Match Group Aktie – Die Tinder-Pandemie

9. Mai 2019

Match Group Aktie – Die Tinder Pandemie - 2 Handys und Kaffee auf einem Tisch

Match Group ist gut in das Jahr 2019 gestartet.

Im ersten Quartal konnten Umsätze, Gewinne und Abonnenten-Zahlen deutlich gesteigert werden.

Hier die Highlights für das erste Quartal 2019:

  • Gewinn pro Aktie: $0,42 vs. $0,32 erwartet
  • Umsätze: $464,6 Millionen vs. $463,7 Millionen erwartet
  • Abonnenten: 8,6 Millionen (+16 Prozent vs. Q1 2018)
  • Tinder-Abonnenten: 4,7 Millionen (+ 36 Prozent vs. Q1 2018)
  • ARPU (Average Return Per User): $0,58 (unverändert)

Da Match knapp 50 Prozent der Umsätze im Ausland erwirtschaftet, hat der starke Dollar die Zahlen belastet.

Währungsbereinigt ist der Umsatz um 18 Prozent und ARPU um 4 Prozent gestiegen.

Tinder – Subscriber 30 Prozent über Erwartungen

Die weltweit dominierende Dating-App Tinder konnte im ersten Quartal 384.000 zahlende Mitglieder dazu gewinnen, erwartet waren bis zu 300.000 neue Bezahlkunden.

Der Umsatz mit Tinder stieg 38 Prozent gegenüber Q1 2018.

Mit den 4,7 Millionen Abonnenten ist Tinder somit der Haupttreiber der Bewertung für Match.

Tinder - Durchschnittliche Abonnenten der App in Millionen von Q1 2016 bis Q1 2019
Durchschnittliche Anzahl an Tinder Abonnenten von Q1 2016 bis Q1 2019. (Quelle: Match Group)

Neben den erstaunlichen hohen Wachstumszahlen kann Tinder auch zunehmend höhere Umsätze pro Kunde (+ 2 Prozent trotz hohem USD) durchsetzen.

Selbst in Ländern wie Indien, in denen viele Ehen arrangiert werden, hat sich Tinder nach Daten von App Annie zur umsatzstärksten App (außerhalb von Gaming) entwickelt.

Gut für die Umsätze von Match, denn im Unterschied zu werbefinanzierten Geschäftsmodellen, wie zum Beispiel von Facebook und Pinterest, verdient das Dating-Unternehmen über Abos an jedem indischen, indonesischen oder nigerianischen Kunden fast genauso viel wie an US-Kunden, siehe hierzu unseren Beitrag vom Februar 2019 über den Tinder Hype in Asien.

23 Prozent Wachstum bei Abonnenten im Ausland

Leider veröffentlicht das Unternehmen keine detaillierten Umsatzzahlen für Tinder.

Doch die Zahlen für die Match Group illustrieren deutlich, wie wichtig das Ausland für das Unternehmen ist.

Denn das Wachstum außerhalb von USA ist derzeit mehr als doppelt so hoch.

Tinder - Wachstum in Nordamerika und Wachstum International von 2018 bis 2019
Match Group: Wachstum Abonnenten Nordamerika und International im Vergleich.

Mittlerweile hat das Unternehmen im Ausland genauso viele zahlende Kunden wie in den USA.

Das spiegelt sich nun auch in den Umsätzen wider.

Währungsbereinigt sind die direkten Umsätze im Ausland nahezu identisch zu den Umsätzen in den USA.

Tinder - Umsatz Match Group Nordamerika und International Q1 2018 und Q1 2019
Grafik zeigt: Match Group Umsätze im Ausland nahezu identisch zu den Umsätzen in den USA.

Im letzten Jahr kamen etwa 10 Prozent der Umsätze aus Asien.

In den nächsten 5 Jahren möchte das Unternehmen diesen Anteil auf 25 Prozent steigern.

Wir hatten im letzten Beitrag zur Match Group die Überschrift gewählt „Tinder-Hype in Asien“.

Dieser Erfolg dort hat nun auch Auswirkungen auf das Managementteam, das nun mit Schwerpunkt auf vier regionale Hubs in Asien (Indien, Singapur, Japan und APAC) deutlich ausgebaut wird.

Die Graphik unten zeigt die regionale Aufteilung der App-Downloads auf der iOS-Plattform.

Viele Märkte, in denen Tinder die umsatzstärkste App ist mit großen Wachstumszahlen, spielen derzeit relativ gesehen noch keine herausragende Rolle und in fast allen Märkten außerhalb der USA ist die Abonnentenzahl noch ausbaufähig.

