba.

Kaspi.kz Aktie Geschäftsbereiche
Kaspi.kz Geschäftsbereiche

In Payments hat Kaspi einen Marktanteil von 65 Prozent. Im E-Commerce beherrscht das Unternehmen 46 Prozent des Marktes, das sind 5,5 Prozent der gesamten Konsumentenausgaben in Kasachstan. Bei Fintech dominiert man mit 32 Prozent Anteil den Markt für Konsumentenkredite und mit 18 Prozent das Einlagengeschäft von Privatkunden. Knapp die Hälfte der 18,5 Millionen Einwohner von Kasachstan nutzen Kaspi-Lösungen.

Auch das Management wurde komplett ausgewechselt. Alle vier Vorstände sind Harvard-Absolventen. Den notwendigen Kontakt zur Regierung gewährleistet Vyacheslav Kim, der u.a. als Berater des Premierministers tätig war. Vor radikalen Entscheidungen schreckt das Team nicht zurück. Das 2008 begonnene Kreditkartenprogramm entwickelte sich eigentlich gut. Im Jahre 2012 trugen 1 Million Kreditkarten zu 40 Prozent zum Gewinn bei.

Die Kunden waren aber extrem unzufrieden, das Programm hatte einen negativen Net Promoter Score. Kaspi entschied sich kurzerhand, dieses Business einzustellen. Die anschließende Entwicklung eines kostenlosen Online Zahlungssystemes für Rechnungen kam bei den Kunden besonders gut an und schaffte die Grundlage für das heute florierende Geschäft.

Ein einzigartiges Ecosystem für Kunden und Händler

Basierend auf dem erfolgreichen Fintech-Geschäft baute Kaspi ab 2014 einen erfolgreichen online Marktplatz inklusive Konsumentenfinanzierung auf. Während größere Händler sich zunächst skeptisch zeigten, sprangen kleine Händler mit Begeisterung auf. Die anfänglich 6-prozentige Gebühr an Kaspi wurde durch Umsatzsteigerungen jenseits von 30 Prozent mehr als ausgeglichen. Im Q4 2020 lag die Take-Rate schon bei 8,8 Prozent, Tendenz steigend.  Auch das Ersetzen der Kreditkarte durch die Kaspi Gold Debit Karte hatte für den Händler Kostenvorteile. Während bei der Kreditkarte circa 3 Prozent Kosten anfielen, sind es jetzt circa 1 Prozent.

Bei den sehr kompetitiven Konsumentenkrediten konkurriert Kaspi nicht über den Preis, sondern über den Service: Kreditentscheidungen dauern 10 Sekunden, Auszahlungen werden innerhalb von 15 Minuten getätigt. Als Grundlage dienen neben eigenen Daten die Kreditdaten aus der staatlichen Auskunftsdatei. Auf Basis der Transaktionsdaten der Kunden hat Kaspi ein proprietäres Bonitätsmodell entwickelt, womit die Bank nach eigenen Angaben Kreditentscheidungen zu 98 Prozent algorithmisch tätigt.

Mit der virtuellen Brieftasche von Kaspi und mit Hilfe von QR-Codes kann der Kunde auch ganz ohne Plastikkarte zahlen. Gleiches gilt auch in Partnergeschäften. Der Kunde scannt einen QR Code ein und zahlt automatisch mit der App. Für Händler und Endkunden hat Kaspi ein vertikal integrierte Ecosystem aufgebaut, das weltweit so nahezu einmalig ist.

Kaspi.kz Aktie Ecosystem
Kaspi.kz Ecosystem. Quelle: Kaspi

Kaspi Geschäftszahlen

Am 1. März hat das Management die Zahlen für das Kalenderjahr 2020 präsentiert. Die im Rahmen des Kaspi.kz Aktie Börsengangs im Oktober kommunizierte Guidance wurde nahezu in allen Segmenten übertroffen. Die monatlich aktiven Nutzer (MAU) der Kaspi.kz Super-App stiegen im Jahresvergleich um 59 Prozent auf 9,1 Millionen, die täglich aktiven Nutzer (DAU) stiegen um 155 Prozent auf 4,9 Millionen. Das Verhältnis von DAU zu MAU ist mit 54 Prozent bemerkenswert hoch.

