Mit Coupang und EPAM haben zwei Portfolio-Holdings aus dem Emerging Markets Digital Leaders ihre Quartalszahlen präsentiert. Wir haben uns die besonders beim Wachstum sehr unterschiedlich ausgefallenen Ergebnisse genauer angesehen.
Coupang Aktie – Zusatzdienstleistungen machen künftig die Musik
Das koreanische Amazon hat im zweiten Geschäftshalbjahr dank des Kerngeschäftes den Sprung in die Profitabilität geschafft. Der Fokus wandert jetzt in Richtung Zusatzleistungen. Wir ordnen die Quartalszahlen ein und schauen auf die Bewertung der Aktie.
Q4 Zahlen: Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um 13 Prozent auf 5,8 Milliarden Dollar, 3 Prozent über dem Bloomberg-Konsens. Das wechselkursbereinigte Wachstum lag bei 20 Prozent. Der Bereich Fulfillment und Logistik, also das Versandgeschäft, wuchs um 90 Prozent und trug 7 Prozent zum Umsatz bei. Das Loyalitätsprogrammes WOW nimmt Gestalt an – Mitglieder bei Coupang Eats bekommen jetzt 5-10 Prozent Rabatt.
Die Zahl der aktiven Kunden stieg um 5 Prozent auf 19 Millionen, der Umsatz pro Kunde stieg um 8 Prozent auf 305 Dollar.
Die Bruttomarge stieg um 7 Prozentpunkte auf 24 Prozent.
EBITDA adj. lag bei 241 Millionen, im Vorjahr waren es noch minus 91 Millionen Dollar. Damit liegt die Bruttomarge bei 4,2 Prozent. Der Marktplatz erwirtschaftete 288 Millionen Dollar, was einer Verdreifachung entspricht. Die neuen Geschäftsbereiche (EAT, das internationale Geschäft, Play und Fintech erzielten mit minus 47 Millionen Dollar rund die Hälfte des Verlustes im Vorjahreszeitraum)
Der Reingewinn lag bei 91 Millionen Dollar (Vorjahreszeitraum: Verlust von 209 Millionen), eine Punktlandung auf die Analystenschätzungen. Free Cashflow lag bei 407 Millionen versus minus 290 Millionen Dollar im ersten Quartal 2022.
Ausblick: Coupang gibt seit jeher keine Guidance für das nächste Quartal. Das Management sieht sich immer noch am Anfang der Wachstumskurve und verweist auf den weiterhin kleinen Marktanteil im 550 Milliarden (TAM) großen südkoreanischen Einzelhandelsmarkt.
Positiv: Das Unternehmensmodell erreicht jetzt die Startrampe für Profitabilitätssteigerungen. Das Kerngeschäft ist bereits profitabel und profitiert von Skaleneffekten, Zusatzdienstleistungen dürften mittelfristig die Marge zusätzlich erhöhen.
Negativ: Die Granularität der Ergebnisse lässt zu wünschen übrig. Branchenübliche KPIs werden nicht präsentiert.
Das Angebot von Coupang Eats verliert seit Ende 2021 sowohl Traffic als auch Marktanteil und liegt mit 10 Prozent im Android Store abgeschlagen an dritter Stelle. Es bleibt abzuwarten, ob der neue, für Coupang teure WOW Discount das Geschäft beflügeln kann.
My Take: Die Zahlen liegen im Rahmen der Erwartungen. Auf Basis der aktuellen Analystenschätzungen für 2023 handelt Coupang bei einem EV/EBITDA Multiplikator von 31 sowie einem EV/Umsatz Faktor von 1,2. Damit ist das Unternehmen im internationalen Vergleich kein Schnäppchen. Für die nächsten Jahre dürfte Coupang aber weiter zweistellig wachsen und mit dem Loyalitätsprogramm WOW, dem Versand und dem Fintech-Geschäft die Margen weiter erhöhen. Hier wünschen wir uns deutlich mehr Details in den nächsten Quartalszahlen.
EPAM Aktie – Kein Wachstum, nirgends?
