MercadoLibre-Aktie: Q1-Zahlen und Wachstum in Argentinien beeindrucken

9. May 2025

MercadoLibre Aktie

Die MercadoLibre-Aktie hat nach den starken Quartalszahlen deutlich zugelegt. Im ersten Quartal 2025 hat vor allem das Wachstum in Argentinien beeindruckt, das maßgeblich zum Gesamterfolg beigetragen hat. Wie viel Luft hat die Aktie noch?

MercadoLibre-Aktie: Die Quartalszahlen im Detail

MercadoLibre hat seinen Umsatz im ersten Quartal 2025 um 37 Prozent auf 5,9 Milliarden US-Dollar gesteigert (alle Zahlen im Vorjahresvergleich). Das operative Ergebnis (EBIT) belief sich auf 763 Millionen US-Dollar, was einer operativen Marge von 12,9 Prozent entspricht (Vorjahr: 12,0 Prozent). Der Nettogewinn legte um 44 Prozent auf 494 Millionen US-Dollar zu – die Nettomarge erreichte damit 8,3 Prozent (7,8 Prozent).

Die Ergebnisse übertrafen die Analystenerwartungen deutlich. Der Marktkonsens lag bei einem Umsatz von 5,51 Milliarden US-Dollar, einem EBIT von 617 Millionen US-Dollar und einem Gewinn je Aktie von 8,27 US-Dollar. Tatsächlich lag der Gewinn je Aktie bei 9,74 US-Dollar.

Im Handelssegment stieg das GMV (Bruttowarenvolumen) um 17 Prozent auf 13,3 Milliarden US-Dollar. Währungsbereinigt betrug das Wachstum sogar 40 Prozent. Die Zahl der Unique Buyers nahm um 25 Prozent auf 67 Millionen zu. Die Zahl der verkauften Artikel erhöhte sich um 28 Prozent auf 492 Millionen Stück. Besonders in Argentinien stieg die Zahl verkaufter Artikel um 52 Prozent – ein Wert, der auf eine verbesserte Nachfrage und Marktanteilsgewinne zurückzuführen ist.

Auch im Fintech-Segment setzte sich das dynamische Wachstum fort. Die monatlich aktiven Nutzer von Mercado Pago stiegen um 31 Prozent auf 64 Millionen. Das Gesamtzahlungsvolumen (TPV) legte um 43 Prozent auf 58,3 Milliarden US-Dollar zu. Besonders dynamisch entwickelte sich das Kreditgeschäft: Das gesamte Portfolio wuchs um 75 Prozent auf 7,8 Milliarden US-Dollar. Innerhalb dessen stieg das Kreditkartenvolumen um 111 Prozent auf 3,2 Milliarden US-Dollar. Die Ausfallquote für Kredite mit 15 bis 90 Tagen Verzug lag bei 8,2 Prozent – ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr (9,3 Prozent). In Argentinien wuchs das Kreditportfolio in US-Dollar um das Vierfache, bei gleichzeitig sehr niedrigen Ausfallraten.

Regionale Entwicklung

Brasilien bleibt der mit Abstand wichtigste Markt für MercadoLibre. Dort wuchs das GMV währungsbereinigt um 30 Prozent, das TPV ebenfalls um 30 Prozent. Die Logistikstruktur wurde weiter ausgebaut, was zu rückläufigen Kosten pro Bestellung führte.

Mexiko entwickelte sich weiter dynamisch. Das GMV wuchs währungsbereinigt um 23 Prozent, das TPV sogar um 50 Prozent. Auch hier profitiert MercadoLibre von zunehmender Marktdurchdringung und Effizienzgewinnen im Fulfillment. Im Technologiesegment (insbesondere Consumer Electronics) war das Wachstum in Mexiko allerdings etwas schwächer – bedingt durch stärkeren Wettbewerb bei Preisen und Finanzierung.

Argentinien überraschte positiv mit einem GMV-Wachstum von 126 Prozent und einem TPV-Zuwachs von 144 Prozent (jeweils währungsbereinigt). Damit wurde Argentinien wieder zum zweitgrößten Markt des Unternehmens. MercadoLibre profitierte dabei klar von der deutlich verbesserten makroökonomischen Gesamtlage im Land. Die operative Marge in Argentinien legte um 11 Prozentpunkte zu, getragen von Skaleneffekten, günstigeren Logistikkosten und einem steigenden Anteil an Kreditkartenzahlungen.

