Nubank Aktie: Digitalbank gewinnt bei der Kreditqualität

16. November 2022

Nubank Aktie Quartalszahlen

Wohin geht es mit der Nubank Aktie? Im Vorfeld der gerade veröffentlichten Quartalszahlen war Katzenjammer angesagt. Die Nu-Konkurrenten hatten die Rückstellungen für faule Kredite erhöht. JP Morgan reagierte darauf mit einem Downgrade der Nubank Aktie, die Aktie schwächelte kurzfristig. Dann aber lieferte Nu beachtliche Zahlen. Eine Analyse der Quartalsbilanz im Hinblick auf die voreilige Reaktion einiger Investmentbanken und Anleger.

Downgrade nach dem Reporting der Konkurrenz

Die Vorzeichen für die Quartalszahlen von Nubank hätten kaum schlechter sein können. In der vergangenen Woche präsentierte der Konkurrent Bradesco seine Quartalsbilanz. Der Gewinn war im Jahresvergleich um 23 Prozent gefallen. Das lag an Rückstellungen für faule Kredite, die doppelt so hoch waren wie im Vorjahr. Banco do Brasil, berichtete ihrerseits eine Erhöhung der NPL (Non Performing Loans) um 230 Basispunkte.

Und was machte die Investmentbank JP Morgan daraus? Ein Downgrade der Nu Holding von “Neutral” auf “Sell”. Man argumentierte, auf Basis der aggregierten Zahlen der Zentralbank für die Branche lasse sich für Nubank eine Verschlechterung um 120 BP bei faulen Krediten über 90 Tage herauslesen. Die Aktie fiel nach dem Downgrade und im Vorfeld der mit Spannung erwarteten Zahlen. Wir hatten uns neben den Zentralbankdaten auch die Einschätzung anderer Analysten angesehen und teilten die Sicht von JP Morgan nicht.

Nubank Aktie – die Quartalszahlen im Detail

Und siehe da, die am Montag publizierten Quartalszahlen enttäuschten uns nicht: Nubank konnte erneut die Erwartungen der Analysten und Investoren übertreffen. Die Zahl der Kunden stieg um 5 Millionen auf 70,4 Millionen, ein Plus von 46 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.. Der Anteil der aktiven Kunden konnte um 2 Prozent auf 82 Prozent ausgeweitet werden. Erfreulich auch, dass das Verhältnis von täglich aktiven Nutzern zu monatlich aktiven Nutzern um 1,7 Prozentpunkte auf 51,9 Prozent ausgeweitet werden konnte. Eine beeindruckende Quote für Engagement und Loyalität.

70-80 Prozent der Neukunden werden organisch und zumeist dank Kundenempfehlung gewonnen. Der NPS (Net Promoter Score) liegt laut dem Management deutlich über der Konkurrenz. Das hält die Akquisitionskosten niedrig – auf gerade einmal 6 Dollar pro Kunde.

Der durchschnittliche Kundenumsatz ARPAC (Average Revenue Per Active Client) stieg im Jahresvergleich um 61 Prozent auf monatlich 7,9 Dollar. Das ist noch weit niedriger als bei etablierten Banken, bei denen die Spanne zwischen 33 und 54 Dollar rangiert. Das ist aber eben nur der Anfang, Nubank-Kunden der älteren Kohorten (Kundenbeziehung seit 3 Jahren und mehr) erlösen bereits 20 Dollar und mehr.

Fast noch wichtiger in Zeiten der Kosteninflation: Die Kostenquote Cost to Serve lag weiterhin bei 0,8 Dollar pro Kunde unverändert gegenüber Vorquartal und Vorjahr. Das Unternehmen schätzt, dass dies 85 Prozent weniger als bei der Konkurrenz sind.

Das Einkaufsvolumen mit Kredit und Prepaid Karten lag bei 21,2 Milliarden Dollar. Das ist ein Plus von 75 Prozent gegenüber dem Vorjahr, aber nur 6 Prozent gegenüber dem Vorquartal. In diesen Zahlen spiegelt die schwächere Wirtschaftslage im Land wider.

