Nebius vs. CoreWeave: Was die Q1 Zahlen über den Wettbewerb verraten

28. May 2025

Nebius-Aktie

Das Unternehmen Nebius haben wir im Januar dieses Jahres vorgestellt. Die Aktie hatte sich nach dem Börsenlisting im Oktober innerhalb weniger Wochen verdreifacht. Mit Trumps Zollchaos kam eine Achterbahnfahrt. Ein guter Anlass, unsere Investmentthese zur Nebius-Aktie zu aktualisieren.


Mit dem Blogartikel „Der neue Star im europäischen KI-Himmel“ haben wir die Nebius-Aktie vorgestellt. Nebius hat sich vom Yandex-Relikt zum Neocloud-Vorreiter gemausert. Nach dem “Liberation Day” geriet auch die Nebius-Aktie in den Strudel der Marktturbulenzen. Nach anfänglichen Verlusten hat die Aktie stark aufgeholt. Nun hat Nebius Q1-Zahlen vorgelegt, Zeit also für ein Update.

Nebius vs. CoreWeave

Nebius-Aktie: Q1 Zahlen

Der europäische KI-Infrastruktur-Anbieter Nebius Group hat im ersten Quartal 2025 einen Umsatzsprung von 385 Prozent auf 55,3 Mio. USD gemacht. Das lag oberhalb der eigenen Guidance. Die Annualisierte Run Rate (ARR) für den Umsatz stieg bis Ende März 684 Prozent auf 229 Mio. Dollar. Trotzdem bleibt das Unternehmen tief in den roten Zahlen: Der Nettoverlust stieg auf 113,6 Mio. Dollar, während der bereinigte EBITDA-Verlust auf 62,6 Mio. USD sank. 

CEO Arkady Volozh zeigt sich dennoch optimistisch und bekräftigt das Ziel, bis Ende 2025 einen ARR 750 Mio. bis 1 Mrd. USD zu erreichen und dieses Jahr – zumindest in einem Quartal – die EBITDA-Gewinnschwelle zu überschreiten. 

Mehr KI-Infrastruktur als geplant

Der limitierende Faktor für den Umsatz ist die Rechenpower, die Nebius aktuell zur Verfügung hat. Die Investition in AI-Rechenzentren wird 2025 mit 2 Mrd. Dollar höher ausfallen – ein Drittel mehr als zuvor geplant.  Grund dafür sind unter anderem neue Projekte wie der Bau eines Supercomputers in Israel mit 4.000 Nvidia-Blackwell-GPUs. 

Die Expansion in den USA kommt gut voran: In Kansas City und New Jersey entstehen neue Rechenzentren, die zusammen eine Kapazität von bis zu 1 Gigawatt erreichen sollen. Bis Ende 2025 will Nebius eine Kapazität von 100 Megawatt erreichen. 

Das Neocloud-Business ist kapitalintensiv. Der große Konkurrent CoreWeave emittiert praktisch im Quartalstakt Anleihen in Milliardenhöhe und hat bereits mehr als 10 Mrd. Dollar Schulden aufgehäuft. Wie will Nebius die Investitionen stemmen? Von den 2 Mrd. CapEx für 2024 sind im ersten Quartal bereits 544 Mio. Dollar ausgegeben worden. Die Cash-Position lag Ende Q1 bei 1,5 Mrd. Dollar. Fremdkapital hat Nebius bisher noch nicht aufgenommen. Das könnte in diesem Jahr noch passieren. Doch darüber hinaus hat Nebius außerordentlich wertvolle Beteiligungen, die für die weitere Finanzierung des Kerngeschäfts nun herhalten sollen. 

