Quartals Updates: Apple, AMD, Arista, SolarEdge

5. Mai 2023

Quartalszahlen Apple, Arista, AMD, SolarEdge

Schwergewichte wie Apple und AMD, aber auch kleinere The DLF Holdings wie Arista und SolarEdge haben Zahlen vorgelegt. Anleger haben vor allem den iPhone-Konzern im Blick, dessen Zahlen in der Vergangenheit oft auch in schwierigen Zeiten überzeugen konnten.

Apple erobert Emerging Markets

Nach den guten Zahlen von Big-Tech waren Anleger gespannt, ob Apple ausscheren oder auch positiv überraschen würde. Tim Cook hatte eine Abschwächung des Umsatzes vorhergesagt und auch bei den Wallstreet-Analysten waren nach den schwachen Zahlen der Halbleiterwerte die Erwartungen gedämpft. IDC hatte für Mac-Umsätze sogar einen Einbruch von 40 Prozent für das Märzquartal signalisiert. Bis auf Services ging der Markt von einem Umsatzrückgang gegenüber Vorjahr in allen Kategorien aus.

Tatsächlich ging der Quartalsumsatz von Apple zum zweiten Mal in Folge zurück, allerdings weniger als erwartet. Das lag an den überragenden Wachstumszahlen für iPhones. Der Umsatz fiel nur um 3 Prozent auf 94,8 Milliarden Dollar. Erwartet worden waren 92,6 Milliarden Dollar. Der iPhone-Umsatz stieg von 50,6 Milliarden im Vorjahr auf nun 51,3 Milliarden Dollar. Erwartet worden waren 49 Milliarden Dollar. Wir hatten in unserem letzten Update darauf hingewiesen, dass ein Teil des iPhone-Umsatzes sich auf das Folgequartal verlagern wird. Das ist eingetroffen. Dagegen fielen die Mac-Umsätze mit 7,2 Milliarden noch schlechter aus als erwartet. Hier konnte sich Apple vom Markttrend nicht absetzen. Allerdings macht das Geschäft nur 10 Prozent der Produktumsätze aus. Auch bei iPads lag der Umsatz unter den Erwarteten, während Wearables dank der neuen Apple Watch und AirPods besser lief. Nach dem iPhone kommt der Bereich Services als bedeutendstes Geschäftsfeld. Hier lag der Umsatz mit 20,9 Milliarden Dollar leicht unter den Erwartungen der Wallstreet, aber 5 Prozent höher als 2022.

Insgesamt hat Apple also bessere Zahlen geliefert, besonders in den wichtigsten Kategorien läuft es weiterhin prima. Daher ist auch der Gewinn pro Aktie mit 1,52 deutlich besser ausgefallen als die erwarteten 1,43 Dollar. Auch der Ausblick auf das laufende Quartal fiel gut aus. Umsätze sollen auf dem Niveau des abgelaufenen Quartals liegen. Das wäre allerdings der dritte Umsatzrückgang in Folge gegenüber Vorjahr.

Positiv: In den relevanten Segmenten iPhones und Services konnte Apple die Umsätze wieder steigern. Die Zahl der aktiven Apple-Geräte ist auf 2,1 Milliarden angestiegen, mit 975 Millionen zahlenden Abonnenten verdient kein Unternehmen mehr an der Digitalökonomie. Das Wachstum in den Emerging Markets gewinnt an Fahrt. Der Umsatz in Indien, Indonesien und der Türkei verdoppelte sich gegenüber Vorjahr . Damit gewinnt Apple massiv Marktanteile in Märkten, die bisher von Android-Smartphones dominiert wurden.

Negativ: Neben der Schwäche bei Macs und iPads fiel der Umsatzrückgang von 8 Prozent in Nordamerika auf. Der Umsatzanteil von den USA und Kanada ist nun auf 38 Prozent gefallen. Grundsätzlich ist die regionale Diversifikation zu begrüßen. Allerdings werden die Serviceumsätze in Emerging Markets deutlich niedriger ausfallen, womit die Umsätze pro aktivem Applegerät fallen werden.

My Take: Apple hat in einem schwierigen Quartal wieder geliefert. Tim Cook hat seine Supply-Chain wieder im Griff, auch daher sind die Margen wieder höher ausgefallen als erwartet. Bis zum Produktlaunch des iPhone 15 und den ersten AR/VR-Devices wird die EM-Story Anlegern ausreichend Wachstumsfantasie bieten. Auch bemerkenswert und typisch Apple: Das Thema AI wurde weder im Pressetext noch im Analystencall ein Thema.