Das Kreditportfolio stieg ebenfalls nur leicht auf 9,7 Milliarden Dollar aufgrund der gestiegenen Kreditkartensalden in Höhe von zuletzt 7,8 Milliarden Dollar. Für 17 Prozent des Betrages werden aktuell Zinsen berechnet, bisher waren es nur 14 Prozent. Das Volumen an privaten Krediten betrug zum Quartalsende nur noch 1,9 Milliarden Dollar, ein leichtes Minus gegenüber dem Vorquartal. Dies ist ein Ergebnis der konservativen Kreditvergabepolitik. Der Beweis, dass diese funktioniert: Die NPLs über 90 Tage stiegen nur um 0.4 Prozent auf 5,1 Prozent, angesichts der massiven Erhöhung des Zinsniveaus ist das ein sehr gutes Ergebnis. Die Rückstellung erhöhten sich um 11 Prozent auf 375 Million Dollar.

In der folgenden Grafik kann man eindrucksvoll erkennen, wie viel besser das Kreditvergabe System von Nu gegenüber der Konkurrenz gerade in den niedrigeren Einkommenssegmenten ist. Die Kreditausfallrate bei Einkommen bis zum zweifachen Mindestlohn ist nur halb so hoch wie die der Konkurrenz.

Kreditvergabe System von Nu, Nubank Aktie

Die Einlagen stiegen gleichzeitig auf 14 Milliarden Dollar. Erfreulich ist dabei eine Reduzierung der Finanzierungskosten von 98 auf 95 Prozent des Interbankzinssatzes. Hier ist aber noch viel Luft drin; Legacy-Banken zahlen nur 65 Prozent.

Das Zinseinkommen stieg gegenüber dem letzten Quartal um 18 Prozent auf 527 Millionen Dollar an, was einer satten Zinsmarge von 11,1 Prozent entspricht.

Nubank setzte im Quartal 1,3 Milliarden Dollar um, fast 10 Prozent mehr als von Analysten erwartet. Aufgrund der guten Kostenkontrolle und der besser als erwarteten Kreditausfälle konnte der Gewinn von 10 Millionen Dollar im letzten Quartal auf 63 Millionen gesteigert werden.

Immerhin hat die Nubank Aktie mit Erleichterung und einem Kurssprung von rund ca. 13 Prozent am Tag nach der Bekanntgabe der Zahlen reagiert. Damit wurden die ärgerlichen Verluste der Vortage kompensiert, aber unseres Erachtens sollte bei Nubank eigentlich deutlich mehr drin sein. Über die Chancen von Brasilien Aktien haben wir zuvor schon berichtet. Ebenso hatten wir Ende September das Potential der Nu Holdings Aktie durch Einblicke von der Goldman Sachs Innovationskonferenz dargelegt.

Fazit und Prognose

Die Nubank hat erneut demonstriert, warum es sich auch in traditionellen Branchen lohnt, auf Digital Leaders zu setzen. Während bei vermeintlich günstigen Legacy Banken die Gewinne dahinschmelzen, wird Nubank zunehmend profitabler. Jetzt riecht es nach Upgrades.

Goldman Sachs sieht sogar Anzeichen für ein Ende des des Kreditzykluses und für ein Anziehen der Kreditvergabe. Das würde das Wachstum im vierten Quartal noch einmal beschleunigen. In jedem Fall ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Management die angezogene Handbremse lockert. Der Markt dürfte zunehmend die Qualität des Risikomanagements bei Nu erkennen und bald auch honorieren. Risiken sind eher externe Faktoren wie Regulierung und die politische Entwicklung der Länder, in denen Nu tätig ist. 

Die Nubank Aktie bleibt eine unserer Top Holdings in den Portfolios.

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Disclaimer

The Digital Leaders Fund und/oder der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Nubank. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

Autor

  • Steffen Gruschka

    Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

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Steffen Gruschka

Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

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