MercadoLibre-Aktie: Was der Ausblick sagt

Für das Gesamtjahr 2025 hat MercadoLibre keine formale Prognose veröffentlicht. Das Unternehmen kündigte jedoch massive Investitionen in den wichtigsten Kernmärkten an: In Brasilien sollen 34 Milliarden Brasilianische Real (rund 5,8 Milliarden US-Dollar) investiert werden – ein Plus von 48 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Schwerpunkte liegen auf Logistik, Technologie, Marketing und Personal. In Mexiko sind zusätzliche Investitionen in Höhe von 3,4 Milliarden US-Dollar geplant. Für Argentinien wurden keine konkreten Zahlen genannt. Trotz fehlender Guidance lässt die Investitionsdynamik auf einen hohen Wachstumskurs schließen.

Positiv

Das herausragende Wachstum in Argentinien sticht besonders hervor. Nach Jahren makroökonomischer Turbulenzen ist es bemerkenswert, dass MercadoLibre sowohl beim Handelsvolumen als auch beim Zahlungsvolumen derart zulegen konnte. Dies spricht für eine extrem robuste Marktstellung im Land.

Auch das Fintech-Segment entwickelte sich überzeugend. Das Kreditgeschäft wuchs dynamisch, ohne dass die Risikokennzahlen aus dem Ruder liefen. Die Rückgänge bei den Ausfallraten und die zunehmende Kreditkartenpenetration zeigen, dass Mercado Pago sowohl seine Nutzerbasis als auch seine Produktqualität ausweiten konnte. Die Einführung höher verzinster Einlageprodukte – etwa 120 Prozent des CDI-Satzes in Brasilien – führte zu deutlich stärkerer Nutzung und Bindung der Nutzer an das Mercado-Pago-Ökosystem.

Nicht zuletzt war das gesamte Quartal von Effizienzgewinnen geprägt. In allen großen Märkten – insbesondere Brasilien und Mexiko – gelang es, die Logistikkosten pro Bestellung in lokaler Währung zu senken. Diese operative Hebelwirkung stärkt die Margenbasis langfristig. Auch die Performance der 1P-Sparte war stark: Das GMV wuchs um 102 Prozent, wobei Supermarktprodukte mit 65 Prozent das stärkste Segment bildeten.

Negativ

Im Kreditgeschäft trübt die sinkende Profitabilität das ansonsten starke Bild. Die NIMAL-Marge (Net Interest Margin After Losses) ging deutlich zurück – vor allem aufgrund des höheren Anteils an Kreditkartengeschäften, die naturgemäß niedrigere Margen aufweisen. Das rasche Wachstum in diesem Bereich erhöht die Skalierung, schmälert aber kurzfristig die Rentabilität. In Mexiko und Brasilien führte zudem die verstärkte Nutzung von Ratenfinanzierung und Kreditkarten zu höherem Investitionsaufwand – etwa durch Marketing, die Weiterentwicklung der Scoring-Modelle und gezielte Verbesserungen der Nutzeroberfläche (UX), um die App stärker wie eine digitale Bank erscheinen zu lassen.

Zudem bleibt das makroökonomische Umfeld in Lateinamerika volatil. Währungsabwertungen, politische Unsicherheiten und eine schwankende Konsumdynamik stellen auch 2025 ein Risiko dar – insbesondere in margenstarken Segmenten wie Fintech und Advertising.

Fazit & Bewertung

MercadoLibre hat im ersten Quartal 2025 Umsatz, operativen Gewinn und Nettogewinn jeweils deutlich gesteigert. Besonders stark war das Comeback in Argentinien, wo das Unternehmen zweistellige Wachstumsraten beim GMV und TPV erzielen konnte. Die operative Marge profitierte zudem von Skaleneffekten, Effizienzgewinnen und einem veränderten Umsatzmix.

Die Aktie reagierte deutlich positiv: Nachbörslich stieg die MercadoLibre-Aktie um neun Prozent. Seit Jahresbeginn ergibt sich damit ein Kursplus von rund 33 Prozent.

Bewertungstechnisch ist die Aktie kein Schnäppchen: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis 2025 liegt laut Bloomberg-Konsens aktuell bei 51, das EV/Sales-Verhältnis bei 4,8 und das EV/EBITDA-Verhältnis bei 29. Die Bewertungsprämie von MercadoLibre spiegelt das hohe Wachstumstempo und die strukturelle Marktposition in Lateinamerika wider. In den nächsten Jahren soll sich das Geschäft noch einmal verdoppeln.

Die Aktie gehört sowohl im EM Digital Leaders (5,4 Prozent) als auch im The Digital Leaders Fund (2,8 Prozent) zu den Top-Positionen – und wir behalten unsere Position in beiden Fonds unverändert bei.

Autor

  • Steffen Gruschka

    Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

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Steffen Gruschka

Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

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