Nebius Milliardenvermögen in AI-Beteiligungen 

Bereits vor der Bekanntgabe der Q1 Zahlen hat Nebius zwei renommierte Investoren für die Tochter Toloka präsentiert. An den Funding-Runden für das Unternehmen, das Trainingsdaten für KI-Modelle bereitstellt, haben sich u.a. Jeff Bezos’ Venture-Unternehmen und Mikhail Parakhin, der CTO von Shopify, beteiligt. Insgesamt hat man 72 Millionen Dollar in der ersten externen Finanzierungsrunde für Toloka einsammeln können. Auch für die Tochter Avride, einem Anbieter für autonomes Fahren, will man bald externe Investoren präsentieren. Bei der Beteiligung ClickHouse gibt es bereits konkrete Schätzungen für den Unternehmenswert. Der Konkurrent von Snowflake soll bei dem anstehenden IPO eine Bewertung von 6 Mrd. Dollar anpeilen. Aktuell hält Nebius 28 Prozent der Anteile. Die Finanzierung der KI-Infrastruktur-Expansion steht auf einem sehr soliden Fundament. Wahrscheinlich gibt es kein anderes Neocloud-Unternehmen, das aus eigener Kraft mehrere Jahre in KI-Infrastruktur investieren kann. 

Nebius und CoreWeave – gleicher Markt, andere Strategie

Nebius positioniert sich als ernstzunehmender Herausforderer im KI-Cloud-Markt und investiert massiv in den Ausbau seiner Infrastruktur. Doch gegenüber dem großen Neocloud-Konkurrenten CoreWeave sehen die Zahlen noch sehr mager aus. In Q1 kamen die Amerikaner auf über 980 Mio. Dollar Umsatz. CoreWeave verfügt bereits zum Ende des ersten Quartals Rechenzentren mit einer aktiven Leistung von 420 Megawatt, die vertraglich gesicherte Leistung liegt sogar schon bei 1,6 Gigawatt. Wie erwähnt, Nebius plant bis Ende des Jahres eine Leistung von 100 Megawatt zu erreichen. 

CoreWeave hat in kürzester Zeit massiv Rechenzentren gemietet und sie mit Nvidia GPUs ausgestattet, um relevant zu sein für die großen Hyperscaler. Zu den Kunden gehören OpenAI und Microsoft. Entsprechend konzentriert ist der Umsatz bei CoreWeave. 2024 kamen über 60 Prozent der Umsätze von Microsoft. Nebius verfolgt eine andere Strategie. Mit der AI-native Cloud für Training und mit AI Studio für Inference-as-a-Service hat Nebius großen Zulauf bei Entwicklern und AI-Start-Ups, auch weil die Preise pro Token günstig und die Nutzung flexibel gestaltbar ist. Wenn sich jemand für Usecases und Kundenfeedback interessiert: Auf der Nvidia GTC 2025 hat Nebius einige von den über 100 Kunden interviewt. Im Unterschied zu CoreWeave strebt Nebius an, die Rechenzentren selbst zu bauen und zu besitzen. Mit über 400 AI/ML-Entwicklern und Cloud-Ingenieuren, die meist von Yandex gekommen sind, hat man die notwendige Expertise. Als vertikal integrierter AI-Cloud-Anbieter möchte man daher auch nicht einfach die GPU-Leistung weiterverkaufen, sondern mit einem proprietären Hardware- und Software-Stack Mehrwert bieten und höhere Margen durchsetzen. Mittelfristig möchte Nebius Umsätze von rund fünf Milliarden Dollar und eine EBIT-Marge von 20 bis 30 Prozent erreichen. Wenn das gelingt, wäre die Aktie mit einem Unternehmenswert von 8 Milliarden Dollar sehr attraktiv bewertet. Bis dahin werden Anleger aber einige Achterbahnfahrten mit der Aktie ertragen müssen. 

Wir haben nach den Zahlen unsere hohe Gewichtung der Nebius-Aktie im The Digital Leaders Fund etwas abgebaut, im EM Digital Leaders haben wir die Gewichtung beibehalten. 

Autor

  • Baki Irmak

    Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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Baki Irmak

Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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