Es gibt positive Quartalszahlen bei einigen unserer Portfolio Holdings zu vermelden. Solarwerte verdienen gerade vor allem in den USA gutes Geld. Und sie stehen in den IRA-Startlöchern und dürften von den staatlichen Subventionen für „Green America“ weiter profitieren. Deren Wirkung auf die Bottomline wird von vielen Anlegern bisher unterschätzt. Bei Expedia redet man dagegen viel über das Wetter.
Arista Networks Aktie – Allzeithoch im Crash
Andy Bechtolsheims Arista hat wieder überragende Quartalszahlen geliefert. Der Umsatz im vierten Quartal stieg um 54,7 Prozent, der Nettogewinn um knapp 70 Prozent. Beides lag deutlich vor den Erwartungen des Marktes. Die operative Marge liegt nun bei 41 Prozent. Die Bruttomarge ist aufgrund massiver Störungen der Lieferketten im vierten Quartal auf 61 von 64,3 Prozent gefallen. Umsatz und Margen wären ohne diese Engpässe sogar noch besser ausgefallen, so das Management.
Auch die Guidance ist sehr erfreulich ausgefallen. Der Umsatz soll zwischen 1,275 und 1,325 Milliarden Dollar liegen. Erwartet waren bisher 1,21 Milliarden Dollar. Das ist bemerkenswert, zumal Großkunde Meta zuletzt deutlich Capex-Kürzungen vorgenommen hat. Auf die Cloud-Titanen gehen 46 Prozent der Umsätze 2022 zurück ( 25,5 Prozent Meta und 16 Prozent Microsoft). Die Arista Aktie notiert trotz des Crashs bei den Digitalwerten nahe des Allzeithochs. Mit einem KGV (FWD) von 28 und EV/Sales von über 7 ist die Aktie auch satt bewertet. Aber an Arista kommen die Cloudgiganten offensichtlich nicht vorbei, und was bei den Hyperscale-Kunden aktuell Kosten sind für die Rechenzentren der nächsten Generation, das sind bei Arista Umsätze. Die Aktie bleibt weiterhin ein Kerninvestment im Portfolio des The DLF.
Enphase Energy Aktie – Starke Zahlen, skeptische Anleger
Wer neugierig ist, wie ein typischer Profiteur des “Inflation Reduction Act” (IRA) aussieht, kann sich Enphase Energy zuwenden. Und dabei hat der Anbieter von Mikrowechselrichtern (die Herzstücke bzw. die Hirne von Solaranlagen) bereits vor Inkrafttreten des massiven Subventionsprogramms für den ökologischen Umbau der US-Wirtschaft starke Zahlen (GAAP) vorgelegt. Der Q4 Umsatz stieg YoY von 413 Millionen auf 725 Millionen Dollar, der operative Gewinn erhöhte sich von 98 Millionen auf 157 Millionen Dollar, die Bruttomarge lag per Ende Dezember bei 42,9 Prozent (40,2 Prozent), und das EPS (diluted) belief sich auf 1,06 Dollar pro Aktie (0,73 Dollar). Zugleich stiegen allerdings auch die operativen Kosten von 68 Millionen auf 154 Millionen Dollar. Auch die Guidance für Q1 fiel besser aus, auch wenn erstmals der Umsatz in den USA sequentiell fallen sollte.
Zu diesen guten Zahlen will so überhaupt nicht der tiefe Absturz des Enphase Aktienkurses passen. Seit Anfang Dezember brach der Kurs regelrecht ein – von 336 Dollar auf 208 Dollar Ende Januar. Nach Vorlage der Zahlen in der vergangenen Woche erholte sich der Kurs ein wenig, fiel jedoch in der zweiten Februarwoche wieder auf das Januar-Tief zurück, das niedrigste Kursniveau seit Anfang Juli 2022. In unserer letzten Zahlen-Umschau hatten wir angemerkt, dass die Enphase Aktie “sehr sportlich bewertet” sei, weshalb wir unsere Position im The DLF im Herbst 2022 sukzessive abgebaut haben. Mit einem Kurs/Umsatz-Verhältnis von 12,9, einem Kurs/Cashflow-Verhältnis von 40,3 und einem KGV (FWD) von 39 ist die Enphase Aktie allerdings auch heute kein Schnäppchen.
