Quartals Updates: Kaspi, Shoper und Kasikornbank

28. April 2023

Quartalszahlen Kaspi, Shoper, Kasikornbank

Einige Portfolio-Holdings im Emerging Markets Digital Leaders haben Zahlen vorgelegt. Während es bei den E-Commerce-Plattformen gut aussieht, haben wir bei Kasikorn Fragen.

Kaspi Aktie – Bringen die traumhaften Zahlen endlich den Durchbruch?

Die Kaspi Aktie hat sich im letzten Halbjahr phlegmatisch entwickelt. Einen Ausbruchsversuch der Aktie des kasachischen Tausendsassas auf über 80 Dollar hatte im Januar eine größere Platzierung des Altaktionärs Barings Vostok verhindert, seither ging es seitwärts. Jetzt hat Kaspi Zahlen für das erste Quartal 2023 vorgelegt, die nicht nur aufgrund der unruhebedingten Schwäche des letztjährigen Basisquartals extrem gut aussehen. Aber reicht es, um die Erwartungen des Marktes für das Gesamtjahr noch einmal zu heben und der Aktie damit auf die Sprünge zu helfen?

Q1 Zahlen: Der Umsatz wuchs um 53 Prozent auf 404 Milliarden Tenge. Der Gewinn folgte mit 52 Prozent auf 178 Milliarden Tange (390 Million Dollar). Das entspricht einer stabilen Nettomarge von 44 Prozent.

TPV (Zahlungsvolumen) wuchs um 50 Prozent, aber noch wichtiger: RGPV (Umsatzwirksames Zahlungsvolumen) stieg um 62 Prozent. Das lag am höheren Anteil von Zahlungen mit Kaspi QR und B2B Zahlungsverkehr. Der Umsatz im Payment nahm um 59 Prozent, der Reingewinn gar um 67 Prozent zu. Die Zahl der aktiven Händler konnte um 75 Prozent auf 511.000 gesteigert werden. Die Take Rate lag mit 1,2 Prozent noch über der Guidance von 1,1 Prozent für das gesamte Jahr.

Besonders erfreulich entwickelte sich der Marktplatz. GMV schwoll um 77 Prozent an. Umsatz und Gewinn explodierten regelrecht um 97 Prozent, respektive 104 Prozent. Das lag nicht nur an dem Zuwachs der Nutzerzahl um 27 Prozent : Die hohe Kundennachfrage dürfte auch davon profitieren, dass über 90 Prozent der Lieferungen kostenfrei sind. Die Kundenzufriedenheit ist offensichtlich überragend: 92 Prozent der Kunden bewerten nach Angaben des Managements den Kaufprozess mit „Exzellent“.

37 Prozent aller Auslieferung erfolgten mittels der inzwischen 3.980 Auslieferungs-Kiosks; das spart Kosten bei der Auslieferung. Bis zum Jahresende sollen es 6.000 werden. Die Take Rate lag mit 8,4 Prozent deutlich über der des letzten Jahres (7,5 Prozent) und nah an der Guidance für das Gesamtjahr (8,5 Prozent). Hier ist zu beachten, dass die neuen Geschäftsfelder, Reisen und Lebensmittel zu einer Verwässerung der Marge führen.

Auch das Finanzierungsvolumen stieg mit 76 Prozent dynamisch. Umsatz und Gewinn im Fintech entwickelten sich mit einem Plus von 35 Prozent bzw. 24 Prozent aufgrund des höheren Zinsniveaus und er damit doppelt so hohen Finanzierungskosten erwartungsgemäß schwächer als die anderen Bereiche. Die Nettomarge schrumpfte um circa 400 Basispunkte auf 7,9 Prozent. Das lag auch an der niedrigen Marge in BNPL (Buy Now Pay Later, 43 Prozent des Kreditvolumens), und Merchant Financing (14 Prozent). Wir sehen aber auch erstmals 14 Prozent der Zinseinkünfte aus Wertpapieren und Einlagen, Loan/Deposits ist um 9 Prozentpunkte auf 79 gefallen. Reine Vorsicht? Cost of Risk und NPL sind jeweils leicht auf 1,7 Prozent und 6,5 Prozent gestiegen. Eine Besserung der Profitabilität im Kreditgeschäft steht erst in Aussicht, wenn die Zinsen wieder fallen.

Die Dividende wurde auf 750 Tenge angehoben, was einer Dividendenrendite von aktuell sehr üppigen 8,3 Prozent entspricht.


Ausblick: Zum kühlen Ausklang hierzulande passend: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Das Management war im Call bemüht, die Erwartungen (noch) zu dämpfen. Neben dem geringeren Basiseffekt betonte das Management, dass das erste Quartal im Gesamtmix den geringsten Einfluss hat und die Verwässerungseffekte im Restjahr deutlicher zum Tragen kommen.

Kaspi Guidance FY23

Am Ende wird auch entscheidend sein, wie sich die Zinspolitik entwickelt.

