Pure Storage: Wachstum im schwierigen Speichermarkt

22. August 2019

Pure Storage Q2 2019 - Bild von Daten Zentrum

Wir haben im Juli 2019 den Flash-Speicher-Anbieter Pure Storage in das Portfolio des DLF aufgenommen, obwohl das Unternehmen mit seinen Ergebnissen in den letzten Quartalen die Analysten enttäuscht hatte. Vor einigen Wochen erst hatten wir die Pure Storage Aktie und unseren Investment Case hier auf unserem Blog beschrieben.

Mit Pure Storage haben wir in einen echten Fallen Angel investiert. Denn der Aktienkurs des Storage-Unternehmens hatte sich seit dem Höchstkurs im 2. Halbjahr 2018 annähernd halbiert. Bei einem solch antizyklischen Kauf muss man ganz genau aufpassen, dass der „Griff ins fallende Messer“ nicht schmerzhaft endet. Pure Storage hat gerade seine Zahlen für das zweite Quartal des bis zum 31.01.2020 laufenden Geschäftsjahr FY20 vorgelegt. Daher hier ganz aktuell ein kurzes Update.


Die Finanz-Kennzahlen von Pure Storage zum Q2

  • Der Umsatz ist um 28 Prozent auf $396 Millionen gestiegen.
  • Die Bruttomarge (non-GAAP) stieg auf 69,4 Prozent.
  • Die operative Marge (non-GAAP) betrug -0,8 Prozent.
  • Die Deferred Revenues in der Bilanz sind um 47 Prozent gegenüber Vorjahr auf $607 Millionen angewachsen.
  • Die Free Cash Flow – Marge verbesserte sich gegenüber Vorjahr von -4 Prozent auf +5 Prozent. Das ist besonders bemerkenswert, da das Q2 eigentlich saisonal das schwächste Quartal für den Cashflow ist.

Die Kundenbasis wächst

Besonders positiv ist die Entwicklung der Kundenbasis von Pure Storage. Im Q2 wurde die Rekordzahl von 450 neuen Kunden hinzugewonnen, insgesamt zählt man nun 6.600 Kunden, darunter befinden sich 40 Prozent der Fortune500 Kunden. Das Neukundenwachstum ist deshalb so wichtig, weil diese Kunden im Schnitt in den kommenden 2 Jahren durch Anschlusskäufe nochmals mehr als doppelt soviel Umsatz mit Pure machen als bei ihrem initialen Kauf.

Pure Storage Q2 2019 - Grafik zeigt Anzahl an Kunden
Pure Storage Q2 2019: Zügiger Ausbau der Kundenbasis.

Der zügige Ausbau der Kundenbasis ist außerdem ein deutliches Anzeichen dafür, dass Pure zunehmend Marktanteile gegen die etablierten Speicher-Riesen hinzugewinnt. Der Hauptkonkurrent und Speicherriese NetApp hat kürzlich sehr schwache Zahlen zum Q2 vorgelegt mit erstmals sinkenden Umsätzen und einem sehr negativen Ausblick auf das laufende Gesamtjahr.

Der Speichermarkt ist unter Druck

Der Gesamtmarkt für Flashspeicher steht insgesamt gegenwärtig unter einem enormen Preisdruck, da Überkapazitäten bestehen und die Preise pro Speichereinheit schneller fallen als in früheren Zyklen üblich.

Dazu Charles Giancarlo, CEO von Pure Storage: „What we do see is a significant transitory NAND supply/demand imbalance which impacted component prices and the storage industry as a whole.“

Auch Pure Storage kann sich diesem Umfeld nicht entziehen und musste seine Umsatzprognose nun schon zum 2. Mal in diesem Jahr senken. Obwohl im 1. Halbjahr das Umsatzwachstum noch 28 Prozent betrug, rechnet man für das Q3 nur noch mit einem Wachstum von 18-20 Prozent und für das Gesamtjahr mit einem Wachstum von 25 Prozent.

Das ist deutlich weniger als bisher geplant. Aber damit wächst Pure immer noch 10x schneller als alle anderen Wettbewerber und gewinnt zügig Marktanteile hinzu.

