Quartals Updates: DBS, Mercadolibre, Kulicke & Soffa

5. Mai 2023

Quartalszahlen DBS, Mercadolibre, Kulicke & Soffa

Auch in den Emerging Markets weht den Unternehmen ein eisiger Wind von der Konjunkturfront entgegen. Wie sich die Holdings im Emerging Digital Leaders im ersten Quartal 2023 geschlagen haben.

DBS Aktie – Fels in der Brandung mit starker Zinsmarge

DBS profitiert sowohl von der Unsicherheit in China als auch vom Niedergang der Credit Suisse und der Flucht wohlhabender Asiaten in den sicheren Hafen. Gleichzeitig sind die Zinsen gestiegen. Wir beleuchten, wie sich das auf das Wachstum und die Profitabilität des Geschäfts ausgewirkt hat.

Q1 Zahlen: Das Volumen der ausstehenden Kredite war mit 417 Milliarden Singapur Dollar (SGD) gegenüber dem Vorjahr unverändert. Die Zinseinkünfte lagen aufgrund der gestiegenen Zinsen dagegen mit 4,7 Milliarden SGD um sagenhafte 69 Prozent höher. Die Einlagen stiegen im Jahresvergleich um 4 Prozent auf 529 Milliarden SGD. DBS profitierte dabei im März von der durch die amerikanische Bankenkrise ausgelösten “Flight to Safety”.

Die Nettozinsmarge expandierte von 1,46 auf 2,12 Prozent. Da fiel es weniger ins Gewicht, dass die Erlöse aus dem Eigenhandel mit 851 Millionen SGD um 38 Prozent und die Einkünfte aus Gebühren mit 269 Millionen SGD im Jahresvergleich um 4 Prozent schrumpfen: Der Umsatz stieg um 34 Prozent auf 4,9 Milliarden SGD.

Die Ausgaben stiegen im Jahresvergleich um 14 Prozent auf 1,9 Milliarden SGD. NPL lagen erfreulicherweise unverändert bei 1,1 Prozent, für faule Kredite wurden gerade einmal 161 Millionen zurückgestellt. Das Nettoergebnis ist um 43 Prozent auf 2,6 Milliarden SGD gestiegen. ROE erreichte mit 18,6 Prozent einen neuen Höchstwert.

Ausblick: DBS erwartet ein Kreditwachstum von 3 bis 5 Prozent. Die Nachfrage aus dem Firmenkundengeschäft ist solide. Immobilienkredite dürften dagegen unter den staatlichen Maßnahmen zur Abkühlung des Marktes leiden. Bei Privatkunden sieht die Gesellschaft eine stagnierende Nachfrage aufgrund der gestiegenen Zinsen.

Das Fee-basierte Geschäft soll nach mehrjähriger Durststrecke wieder mit 5 Prozent wachsen. Sowohl im Wealth Management als auch im Investmentbanking erwartet das Management eine Erholung. Dabei hilft das resiliente Wachstum in Südostasien. Die beliebte Reisetätigkeit soll zu höheren Gebühren im Kreditkartengeschäft führen.

Die Kosten sollen mit 9-10 Prozent steigen, die Cost-Income Ratio soll unter 40 bleiben. Für das Full Year ROE werden 17 Prozent angepeilt.

Positiv: Das Wachstum im Zinsgeschäft trifft auf weiter sehr niedrige Kreditausfallraten und gute Kostenkontrolle. DBS bleibt ein konservativer Wert für schwierige Zeiten, dabei hilft auch der digitale Turbo.

Negativ: Das Kreditgeschäft wächst langsam und die Nettozinsmarge dürfte ihren Zenit erreicht haben. Damit wird das Gewinnwachstum zukünftig wieder deutlich geringer sein.

