Pinterest – Muttis Fotoalbum digital oder das bessere Instagram?

6. Dezember 2019

Pinterest Aktie Teil 1 - Bild von Pinterest Logo auf rotem Hintergrund

Im Schatten von Facebook, Instagram und Twitter hat sich vor allem in den USA ein weiteres Social-Media-Unternehmen etablieren können, das etwas anders daherkommt. Pinterest ist nahezu skandalfrei, wird in der Öffentlichkeit und der Politik wenig angefeindet, Fake-News und Hasskommentare sind kein Thema auf der Plattform, die kein soziales Netzwerk sein möchte. Für Spötter ist es nur ein virtuelles Sammelalbum für Mütter, für Fans das nachhaltigere Modell.

Im April 2019 hat Pinterest einen erfolgreichen Börsengang hingelegt. Zunächst hatte sich der Aktienkurs nahezu verdoppelt. Mit der Korrektur von Wachstumswerten im Sommer liegt die Pinterest Aktie nun unterhalb des IPO-Preises von 19 Dollar. Manche mögen sich an den Börsenstart von Facebook im Jahr 2012 erinnern, als die Aktie mit 38 Dollar startete und nach wenigen Wochen zu einem Schnäppchenpreis unter 18 Dollar feilgeboten wurde. Danach ging es nur noch steil nach oben mit der Facebook Aktie. Könnte Pinterest eine ähnliche Entwicklung nehmen?

Vergleich der Pinterest Aktie mit der Facebook Aktie und der Twitter Aktie
Verlauf der Pinterest Aktie im Vergleich zur Twitter Aktie & Facebook Aktie.

Pinterest, Facebook, Instagram, Twitter – Was ist der Unterschied?

Die Webseite Pinterest wurde von Ben SilbermannPaul Sciarra, und Evan Sharp im Jahr 2010 gelauncht. Das Unternehmen selbst meidet das Wort soziales Netzwerk und sieht sich eher als ein „Katalog der Ideen“, so CEO Silbermann. Nutzer können virtuelle Pinnwände mit Bildern, Videos und Beschreibungen anreichern. Andere können diese teilen, kommentieren und sich grundsätzlich davon inspirieren lassen. Oft geht es dabei um Kochrezepte, Urlaubsziele, Architektur und Design und grundsätzlich alle Themen, die sich ansprechend visualisieren lassen.

Keine politischen und nachrichtlichen Schwerpunkte wie bei Twitter, keine Plattform für die Pflege von sozialen Beziehungen wie Facebook, sondern vielmehr eine Bildergalerie. Im Unterschied zu Instagram steht dabei nicht die eigene Person und die Interaktion mit anderen im Fokus, sondern die eigenen Ideen und die Inspiration anderer. Während man sich also bei Instagram hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt, richtet sich der Blick bei Pinterest nach außen. Fans behaupten nicht selten, dass die Nutzung von Pinterest eher ein meditativer Vorgang ist, während Instagram eher stresst. Mich erinnert der Vergleich ein wenig an das Buch „Die Eroberung des Glücks“ von Bertrand Russel. Das wäre aber eher ein Thema für einen philosophischen Blog.

Die Pins sind oft mit URLs verlinkt und führen den Nutzer direkt raus zu den Ursprungsseiten und zu den Themen selbst, so ähnlich wie Google das macht. Man kann Pinterest daher eher als eine Fotoplattform bzw. eine Bildersuchmaschine bezeichnen.

Dabei kann zum Beispiel ein Foto vom Machu Pichu, das hochgeladen und „gepinnt“ wird in der Pinnwand „Bucket List“ anschließend von anderen Nutzern entdeckt werden.

Beispiel für Posting auf Pinterest über Machu Pichu

Diese können nun das Foto „repinnen“ und in einem ganz anderen Kontext für sich und für andere kuratieren.

Beispiel Machu Pichu Bucket List

Pinterest vs. Instagram

Pinterest und Instagram sind etwa zeitgleich 2010 gestartet, Pinterest als Ideenkatalog, Instagram als Photo-App. Beide haben in kürzester Zeit Rekordnutzerzahlen vermelden können. Als Facebook Instagram 2012 für 1 Milliarde Dollar übernahm, hatte Instagram 13 Mitarbeiter, circa 30 Millionen Nutzer aber Null Umsätze. Zuvor war das Unternehmen in einer privaten Finanzierungsrunde noch mit 500 Millionen Dollar bewertet worden.