Im nächsten Jahr sollte die generelle Preisentwicklung des Rohstoffes „Speicher“ die Geschäftsentwicklung bei Pure Storage dann nicht mehr so deutlich bremsen und man darf laut Giancarlo erwarten, dass Pure überdurchschnittlich von einer Markterholung profitieren wird: „However, we are already seeing NAND pricing rise in the spot market, and suppliers are delaying additional fab capacity. We believe these signals point to an improving market next year.“

Der Abgang des CFOs

Sehr kritisch sehen wir, dass der CFO Tim Ritter nach 5 Jahren ausgerechnet jetzt das Unternehmen (offiziell aus persönlichen Gründen) verlässt. Auch wenn es einen sanften Übergang geben soll und der Finanzchef an seiner reibungslosen Nachfolge mitarbeiten wird, so ist das doch zumindest ein denkbar schlechtes Timing. Ob es weitere Gründe gibt für den Wechsel des CFOs, ist nicht bekannt. 

Ein Grund könnte sein, dass die Anzahl der ausgegebenen Aktien in den letzten Jahren zu schnell gestiegen ist und damit die Anteile der Altaktionäre zunehmend verwässert werden. Gegenüber dem Vorjahr ist die Aktienanzahl um 22 Prozent gestiegen, alleine im Q2 wurden 6 Millionen neue Aktien beziehungsweise Aktienoptionen ausgegeben.

Um der Verwässerung zu entgegnen, hat man jetzt erstmals ein Aktienrückkaufprogramm beschlossen. Das Board von Pure Storage ist wohl gemeinsam mit uns der Meinung, dass die Aktie nun attraktiv bewertet ist und könnte damit die Grundlage geschaffen haben, um zukünftig die weitere Verwässerung deutlich einzudämmen.

Der neue CFO muss sicherlich auch die Herausforderung bewältigen, die variablen Kosten zu senken ohne das Wachstum abzuwürgen. Denn die operativen Ausgaben sind vor allem aufgrund erhöhter Investitionen in Vertriebsressourcen im letzten Quartal auf über 70 Prozent des Umsatzes gestiegen (Non-GAAP, nach knapp 68 Prozent im Vorjahr).

Pure Storage Q2 2019 - Grafik zeigt operative Ausgaben
Pure Storage Q2 2019: Hoher Anteil an Variablen Kosten.

Diese Entwicklung muss in den nächsten Jahren umgekehrt werden, wenn Pure in eine langfristig unabhängige Zukunft als profitabler Next-Gen-Storage-Anbieter steuern will. Die in der Branche führenden Bruttomargen und der zügige Ausbau der Marktanteile deuten daraufhin, dass das Unternehmen als Technologieführer und Disruptor durchaus das Potential dafür hat.

Freudensprung der Pure Storage Aktie

Das sieht wohl auch der Markt so, denn trotz aller Herausforderungen des Marktes,  einer gesenkten Umsatz-Guidance von Unternehmen und der Senkung der Kursziele seitens einiger Analysten reagiert die regelrecht „ausgebombte“ Pure Storage Aktie sehr positiv mit einem zweistelligen Freudensprung auf die Geschäftszahlen.

Pure Storage Q2 2019 - Entwicklung der Pure Storage Aktie auf Sicht von einem Jahr
Nach den Zahlen zum Q2 2019 macht die Pure Storage Aktie einen Freudensprung.

Wir sind jedenfalls zufrieden mit diesen Zahlen und fühlen uns durchaus bestätigt in unserer positiven Meinung zum Unternehmen. Auch aufgrund der niedrigen Bewertung, dessen Enterprise Value nur in etwa das doppelte seines Umsatzes beträgt, fühlen wir sehr wohl mit der Pure Storage Aktie im Portfolio des DLF.

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Autor

  • Stefan Waldhauser

    Stefan war in seinem gesamten Berufsleben in der High-Tech-Industrie tätig. Er hat sein eigenes Software-Unternehmen gegründet, internationalisiert und vor einigen Jahren ins Silicon Valley verkauft. Der Wirtschaftsmathematiker investiert seit über 30 Jahren in Aktien. Er verwaltet eines der erfolgreichsten investierbaren Musterportfolios auf der wikifolio Plattform.

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Stefan Waldhauser

Stefan war in seinem gesamten Berufsleben in der High-Tech-Industrie tätig. Er hat sein eigenes Software-Unternehmen gegründet, internationalisiert und vor einigen Jahren ins Silicon Valley verkauft. Der Wirtschaftsmathematiker investiert seit über 30 Jahren in Aktien. Er verwaltet eines der erfolgreichsten investierbaren Musterportfolios auf der wikifolio Plattform.

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