Meta, Spotify, Enphase: Quartalszahlen Update

28. Oktober 2022

Quartalszahlen Meta, Spotify, Enphase

Es liegt eine Börsenwoche mit spektakulären Kursausschlägen bei den ganz großen Unternehmen hinter uns. Microsoft und Alphabet haben enttäuscht. Apple hat dagegen wieder geliefert. Tim Cooks Zahlen besprechen wir aber erst nächste Woche, so auch die großartigen Zahlen von BBVA. Heute widmen wir uns Spotify, Enphase und Meta. Los geht’s:

Spotify Aktie – Quartalszahlen

Die Spotify Quartalszahlen ähneln dem Muster von Snap: beachtliches Kundenwachstum, enttäuschende Entwicklung bei der Profitabilität. Zunächst die positiven News: Monthly Active User (MAU) stiegen um 20 Prozent auf 456 Millionen und zahlende Abonnenten um 13 Prozent auf nun 195 Millionen. Das ist überragend, wie der Vergleich mit Netflix in der Graphik unten zeigt. Dank des Wachstums bei Premium-Kunden stieg der Umsatz um 21 Prozent auf 3 Milliarden Dollar. Negativ: Der Werbeumsatz stieg nur um 19 Prozent. Das ist enttäuschend, passt aber zu den Meldungen von Alphabet und Snap. Die größere Enttäuschung ist allerdings die Margenentwicklung. Die Bruttomarge fiel auf 24,7 Prozent; die Guidance lautete 25,2 Prozent. Das Management erklärt das mit nachträglichen Änderungen bei den Musikrechte-Verbindlichkeiten für die letzten 9 Quartale und mit den aktuell mauen Werbeerlösen. Die Guidance für die Bruttomarge für Q4 wurde auch reduziert, auf nun 24,5 Prozent. Spotify hat wiederholt einen positiven Free-Cashflow präsentiert, aber für Q4 eine temporäre Delle angekündigt. Spotify CEO Daniel Ek zeigt sich genauso stur, wie er aktuell in dem Netflix-Film „The Playlist“ porträtiert wird. Den Fokus der Konkurrenz auf die kurzfristige Profitabilität hält er für falsch: „Top line growth in the platform is the leading indicator for future success on all other financial metrics.“ Ab 2023 sollen aber auch wieder die Margen steigen. Investoren zeigten sich indes enttäuscht. Der Kurs der Spotify Aktie fiel deutlich. Ich bleibe weiterhin optimistisch für Spotify. Nach der Preiserhöhung von Apple Music wird Spotify m.E. sehr bald die Preise erhöhen und die Marge wieder steigern. Langfristig entscheidend ist aber, dass Spotify das beeindruckende Kundenwachstum in höhere Werbeerlöse übersetzt. Das größte Plattformunternehmen Europas sollte dann m.E. eine höhere Bewertung erreichen als das 5-fache des Bruttogewinns aktuell.

WAU Spotify vs. Netflix: Kundenwachstum spricht klar für die Schweden

Weekly Active Users Netflix vs. Spotify

Enphase Energy Aktie – Quartalszahlen

Der führende Anbieter von Mikrowechselrichtern hat wieder überragende Zahlen berichtet. Der Umsatz wuchs gegenüber dem Vorjahr um 80 und gegenüber dem Vorquartal um 20 Prozent auf nun 635 Millionen Dollar. In Europa konnte man den Umsatz sogar um 7 Prozent gegenüber dem Vorquartal (!) erhöhen. Die Guidance lag bei einem Plus von 40 Prozent. Enphase ist somit einer der großen Gewinner der massiven Anstrengung in Europa, sich von fossilen Energieträgern zu verabschieden.

IQ8, der Wechselrichter der neusten Generation, macht bereits 47 Prozent aller Lieferungen aus. Das Management verzeichnet aktuell kaum noch Engpässe bei den Lieferungen der Komponenten. Auch das Geschäft mit Batteriespeichern läuft aktuell über den Erwartungen, auch wenn die Installationszeiten mit ca. 2 Stunden im Schnitt immer noch recht lang sind. Weil die Geschäfte brummen, hebt Enphase die Q4-Guidance für Umsatz und Gewinn Q4 weiter an. Die non-GAAP Bruttomarge soll in Q4 bei 40-43 Prozent liegen.

Das Unternehmen ist mit dem 17-fachen des Umsatzes (FY 2022) und 55-fachen des Gewinns für 2022 sehr sportlich bewertet. Wir haben daher unsere Position nach einer starken Performance sukzessive abgebaut. Aber die Enphase Aktie kennt derzeit nur eine Richtung. Nach den Quartalszahlen legte der Kurs weiter um 15 Prozent zu.

