MakeMyTrip Aktie: Der indische Reisetiger vor dem großen Sprung?

14. September 2022

MakeMyTrip Aktie

Starkes Wirtschaftswachstum, postpandemisches Reisefieber und eine effektive Kostenkontrolle. Eigentlich ein Traumszenario für die MakeMyTrip Aktie. Mit dem Management diskutieren wir, wie es jetzt weitergeht und geben einen Ausblick für die Aktie.

Indisches Wirtschaftswachstum ist intakt

Die indische Wirtschaft läuft weiter auf vollen Touren. Nach einem BIP-Wachstum von 11,5 Prozent im Jahr 2021 werden für dieses Jahr 6,8 Prozent erwartet. Das sind gute Rahmenbedingungen für die Reisebranche, die in den nächsten Jahren vom Wohlstand der neuen Mittelschicht profitieren soll. Das Unternehmen sieht 4000 US Dollar pro Kopf Einkommen als entscheidende Reise-Hürde. Zusammen mit meinem, auf die Dienstleistungen von MMYT schwörenden, indischen Kollegen Ashutosh Sinha haben wir die zweiten Quartalszahlen zum Anlass genommen, um beim Management nachzufragen, wie sich das Unternehmen aktuell positioniert.

MakeMyTrip Aktie – Quartalszahlen

Fangen wir mit den kürzlich veröffentlichten Zahlen für das Juni Quartal an (für MMYT das erste des Geschäftsjahres 2023).

Auch in Indien grassiert wieder das Reisefieber. Die Reiseaktivität lag bereits wieder bei 90 Prozent des prepandemischen Niveaus. Das innerindische Geschäft erreichte die alten Höchststände bereits wieder, das internationale Geschäft, derzeit immer noch auf halber Kraft, soll zum Jahresende folgen, wenn der Stau bei der Visa-Bearbeitung in den USA und Europa abgearbeitet ist. Mit der Übernahme einer Mehrheitsbeteiligung beim führenden indischen Wechselkursdienstleister Book my Forex sollen zusätzlichen Dienstleistungen für Reisende angeboten werden.

Das Buchungsvolumen betrug im besagten Vierteljahr 1,6 Milliarden Dollar, im vorhergehenden Quartal waren es 1,0 Milliarden gewesen, im Jahr zuvor (Lockdown!) gerade einmal bei 287 Millionen Dollar. Damit setzte das Unternehmen 143 Millionen Dollar um, gegenüber 88 Millionen im Quartal zuvor. In der Pandemie-Reisedürre im letzten Jahr waren es gerade einmal 33 Millionen.

Das Geschäft mit Flugtickets brachte 60 Millionen Dollar ein (wir beziehen uns bei den einzelnen Segmenten auf den adjustierten Umsatz, bei dem abweichend vom Umsatz nach IFRS den Kunden gewährte Rabatte und Bonusprogramme nicht abgezogen werden). Es hätte noch besser aussehen können, wenn die hohen Flugpreise (+19 Prozent gegenüber dem letzten Quartal) sich nicht negativ auf die Nachfrage ausgewirkt hätten. Laut des Ministeriums für zivile Luftfahrt wird der indische Markt für Flugreisen 2024 weltweit auf den dritten Platz vorrücken.

Mit Hotels und Pauschalreisen wurden 67 Millionen Dollar erwirtschaftet. Das Unternehmen ist auf den Ausbau des Home Stay Angebots fokussiert: Im ersten Quartal wurden 43.000 Liegenschaften in 1900 Städten gebucht. In Indien gibt es in kleineren Städten deutlich weniger bis gar keine Hotels.

Busreisen fuhren 21 Millionen Dollar Umsatz ein. Wie bei Flugreisen ist eine Buchung jetzt bis zum letzten Augenblick möglich. Das erhöht die Konkurrenzfähigkeit gegenüber offline Ticketverkäufen.

Die Personalkosten stiegen im Vergleich zum letzten Quartal um 6 Prozent und im Jahresvergleich um 20 Prozent auf 32 Millionen Dollar an. Die Kosten für Marketing und Vertrieb lagen bei 25 Millionen Dollar, eine knappe Verdopplung gegenüber dem letzten Quartal. Im gleichen Quartal vor einem Jahr waren diese auf 5 Millionen Dollar heruntergefahren worden. Die Kosten der bereits erwähnten Anreizprogramme betrugen 57 Millionen Dollar. Es lässt sich erkennen, dass trotz der Erhöhung der diskretionären Ausgaben im Zusammenhang mit der Wiederbelebung des Geschäftes die Kostenkontrolle für das Management weiter von besonderer Bedeutung ist.

Der Rohertrag lag bei einem Rekordergebnis von 16,5 Millionen (nach 12 Millionen im Quartal zuvor), am Ende der Gewinn- und Verlustrechnung blieb auch in diesem Quartal ein Gewinn von 6 Millionen übrig, im Quartal zuvor waren es 9 Millionen. Damit war MMYT in sechs der letzten acht Quartale profitabel (ein negatives Ergebnis gab es in den beiden Lockdown Quartalen).

Mit 464 Millionen Dollar Cash zeichnet sich MMYT durch eine starke Bilanz aus. Das ist angesichts der dominierenden Marktposition extrem wichtig, damit die schwächer kapitalisierte Konkurrenz auf keine dummen Gedanken kommt (konkret: einen Preiskampf um Marktanteile). Bisher ist die dominante Marktposition mit rund 30 Prozent des Air Ticketings, 50 Prozent der Online Hotelbuchungen und 60 Prozent aller Tickets im Netz stabil.

MakeMyTrip Aktie Ausblick und Bewertung

Das aktuell noch 136 Millionen schwere Aktienrückkaufprogramm schlummert bei einem Limit von 21,50 weit unter dem aktuellen Kurs vor sich hin.

Auch der Ausblick ist positiv. Ende des Jahres soll der Reisemarkt die Höchststände vor der Pandemie toppen. Wir sollten also beim operativen Gewinn nach dem abgelaufenen Quartal jetzt weitere Rekorde sehen.

Mit rund 5 mal Umsatz ist die MakeMyTrip Aktie auf den ersten Blick kein Schnäppchen. Die aktuellen Umsätze sind aber jetzt schon Geschichte, denn der indische Reisemarkt wird rasant wachsen. MMYT ist daher vor allem eine langfristige säkulare Wachstumsgeschichte. Bis 2030 sollen drei Viertel aller Inder wohlhabend genug sein, um reisen zu können. Die Aussichten sind damit langfristig glänzend.

Wir werden mögliche Kursrückschläge daher für weitere Käufe nutzen.

Disclaimer

EM Digital Leaders  und/oder der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von MakeMyTrip. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

Autor

  • Steffen Gruschka

    Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

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Steffen Gruschka

Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

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