Pinterest kam damals auf mehr als 30 Millionen Nutzer und wurde mit 1,5 Milliarden Dollar bewertet. Umsätze gab es auch bei Pinterest nicht. Daher klangen Spekulationen von Business Insider nachvollziehbar, dass Google Pinterest für 2 Milliarden Dollar kaufen sollte, da auch damals keiner die Monetarisierung von Suchmaschinen besser beherrschte. Dazu ist es nicht gekommen. Facebook hat allerdings Instagram einen mächtigen Boost bei den Nutzerzahlen gegeben und es zu einer Cash-Maschine ausgebaut. Im Jahr 2018 hat Instagram die Marke von 1 Milliarde monatlich aktiven Nutzern genommen.

Pinterest vs Instagram - Entwicklung der aktiven Instagram Nutzer nach Monat
Pinterest vs Instagram: Entwicklung der aktiven Instagram Nutzer von Januar 2013 bis Juni 2018.

Dagegen ist Pinterest deutlich zurückgefallen. Im vierten Quartal 2018 hat das Unternehmen nach eigenen Angaben 265 Millionen monatlich aktive Nutzer gehabt. In Q3 2019 ist diese Zahl auf 322 Millionen Nutzer gestiegen.

Pinterest vs Instagram - Entwicklung der aktiven Pinterest Nutzer nach Quartal
Pinterest vs Instagram: Entwicklung der aktiven Pinterest Nutzer von Q1 2016 bis Q4 2018. (Quelle: Pinterest IPO-Prospekt)

Der Blick auf die durchschnittlichen Umsätze pro Kunde (ARPU) sieht aber noch weniger schmeichelhaft aus für Pinterest. Während Facebook im dritten Quartal mit den 2,45 Milliarden Nutzern im Schnitt 7,26 Dollar verdient hat, kommt Pinterest gerade mal auf 90 Cents. Facebook veröffentlicht keine separaten ARPU-Zahlen für Instagram, aber man kann davon ausgehen, dass über 25 Prozent der Werbeeinnahmen auf Instagram entfallen, mit starker Tendenz nach oben. Selbst Snapchat kommt auf einen ARPU von 2,12 Dollar im dritten Quartal.

Wenig Kundenwachstum, mickrige Werbeeinnahmen. Ist der Zug abgefahren für Pinterest? Ein zweiter Blick auf die Zahlen relativiert das Bild. Facebook hat in den USA knapp 250 Millionen MAU. Bei Instagram liegt diese Zahl bei ungefähr 110 Millionen. Der Markt in Nordamerika ist gesättigt, viel mehr Nutzer erreicht man dort nicht mehr. Das große Wachstum bei Facebook und Instagram kommt aus dem Ausland. Pinterest hat 87 Millionen MAU in den USA. Die Differenz zu Instagram erscheint nun deutlich geringer. Das Wachstum im Ausland geht nun mit größerer Anstrengung voran.

Pinterest - Monatlich Aktive Nutzer in den USA und international je Quartal
Pinterest: Monatlich aktive Nutzer in den USA und international je Quartal.

Pinterest Aktie Teil 1 – Fazit

Und wie sieht es mit den Werbeeinnahmen aus? Das schauen wir uns genauer, im zweiten Teil unserer Pinterest-Story, an. Pinterest hat sehr spät angefangen Werbekunden anzusprechen und ihnen Formate für die Kundengewinnung zu bieten. In den USA hat man zaghaft im Jahr 2014 mit Kommerzialisierung des Angebots angefangen. In Europa erst 2018, in Deutschland erst dieses Jahr. Möchte oder kann Pinterest kein Geld verdienen? Dazu ist es interessant, auch mit Werbekunden zu sprechen.

Heute wird Pinterest mit etwa 10 Milliarden Dollar bewertet. Der Wert von Instagram wird zwischen 150 bis 300 Milliarden Dollar geschätzt. Falls es Pinterest doch gelingen sollte, die Monetarisierung voranzutreiben, bietet sich aktuell eine einmalige Chance. Mehr zu den Details und zur Bewertung der Pinterest Aktie nächste Woche. Wenn Du die Entwicklung von Facebook, Pinterest & Co gemeinsam mit uns weiterverfolgen willst, dann kannst Du hier kostenlos unseren Newsletter abonnieren.


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Autor

  • Baki Irmak

    Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

Baki Irmak

Baki Irmak

Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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