Positiv: Kaspi wächst in Payments und Marktplatz ungebremst weiter. Die neuen Geschäftsfelder Reisen und Lebensmittel führen zu einer Fortsetzung des starken Wachstums. Die Margen sind weiter stark.

Negativ: Fintech ächzt unter den hohen Zinsen. Die Einlagen sind infolge der hohen Zentralbankzinsen deutlich teurer geworden, die Kreditmarge ist entsprechend unter Druck.

My Take: Kaspi hat wieder ein extrem starkes Quartal geliefert. Es sieht aus heutiger Sicht so aus, als ob das Ziel, den Reingewinn um 25 Prozent zu steigern, übertroffen wird.

Das starke Wachstum trifft auf eine attraktive Bewertung. Der KGV für das aktuelle Jahr liegt auf Basis des annualisierten Quartalsergebnisses bei unter 10, der Bloomberg-Konsens liegt aktuell bei 9,3. Das PEG Ratio liegt damit bei unter 0,4.

Die Zahlen kamen am frühen Montagmorgen. Die Aktie hat in der völlig illiquiden Eröffnung erst mal negativ eröffnet, danach ging es bis sieben Prozent nach oben, am Ende blieb nur ein moderates Plus von 3 Prozent übrig: eigentlich etwas enttäuschend.

Was will der Markt also noch? Ein Ende des Ukraine-Krieges würde dem Kurs sicher helfen. Ein Pivot an der Zinsfront sehr wahrscheinlich auch. Mehr Liquidität wäre aber auf jeden Fall hilfreich, denn viele größere Investoren scheitern aktuell an der für ein Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 15 Milliarden Dollar extrem niedrigen Liquidität in London, dem Ort des Kaspi Listings.

Für den bereits seit längerem geplanten US IPO wurde als Zeithorizont das zweite Halbjahr genannt. Im Gespräch mit uns verriet das Management ein paar mehr Details. Bis Juli ist das Filing bei der SEC geplant, dann könnte der IPO in New York im September durchgeführt werden. Die geringe Liquidität der Aktie und der Aktienüberhang der Altaktionäre Barings Vostok könnten so ein für alle Mal der Vergangenheit angehören. Und damit auch die Lethargie der Aktie.

Shoper Aktie: Profitables Quartal bestätigt Profitabilitäts-Kurs

Im März hatte Shoper, der Platzhirsch im polnischen SaaS Market für E-Commerce, nach mehreren Quartalen vergeblichen Drängens der Investoren fast schon überraschend den Fokus von Wachstum auf Profitabilität verschoben. Nur einen Monat später bekommen wir jetzt die Gelegenheit, anhand der Zahlen des ersten Quartals den Fortschritt hinsichtlich Profitabilität und Jahresziele zu überprüfen.

Q4 Zahlen: Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal um 33 Prozent auf 35 Millionen Zloty. Die Take Rate über alle Kanäle hinweg stieg um 23 Basispunkte auf 1,66 Prozent.

Das bereinigte EBITDA schnellte gar um 41 Prozent hoch. Die EBITDA-Marge erreichte 32,4 Prozent, das sind 1,7 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.

Etwas schwächer war das Wachstum beim Nettogewinn, der um 18 Prozent auf 6,4 Millionen zulegte. Die geringere Dynamik beim Gewinn liegt an Abschreibungen der in den vergangenen Jahren übernommenen Unternehmen.

Ausblick: Der 2023 Ausblick bleibt unverändert. Für die erste Etappe gibt es fünf Häkchen, siehe die Grafik unten. Das Management versprach im Analysten Call, die Investoren in diesem Jahr positiv überraschen zu wollen.

Positiv: In einem schwierigen Umfeld wächst Shoper weiter profitabel. Auch gegenüber dem exzellenten vierten Quartal konnte die Take Rate noch einmal gesteigert werden. Dieses Jahr dürfte noch mehr drin sein, da Shoper weiter an Zusatzdienstleistungen feilt.

Negativ: Der Marktausblick bleibt weiter eingetrübt. Sollte es in Polen zu einer Rezession kommen, würde das auch Shoper treffen.

My Take: Auch von uns bekommt Shoper nach den sehr guten Zahlen für das erste Quartal ein grünes Häkchen. Die Shoper Aktie hat seit den letzten Zahlen auch schon über 10 Prozent zugelegt. Die Aktie liegt aber noch weit unter den historischen Höchstkursen. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen bei den nächsten Zahlen im Juli.

Kasikornbank Aktie: Auf dem Weg der Besserung?

Im vierten Quartal 2022 brach das Ergebnis bei der thailändischen Bank Kasikorn ein. Es wurden überraschend hohe Rückstellungen für faule Kredite gebildet. Für dieses Jahr erwartet der Markt wieder ein deutliches Gewinnwachstum. Wir schauen uns an, wie die gerade präsentierten Zahlen für das erste Quartal dazu passen.

