Liebe Leser und Investoren,
bisher war die Frage, ob der amerikanische Staat auch nach dem 1. Juni zahlungsfähig bleibt, nur ein Thema für die Medien. Die Finanzberichterstattung dreht sich seit Wochen um die Frage, ob sich Republikaner und Demokraten im Kongress auf eine Anhebung des “Debt Ceiling” einigen werden, und der Ton der Kommentatoren wird immer ratloser: denn die Anleger scheint es kein bisschen zu scheren. Ja, die Kreditausfallversicherungen für US-Anleihen sind gestiegen, befinden sich aber auf einem so niedrigen Niveau, dass man dahinter Hedgefonds, die auf den fetten Hebel eines “Schwarzen Schwans” hoffen, sowie hypernervöse einzelne Anleger vermuten kann. Die Folgen eines Defaults der USA lassen sich kaum modellieren, und auch wenn die beiden US-Parteien regelrecht verfeindet sind, dominiert die Einschätzung, dass beide kein Interesse am Sprung über die Default-Klippe haben.
Über diese Art von Sorglosigkeit bei Anlegern kann man geteilter Meinung sein. Was ich dagegen für gerechtfertigt halte, ist der Optimismus, ja die Euphorie, über die rasanten Fortschritte bei AI. Large-Language-Modelle werden den IT-Sektor revolutionieren, und zwar nicht nur mit Blick auf Software Applikationen, sondern auch bei der Hardware. Googles neue “AI-Trainingseinheit” basiert auf 26.000 H100-GPUs, Facebooks Pendant kommt auf immerhin 16.000 A100-GPUs. Ähnliche Investments machen die anderen großen Plattformen. Wer beim AI-Wettlauf das Rennen machen wird, ist offen, aber einige Gewinner stehen schon heute fest: Die Lieferanten von Schaufeln und Spitzhacken, etwa NVIDIA, AMD und TSMC, aber auch Netzwerkausrüster wie Arista, Cisco oder Pure Storage. NVIDIA-Gründer Jensen Huang formuliert das so: “We have reinvented computing for the first time since the IBM System 360, 60 years ago. There’s a trillion dollars worth of data center infrastructure installed in the world based on that old method of doing computation. Now we have accelerated computing, and we have the killer app for generative computing: generative AI.”
Autor
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Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.
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