Lenovo Aktie – Wann dreht der PC Markt?

7. Juni 2023

Lenovo_Aktie

Die Lenovo Aktie dümpelt im letzten Jahr vor sich hin, die Umsätze tendieren abwärts. Jetzt hat der PC Hersteller auch noch einen Gewinneinbruch vermeldet. Wir ordnen die Zahlen ein und beleuchten, ob die Talsohle erreicht und wie die Aktie bewertet ist. Unseren Lenovo Foundation Artikel findet Ihr hier. Der PC Hersteller mit angeschlossener Mobilfunksparte versteht sich zunehmend auch als Anbieter von Software sowie dezentraler Rechenpower (Edge) und Speicher (Cloud).

Lenovo Aktie – Zahlen zum vierten Quartal

Im abgelaufenen Quartal setzte Lenovo 12,6 Milliarden Dollar um, ein Minus von 24 Prozent zum Vorjahr und im Rahmen der Erwartungen (-0,3 Prozent versus Bloomberg Konsens). Damit lag der Lenovo Umsatzentwicklung am Ende der Top 3. Im Vergleich: Die Umsätze bei HP fielen um 22 Prozent, die Erlöse von Dell um 20 Prozent.  

Besonders deutlich ging der Umsatz mit 33 Prozent in China zurück. EMEA folgte mit minus 25 Prozent, Amerika mit minus 23 Prozent. Etwas besser sah es im Rest Asiens mit minus 14 Prozent aus.

Der Umsatz in Intelligent Devices, das neben dem PC Geschäft auch die Mobilfunksparte umfasst, ging um 33 Prozent auf 9,8 Milliarden Dollar zurück. Die operative Marge fiel um einen Prozentpunkt auf 6,7 Prozent.

Der Marktanteil im PC-Geschäft fiel leicht auf 22,3 Prozent, damit  konnte Lenovo seine Marktführerschaft gegenüber HP (21 Prozent) weiter verteidigen. Dell lag mit 16,6 Prozent an dritter Stelle.

Der Umsatz in Solutions und Services lag mit 1,7 Milliarden Dollar 18 Prozent über dem Vorjahr, allerdings knapp zehn Prozent unter dem letzten Quartal. Die operative Marge ist außerdem im Jahresvergleich von 22,5 Prozent auf 19,7 Prozent gefallen. 

Der Erlös in Infrastructure Solutions stieg um 56 Prozent auf 2.2 Milliarden. Allerdings waren das im Vergleich zum Vorquartal auch 22 Prozent weniger. Zudem fiel auch hier die operative Marge von 0,5 auf 0,3 Prozent.

Die Bruttomarge lag um 0,2 Prozent niedriger bei 17 Prozent. 

Die operativen Kosten sanken um 19 Prozent auf 1,9 Milliarden Dollar. Nicht gespart wird bei Forschung und Entwicklung: die Ausgaben von 550 Millionen lagen rund fünf Prozent unter dem Vorjahr, gleich zum Umsatz sind es aber jetzt 4,3 Prozent.

Der operative Gewinn sank um 51 Prozent auf 291 Millionen Dollar.

Der Reingewinn brach um 72 Prozent auf 114 Millionen Dollar ein und lag deutlich unter dem Konsens von 197 Millionen. Die Nettomarge sank deutlich von 3,0 auf 2,3 Prozent 

Allerdings gibt es ein wesentliches One-off: Das Ergebnis enthält 250 Millionen Dollar an einmaligen Restrukturierungskosten; die nicht näher erklärten Aufwendungen werden allerdings künftig rund 850 Millionen Dollar jährlich an Einsparungen bringen.  

Der operative Cash Flow im vierten Quartal lag nach 1,46 Milliarden Dollar im Vorjahr bei gerade einmal 244 Millionen Dollar. Die Netto-Cash Position lag bei 366 Millionen Dollar.

Ausblick

Die Lagerbestände sollen laut Management im aktuellen Quartal auf pre-pandemische Niveaus fallen, dazu kommt ein Impuls aus der Umstellung auf Windows 12. Für das zweite Halbjahr wird dementsprechend eine Belebung des PC Marktes mit positivem YoY Wachstum erwartet, das sich dann 2024 beschleunigen soll.

Die Komponentenpreise sinken, was zu einer Stabilisierung der Margen führen sollte.

Positiv

Lenovo verdient trotz eines massiven Umsatzrückganges weiter Geld. Das eröffnet laut Unternehmenssprecher Wachstumschancen: Damit dürfte auch M&A gemeint sein. Dank der Netto Cash Position ist Lenovo in der Lage, die Konsolidierung im Markt als aktiv voranzutreiben.

Negativ

Die Erwartung über einen Turnaround im PC Markt im zweiten Halbjahr ist sehr optimistisch. Die USA dürften im zweiten Halbjahr in die Rezession schlittern. Auch das Wachstum in China bleibt moderat. Damit ist nicht auszuschließen, dass die Flaute im PC Geschäft deutlich länger anhält. Diesen Optimismus teilt Lenovo allerdings mit der Konkurrenz und mit den führenden Halbleiterunternehmen.

Die Umsätze und Margen im Non-PC Geschäft fallen. Das vierte Quartal des vorangegangenen Geschäftsjahres war das letzte Quartal mit niedriger Basis, die Jahresvergleiche dürften also künftig ungünstig ausfallen.

My Take zur Lenovo Aktie

Die Börse quittierte die schwachen Zahlen am nächsten Tag mit einem Absturz um acht Prozent, der Lenovo-Aktienkurs erholte sich aber in den nächsten Tagen wieder.

Die Lenovo Aktie ist auf Basis des Ende März abgelaufenen Geschäftsjahres mit EV/Umsatz von 0,2 und einem EV/ EBITDA von 2,9 optisch sehr günstig bewertet. Auch der Vergleich mit den Peers fällt wohlwollend aus. HP ist mit 0,7 Mal Umsatz und sieben EBITDA bewertet, DELL kostet 0,6 Mal Umsatz und 0,6 Mal EBITDA.

Auch bei der Dividende trumpft Lenovo auf: Nach der 0,08 HKD Zwischen-Dividende im Dezember wurden jetzt noch einmal 0,3 Hongkong Dollar im August bezahlt. Das entspricht einer Dividendenrendite von knapp über fünf Prozent. Bei der Konkurrenz gibt es nur drei Prozent.

Allerdings werden bei Lenovo, wie auch den Vergleichsunternehmen, für dieses Jahr sinkende Umsätze und Gewinne erwartet. Für die nächsten Jahre werden dann wieder Wachstumsraten beim Umsatz von circa fünf bis zehn Prozent und beim Gewinn von deutlich über zehn Prozent erwartet. Das dürfte zu optimistisch sein. Dennoch ist die Aktie mittelfristig attraktiv.

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Disclaimer

The Emerging Digital Leaders und/oder der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Lenovo. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

Autor

  • Steffen Gruschka

    Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

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Steffen Gruschka

Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

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