PagBank Aktie: PagSeguro ist tot, es lebe PagBank

26. Mai 2023

PagBank Aktie Quartalszahlen - PagSeguro

Im Shareholder Letter lässt PagSeguro die Katze aus dem Sack. Das Geschäft wird ab sofort unter der Marke PagBank geführt. Aber es geht um mehr als Rebranding. Wird aus dem hässlichen Zahlungs-Entchen jetzt ein Bank-Schwan?

PagBank Aktie – Quartalszahlen

Wieder kamen die Zahlen des brasilianischen Payment-Unternehmens am späten Donnerstagabend und damit kurz vor Redaktionsschluss.

Die Zahl der Kunden stieg um 24 Prozent auf 28,7 Millionen. Für die Quartalszahlen relevanter: Die Anzahl der aktiven Kunden stieg auf 16,3 Millionen, ein Plus von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr und 1 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Dabei muss man aber unterscheiden: Die Zahl der Konsumenten stieg im Jahresvergleich um 31 Prozent auf 10 Millionen (QoQ plus 2 Prozent). Die Anzahl der aktiven Händler fiel dagegen um 6 Prozent auf 6,3 Millionen. Aber das ist kein Grund zur Sorge: Bereinigt um Kleinst-Händler, deren Umsatz-Beitrag vernachlässigbar ist, stieg der Wert um 3 Prozent.

Zunächst ein Blick auf den guten alten Payment Bereich. TPV (Total Payment Volume) stieg im Jahresvergleich um 10 Prozent auf 88 Milliarden brasilianische Real. Der Bruttoertrag lag im Payment Segment bei 1,2 Milliarden Real. EBITDA lag bei Minus drei Prozent. Die Bereinigung bei den Kleinst-Händlern führt zu einer Steigerung des ARPAC (Average Revenue per Active Client) um 41 Prozent auf 1.978 Real.

Deutlich dynamischer entwickelt sich das Banking. TBV (Total Banking Volume) stieg um 61 Prozent auf 116 Milliarden Real. Der Rohertrag erreichte trotz einer Verdreifachung im Vergleich zum Payment Bereich noch recht putzige 179 Millionen. Das Segment EBITDA pendelte von minus 76 Millionen auf plus 69 Millionen Real.

Die Einlagen stiegen um 66 Prozent auf 18,6 Milliarden Real. Davon liegen 7,9 Milliarden Real auf laufenden Konten. Das ist gut für PagBank, denn die Verzinsung dieser Konten liegt bei gerade einmal durchschnittlich 73 Prozent der Interbank Rate CDI, die bei 13,65 Prozent liegt.

Das vergleichsweise noch übersichtliche Kreditportfolio lag mit plus 32 Prozent bei 2,7 Milliarden Real. Der Anteil von besicherten Krediten stieg von 11 auf 44 Prozent. Der Anteil der faulen Kredite (NPL) fiel von 22,4 Prozent auf 17,9 Prozent. Dagegen hat die Bank über 1 Milliarde Real an Rückstellungen gebildet.

Das Umsatzwachstum im Banking ist ausschließlich von der Neukundenakquisition getrieben. ARPAC lag stabil bei 91 Real.

Der Konzernumsatz lag bei 3,8 Milliarden Real, ein Plus von 9 Prozent gegenüber dem Vorjahr, aber ein Rückgang von 5 Prozent gegenüber dem Vorquartal und damit 3 Prozent Prozent unter den Schätzungen. Die Take Rate expandierte leicht auf 2,61 Prozent.

Die operativen Kosten hatte die Gesellschaft mit plus 5 Prozent im Jahresvergleich und minus sechs Prozent zum Vorquartal im Griff. Capex wurde um 40 Prozent reduziert, ein Ergebnis der Konzentration auf größere Händler. Capex/Umsatz fiel von 19,9 Prozent auf 10,9 Prozent.

Die Kürzung beim Capex ist aber auch ein Schuldeingeständnis. In guten Zeiten hat das Unternehmen mit der Ausgabe der Zahlungsterminals an Kleinstunternehmen doch recht massiv Geld verbrannt.

Der Reingewinn lag bei 370 Millionen Real, ein Plus von 6 Prozent im Jahresvergleich, aber ein Minus von 9 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Das Ergebnis lag 7 Prozent über den Erwartungen. Aufgrund der Capex Kürzung stiegen Cash Earnings stiegen von minus 17 auf plus 379 Millionen Real.

Cash stieg im Jahresvergleich um 1,7 Prozent auf 10 Milliarden Real.

Ausblick

Am 1. April trat die Begrenzung der Interbank Fees für Prepaid Karten auf 0,7 Prozent in Kraft. Die Pagseguro Aktie hat bei der Bekanntgabe im Herbst 2022 negativ reagiert. Laut dem Unternehmenssprecher Eric Olivera sollen die Auswirkungen auf die Bottom Line aber gering ausfallen. Das Unternehmen erwartet eine stabile Take Rate.

Der Fokus für 2023 liegt auf profitablem Wachstum, Optimierung der Prozesse und Steigerung der Penetration mit Bankprodukten.

Positiv

Die Umfirmierung und die damit verbundene Verlagerung des Geschäftsschwerpunktes auf das Bankgeschäft macht Sinn. Letzteres ist zwar noch relativ klein, wächst aber schnell und wird, sofern korrekt gemanagt, in den folgenden Jahren das Payment Geschäft ein- und überholen.

Der Wandlungsprozess steht noch am Anfang, sichtbar am bisher nicht gestiegenen ARPAC. Wir erwarten daher in den nächsten Quartalen mehr Fleisch bei der konkreten Umsetzung der Bankstrategie.

Die Transparenz ist sehr gut, leider nicht immer eine Selbstverständlichkeit bei Emerging Markets Unternehmen.

Negativ

Das sequenzielle Umsatzwachstum ist jetzt zum dritten Mal negativ, PAGS reiht sich in die Reihe der Wachstumsunternehmen in Wachstums-Hibernation ein. Für ein dynamisches Wachstum müssten die brasilianischen Notenbanker der neu-getauften Bank mit Zinssenkung Flügel verleihen.

My Take

Ein Trend erhärtet sich, PAGS enttäuscht die Umsatzerwartungen, aber schlägt beim Umsatz. Das ist in dem aktuellen Umfeld erfreulich.

PagBank unternimmt mit der Schwerpunktverlagerung zum Banking einen logischen Schritt. Die Umstellung der finanziellen Berichterstattung und die Präsentation der Kennzahlen ist gut. Die eigentliche Arbeit, vor allem auch Cross- und Up-Selling, liegt aber noch in der Zukunft.

PagBank ist mit 4 Milliarden Dollar an der Börse bewertet. Abzüglich der liquiden Mittel ergibt sich ein Unternehmenswert von 3,4 Milliarden Dollar. Auf aktuellem Niveau ist die Gesellschaft mit einem 2023 EBITDA Multiplikator von 5 bewertet. Für nächstes Jahr sind es sogar nur noch 3,3. Trotz des jüngsten Kursanstieges von über 50 Prozent seit Anfang April ist die PagBank Aktie jetzt schon attraktiv. Die Transformation zur Vollbank schafft mittelfristig weiteres Kurspotenzial.

PagBank hat die Schwäche genutzt, um Aktien im Rahmen des 250 Millionen Dollar Aktienrückkaufprogramms zurückzukaufen.

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Disclaimer

EM Digital Leaders und/oder der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von PagBank. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

Autor

  • Steffen Gruschka

    Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

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Steffen Gruschka

Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

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