My Take:Die Zahlen lagen beim Umsatz 7 Prozent und beim Gewinn 14 Prozent über den Erwartungen. Die DBS Aktie ist mit einem erwarteten KGV von 8,7 moderat bewertet. Die Dividende von 6 Prozent lässt sich durchaus sehen. Allerdings werden von den Analysten für die nächsten Jahre beim Gewinn nur noch kleine Sprünge im mittleren einstelligen Bereich prognostiziert. Hier könnte die Bank weiter überraschen.

Mercadolibre Aktie – Zahlenfeuerwerk trotz Wirtschaftsflaute

Der argentinische E-Commerce-Anbieter Mercadolibre hat es verstanden, auf Basis des erfolgreichen Marktplatzes ein erfolgreiches Fintech Geschäft zu entwickeln. Jetzt zeigt die Gesellschaft, wie die beiden großen Geschäftsbereiche im ersten Quartal mit den stotternden Volkswirtschaften Lateinamerikas klargekommen sind.

Q1 Zahlen: Meli hat im ersten Quartal 309 Millionen Artikel verkauft (im Jahresvergleich plus 14 Prozent). Die Zahl der Unique Buyers stieg um 6,5 auf 46,1 Millionen, die Zahl der Artikel pro Kunde lag stabil bei 6,7. GMV legte um satte 43 Prozent auf 9,4 Milliarden Dollar zu. 93.4 Prozent der Artikel wurden selbst zugestellt, ein Plus von 295 Basispunkten. Neben den Einkünften aus dem Versand stiegen auch die Werbeeinnahmen. Die Take Rate konnte um 110 Basispunkte auf 17,8 Prozent gesteigert werden.

Das Zahlungsvolumen explodierte um 96 Prozent auf 37 Milliarden Dollar. Besonders dynamisch entwickelte sich das Zahlungsvolumen außerhalb des eigenen Marktplatzes mit 121 Prozent auf 27 Milliarden. Die Zahl der Nutzer stieg um 8,7 auf 44,5 Millionen Dollar. Das Kreditportfolio wuchs um 26 Prozent auf drei Milliarden Dollar. Der Umsatz expandierte um 33 Prozent auf 536 Millionen. Das Volumen der Verluste aus faulen Krediten war mit 240 Millionen Dollar leicht rückläufig, IMAL (Interest Margin after Losses) verdoppelte sich auf 296 Millionen Dollar. Die Fintech Take Rate fiel leicht auf 3,68 Prozent, ein Ergebnis der langsameren Entwicklung im Kreditgeschäft.

Die Zahler der aktiven Nutzer erreichte 101 Millionen, 20 Millionen mehr als im Vorjahr. Beim Umsatz spiegelte sich das Wachstum mit einem Plus von 58 Prozent auf 3 Milliarden Dollar wider. Die Bruttomarge stieg um 285 Basispunkte auf 50,6 Prozent. Die operative Marge explodierte regelrecht von 6,2 auf 11,2 Prozent, die Nettomarge verdoppelte sich auf 6,6 Prozent.

Die Cash Position stieg auf 3,4 Milliarden Dollar, der Verschuldungsindikator Debt/EBITDA adj. sank im Jahresvergleich von 3,47 auf 1,25.

Ausblick: Die kürzlich veröffentlichten Zahlen für das Gesamtjahr 2022 waren für beide Bereiche sehr gut, aber ein quantitative Guidance für dieses Jahr gab es nicht. Auch jetzt gibt es nur ein qualitative Bewertung: Die Gesellschaft gibt einen positiven Ausblick für das Gesamtjahr: 1.700 neue Programmierer sollen dieses Jahr eingestellt werden, 14.000 waren es am Jahresende. Al-Technologie soll zukünftig Kunden der Plattform verstärkt bei der Produktsuche helfen.

Positiv: Die Zahlen für das erste Quartal waren grundsolide. Das Unternehmen ist stark gewachsen, ist profitabler geworden und hat die Take Rate ausweiten können. Dabei blieben die Kosten unter Kontrolle.

