Eines der wenigen „Sorgenkinder“ im Portfolio des DLF ist Nutanix. Wir hatten hier im Blog schon mehrmals über die spannende aber auch problematische Wandlung vom Hardwareunternehmen zum subskriptionsbasierten Softwarehersteller berichtet.
Die Nutanix Aktie war in den vergangenen 12 Monaten tief gefallen, nachdem die interne Sales-Organisation von dieser Transition überfordert war. Viele Investoren trennten sich panisch von dem Wert, auch weil sie vermutlich die kurzfristigen Auswirkungen auf die berichteten Umsatz- und Wachstumszahlen in der Umstellungsphase nicht richtig einordnen konnten.
Gestern nun hat man das Ergebnis zum Q4 des am 31.07. beendeten Geschäftsjahres 2018/2019 (FY19) vorgelegt. Daraufhin machte die Aktie einen 20 prozentigen Freudensprung, da die Zahlen und insbesondere die Guidance für das neue Geschäftsjahr 2019/2020 besser ausgefallen sind, als viele befürchtet hatten.
Die auf den ersten Blick wenig erbaulichen Zahlen des Q4 FY19:
- Der Umsatz von $300 Millionen im Q4 war um 1 Prozent niedriger als im Vorjahr.
- Die Billings waren sogar um 6 Prozent rückläufig auf $372 Millionen.
- Der Free Cashflow sank auf -$33 Millionen nach einem positiven Free Cashflow von $6,5 Millionen im Vorjahresquartal.
- Der nach GAAP ausgewiesene Nettoverlust i.H.v. $194 Millionen hat sich mehr als verdoppelt gegenüber dem Vorjahr.
Ich könnte mir vorstellen, dass einige Value-Investoren unter Euch jetzt keine Lust mehr verspüren, sich weiter mit Nutanix zu beschäftigen. Aber Achtung: Bei diesen Zahlen muss man berücksichtigen, dass sich das Geschäftsmodell von Nutanix in nur einem Jahr erheblich geändert hat.
Nutanix Zahlen Q4 2019 – Ein zweiter Blick lohnt sich durchaus
Im FY19 wurde der Software+Support-Umsatz um 26 Prozent auf $1,13 Milliarden gesteigert. Die entsprechenden Billings wuchsen im Gesamtjahr um 21 Prozent, waren im Q4 allerdings fast unverändert.
Die Umstellung auf ein subskriptionsbasiertes Geschäftsmodell mit wiederkehrenden Umsätzen geht viel schneller als erwartet voran: im Q4 wurden bereits $196 Millionen Umsatz mit Subskriptionen erzielt, das sind 72 Prozent mehr als im Vorjahr. 71 Prozent der gesamten Billings im Q4 waren wiederkehrende Software-Subskriptionen gegenüber 52 Prozent im Vorjahr.
Die Verzerrung der nach GAAP ausgewiesenen Umsatzzahlen zeigt sich auch in den Deferred Revenues, die um 44 Prozent auf $910 Millionen gewachsen sind.
Die Profitabilität bleibt das Hauptproblem
Positiv ist die erstmals auf 80 Prozent (non-GAAP) angestiegene Bruttomarge. Das ist die Kennzahl, die sich auch potentielle strategische Käufer ganz genau ansehen werden.
Der Cashflow war wie erwartet nach dem schwachen Q3 auch im Q4 negativ, allerdings sieht die operative Cashflow-Marge mit -3 Prozent längst nicht so schlecht aus wie im Q3.
Nutanix ist aktuell weit davon entfernt, die Rule-of-40 für effizientes Wachstum zu erfüllen, die das Management selbst in der Vergangenheit immer wieder propagiert hatte. Derzeit ist das Umsatzwachstum erheblich verzerrt durch die Umstellung auf Subskriptionen, und die Berechnung dieser Kennzahl macht daher wenig Sinn. Aber nach einem weiteren Übergangsjahr FY20 muss sich das Management spätestens in FY21 wieder daran messen lassen, inwieweit die Summe aus Umsatzwachstum und Free-Cashflow-Marge an den Zielwert von 40 Prozent herankommt.
