Klöckner Aktie – Stahlhändler auf Digitalisierungskurs

8. Oktober 2018

Klöckner Aktie Stahlstangen Stahl Stahlgeschäft

Falls Du ein regelmäßiger Leser unseres Blogs bist, dann weißt Du, dass wir großen Wert darauf legen, dass der Digital Leaders Fund (DLF) kein reiner Technologiefonds ist.

Kürzlich haben wir dem Thema „DLF kein Technologiefonds“ sogar einen eigenen Beitrag gewidmet.

Dennoch werden wir aufgrund der „Digital Leaders“ immer wieder in die Schublade der Tech-Fonds gesteckt.

Denn immer noch wird der Begriff der Digitalisierung im deutschsprachigen Raum vor allem im Zusammenhang mit den Angeboten der Hard- und Softwareanbieter verwendet.

Ich freue mich, Euch heute mit Klöckner und der Klöckner Aktie einen unserer Digital Transformation Leader aus dem Portfolio des DLF vorstellen zu dürfen, der mit seinem Stahlhandelsgeschäft doch sehr weit weg ist von dem, was man sich so vorstellt, wenn man an Tech-Aktien denkt.

 

Warum Klöckner ein Digital Leader ist

Aber tatsächlich verkörpert die Klöckner Aktie vieles von dem, was wir uns unter einem Digital Transformation Leader vorstellen.

Bei Klöckner ist die Digitalisierung Chefsache.

Der CEO Gisbert Rühle hat bereits vor fünf Jahren erkannt, dass auch ein Stahlhändler im Zeitalter der Digitalisierung sein Geschäftsmodell anpassen muss, um langfristig relevant und wettbewerbsfähig zu bleiben.

Losgelöst von der Konzernzentrale in Duisburg hat man in Berlin ein eigenes Startup Kloeckner.i gestartet.

Das Ziel war es von vornherein, nicht nur einen Online-Vertriebsweg (Webshop) zu schaffen, sondern mittelfristig eine herstellerübergreifende Industrieplattform für den Stahl- und Metallhandel zu etablieren.

Erste Erfolge sind mittlerweile sichtbar, in 2017 wurde über eine Milliarde Euro Umsatz über die digitalen Kanäle erwirtschaftet. Aber leider geht es hier aktuell nur relativ langsam voran, im ersten Halbjahr 2018 lag der digitale Anteil aus dem Onlineshop und elektronischem Datenaustausch bei 21 Prozent gegenüber 9 Prozent zwei Jahre zuvor.

Bis 2022 soll der Anteil des Digital-Umsatzes auf 60 Prozent steigen.

Um diese ambitionierten Ziele zu erreichen, soll in den kommenden Jahren eine Industrieplattform etabliert werden, auf der auch bisherige Wettbewerber von Klöckner ihre Produkte anbieten. Ob dies gelingt ist allerdings noch keineswegs sicher.

 

Investition in das Plattformgeschäft

Unter dem Namen „XOM Materials“ ist vor wenigen Monaten ein Marktplatz für den Materialhandel gestartet worden.

XOM soll als dominierende vertikale Plattform für die Stahl- und Metallbranche etabliert werden.

Der Klöckner-Vorstand hat richtig erkannt, dass früher oder später auch die Stahlbranche eine solche Plattform hervorbringen wird, auf der Kunden und Händler zusammenfinden und einfacher Vergleiche anstellen können. Der Einkäufer im B2B-Umfeld wird dort ein ähnlich bequemes Einkaufserlebnis vorfinden wie ein Privatkunde auf Amazon & Co.

Klöckner “disruptet” sein eigenes Geschäft mit diesem Ansatz – bevor es ein anderer tut. Die Vision einer solchen Plattform zeigt, dass das Klöckner Management erkannt hat wo die Zukunft der Branche liegt und zielgerichtet darauf zusteuert.