Kaspi.kz Aktie Engagement Vergleich
Kaspi.kz DAU to MAU Entwicklung und Engagement Vergleich. Quelle: Kaspi

Das Unternehmen verzeichnete ein Umsatzwachstum im Q4 von 19,8 Prozent und im Gesamtjahr von 25,5 Prozent.  Der Gewinn wuchs im Q4 um 44,4 und im Gesamtjahr um 43,2 Prozent. Von den ca. 1,5 Milliarden USD Umsatz entfallen ca. 71 Prozent auf Fintech, 19 Prozent auf Marketplace und ca. 10 Prozent auf Payments.

Im Jahr 2020 wuchs das Geschäft in Payments und Marketplace deutlich stärker als in der Hauptdomäne Fintech, da man bei der Kreditvergabe besonders vorsichtig war. In den vergangen drei Jahren der Umsatz in Payments 133 Prozent, in Marketplace 75 Prozent und in Fintech 21 Prozent. Im Jahre 2021 erwartet das Management aber auch für das Fintech-Geschäft wieder ein sehr starkes Wachstum.

Kaspi ist ein extrem profitables Unternehmen. Die Gewinnmarge lag im Gesamtjahr 2020 bei 43 Prozent, im Q4 bei ca. 50 Prozent. Die Gewinnmarge in Payments und Marketplace liegt noch mal deutlich höher als bei Fintech, somit entwickelt sich das Wachstum in die deutlich margenstärkeren Segmente.

Die Profitabilitätskennzahlen lesen sich wie von einem anderen Stern. ROE bei knapp 80 Prozent, Cost-Income-Ratio liegt bei 19 Prozent. Die harte Kernkapitalquote liegt bei über 23 Prozent. Die Problemkredite (NPL) liegen bei ca. 8 Prozent. Das ist angesichts der sensationellen Margen absolut ok.

Für 2021 erwartet das Unternehmen ein Gewinnwachstum von knapp 50 Prozent. Das Forward-KGV für 2021 liegt bei ca. 17. Das Unternehmen schüttet einen großen Teil der Dividende aus. Die geschätzte Dividendenrendite liegt bei 6 Prozent.

Kaspi.kz Aktie Fazit

Kaspi ist in vieler Hinsicht eine außergewöhnliche Bank. Aufgrund der Dominanz in Kasachstan ist die Bank nicht auf die Infrastruktur von Mastercard und Visa angewiesen. Zwei von drei Onlinetransaktionen in Kasachstan laufen auf der proprietären Infrastruktur von Kaspi. Das führt zu Wachstums- und Profitabilitätszahlen, die man nur bestaunen kann.

Nun will die Bank auch in Länder wie Usbekistan und Aserbaidschan expandieren. Die Aktien des in London gelisteten Unternehmens sind sehr begehrt. Das Unternehmen kommt bereits auf eine Marktkapitalisierung von 15,5 Milliarden USD. Natürlich darf man bei einem Engagement in ein Unternehmen in Kasachstan Makrorisiken, politische und regulatorische Risiken nicht unterschätzen. Wer in die Kaspi Aktie investiert, muss bereit sein, diese Risiken einzugehen.

Die Kaspi.kz Aktie gehört zu einem der Kerninvestments in unserem neuen EM Digital Leaders Fonds
Wenn Du Kaspi und andere Digital Leaders aus den Emerging Markets zukünftig gemeinsam mit uns beobachten willst, dann kannst Du hier jetzt unseren kostenlosen Newsletter bestellen.

Disclaimer

EM Digital Leaders und/oder der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Kaspi.kz. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

Autor

  • Steffen Gruschka

    Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

Steffen Gruschka

Steffen Gruschka

Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

Aktuelle Beiträge

8 Antworten

  1. Vielen Dank für diesen Artikel! Siehst du mehr Risiken bei der Yalla Group als bei Kaspi? Wie sieht es mit der Bewertung von Kaspi aus? Kann man in solchen Ländern dieselben KGV Regeln wie in westlichen Ländern heranziehen oder eher mit asiatischen KGVs vergleichen?