Negativ: Die Wirtschaft des wichtigsten Marktes Brasilien wächst in diesem Jahr laut Erwartungen mit lediglich 1,2 Prozent, auch ein Ergebnis der mit 13,75 Prozent sehr hohen Zinsen. Bisher hat Präsident Lula keine positiven Impulse für die Wirtschaft setzen können. Auch die Wirtschaftslage im Heimatmarkt Argentinien ist alles andere als rosig. Selbst in Mexiko wird lediglich ein Wachstum von 1,8 Prozent erwartet. Das volkswirtschaftliche Umfeld des Kontinents ist also schwierig.

Das Kreditgeschäft beruht außerdem auf sehr hohen Zinsen und sehr hohen Kreditausfallraten. Sollte es wirtschaftlich unerwartet bergab gehen, wären überdurchschnittliche Abschreibungen zu erwarten.

My Take: Die Zahlen lagen beim Umsatz um 5 Prozent und beim Gewinn 33 Prozent über den Erwartungen des Bloomberg Konsens. Dazu kommt ein starker Ausblick, trotz der aktuell etwas traurigen Lage der Gesamtwirtschaften in Südamerika. Die weitere ökonomische Zinsentwicklung in den USA wird hier eine wesentliche Rolle spielen. Sollten wir tatsächlich einen Pivot der Geldpolitik im zweiten Halbjahr sehen, wird das auch Hochzins-Ländern wie Brasilien erheblichen Spielraum für Zinssenkungen eröffnen.

EV/EBITDA 2023 auf Basis liegt immer noch bei sportlichen 34, EV/Sales bei stolzen 5. MELI wächst aber aktuell mit großen Schritten in diese Bewertungen hinein. Der Gewinn soll sich laut Analystenschätzungen in den nächsten zwei Jahren verdoppeln. Das Beste kommt also tatsächlich noch.

Kulicke & Soffa: Zyklische Bodenbildung

Die Geschäftsmodelle von Halbleitern können außerordentlich zyklisch sein. Das beweisen zuletzt auch die Quartalszahlen von Kulicke & Soffa. Wir schauen uns die Zahlen des Anlagenbauers mit Hauptsitz in Singapur und Produktion in China mit Blick auf den Stand im Zyklus und die Bewertung der Aktie an.

Vorneweg: Kulicke und Soffa Industries entwickelt und produziert komplexe Maschinen für die Montage und Verpackung von Halbleiterbauelementen. Dabei kommen verschiedene komplexe Verfahren zum Verbinden der Komponenten zum Einsatz, die sich entscheidend auf die Leistungsfähigkeit der Endprodukte auswirken. Eine Auswahl der Verfahren stellen wir an das Ende des Artikels.

Q2 Zahlen: Die Zahlen für das zweite Quartal des Geschäftsjahres fallen auf das erste Quartal des Kalenderjahres 2023.

Der Nettoumsatz schrumpfte im Jahresvergleich um 55 Prozent auf 173 Millionen Dollar. Gegenüber dem Vorquartal (Q1 des Geschäftsjahres 2023) waren es aber nur noch Minus 2 Prozent. Die Bruttomarge lag bei 48,6 Prozent, im Jahresvergleich ein Minus von 390 Basispunkten.

Der Gewinn lag bei 22 Millionen Dollar, ein Minus von 82 Prozent im Jahresvergleich, aber ein kleines Plus von 1 Prozent gegenüber dem vorangegangenen Quartal. Pro Aktie entspricht das 0,38 Dollar.

Der Cash Flow von 63 Millionen Dollar trug zu einer Erhöhung der Cash Position auf 734 Millionen Dollar bei.

Die Übernahme von Advanced Jet Automation Co, einem Entwickler und Hersteller von Mikro-Sprühanlagen in Taiwan, wurde im zweiten Quartal vollzogen. Kulicke sieht einen potentiellen Markt von 2 Milliarden in diesem Segment und erwartet die ersten relevanten Umsatz Beiträge in 2024.