Das Wachstum beim Anbieter für Software-Engineering und IT-Beratungsdienstleistungen ist zusammengeschrumpft. Der Markt hatte die schlechten Zahlen bereits erwartet. Dennoch reagierte die Aktie noch einmal negativ. Hat der Markt das Kind mit dem Bade ausgeschüttet?
Q1 Zahlen: Der Umsatz im ersten Quartal stieg um 3,4 Prozent auf 1,2 Milliarden Dollar und damit genau auf Höhe des Bloomberg Konsens. Damit setzte sich die kontinuierliche Entschleunigung des Wachstums seit Ende 2021, damals über 50 Prozent, fort. Verunsicherte Kunden haben ihre Aufträge vor dem Hintergrund der schwachen makroökonomischen Erwartungen zurückgestellt. Gerade im Kernsegment der Plattformunternehmen litt EPAM unter einer schwachen Nachfrage.
Die Bruttomarge fiel um 1,8 Prozent auf 31,5 Prozent, die operative Marge lag mit 14.7 Prozent auf Vorjahresniveau. Die Belegschaft schrumpfte seit Jahresende leicht um 3 Prozent auf 57.450, die Kapazitätsauslastung lag bei circa 70 Prozent.
Der Gewinn betrug 146,5 Millionen Dollar, ein Minus von 4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, gleichzeitig aber 5 Prozent über den Erwartungen.
Die Cash Position stieg seit Jahresende um 4 Prozent auf 1,8 Milliarden Dollar an.
Ausblick: Im Conference Call für das vierte Quartal 2022 gab sich das Management zuversichtlich, dass das Wachstum ab dem zweiten Halbjahr 2023 wieder einsetzen werde. Das ist nicht länger der Fall.
Für das zweite Quartal erwartet die Gesellschaft nach dem Downgrade jetzt noch 1,2 Milliarden Umsatz, knapp 1 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Gewinn soll sich auf 144 Millionen Dollar belaufen.
Für das Gesamtjahr werden knapp 5 Milliarden Umsatz, ein Plus von 3 Prozent und ein Gewinn von 605 Millionen angepeilt.
Positiv: Das Unternehmen bleibt auch im schwierigen Markt profitabel und Cash Flow positiv. Mit dem starken Cash-Polster ist die Gesellschaft für die wirtschaftliche Abschwächung solide aufgestellt. Der Digitalisierungstrend soll sich, angetrieben durch Fortschritte bei AI, in den nächsten Jahren sogar noch einmal beschleunigen.
Negativ: Die Wachstumsschwäche ist laut Management nur zyklischer Natur. Die Zyklizität des Geschäftes ist aber enttäuschend. Wie lange eine mögliche Rezession dauern könnte, weiss außerdem niemand. Die Kundschaft, die Firmenchefs großer Unternehmen, dürften zögern und auf bessere Visibilität warten, ehe Sie neue Aufträge vergeben.
My Take: Die Kurskorrektur bei der EPAM Aktie kann durchaus als brutal bezeichnet werden. Alleine in diesem Jahr verlor die Aktie ein Drittel an Wert.
EV/EBITDA des einstigen Highflyers für das laufende Jahr liegt jetzt bei 13, EV/S bei 2,26. Ab 2024 soll EPAM laut Konsens wieder 2-stellig wachsen, in 2025 wieder über 20 Prozent.
Nach den Exzessen des Jahres 2021 ist EPAM damit jetzt durchaus attraktiv bewertet, wenn man dem Konsens folgt.
EPAM ist in guter Gesellschaft, die Entwicklung bei Accenture, Globant und Endava sind hinsichtlich der Entwicklung der Zahlen, der Bewertung und Aktienperformance ähnlich. Unternehmen sind allgemein bei ihren Consulting-Ausgaben im aktuellen Marktumfeld vorsichtiger geworden.
Der Markt dürfte bei EPAM jetzt erst einmal abwarten, ob sich in den nächsten Quartalen eine Trendumkehr abzeichnet.
Disclaimer
EM Digital Leaders und/oder der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Coupang und EPAM. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.
Autor
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Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.
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