Angesichts der Abschottung des US-Markts von ausländischen (lies: chinesischen) Konkurrenten und der Dominanz von Enphase in seinem Heimatmarkt (wo 80 Prozent der Umsätze generiert werden), erscheint eine Bewertungsprämie angemessen, zumal Enphase auch global im Vorwärtsgang ist – der jüngste Kostenanstieg geht nicht nur auf höhere R&D Kosten zurück, sondern auch auf die Expansion in Europa, wo die Wachstumsraten höher sind als auf dem heimischen Markt. Und wie stark profitiert Enphase nun von dem IRA? Nach Schätzung von Goldman Sachs sollte daraus ein EPS-Beitrag von 2-3 Dollar jährlich möglich sein. Das ist bemerkenswert hoch.
SolarEdge Aktie – Nun zieht auch die Marge an
Der zweite Stern am globalen Solarhimmel ist die israelische SolarEdge, deren Kerngeschäft DC-optimierte Wechselrichter ist. Die (GAAP) Zahlen des stärker international ausgerichteten Enphase-Konkurrenten waren grundsolide. Die Zahl der ausgelieferten Einheiten lag im vierten Quartal mit 6,7 Millionen Einheiten auf Rekordniveau (Vorjahr: 5,1 Millionen). Das gilt auch für die gelieferten Einheiten für das Gesamtjahr (23,7 Millionen vs. 18,6 Millionen). Entsprechend stieg der Umsatz im vierten Quartal YoY von 552 Millionen auf 891 Millionen Dollar. Wegen gestiegener Kosten (266 Millionen nach 120 Millionen Dollar) rutschte der operative Gewinn dagegen auf minus 5,2 Millionen nach 41 Millionen Dollar. Der Nettogewinn halbierte sich auf 21 Millionen Dollar. Die Bruttomarge war mit 29,3 Prozent leicht über dem Vorjahresniveau von 29,1 Prozent. Grund für den rückläufigen Gewinn waren vor allem Abschreibungen auf das EMobility Geschäft. Für dieses Jahr rechnet SolarEdge damit, dass sich die Bruttomarge auf zwischen 30 und 32 Prozent verbessern wird. Die Produktion in Mexiko für den US-Markt läuft. Ab dem dritten Quartal soll aber auch die Produktion in den USA starten.
Die Aktie des nicht nur globaler ausgerichteten, sondern auch stärker diversifizierten Enphase Konkurrenten – nur rund ein Drittel des Umsatzes stammt aus dem hochprofitablen USA-Geschäft – hat in den vergangenen sechs Monaten ebenfalls eine Berg- und Talfahrt hinter sich – wenn auch etwas zeitversetzt zur Enphase Aktie. Nach dem Hoch im August bei 365 Dollar brach der Kurs Anfang Oktober auf 193 Dollar ein, um dann wieder auf aktuell 315 Dollar zurückschnellen. Entsprechend sind die Bewertungen immer noch nichts für Value-Jäger. Das Kurs/Umsatz-Verhältnis (FWD) liegt bei 5,6 bei einem KGV (FWD) von 37. Wer Wachstumsphantasie erwartet, darf bei Solaranbietern bei den Multiples nicht zimperlich sein.
Expedia Aktie – Hurrican Ian vergrault Kunden und Anleger
Expedias Quartalszahlen für das vierte Quartal haben den Anlegern nicht geschmeckt. Gross Bookings (+17 Prozent), Umsätze (+14,9 Prozent) und Gewinn pro Aktie lagen mit 20,51 Mrd, 2,61 Mrd, und 1,11 Dollar jeweils unter den Markterwartungen. Das Unternehmen hat hierfür glaubhaft dem schlechten Wetter in den USA die Schuld zugewiesen: Mit Hurricane Ian im Oktober und den Winterstürmen im Dezember seien viele Reisen kurzfristig storniert worden. Im Januar sind die Buchungen nach Angaben des Managements sogar um 20 Prozent gegenüber 2019 angezogen.
Expedia ist weiterhin dabei, alle Marken in ein Frontend zu integrieren. Kleinere Marken im internationalen Geschäft werden verabschiedet, das US-Geschäft stärker betont. Soweit wir das über die digitale Spur bewerten können, ist die Entwicklung äußerst positiv. Auch die aktuell kommunizierten KPIs zeigen in die richtige Richtung:
Die Zahl der US-Neukunden, die zu Loyality-Kunden wurden, ist um 300 Prozent und die Zahl der App-Nutzer um 60 Prozent gegenüber 2019 gewachsen. Das wird sich hoffentlich auch bald in den Zahlen stärker bemerkbar machen. Das Unternehmen erwartet für 2023 ein zweistelliges Wachstum bei den Umsätzen und der Margen-Expansion. Mit einem KGV (FWD) von ca. 16 und einem Cashflow-Yield von 14 Prozent ist Expedia auf dem Weg zu einem Value-Play.
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Autor
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Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.
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