Zahlen Q1 2023: Kasikornbank konnte gegenüber dem Vorjahresquartal einen Umsatzanstieg von 15 Prozent auf 51 Milliarden Baht verzeichnen. Der Zinsertrag betrug 43,4 Milliarden Baht und ist somit 18 Prozent gestiegen. Die Zinsmarge überraschte mit 3,46 Prozent positiv.

Die Refinanzierungskosten lagen allerdings mit 205 bp auch höher als erwartet, NPL lagen im Vergleich zum Jahresende um 19 Basispunkte niedriger bei 3,0 Prozent.

Der Reingewinn sank um 4 Prozent auf 10,7 Milliarden Baht. ROE lag mit 8,4 Prozent rund einen Prozentpunkt über dem Gesamtjahr 2022.

Auch die Zahlen für das erste Quartal waren eher durchwachsen. Der Grund liegt in weiteren Bereinigungen im Kreditportfolio.

Ausblick: Für 2023 erwartet die Bank ein respektables Wachstum von 3,7 Prozent für die Wirtschaft. Aber das Wachstum ist sehr ungleich verteilt. Einem starken Jahr für die Tourismusbranche steht infolge des erwarteten Abschwungs in den entwickelten Industrieländern ein schwächelnder Exportsektor gegenüber.

Bei der Kreditvergabe erwartet Kasikorn dieses Jahr ein Wachstum von 5-7 Prozent. NIM wird mit 3,3 Prozent bis 3,45 Prozent erwartet. Bei den Finanzierungskosten lag der Zielkorridor für das Gesamtjahr bei 175 bis 200, jetzt sollen es bis maximal 210 bps werden.

Die Cost-Income-Ratio wird mit 40 bis 45 Prozent angegeben. Das ist weiterhin stark. 

Beim Umsatz erwarten die Analysten im Gesamtjahr 2023 ein Wachstum von 7,1 Prozent für 2023 im Vergleich zum Vorjahr. Der Reingewinn soll laut Bloomberg Consensus dieses Jahr um 20,3 Prozent wachsen.

Positiv: Die höheren Zinsen haben eine positive Auswirkung auf die Zinsmarge. Die Finanzierungskosten sind zwar gestiegen, die Zinseinnahmen  konnten aber noch deutlicher gesteigert werden. Das führt zu einem solidem Umsatzwachstum. Die Bank ist gleichzeitig dank digitaler Kreditvergabe kosteneffizient aufgestellt.

Negativ: Nach dem Gewinneinbruch im vierten Quartal blieb auch das erste Quartal von zusätzlichen Abschreibungen nicht verschont. Der Konsensschätzung für das Gesamtjahr wäre bei weiteren Abschreibungen in Gefahr. Die Begründung für die überraschend deutlich höheren Rückstellungen für faule Kredite wurden – neben dem Auslaufen der Covid-Schonfrist für Kreditzahlungen – lapidar mit schlechteren wirtschaftlichen Aussichten begründet.

My Take: Die Bank hat mit ihrer unerwarteten Abschreibung im vierten Quartal 2022 an den Märkten Kapital verspielt. Das erste Quartal war durch ein solides Wachstum, aber auch eine weitere Bereinigung fauler Krediten geprägt. Das soll laut Management nun abgeschlossen sein. 

Die Kasikorn Aktie ist nach der Kurskorrektur auf Basis der aktuellen Analystenschätzungen für dieses Jahr mit einem KGV von 7 durchaus moderat bewertet.

Allerdings wird das Management in den nächsten Quartalen beweisen müssen, dass die Problematik der faulen Kredite jetzt wirklich unter Kontrolle ist.

Abonniere hier unseren kostenfreien Newsletter

Disclaimer

EM Digital Leaders und/oder der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von den genannten Unternehmen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

Autor

  • Steffen Gruschka

    Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

Picture of Steffen Gruschka

Steffen Gruschka

Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

Aktuelle Beiträge

2 Antworten

  1. Hallo Herr Gruschka,

    danke für das Update. Kaspi ist meine größte Position im Depot, unglaublich gute Firma, gute Ergebnisse. Habe damals bei den riesigen Kursverlusten tapfer 3-mal nachgekauft, jezt schon schön im Plus, plus Dividenden. Hoffentlich kann die Firma in anderen Staaten auch expandieren, davon habe ich noch nicht viel gehört.
    Danke für die Arbeit, Sie haben meine Aufmerksamkeit auf die Aktie gesetzt, nach der Analyse habe ich gekauft.

    VG

    Zoltan

    1. Hallo Zoltan,
      richtig gemacht. Die Dividende dürfte auch nicht weiter steigen. Die Auslandsexpansion dauert länger als erwartet, aber es ist mir lieber, als eine Fehlinvestition.
      Ich wünsche Dir und uns einen steigenden Kaspi Aktienkurs 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Neueste Beiträge

Tags

Neuste Kommentare

Twitter

Instagram