    1. Das Geschäftsmodell von Kaspi hat eine viel größere Burgmauer als das von Yalla. Aber Yalla ist nich so sehr auf ein Land angewiesen wie Kaspi. Beide Unternehmen verdienen aufgrund der politischen Risiken und Yalla aufgrund der VIE-Struktur und mancher Corporate Governance Themen einen klaren Abschlag zu europäischen und US-Unternehmen.

  2. Besten Dank für diese interessante Vorstellung von Kaspi. Der Bereich Zentralasien ist natürlich aus Anlagersicht erstmal aufgrund der wenigen börsennotierten Unternehmen äußerst interessant, noch dazu, wenn es sich um ein offensichtlich so innovatives Unternehmen mit Elementen der Geschäftsmodelle von Alibaba, MercadoLibre oder Tencent handelt. So spannend ich die Story (sowie auch die starken Fundamentaldaten und die noch angemessene Bewertung) finde: Mich schreckt, neben den politischen Risiken, vor allem doch der Fokus des Unternehmens auf Kasachstan verbunden mit der offenbar auch schon hohen Marktdurchdringung etwas ab. Wie würden Sie die langfristigen Wachstumschancen einschätzen und wie sehr hängt beispielsweise die langfristige Entwicklung ihrer Meinung nach davon ab, ob Kaspi erfolgreich in Nachbarländer wie etwa Usbekistan expandieren kann?
    Anyway – herzlichen Dank nochmals für den Beitrag!

    1. Danke Tobias. Politische Risiken hat man in Emerging Markets natürlich immer, Kazahstan war dabei bisher vergleichsweise pragmatisch. Wir denken, dass der immer noch dominierenden Anteil an Bargeld-Transaktionen in Kazahstan noch erhebliche Wachstumspotentiale mit sich bringt. Dazu kommen auch neue Produkte, wie z.B Kaspi Travel. Wir denken daher, dass das Unternehmen noch zumindest 5 Jahre stark wachsen kann. Die regionale Expansion ist dabei noch nicht berücksichtigt.

  3. Danke für die Erstanalyse. Das ist wirklich kein alltäglicher Wert, in den ihr mit dem neuen Fonds investiert. Ich finde euer Konzept klasse und mutig – großartig auch eure Offenheit Investment-Entscheidungen zu erläutern.

    Wie beurteilt ihr die Marktkapitalisierung von ~€17Mrd. im Vergleich mit Peers?
    Welches Wachstum erwartet ihr in den nächsten 2 Jahren?
    -Habt ihr keine Sorge, dass z.B. Aserbaidschan mittels Regulierung den Erfolg von KASPI unterbindet?

    Viele Grüße,

    1. Vielen Dank Philipp. Auf den ersten Blick erscheint die Marktkapitalisierung von Kaspi in der Tat für so ein kleines Land hoch. Relevant für die Bewertung sind aber vor allem die Profitabilität und das Wachstum, und diese sind auch im Vergleich mit Peers einfach sensationell. Wir erwarten für die nächsten 2 Jahre jeweils 50 Prozent Wachstum. Wir sehen das Unternehmen damit trotz der absoluten Zahl als vergleichsweise günstig an. Regulatorisches Risiko hat man in Emerging Markets natürlich immer, der Track Record von Kaspi ist bei der Kooperation mit Behörden aber bisher sehr gut gewesen.

  4. Vielen Dank für die Startanalyse. Es hat mir Freude beim Lesen bereitet. Besonders Interessant fand ich die hohe Kundenzufriedenheit nach Umstellung des Geschäftsmodells beim Kreditkartenprogramm 2008. Ein fortschrittliches Unternehmen in Kasachstan zu finden ist besonders. Das erinnert mich irgendwie an Estland. Die Esten sind ja auch bereits sehr gut digital aufgestellt.
    Ich wünsche dem gesamten Team viel Erfolg und freue mich vom Start an dabei zu sein.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Neueste Beiträge

Tags

Neuste Kommentare

Twitter

Instagram