AMD und Microsoft greifen Nvidia an

Nachdem TSMC darauf hingewiesen hatte, wie langsam die Lagerbestände bei Halbleitern abgebaut werden, waren die Erwartungen für die Q1 Zahlen bei AMD etwas gedämpft. Das Unternehmen hat im Rahmen der Erwartungen geliefert. Der Umsatz ging gegenüber dem Vorjahr um 9 Prozent auf 5,4 Milliarden Dollar zurück. Der Bruttogewinn fiel um 16 Prozent, so dass sich die Bruttomarge von 50 auf 44 Prozent verschlechterte. Nach einem Nettogewinn von 786 Millionen Dollar im Vorjahresquartal wurde für Q1 ein Verlust von 139 Millionen Dollar präsentiert. Das liegt an der Abschreibung für immaterielle Vermögenswerte aufgrund der Xilinx-Übernahme Februar 2022. Die Abschreibung verteilt sich über mehrere Quartale, im abgelaufenen Quartal lag der Wert bei 823 Millionen Dollar. Wie gesagt, das sind alles Zahlen im Rahmen der Erwartungen. Die AMD Aktie gehört zu den Top-Performern dieses Jahr, daher waren manche enttäuscht über die fehlende Überraschung. Die Aktie stürzte nach den Zahlen um 10 Prozent ab.

AMD Aktie Kursverlauf
AMD Aktie: Kursverlauf seit Mai 2022

Positiv: Auch wenn die Umsätze im Segment Data Center im zweiten Quartal stagnierten, gewinnt AMD Marktanteile im Server-CPU-Markt. CEO Lisa Su wies darauf hin, dass der Umsatz mit Enterprise-Kunden aufgrund des Makroumfelds deutlich zurückgegangen , aber die Nachfrage von den großen Cloudgiganten sehr hoch sei. Im zweiten Halbjahr sollte AMD mit der vierten Generation von EPYC-Prozessoren unter den Namen Genoa und Bergamo die Marktführerschaft weiter ausbauen. Zum Jahresende steht der Launch von MI300 an, mit dem sich AMD nach Nvidia zu einem führenden GPU-Anbieter für High-Performance-Computing im AI Markt etablieren könnten. Halbleiter-Veteran Karl Freund wagt folgende Prognose:

AMD has done an admirable job with MI300, leading the entire industry in embracing chiplet-based architectures. We believe that the MI300 will position AMD as a worthy alternative to Grace/Hopper, especially for those who prefer a non-NVIDIA platform. Consequently, AMD has the opportunity to be considered a viable second source for fast GPUs.

Der vielleicht größte Nachteil von AMD gegenüber Nvidia ist das Software-Geschäft. Und genau hier hat AMD offensichtlich einen großen Verbündeten gewonnen. Nach Berichten von Bloomberg will AMD zusammen mit Microsoft Nvidias Vorherrschaft bei AI-Chips attackieren.

Ein Jahr nach der Übernahme von Xilinx fällt die Bilanz für die Integration sehr positiv aus. Das Segment Embedded wies in Q1 einen Umsatz von 1,56 Milliarden aus mit einer operativen Marge von über 50 Prozent. Embedded und Data Center sind damit für 50 Prozent der Umsätze bei AMD verantwortlich.

Negativ: Der Ausblick für das zweite Quartal fiel eher verhalten aus. Der Umsatz soll gegenüber Vorjahr 19 Prozent fallen. Besserung kommt erst im zweiten Halbjahr. Das deckt sich weitgehend mit den Aussagen von TSMC. Auffallend schlecht ist das Geschäft im Client Segment gelaufen, das u.a. die Ryzen-Prozessoren für Notebooks und Desktops umfasst. Der Umsatz fiel um 65 Prozent, da AMD hier wenig geliefert hatte, weil Kunden auf großen Beständen hockten. Auch hier ist Besserung im zweiten Halbjahr in Sicht.

My Take: Das erste Quartal 2023 markiert für viele Halbleiterunternehmen ein Tief. Q2 wird vielleicht sequentiell besser, weil die hohen Lagerbestände abgebaut sind. AMD gibt sich für das zweite Halbjahr und danach sehr optimistisch, zumal die Produktpipeline robust ist und die ersten Nachfragen hoch. Mit dem Ausbau der Marktführerschaft im Server-CPU-Markt, der führenden Stellung im Markt für FPGA nach der Xilinx-Übernahme und den hohen Ambitionen für HPC und AI ist AMD sehr stark aufgestellt. Die Partnerschaft mit Microsoft lässt aufhorchen.

Arista – Wann steigen die Margen?

Andy Bechtolsheims Arista hat wieder starke Quartalszahlen geliefert. Der Umsatz im ersten Quartal stieg um 54 Prozent auf 1,25 Milliarden Dollar und damit deutlich höher als die eigene Guidance und die Erwartungen. Der Gewinn (Non-GAAP) stieg um 33,5 Prozent auf 452 Millionen Dollar. Die Bruttomarge fiel gegenüber dem Vorquartal von 61 Prozent auf 60,3 Prozent. Das ist zwar im Rahmen der Guidance, aber die seit mehreren Quartalen fallende Bruttomarge zeigt: Die Nachwehen der Lieferkettenprobleme halten an, und die hohe Konzentration der neuen Umsätze von den Cloudgiganten drückt auf die Marge. Das Ziel für das Umsatzwachstum 2023 wurde leicht auf 23 Prozent angehoben. Allerdings erwartet Arista, dass das Wachstum bei den Cloudgiganten, das 2022 dreistellig war, etwas nachlassen sollte.