Die stark steigende Nachfrage zeigt sich auch in der Nutzung der zugehörigen App:

Enphase Aktie Weekly Active Android Users Enphase Enlighten

Meta Platforms Aktie – Quartalszahlen

Um knapp 25 Prozent ist der Kurs der Meta Aktie nach den Quartalszahlen kollabiert. Das Unternehmen hat 2022 auf dem Papier 600 Milliarden Dollar an Börsenwert vernichtet. Das ist etwa so viel wie der halbe Dax-Index. Etwas läuft also gewaltig schief im Reich von Mark Zuckerberg. Investoren werfen dem Management seit Monaten vor, zu viel Geld mit experimenteller Zukunftsmusik wie Metaverse, VR und AR zu verbrennen, während gleichzeitig das Kerngeschäft dank Apples App Tracking Transparency (ATT) erheblich angeschlagen ist. Auf den ersten Blick belegen die Zahlen genau das. Dank massiv höherer operativer Kosten wurde der Nettogewinn gegenüber dem Vorjahr halbiert. Die operative Marge ist von 36 auf nun 20 Prozent geschrumpft. CapEx war zudem so hoch, dass statt eines Free-Cashflows von 5 Milliarden (erwartet) nur noch 173 Millionen Dollar übriggeblieben sind. Damit nicht genug. Die Gesamtkosten sollen nächstes Jahr 96-101 Milliarden Dollar betragen.CapEx (Kosten für Infrastruktur/Datencenter und Reality Labs Hardware) sollen auf 34-39 Milliarden Dollar anschwellen. Der Nettoverlust für Reality Labs soll „meaningfully” steigen und somit die Gesamtmarge weiter belasten. Die Ausgaben in Zeiten einer drohenden weltweiten Rezession derart zu erhöhen ist bemerkenswert, zumal außer Zuckerberg wenige an den Erfolg bei Metaverse glauben und zugleich das Kerngeschäft stottert. Das ist die – zugegebenermaßen -beängstigende, negative Geschichte, die uns die Zahlen erzählen.

Aber es gibt auch positive Entwicklungen, die in der aktuellen Panik untergehen. Der Q3 Umsatz ist mit 27,7 Milliarden Dollar (-4 Prozent) besser als von Wallstreet erwartet ausgefallen. Währungsbereinigt ist der Umsatz sogar um 2 Prozent gegenüber dem starken Quartal im Vorjahr gestiegen. Auch die Umsatzguidance für Q4 ist eigentlich besser als befürchtet. Auch die Nutzerentwicklung ist positiv: Family daily active people (DAP) sind 4 Prozent auf 2,93 Milliarden gestiegen. Die Nutzerzahlen für Facebook, Instagram und WhatsApp zeigen alle nach oben, natürlich mit Wachstum vornehmlich außerhalb Europas und den USA. Das ist allerdings nichts Neues.

Family Monthly Active People (MAP) Meta Aktie

Was mich positiv überrascht: Die neuen Werbeformate laufen offensichtlich besser als erwartet. Click-to-message-Ads hätten mittlerweile eine anualisierte Run-Rate von 9 Milliarden Dollar. Das Zusammenspiel von Facebook, Instagram, Messenger und WhatsApp in Sachen Monetarisierung hat begonnen und leistet schon einen spürbaren Beitrag. Das Wachstum liegt nach Managementangaben hier bei 80 Prozent. Auch das Engagement auf Reels wird nun in Umsätze übersetzt. Die annualisierte Run-Rate mit Instagram und Facebook Reels liegt bei 3 Milliarden Dollar. Nach Schätzung von Morgan Stanley sind die Werbeumsätze mit Reels gegenüber dem Vorquartal um 165 Prozent auf nun 750 Millionen Dollar gewachsen. Natürlich auf einer niedrigen Basis, aber bisher hat Reels Facebook eher Werbeumsatz gekostet. Der Nettoeffekt (weil man Engagement von werbestarken Feeds und Stories auf bisher werbeschwache Reels holt) ist auch im aktuellen Quartal mit 500 Millionen Dollar noch negativ. Aber die Umstellung des Empfehlungs-Algorithmus von sozialen Kontakten zu Interessen (Social Graph vs. Interest Graph) scheint zu funktionieren. Zuckerberg: „There are now more than 140 billion Reels plays across Facebook and Instagram each day. That’s a 50 Prozent increase from 6 months ago. Reels is incremental to time spent on our apps. The trends look good here and we believe that we are gaining time spent share on competitors like TikTok.”

Die Panik an den Börsen zeigt: Investoren geben Meta auf. Die Meta Aktie wird aktuell mit einem EV/Sales-Multiple von nur noch 2,1 bewertet. Das KGV (FWD 2023) liegt nach den korrigierten Zahlen bei ca. 11. Meta hat mit den Q3-Zahlen jedoch erste klare Signale gesendet, wie das Geschäftsmodell auch nach Einführung von Apples ATT funktionieren kann. Das Kerngeschäft von Meta ist m.E. nicht kaputt. Die nächsten Quartale werden hier mehr Klarheit schaffen. Damit wäre die zentrale Frage beantwortet. In der Zwischenzeit darf Zuckerberg ein bis zwei Jahre Milliarden Dollar für seinen Traum vom Metaverse investieren. Das ist jetzt in den Kursen eingepreist. Sollte aber der Verkauf der VR-Brille Meta Quest Pro floppen, wird auch Zuckerberg Einsicht zeigen müssen. Die Botschaft der Investoren ist klar. Sie wollen keine Metaphysik, sondern einen klaren Fokus auf das Kerngeschäft.

Sidenote: Die Ausgabewut von Meta hat die Kurse von Datencenter-Ausrüstern hochschnellen lassen. Unser Top-10-Titel Arista hat über 9 Prozent und Pure Storage knapp 2 Prozent zulegen können. Das hat die Auswirkungen des Kursdesasters bei Meta auf unser Portfolio etwas gedämpft.

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Autor

  • Baki Irmak

    Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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Baki Irmak

Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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