Gesundes Wachstum der Kundenbasis
Die Kunden scheinen die Umstellung des Nutanix Geschäftsmodells nicht nur zu akzeptieren, sondern sogar zu begrüßen. Die „Customer Retention Rate“ betrug unverändert 97 Prozent, das heißt Nutanix hat im abgelaufenen Geschäftsjahr nur 3 Prozent seiner Bestandskunden verloren. Die Net Expansion Rate der Bestandskunden im FY19 betrug sehr gute 132 Prozent. Nutanix erzielt bereits 74 Prozent der Bookings mit Bestandskunden. Das ist erstaunlich für ein gerade mal 10 Jahre altes Unternehmen.
Auch in den aktuell schwierigen Zeiten wächst die Nutanix Kundenbasis zügig weiter. Im FY19 wurden 3.570 Neukunden gewonnen. Knapp 1.000 Kunden haben bereits mehr als $1 Million für Nutanix Produkte ausgegeben. Die vielleicht positivste Neuigkeit ist, dass im Q4 knapp 1.000 Kunden hinzu kamen. Das ist ein neuer Rekord in einem sicher schwierigen Quartal.
Wachsende Akzeptanz der neuen Produkte
Eine der größten Herausforderungen bei Nutanix ist das zu schnell gewachsene und mittlerweile sehr komplexe Produktportfolio. Das Unternehmen will eine Vielzahl von Software-Produkten verkaufen und hat bisher zumindest in der Breite nicht die erforderlichen Enterprise Software Sales-Ressourcen. Denn die angestammte Sales-Mannschaft bestand ja bis vor kurzem aus Hardware-Verkäufern.
Dieses Sales-Execution-Problem scheint man nun erfolgreicher anzugehen. Im FY19 wurde die eigene Virtualisierungslösung (AHV) bei 47 Prozent aller Nutanix-HCI-Ressourcen mitverkauft, nach 35 Prozent im Vorjahr und 26 Prozent im FY17. Die Virtualisierung ist also nun das zweite Mainstream-Produkt von Nutanix im Markt, neben der bekannten hyperkonvergenten Infrastruktur (AOS). Nutanix ist damit eine feste Größe im Virtualisierungs-Markt und fordert den Platzhirsch VMWare in diesem Marktsegment heraus.
Mindestens genauso wichtig ist, dass die Anzahl der Nutanix-Deals, bei denen weitere neue Nutanix-Produkte (neben AOS und AHV) verkauft wurden, auf 26% angestiegen ist (Vorjahr 17 Prozent). Allerdings haben diese neuen Produkte gerade mal 10 Prozent zum insgesamt abgeschlossenen Vertragsvolumen beigetragen.
Guidance für das Geschäftsjahr 2019/2020 (FY20)
Das Management hat die folgenden Ziele für das neue Geschäftsjahr ausgegeben:
- Software und Support Umsatz von circa $1,35 Milliarden (+19 Prozent)
- Software und Support Billings von circa $1,7 Milliarden (+20 Prozent)
- Operating Expenses maximal $1,7 Milliarden
Nutanix geht bei dieser Schätzung davon aus, dass die Umstellung auf Subskriptionen das Wachstum nochmals um etwa 8 Prozentpunkte belastet.
Nutanix Zahlen Q4 2019 – Fazit
Die Börse hat mit einem Befreiungsschlag auf die – für uns wenig überraschenden – Ergebnisse zum Q4 FY19 reagiert. Daran sieht man, wie groß der Vertrauensverlust ist und wie gering die Erwartungen vom Markt mittlerweile waren.
Wir hatten unsere Nutanix-Position zu den Schnäppchenkursen der letzten Monate vergrößert. Nach dem Kurssprung gehört das Unternehmen nun zu unseren 10 größten Positionen.
Die Rule-of-40 ist für Nutanix in der aktuellen Situation kurzfristig unerreichbar. Ein Bewertungsabschlag gegenüber anderen Softwareunternehmen, die effizienter wachsen, ist daher durchaus gerechtfertigt.