Positiv: Die Nachfrage der Enterprise-Kunden sei „is pretty strong and steady“, so CEO Jayshree Ullal. Daher soll die Bruttomarge nun jedes Quartal dieses Jahr anziehen. Und natürlich ist auch bei Arista AI ein relevantes Thema. Arista Netzwerk-Switches für AI sollen mittelfristig nennenswert zum Umsatz beitragen.

Negativ: Die Visibilität hinsichtlich der Bestellungen der Cloudgiganten hat sich auf zwei Quartale statt bisher vier Quartale verkürzt. Auch Meta und Microsoft, die jeweils mehr als 10 Prozent der Umsätze bei Arista ausmachen, wollen Ausgaben kurzfristig anpassen wollen im aktuellen Marktumfeld.

My Take: Bei Arista laufen die Geschäfte weiterhin sehr gut. In die selbstbewussten Kommentare des Managements haben sich aber einige, wenige Molltöne gemischt. Das ist vor dem Hintergrund des Makroumfelds verständlich. Die Aktie hat nach der überragenden Performance eine Atempause hingelegt. Wir halten unsere hohe Position.

Arista Aktie Kursverlauf
Arista Aktie: Kursverlauf seit Mai 2022

SolarEdge – Diversifikation ist Trumpf

Der Kontrast zwischen Enphase und SolarEdge könnte größer nicht sein: Beide Solarkonzerne sind bestens im Wachstumsmarkt Solarenergie positioniert, doch die Wege haben sich in den vergangenen Tagen getrennt – so jedenfalls die Reaktionen der Anleger. Anleger sind für die Wachstumsaussichten bei Enphase skeptisch gestimmt; die Bedingungen am US-Heimatmarkt haben sich eingetrübt, was Enphase besonders hart trifft. Anders SolarEdge. War der Kurs der Aktie des israelischen Spezialisten für DC-optimierte Wechselrichter Ende April in den Sog der Enphase Aktie geraten, so machte das Papier gestern einen Sprung von 260 Dollar auf bis knapp 300 Dollar (intraday bröckelte der Kurs am Donnerstag ab, war aber mit 281 Dollar zum Handelsschluss noch immer deutlich im Plus.)

Positiv: Der Umsatz in Q1 machte einen Sprung von 44 Prozent auf den Rekordwert von 944 Millionen Dollar. Auch das sequentielle Wachstum war mit einem Plus von sechs Prozent gegenüber Q4 2022 positiv. Die Bruttomarge (Non-Gaap) stieg YoY von 28,4 auf 32,6 Prozent (Vorquartal: 30,2 Prozent). Der Nettogewinn stieg um 154 Prozent auf 174,5 Millionen Dollar, Non-Gaap net diluted EPS lag bei 2,90 Dollar nach 1,20 Dollar in Q1 2022 und 2,86 Dollar in Q4 2022. Das sind alles Rekordwerte, die auf das starke Wachstum in Europa und Asien, aber auch in Südafrika hinweisen. Angesichts des schwächelnden US-Marktes ist die geografische Diversifikation ein Segen. Besonders erfreulich ist, dass sich der Aufwärtstrend bei der Bruttomarge, den wir bereits bei den Zahlen des Vorquartals festgestellt hatten, bestätigt hat.

Negativ: Auch bei SolarEdge machte sich die Schwäche des US-Retailmarkts durch rückläufige Umsätze QoQ bemerkbar. Hier erwartet SolarEdge kurzfristig nicht mit einer Erholung, da die Lasten der gestiegenen Zinsen und die Absenkung der Einspeisevergütung in Kalifornien den Bedarf drücken werde. Mittelfristig zeigt sich das Unternehmen aber zuversichtlich für den US-Markt, der immerhin für ein Fünftel des Umsatzes verantwortlich ist.

Guidance: Für das zweite Quartal erwartet das Management eine Umsatzspanne von 970 Millionen bis 1,01 Milliarden Dollar. Die Non-GAAP Bruttomarge soll zwischen 32 und 35 Prozent liegen, der operative Gewinn wird bei zwischen 195 Millionen und 215 Millionen Dollar gesehen. Diese konservativen Projektionen reflektieren die zunächst erwartete Schwäche am US-Markt und könnten ein Grund gewesen sein, dass der Kurs der SolarEdge Aktie nach dem ersten Kurssprung im weiteren Tagesverlauf am Donnerstag abbröckelte.

My Take: Die Schwäche des US-Marktes hat in den vergangenen Wochen die Schlagzeilen dominiert. Tatsache ist aber, dass die Nachfrage nach Wechselrichtern weltweit nach wie vor stark steigt, vor allem in Europa. Das größte Problem von Solarherstellern war hier, dass die Nachfrage nicht mit den Produktions- und Lieferkapazitäten Schritt halten konnte. Hinzu kamen die Lieferkettenprobleme, die sich derzeit auflösen. Wer davon ausgeht, dass IRA die derzeitige Nachfrageschwächekompensieren wird, wird auch die hohen Bewertungen bei SolarEdge – FWD-KGV: 34 – aushalten können.

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Autor

  • Baki Irmak

    Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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Baki Irmak

Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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