Ausblick: Für das nächste Quartal stellt die Gesellschaft 190 Millionen Dollar Umsatz mit einer Schwankungsbreite von 10 Prozent in Aussicht. Das folgende Schaubild zeigt auf, wie unterschiedlich die Zyklizität der fünf Teilbereiche ausfällt. Der Bereich Halbleiter soll mit 71 Millionen Dollar gerade einmal die Hälfte des durchschnittlichen Umsatzes der vergangenen fünf Vergleichsperioden einspielen. Bei LEDs (6 Millionen Dollar) und Speicherkarten (5 Millionen Dollar) sind es sogar nur ein Viertel. Der Umsatz im Automobilbereich mit 51 Millionen Dollar wird mit rund 10 Prozent nur knapp unter den Höchstständen liegen.

Das gleiche gilt für den Bereich APS (Advanced Packaging Solution, dabei geht es um die Verpackung von Halbleitern zur Steigerung von Leistung, Funktionalität und Zuverlässigkeit), der 39 Millionen Dollar erlösen soll.

Q2F23 Revenue Composition

Die operativen Kosten wurden um 5 Millionen Dollar pro Quartal gesenkt. Der Gewinn soll mit einem Gewinn pro Aktie von 0,32 Dollar noch einmal rückläufig werden. Kurzfristig wird die Entwicklung von der wirtschaftlichen Entwicklung und Lagerbeständen dominiert. Mittelfristig erwartet Kulicke eine graduelle Erholung “in den nächsten Quartalen”. Das Management sieht sich in Wachstumsbereichen gut positioniert.

Positiv: Die Diversifikation der Zielmärkte trägt Früchte. Auch im zyklischen Tief ist Kulicke dank der Diversifikation über mehrere Geschäftsfelder profitabel und Cashflow positiv. Die Cash-Decke ist sehr komfortabel. Das Unternehmen operiert in Wachstumsbereichen, zum Beispiel das Pressschweißen einzelner Batteriekomponenten mittels Ultraschall für den Einsatz in Elektrofahrzeugen.

Das Unternehmen sieht beim Auftragseingang die ersten Blüten des Aufschwungs und eine deutlich höhere Nachfrage und Kapazitätsauslastung im Geschäftsjahr 2024.

Negativ: Makroökonomische Faktoren wie die Bankenkrise, die anhaltende Inflation und die hohen Lagerbestände an Fertigprodukten haben zu einer Verlangsamung des Aufschwungs geführt.

Eine Eskalation der politischen Eiszeit zwischen China und den USA könnte aufgrund der Produktion in China auch Kulicke als Hersteller von modernen Produktionsanlagen im strategisch wichtigen Halbleiterbereich treffen. Das Unternehmen reagiert wohl auch deshalb mit dem Aufbau von Kapazitäten in Singapur.

My Take: Das abgelaufene Quartal ist das sechste Quartal mit negativem Vorzeichen beim Wachstum. Die Zahlen von Kulicke lagen bei Umsatz und Gewinn im Rahmen der Erwartungen.

Die aktuelle Bewertung mit 13,8 EV/EBITDA ist optisch nicht günstig, das ist aber bei zyklischen Aktien am Tief immer so. Es gibt aber einen entscheidende Abgrenzung: Die Zyklizität des Technologie-Führers unterscheidet sich vom Schweinezyklus bei Massenprodukten durch einen langfristigen Wachstumstrend: Der Umsatz liegt knapp 40 Prozent über dem letzten Zyklus-Tief im Jahr 2019. Der Gewinn liegt fast doppelt so hoch.

Für 2025 gehen die Analysten von einer Verdoppelung des Gewinns aus, dann würde auch der Bewertungs-Multiplikator attraktiv aussehen.

Anhang: Verfahren zum Verbinden von Halbleiterbauelementen:

Verfahren zum Verbinden von Halbleiterbauelementen
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Autor

  • Steffen Gruschka

    Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

Steffen Gruschka

Steffen Gruschka

Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

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