Die wichtigste Aktie der Welt hat Zahlen für das abgelaufene Quartal vorgelegt, die sich wieder sehen lassen können. Gerüchte über Produktionsprobleme bei der neuen GPU-Generation Blackwell (B100 und B200) haben zuletzt auf den Kurs der Nvidia-Aktie gedrückt. Nvidia hat die Gerüchte bestätigt, die Folgen sind aber eher harmlos.
Der von vielen AI-Skeptikern befürchtete Crash durch enttäuschende Ergebnisse von Nvidia fällt damit wieder aus. In diesem Update gehen wir auf die Zahlen und Highlights des abgelaufenen Quartals ein.
Nvidia-Aktie: Zahlen zum vierten Quartal
Nvidia hat Rekordzahlen vorgelegt. Der Umsatz ist sequenziell um 15 Prozent und 122 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auf 30 Milliarden Dollar gewachsen. Analysten hatten zuletzt die Schätzungen angehoben und 28,8 Milliarden Dollar Umsatz erwartet. Dennoch ist der „Revenue-Surprise“ mit 4,1 Prozent schwächer ausgefallen als in den letzten Quartalen. Aufgrund der hohen Investitionen in die neue Beschleuniger-Generation Blackwell und Bestandsrückstellungen aufgrund der Yield-Probleme („inventory provisions for low-yielding Blackwell material“) ist die Bruttomarge von 78,9 Prozent auf 75,7 Prozent gefallen. Der Wert lag aber immer noch im Rahmen der Erwartungen. Der Betriebsgewinn stieg um 174 Prozent auf 19,9 Milliarden Dollar.
26,3 Milliarden Dollar, also 87,6 Prozent der Umsätze, hat Nvidia mit Rechenzentren erwirtschaftet. Weitere 2,8 Milliarden Dollar kamen aus dem Gaming-Segment. Im dritten Quartal sollen weitere Rekordzahlen folgen. Der Umsatz soll auf 32,5 Milliarden Dollar steigen, somit nur um 600 Millionen Dollar mehr als von Analysten im Schnitt geschätzt.
Positiv
Nvidia hat nur in einem Quartal die Umsatzgrenze von 30 Milliarden Dollar gesprengt. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren lag der Jahresumsatz bei 26,9 Milliarden Dollar. Grund: Das Wachstum im Segment Data Center, das weiterhin beeindruckend ist und das soll auch so bleiben. Die Nachfrage nach Hopper ist „strong“, die Nachfrage nach Blackwell sei „incredible“. Bereits im vierten Quartal will Nvidia „several billion“ Dollar Umsätze mit Blackwell erzielen, die zu den steigenden Umsätzen von Hopper noch dazu kommen.
Zum Data-Center-Erfolg tragen neben den KI-Beschleunigern (Compute) auch zunehmend Netzwerkkomponenten (Networking) bei. Der Umsatz von Networking ist sequentiell um 16 Prozent gestiegen, der Umsatz mit der Spectrum-X (Ethernet-Netzwerkplattform) hat Nvidia sogar gegenüber dem Vorquartal verdoppelt.
Nvidia macht Fortschritte bei der Diversifikation und Verstetigung der Umsätze. Der Umsatz mit Regierungen und regierungsnahen Kunden (Souvereign AI) soll für das laufende Jahr bei „high-single digit billion“ Dollar liegen, und der hochgerechnete Software-Jahresumsatz am Ende des Jahres 2 Milliarden Dollar erreichen.
Nvidia hat im zweiten Quartal eine Free-Cash-Flow-Marge von 45 Prozent erwirtschaftet; das ist einzigartig in der Branche. Der Cashbestand am Ende des Quartals ist auf 34,8 Milliarden angewachsen. Daran will Nvidia die Investoren beteiligen und hat eine Erhöhung des Aktienrückkaufprogramms um 50 Milliarden Dollar angekündigt.
Negativ
Nvidia hat die Gerüchte über Produktionsverzögerungen bei der nächsten GPU-Generation Blackwell bestätigt: „We executed a change to the Blackwell GPU mask to improve production yields.“ Das passt zu den vorherigen Aussagen von Nvidia, dass TSMC neue Belichtungsmasken erstellt habe. Die Produktion wird im dritten Quartal anlaufen, die Auslieferung beginnt dann im vierten Quartal. Die Folgen sind überschaubar. Weil es weit und breit keinen Konkurrenten gibt, wird der Blackwell-Umsatz einfach auf die nächsten Quartale geschoben.
Das Re-Design bei Blackwell und höhere Investitionen belasten offensichtlich die Margen stärker als erwartet. Für das Gesamtjahr erwartet Nvidia nun eine Bruttomarge von ca. 75 Prozent, für das dritte Quartal auch. Somit muss die Bruttomarge im vierten Quartal deutlich niedriger ausfallen, da sie im ersten Quartal noch bei 77 Prozent lag. Die Margenverschlechterung könnte ein erster Indikator dafür sein, dass Nvidia nicht beliebig hohe Preise durchsetzen kann. Vielleicht ist die die Entwicklung aufgrund der Anlauffinanzierung von Blackwell nur transitorisch.
Die hohe Kunden-Konzentration bei den Umsätzen bleibt ein Problem, das Nvidia nur graduell lösen kann. Auf die Cloudgiganten entfallen nach eigenen Aussagen 45 Prozent der Umsätze. Nimmt man Meta und Elon-Musk-Companies dazu, steigt dieser Wert vermutlich auf über 60 Prozent. Das sind genau die Kunden, die mittel- bis langfristig die Dominanz von Nvidia am stärksten stören sollten, da alle diese Kunden an speziellen Chips arbeiten, die rechenintensive Aufgaben noch effizienter bewältigen sollen.
My Take zur Nvidia-Aktie
Die Nvidia-Aktie hat nach Vorlage der Zahlen nachgegeben. Die Erwartungen waren hoch, und der „Earnings-Surprise“ war offensichtlich nicht hoch genug, um die verwöhnten Anleger bei Laune zu halten. Zumindest kurzfristig. Nach der faszinierenden Rally der letzten Quartale wird die Nvidia-Aktie mit einem P/E (auf Basis der Schätzung 2026) von 32 und einem EV/Sales von 17 bewertet. Das ist mittlerweile eine höhere Bewertung als die von Apple und Microsoft. Natürlich ist das Wachstum von Nvidia ungleich stärker und die Margen deutlich höher als bei Apple, allerdings werden erst die nächsten Jahre zeigen, wie stark sich Nvidia wirklich der Zyklizität des Halbleitergeschäftes entziehen kann.
CEO Jensen Huang sieht das Wachstum in den nächsten Jahren weiterhin intakt, zumal zwei fundamentale Trends für Nvidia wirken:
1. Der Übergang von Allzweck-Computing (General Purpose Computing) zum Beschleunigtes Rechnen (Accelerated Computing) und damit einhergehend Billionen von Investition in IT-Infrastruktur.
2. Der Übergang von Software, die von Menschen entwickelt wurde, zur KI generierter Software. Huang: “We expect to grow our data center business quite significantly next year. Blackwell is going to be a complete game-changer for the industry. And Blackwell is going to carry into the following year.”
Bisher gab es keinen Grund, an den Prognosen von Jensen Huang zu zweifeln.
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Autor
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Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.
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