Aber Nutanix befindet sich trotz aller Probleme weiterhin auf klarem Wachstumskurs und hat eine gesunde Kundenbasis. Zusammen mit dem innovativen Produktportfolio und den hohen Bruttomargen sollte das Unternehmen sehr attraktiv für strategische Aufkäufer sein. Unserer Einschätzung nach ist das Unternehmen in diesem Fall deutlich mehr wert als derzeit an der Börse bei einem Kurs von aktuell circa 23$, was einem Enterprise Value von weniger als $4 Milliarden entspricht.
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Autor
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Stefan war in seinem gesamten Berufsleben in der High-Tech-Industrie tätig. Er hat sein eigenes Software-Unternehmen gegründet, internationalisiert und vor einigen Jahren ins Silicon Valley verkauft. Der Wirtschaftsmathematiker investiert seit über 30 Jahren in Aktien. Er verwaltet eines der erfolgreichsten investierbaren Musterportfolios auf der wikifolio Plattform.
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4 Antworten
Hallo Stefan,
zwei Fragen hätte ich:
1. Woher nimmt ihr die weitergehenden Informationen zu den Unternehmen ? Habt ihr da spezielle Seiten die ihr empfehlen könnt ?
2. Ich beobachte nun seit 6 Monaten dein Wikifolio sowie den tdlf. Mich würde ein Ausblick interessieren welche Unternehmen ihr auf der Watchlist habt. Für mich persönlich stellt sich oft die Frage in welches der Unternehmen ich jetzt investieren sollte? Zum Beispiel lohnt sich das investieren in Unternehmen wie Shopify oder Tradedesk wenn ich jetzt einsteige? Immerhin hatten diese Unternehmen bereits ein riesiges Wachstum zu verzeichnen.
Viele Grüße
Manuel
Hallo Manuel,
zu Deinen Fragen: 1. wir nutzen neben den üblichen kostenlosen Informationsquellen auch einige kostenpflichtige Dienste. Außerdem stehen wir mit vielen „unserer“ Unternehmen direkt im Kontakt zu deren Verantwortlichen für Investor Relations. D.h. Du wirst nicht alle von uns verwendeten Infos im öffentlich zugänglichen Web finden. Aber wenn Du regelmäßig die Investor Relations Seiten besuchst, Dir die Aufzeichnungen der Analystencalls anhörst, die dort meist verfügbar sind und Dir evtl. noch einen Zugang für das Seeking Alpha Portal http://www.seekingalpha.com zulegst, dann bist Du schon ziemlich gut mit Infos versorgt was US-Werte wie Nutanix angeht.
zu 2. unsere vollständige Watchlist für den DLF veröffentlichen wir nicht. Aber wenn Du meinem persönlichen Blog folgst http://www.hightechinvesting.de und meinen Aktienscreener nutzt https://aktien.guide/high-growth-investing/strategie , dann findest Du immer wieder Hinweise darauf womit wir uns u.a. beschäftigen. Die Frage welche Aktien Du Dir konkret kaufen solltest, die können und wollen wir Dir nicht beantworten… wir verdienen unsere Brötchen schliesslich dadurch, dass unsere Leser den Mehrwert eines Fonds wie dem DLF erkennen. D.h. wir würden Dir diese Entscheidungen gerne abnehmen und Dich als Anleger in unserem Fonds begrüßen. 🙂
Vielen Dank für die schöne Analyse. Ich hoffe es geht für Nutanix weiter bergauf.
Mich würde sehr ihre Einschätzung zu Pluralsight interessieren, da die Aktie ja auch ziemlich stark gebeutelt wurde und gestern nach der Meldung mit Google Cloud ebenfalls positiv reagiert hat.
Pluralsight ist mit 8% meines Depots der größte Einzelwert. Leider stehe ich hier immer noch ordentlich im Minus mit 27%. Ich hoffe die Aktie erholt sich langfristig wieder. Wie ist ihre Einschätzung zu Pluralsight?
Beste Grüße und vielen Dank für den tollen Content und die super Anregungen.
Vielen Dank für das Feedback!
Wir werden zu Pluralsight wohl in der kommenden Woche ein Update geben, da gibt es tatsächlich interessante Entwicklungen zu berichten.