Allerdings ist der mit diesen Veränderungen einhergehende Kulturwandel eine Herkulesaufgabe in einer Industrie, die immer noch vorwiegend per Telefon und Fax (ja sowas gibt es heute noch!) arbeitet.

 

Klöckner Aktie Lager mit Stahl
In der konservativen Stahlbranche will Klöckner Pionierarbeit in Sachen Digitalisierung leisten. Eine vertikale Plattform soll her. (Bild: Klöckner)

 

Klöckner Aktie: Mühsamer Start von XOM Materials

Und es ist für mich noch keineswegs klar, dass Klöckner tatsächlich die Agilität an den Tag legen kann, um diese vielversprechende Digital-Strategie erfolgreich umzusetzen.

Bisher läuft die Anbindung von Lieferanten eher schleppend an.

Auch hätten wir uns einen zügigen Abschluss der geplanten Wachstumsfinanzierung der Plattform durch strategische Partner und/oder externe Kapitalgeber gewünscht. Das ist bisher noch nicht vermeldet worden.

Kurzfristig sind aus XOM Materials wohl keine erheblichen Umsatzzuwächse zu erwarten, sondern nur Kosten.

Man hat sicher einen wichtigen Wettbewerbsvorteil durch die jahrzehntelangen Erfahrungen in der Stahlindustrie. Aber Klöckner hat keine Erfahrungen darin, wie eine solche Plattform etabliert wird und wie man schnell die kritische Größe erreicht.

Daher will man sich hier nun auch für externe Investoren öffnen, die das Wachstum und die sukzessive Unabhängigkeit von Klöckner sicherstellen sollen.

Ich denke diese Finanzierung und die zukünftige Eigentumsverhältnisse sind „mission critical“ für das Gelingen dieses Vorhabens.

Sollte eine der großen Internethandelsplattformen wie Amazon oder Alibaba ernsthaft in den Wettbewerb eintreten, so könnte Klöckner durchaus das Nachsehen haben. Allerdings gibt es dafür derzeit keine ernsthaften Anzeichen.

 

Geduld der Klöckner Aktionäre auf Probe gestellt

Die Klöckner Aktie war in den letzten Jahren kein gutes Investment für die Aktionäre.

Seit dem Kurssturz in 2011 hat sich die Aktie nicht mehr erholt und läuft seit Jahren seitwärts in einer Bandbreite von 8€ bis 12€.

Klöckner Aktie Aktienchart 10 Jahres Chart
10-Jahres-Chart der Klöckner Aktie: Seit dem starken Kursrutsch 2011 bewegt sich die Aktie seitwärts. (Chart: Finanztreff)

 

Ich denke, dass der Kurs der Klöckner Aktie bei aktuellen Kursen um 10€ recht gut nach unten abgesichert ist.

Die Aktie notiert um 20 Prozent unter dem Buchwert und bietet eine Dividendenrendite von über 3 Prozent.

 

Klöckner Aktie: Übernahmephantasien

Der Großaktionär und Aufsichtsratsvorsitzende Friedhelm Loh besitzt mit seiner Beteiligungsgesellschaft Swoctem bereits über 25% an Klöckner und hat seinen Anteil an Klöckner Aktien zuletzt weiter aufgestockt.

Bei Überschreitung der 30 Prozent Marke wäre ein Übernahmeangebot an die freien Aktionäre fällig.

Allerdings sehen wir Klöckner nicht in erster Linie als Übernahmespekulation, denn es ist nicht zu erwarten, dass Swoctem selbst im Falle eines Übernahmeangebotes viel mehr als den Mindestpreis anbieten würde.

Eine andere Option wäre ein Zusammenschluss mit Thyssen Material Services. Mit dem Werkzeughandel von Thyssen würde man der Handelsplattform eine ernstzunehmende kritische Größe verpassen und das Portfolio deutlich breiter aufstellen.

 

Wann erfolgt die Neubewertung der Klöckner Aktie?