Tinder - Verteilung App Downloads nach Ländern
Tinder: Globale Verteilung der App-Downloads auf iOS . (Quelle: Schätzung MobileAction)

Hinge mit deutlichem Wachstum, weitere Zukäufe geplant

Im Schatten von Tinder ist es Match gelungen, Download-Zahlen für Hinge deutlich zu steigern.

Die App für Singles mit ernsthafteren Absichten ist besonders in New York und London beliebt und entwickelt sich zunehmend als Alternative zum hartnäckigen Rivalen Bumble.

Tinder mit großem Vorsprung vor Konkurrenz Apps
Im Vergleich: App-Downloads Tinder, Bumble, Hinge, in den USA, iOS.

Auch neuere Dating-Apps der Match Group für ausgewählte Interessengruppen wie Chispa (Latinos), BLK (Schwarze) und ship (die Verkuppelung übernimmt die Freundin) erfreuen sich hohen Wachstumsraten.

Das 2015 erworbene Unternehmen Pair bietet nun die erfolgreichste Dating-App in Japan an, einem stark wachsenden und margenstarken Markt.

In der Vergangenheit hat es Match sehr gut verstanden, Trends im Dating-Markt frühzeitig zu erkennen und durch gezielte Übernahmen abzudecken.

Für das zweite Halbjahr hat das Unternehmen weitere Akquisitionen angekündigt.

Leider hat im Analysten-Call kein Mensch hier nachgehakt.

In den vergangenen Wochen gab es aber Gerüchte, dass die USA den chinesischen Eigentümer von Grindr, der weltweit größten Dating-App für schwule und bisexuelle Männer, zum Verkauf gezwungen hätte.

Für Match wäre es eine sehr gute Ergänzung.

Das Unternehmen bemüht sich um eine stärkere Diversifikation bei den Angeboten, obwohl bei Tinder das Wachstum noch lang nicht ausgereizt ist.

Allerdings hat Match Group ihre Verschuldung schon arg strapaziert, so dass bei einer Übernahme eine Abstufung bei der Bonität zur Folge hätte.

Wir würden uns eine weniger großzügige Ausschüttungspolitik wünschen, von der in erster Linie die Muttergesellschaft IAC profitiert, die derzeit 83 Prozent der Anteile hält.

Die Tinder-Pandemie: Fazit

Für das Gesamtjahr prognostiziert das Unternehmen nun mehr als 1 Millionen neue Abonnenten bei Tinder.

Das ist allerdings arg vorsichtig.

Bisher hatte man bis zu 1 Millionen neue Kunden vorhergesagt, doch 80 Prozent dieses Ziels wird man schon im ersten Halbjahr erreichen.

Auch die Umsatzprognose für das zweite Quartal fällt nun mit USD 480-490 Millionen zwar höher aus, doch hier übertreibt das Unternehmen mit dem „sandbagging“ eindeutig.

Ich gehe davon aus, dass bei halbwegs stabilen Wechselkursen die Umsatzziele für das Jahr deutlich angehoben werden.

Auch die EBITDA-Marge sollte deutlich jenseits der 40 Prozent für das Gesamtjahr ausfallen.

Obwohl das Unternehmen beim Gewinn pro Match Group Aktie sehr positiv überraschen konnte, hinkt die Entwicklung des operativen Gewinns der Umsatzentwicklung hinterher.

Rechtskosten und höhere Aufwendungen für Mitarbeiteraktienprogramme sind ein Grund.

Hauptsächlich liegt es aber daran, dass bei Tinder die Einnahmen fast ausschließlich über In-App-Käufe erfolgen und somit stets eine hohe „take rate“ an Apple und Google zu zahlen ist.

Hier könnte irgendwann eine positive Überraschung kommen.

Auch ohne solche Sondereffekte ist das organische Umsatzwachstum von 15-20 Prozent (währungsbereinigt) sehr robust.

Die Bruttomarge liegt derzeit bei 76 Prozent, die operative Marge bei circa 30 Prozent.

Die hohen Wachstumszahlen und Skaleneffekte bei Tinder rechtfertigen daher meiner Meinung nach die aktuell ambitionierte Bewertung mit einem EV/Sales von circa 7,5 auf der Basis der Schätzungen für 2020.

Im Portfolio des Digital Leaders Funds werden wir weiterhin in Match Group investiert bleiben, auch wenn die Gewichtung in den letzten Monaten etwas reduziert wurde.


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Autor

  • Baki Irmak

    Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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Baki Irmak

Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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