Zu einem nachhaltigen Kursaufschwung der Klöckner Aktie sollte es kommen, sobald sich zeigt, dass die zunehmende Digitalisierung des Geschäftes eine Verbesserung der Rohertragsmarge von derzeit gerade mal 20 Prozent mit sich bringt.

Sollte XOM als Industrieplattform etabliert werden, dann könnte viel mehr Phantasie in die Aktie kommen und eine Neubewertung anstehen.

Derzeit aber wird Klöckner nach wie vor bewertet wie ein angeschlagener Player der Old Economy.

Und das ist auch nicht verwunderlich, da die operativen Zahlen mit einem deutlich negativen Cashflow im ersten Halbjahr 2018 und der nach wie vor hohen Abhängigkeit von Materialpreisen alles andere als berauschend sind.

Mit einer Eigenkapitalquote von 40 Prozent ist das Unternehmen aber stark genug aufgestellt, um die Investitionen in die Zukunft zu stemmen.

Wir setzen darauf, dass Klöckner mit seiner Digitalisierungsstrategie erfolgreich sein wird und werden das Unternehmen eng begleiten.

Eventuell ist bei diesem Optimismus auch eine Spur Patriotismus mit dabei. Denn wir finden es traurig, dass im Portfolio des DLF kaum ein deutsches Unternehmen zu finden ist.

Aber bisher haben wir hierzulande leider kaum ein börsengelistetes Unternehmen gefunden, dass unseren Ansprüchen an die Digitalisierung genügt.

Autor

  • Stefan Waldhauser

    Stefan war in seinem gesamten Berufsleben in der High-Tech-Industrie tätig. Er hat sein eigenes Software-Unternehmen gegründet, internationalisiert und vor einigen Jahren ins Silicon Valley verkauft. Der Wirtschaftsmathematiker investiert seit über 30 Jahren in Aktien. Er verwaltet eines der erfolgreichsten investierbaren Musterportfolios auf der wikifolio Plattform.

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Stefan Waldhauser

Stefan war in seinem gesamten Berufsleben in der High-Tech-Industrie tätig. Er hat sein eigenes Software-Unternehmen gegründet, internationalisiert und vor einigen Jahren ins Silicon Valley verkauft. Der Wirtschaftsmathematiker investiert seit über 30 Jahren in Aktien. Er verwaltet eines der erfolgreichsten investierbaren Musterportfolios auf der wikifolio Plattform.

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2 Antworten

  1. Wie lange werdet ihr denn noch an KCO festhalten….?
    Der Preisverfall der Aktie ist ja beängstigend – eine echte Absicherung (wie im stw-Wiki beschrieben) nach unten scheint es nicht zu geben. Allein der Satz der DLF-Analyse „…Kurs schwankt zwischen 8€ und 12 € “ müsste langsam mal der Realität angepasst werden.

    1. Tatsächlich war das Timing zum Einstieg bei Klöckner im Oktober alles andere als optimal. Aber wir werden sicher nicht aus Klöckner aussteigen, nur weil die Aktie günstiger geworden ist. 😉
      Wir halten derzeit nur eine kleine Einstiegsposition. Je nachdem ob das Unternehmen die angestrebten Fortschritte in der Digitalisierung erreicht (zB kurzfristig messbar an der Finanzierung der XOM Materials) könnte da auch mehr daraus werden. Und wenn der Ausbau unserer Position dann zu niedrigeren Preisen möglich ist, dann freuen wir uns. Falls das Unternehmen in seiner Entwicklung enttäuscht, dann werden wir uns von der Aktie trennen. Und zwar unabhängig vom Preis der Aktie.
      Wir betreiben hier einen Blog und liefern Beiträge zu einem bestimmten Datum. Dies ist keine „DLF-Analyse“, die regelmäßig analysiert wird. Das könnten wir gar nicht leisten bei der Vielzahl von Blog-Beiträgen. Wenn es etwas Neues über Klöckner zu berichten gibt, dann werden wir ein Update zum Unternehmen verfassen.

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